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Angina Pectoris: Das Gefühl von Enge in der Brust

Kommentar schreiben Aktualisiert am 03. Mai 2018

Angina pectoris - aus dem Lateinischen „angor“ für „Enge“, „Beklemmung“ und „pectus“ für „Brust“, „Herz“ – ein Leitsymptom, welches sich klinisch in retrosternale Schmerzen und einem einengenden Druckgefühl äußert. Die Angina pectoris kann sowohl stabil als auch instabil sein. Worin liegt der Unterschied? Wie kann eine Angina pectoris diagnostiziert werden? Und welche therapeutischen Maßnahmen sind zu treffen? Mehr zum Thema Angina pectoris im folgenden Beitrag.

Angina pectoris

Als Angina pectoris, umgangssprachlich manchmal auch als Engbrüstigkeit bezeichnet, beschreibt einen meist anfallsartig auftretenden Schmerz, retrosternal bzw. thorakal gelegen, mit ausstrahlendem Charakter, welcher durch eine Verengung der Herzkranzgefäße und damit einer mangelhaften Blutversorgung des Herzens ausgelöst wird. Die Angina pectoris gilt als das Kardinalsymptom oder Leitsymptom der koronaren Herzkrankheit, kurz KHK. Bei gestörter Blutversorgung des Herzmuskels kommt es zum Angina-Pectoris-Anfall mit einer typischen Schmerzattacke. Meist dauern die Schmerzen nur wenige Minuten an und können im Ruhezustand auch wieder vergehen. Wegen der sehr verschiedenen Ausstrahlungsrichtungen werden sie oft nicht eindeutig charakterisiert und können missgedeutet werden, beispielsweise als Magenschmerzen, Zahnweh oder Gelenkschmerzen. Treten die Anfälle jedoch in Abhängigkeit von körperlicher Belastung häufiger auf, ist der Verdacht meist eindeutig. Zu unterscheiden ist die stabile Angina pectoris, eine reproduzierbare Symptomatik ohne Anhalt für eine klinische Progredienz, von einer instabilen Angina pectoris, bei welcher Schmerzen auch in Ruhe auftreten, an Dauer und Häufigkeit zunehmen und auf Medikamente, die gefäßerweiternd wirken, nur unzureichend ansprechen. In diesem Fall besteht akute Herzinfarktgefahr, ein vollständiger Verschluss eines Herzkranzgefäßes, der eine Schädigung des Herzmuskelgewebes zur Folge hat. Im medizinischen Fachjargon wird die instabile Angina pectoris auch mit dem akuten Koronarsyndrom assoziiert.

Angina pectoris: Beschwerden durch verengte Herzkranzgefäße

Ein Angina pectoris Anfall mit einer typischen Schmerzattacke kann sich unter anderem folgendermaßen äußern:

  • plötzlich auftretender, starker Schmerz in der Herzgegend, oft ausstrahlend zur linken Schulter, zum Hals, Kiefer, Rücken, Bauch sowie in den linken Arm
  • Schmerzcharakter: brennend, drückend, einengend, stechend, dumpf
  • manchmal auch nur: leichter Druck in der Herzgegend
  • Pulsbeschleunigung
  • Kühle, Blässe, oft schweißbedeckte Haut
  • Unruhe
  • Angstgefühl
  • Erstickungsgefühl
  • vegetative Begleitsymptomatik

Handelt es sich um eine stabile Angina pectoris klingen die Symptome nach kurzer Zeit, in der Regel nach zehn Minuten wieder ab oder nach Gabe von Nitroglycerin innerhalb von zwei Minuten. Ein sekundenweiser auftretender, nur kurzer Brustschmerz wird im Übrigen nicht als Angina pectoris bezeichnet. Die Ursache für die Verengung des Herzkranzgefäße kann verschiedener Art sein. Zu den Auslösern zählt man unter anderem:

  • seelische oder körperliche Belastungen, die in einer gesteigerten Herzarbeit münden
  • Kälteexposition
  • geblähter Magen (Roemheld-Syndrom): große Mahlzeiten gelten als häufiger Trigger

Beim älteren Menschen handelt es sich meistens um arteriosklerotische (verkalkende) Prozesse in den Herzkranzgefäßen (Koronarsklerose), die durch Kalkablagerungen an den inneren Gefäßwänden zu einer Einengung des Blutgefäßes führen. Häufig liegt hier eine mehr als 70%ige Stenose von mindestens einem bedeutenden Herzkranzgefäß zugrunde. Bei diesen organisch verengten Herzkranzgefäßen werden die Beschwerden vor allem dann in Erscheinung treten, wenn das Herz infolge zusätzlicher Belastung einen erhöhten Blutbedarf aufweist, also zum Beispiel nach körperlicher Anstrengung. Es kann sich aber auch um nervöse Störungen handeln, die eine vorübergehenden krampfartige Verengung der Herzkranzgefäße bewirken. Bei dieser funktionellen Herzkranzverengung werden sich die Anfälle häufig im Zusammenhang mit seelischen Erregungszuständen einstellen.

Stabile Angina pectoris: Stadieneinteilung

Die Klassifikation der stabilen Angina pectoris in klinische Schweregrade ist von der Canadian Cardiovascular Societyentwickelt worden und lässt sich in vier Schweregrade unterteilen,

  • Grad 0: Asymptomatische Ischämie
  • Grad I: Beschwerden bei schwerer körperlicher Belastung
  • Grad II: Geringe Symptomatik bei normaler körperlicher Aktivität
  • Grad III: Erhebliche Symptomatik bei normaler körperlicher Aktivität
  • Grad IV: Beschwerden bereits bei geringer Belastung und/oder in Ruhe

Diagnostik: Anamnese und körperliche Untersuchung

Es erfolgt eine sorgfältige Aufnahme der Krankengeschichte durch den Arzt: In einem Anamnesegespräch werden die Art der Beschwerden, die Einschätzung der körperlichen Belastbarkeit erfragt und die Risikofaktoren erfasst. Meist ist die körperliche Untersuchung unauffällig, allerdings können Hinweise auf eine arteriosklerotische Gefäßerkrankung geliefert werden:

  • Fehlen der Fußpulse
  • Strömungsgeräusche über den Karotiden („Halsschlagadern“)

Ein EKG, Belastungs-EKG sowie Langzeit-EKG kann weitere Hinweise liefern. Das EKG in Ruhe ist bei einer stabilen Angina pectoris meist unauffällig, sofern keine weitere Pathologie vorherrschend ist. Wird ein Belastungs-EKG durchgeführt, so wird geprüft, ob sich das Herz-Kreislauf-System bei einer kontrollierten körperlichen Belastung – meist mittels Fahrrad-Ergometer – anpassen kann oder es zu einem Neuauftreten bzw. zu einer Verstärkung der Angina-pectoris-Beschwerden aufgrund des einhergehenden erhöhten kardialen Sauerstoffbedarfs kommt. Weitere diagnostische Maßnahmen sind nuklearmedizinische Untersuchungen des Herzmuskels, Echokardiographie und in notwendigen Fällen kann es auch zum Einsatz einer Koronarangiographie kommen.

Wie wird eine Angina pectoris behandelt?

Im Anfall selbst bringt die Anwendung eines Nitrosprays sehr oft schlagartige Hilfe. Die Therapie arteriosklerotisch bedingter Erkrankungen ist in nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapieansätze zu unterteilen. Die nichtmedikamentöse Behandlung besteht darin, eine Gewichtsreduktion und diätische Maßnahmen (salz- und fettarme Ernährung) anzustreben, ein moderates körperliches Ausdauertraining zur Verbesserung der kardiovaskulären Compliance sowie dem vollständigen Verzicht auf Tabakkonsum, da dieser die Entwicklung der Gefäßschäden begünstigt und die wichtigste therapeutische Einzelmaßnahme bei Patienten mit Gefäßerkrankungen darstellt. Neben den Maßnahmen der gesunden Lebensweise erfordert die Behandlung der Angina pectoris eine ärztliche Therapie mit Medikamenten, die den Sauerstoffbedarf des Herzens senken und die Durchblutung des Herzmuskels verbessern. Zusätzlich werden Präparate verabreicht, die die Blutgerinnung dahingehend beeinflussen, dass eine Ausbildung von Blutgerinnsel und damit die Entstehung von Herzinfarkten in den Herzkranzgefäßen verhindert werden. Der behandelnde Arzt berät, welche Medikamente im Notfall angewendet werden können und welche kontinuierlich eingenommen werden müssen, beispielsweise Betablocker, Kalziumantagonisten, ACE-Hemmer, Acetylsalicylsäurepräparate. Eine Heilung der Arteriosklerose ist nicht möglich. Die Erkrankung und ihre möglichen Komplikationen können nur „entschärft“ werden. Operativ kann auch ein künstlicher Umgehungskreislauf (Bypass-OP) angelegt werden, damit die Engstelle der Koronararterie durch ein zwischengeschaltetes Venenstück überbrückt wird. Mitunter kann auch eine Katheteraufweitung der entsprechenden Gefäßverengung genügen (PTCA = perkutane transluminale Koronararterien Aufweitung).

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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