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Achillessehnenriss: Ursache, Symptome und Behandlung im Überblick

Kommentar schreiben Aktualisiert am 16. Oktober 2017

Ein lauter Knall gefolgt von stechendem Schmerz: Die Achillessehne ist die kräftigste Sehne des menschlichen Körpers, doch auch sie kann reißen. Starke sportliche Beanspruchung, Abnutzung oder eine Grunderkrankung gelten als Risikofaktoren. Wird der Sehnenriss rechtzeitig behandelt, heilt die Verletzung meist ohne Komplikationen aus – die Leistungsfähigkeit kann wieder hergestellt werden.  Sie wird in extremen Situationen mit dem 15-fachen des eigenen Körpergewichts belastet, hält großen Stoß- und Zugkräften stand und gibt uns die Fähigkeit zu Gehen – die Achillessehne. Mit einer Länge von etwa zehn bis zwölf Zentimetern ist sie eine der größeren und die stärkste Sehne des Körpers. Sie verbinden das knöcherne Fersenbein (Os Calcaneus) mit dem Wadenmuskel (Musculus Triceps Surae). Dadurch ist es uns möglich die Fußspitze nach unten zu senken, etwa beim Zehenspitzenstand oder beim Drücken eines Pedals. Doch auch diese Sehne kann reißen. Meist sind Sportler von einem Achillessehnenriss betroffen. Männer zwischen 30 und 50 Jahren sind die häufigsten Patienten mit dieser Verletzung. Jedes Jahr trifft es rund 10 von 100.000 Menschen. Die Sehne reißt meist im weniger durchbluteten mittleren Bereich, der sogenannten Taille.

Ursache für einen Achillessehnenriss: Abrupte Bewegungen unter Belastung

Der größte Risikofaktor für einen Riss der Achillessehne ist Sport. Durch abrupte Bewegungen, Stopps, Sprints oder Richtungswechsel wirken enorme Kräfte auf die körperlichen Strukturen des Bewegungsapparats. Eine gesunde Achillessehne reißt allerdings nur sehr selten: In den meisten Fällen liegt bereits eine Schädigung der Sehne durch minimale Verletzungen - kleinste Einrisse im Gewebe oder einer Reizung der Sehne – vor. Auch mit dem steigenden Lebensalter steigt die Verletzungsgefahr: Das Sehnengewebe verliert im Laufe der Jahre seine Flexibilität und wird anfälliger für Schäden. Oft sind es Männer im mittleren Alter, die nach einer längeren Pause wieder ins sportliche Geschehen eingreifen wollen und eine zu hohe Intensität anschlagen, die mit einem Achillessehnenriss im Krankenhaus landen. Vor allem reaktive Sportarten wie Tennis, Squash, Handball, Fußball oder auch Turnern sind risikoreich.

Symptome eines Achillessehnenrisses: Zehenstand nicht mehr möglich

Meist tritt ein Achillessehnenriss während einer Belastungsspitze auf, sprich während eines kurzen Zwischensprints, eines Sprunges oder eines schnellen Richtungswechsels. Oft ist ein deutlicher, peitschenähnlicher Knall zu hören, wenn die Sehne reißt. Betroffene empfinden den Moment meist,  als würde ihnen jemand in die Ferse treten. Es folgen starke Schmerzen im Bereich der Ferse und der Wade. Gehen ist nach einem Riss der Achillessehne nicht mehr, oder nur unter starken, stechenden Schmerzen möglich. An der Rückseite des Sprunggelenks und an der Wade kann es zu Schwellungen kommen. Die „fehlende“ Sehne kann in manchen Fällen als Lücke unter der Haut ertastet werden. Ein eindeutiges Symptom der Verletzung ist, dass der Zehenstand nicht mehr möglich ist. Im Bereich des Risses kann sich ein Bluterguss bilden.

Anriss, Ausriss oder Achillodynie?

Neben einem kompletten Riss der Achillessehne können auch andere Verletzungen diese Symptome auslösen. Von einer Achillodynie sprechen Ärzte, wenn die Achillessehne durch kleinste Einrisse permanent entzündet und gereizt ist. Die Achillodynie führt zu chronischen Schmerzen im Bereich der Sehne und kann einen Riss begünstigen. Reißt die Achillessehne nur teilweise, ist von einem unvollständigen Anriss die Rede. Außerdem kann es durch die Krafteinwirkung und die abrupten Bewegungen zu einem Ausriss aus der Ferse mit Knochenanteilen kommen. Hierbei reißt nicht die Sehne an sich, sondern ein Stück des Fersenbeins bricht aus und die Sehne hat keinen Halt mehr. Alle drei Verletzungsschemen können zu ähnlichen Symptomen führen.

Behandlung einer Achillessehnenverletzung: PECH-Regel als Sofortmaßnahme

Direkt nach der Verletzung sollte die PECH-Regel als erste Behandlungsmaßnahme angewandt werden. Das bedeutet: P – Pause: Die Aktivität sollte sofort eingestellt werden (meist geschieht das ohnehin schmerzbedingt) E – Eis: Die verletzte Ferse kühlen C – Compression: Ein Druckverband kann eine Schwellung verhindern H – Hochlagern: Der Rückfluss des Blutes wird verbessert, der Blutdruck auf die Verletzung verringert. Die Betroffenen suchen nach einem Achillessehnenriss meist die Notaufnahme eines Krankenhauses auf. Wenn nicht, ist der Gang zum Orthopäden oder Unfallchirurgen unumgänglich.

Diagnose Achillessehnenriss: Ultraschall bringt Klarheit

Mit einigen Untersuchungsmethoden wird der Orthopäde oder Unfallchirurg zunächst andere Verletzungen oder weitere Schäden am Bewegungsapparat ausschließen. Eine gründliche Anamnese (Befragung des Patienten) ist meist der erste Hinweis auf einen Achillessehnenriss. Der sogenannte Thompson-Test ist ein deutlicher Hinweis auf einen Sehnenriss. Dabei liegt der Patient bäuchlings auf einer Liege, die Füße hängen über. Drückt der Arzt den Wadenmuskel stark zusammen, hebt sich im Normalfall der Fuß automatisch an (streckt sich weg vom Körper; ähnlich Zehenstand). Bei einer durchtrennten Achillessehne bleibt dieser „Reflex“ aus. Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) zeigt dem Mediziner deutlich die entstandene Lücke zwischen den Sehnenfragmenten. Hier kann meist ein Anriss von einem kompletten Riss unterschieden werden. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann dem Arzt ein deutlicheres Bild der verbliebenen Strukturen liefern. Hier wird sichtbar, ob die Enden der Sehne ausgefranst sind und wie weit die beiden Stücke auseinander liegen. Eine Röntgenaufnahme kann zeigen, ob das knöcherne Fersenbein Schaden genommen hat. Alle Untersuchungen helfen dabei die geeignete Therapie herauszufiltern.

Behandlung Achillessehnenriss: Fragmente werden vernäht

Ist die Achillessehne gerissen sind mehrere Behandlungswege möglich. Bei jungen und gesunden Patienten ist eine Operation meist das Mittel der Wahl. Bei dem minimalinvasiven Eingriff wird über zwei Schnitte in der Wade das Operationswerkzeug eingeführt und die beiden Enden der Sehne wieder miteinander vernäht oder verklebt. Der minimalinvasive Eingriff kann unter Umständen in  einer offenen Operation enden, wenn die Sehnenfragmente weit auseinander liegen. Auch kann es sein, dass sich die Sehne nicht gut vernähen oder kleben lässt. Dann verstärken die Ärzte die Achillessehne mit Anteilen der derben Muskelhülle oder einer anderen körpereigenen Sehne. Die Operation kann unter einer Vollnarkose, einer regionalen Narkose oder einer örtlichen Betäubung erfolgen. Unabhängig von der Art des Eingriffs muss der Patient im Anschluss mehrere Wochen lang einen stabilisierenden Gipsverband tragen. Später folgt die Behandlung mit einem speziellen Stützschuh mit leicht erhöhter Ferse. Dadurch wird die operierte Ferse entlastet. Nach und nach wird die Höhe des Absatzes verringert bis der Patient wieder normal gehen kann.

Alternative Behandlung: Konservative Therapie ohne Operation

Ein operativer Eingriff muss allerdings nicht sein: Ein Riss der Achillessehne kann konservativ behandelt werden. Für ältere Patienten oder solche, bei denen eine Operation ein großes Risiko darstellt ist die konservative Behandlung eine gute Alternative. Als Sofortmaßnahme wir das Bein entlastet und für mehrere Wochen in einem Gips stabilisiert. Dabei wird das Bein mit gestrecktem Fuß fixiert. So liegen die Enden der gerissenen Sehne näher beieinander und können leichter wieder zusammenwachsen. Wie auch nach einer OP folgt nach dem Gipsverband ein spezieller Schuh mir erhöhter Ferse. Nach und nach wird die Höhe des Absatzes reduziert. Welche Therapie geeignet ist muss mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Kein Patient gleicht dem anderen und jeder Achillessehnenriss ist verschieden, sodass keine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann.

Prognose nach der Verletzung: Nach einem Jahr wieder voll belastbar

Ob nach einer Operation oder einer konservativen Behandlung: Erst einmal ist Schonung angesagt. Sechs bis acht Wochen lang ist der Fuß im Gips oder Schuh fixiert und kann nur leicht belastet werden. Es ist wichtig, baldmöglichst mit der Physiotherapie zu beginnen, damit die Muskulatur nicht verkümmert. Leichte Beschwerden beim Gehen oder unter Belastung sind in dieser Phase normal. Auch ein wackeliges Gefühl auf den Beinen kann sich über eine längere Zeit halten. Nach zwei bis drei Monaten kann nach genauer Absprache mit dem behandelnden Arzt meist wieder mit leichter sportlicher Belastung begonnen werden. Dabei sollten Betroffene darauf achten nicht mit zu hoher Intensität ins Training zu starten – das Leistungsniveau von vor der Verletzung wird zunächst nicht erreicht. Nach einem halben Jahr sollte der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt sein. Bei der Abschlussuntersuchung wird der Arzt den Patienten bitten sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Ist dies wieder problemlos möglich, gilt der Achillessehnenriss als ausgeheilt. Bis das der Fall ist kann mitunter ein ganzes Jahr vergehen. Probleme im Alltag oder bleibende Schäden hinterlässt die Verletzung in der Regel nicht.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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