Akne inversa: schmerzhaftes Tabuthema
Entzündete Stellen an den Achseln, der Leiste, dem Genitalbereich und unter dem Busen: Akne inversa ist eine entzündliche Hauterkrankung, die einen großen Leidensdruck für Betroffene darstellt. Bis zur Diagnosestellung vergeht häufig viel Zeit – das Erscheinungsbild der Krankheit ähnelt anderen Beschwerden. Eine komplette Heilung ist derzeit nicht möglich. Bei dem Wort Akne denken viele an Hautunreinheiten und Pickel im Gesicht. Doch nicht nur Kinn, Nase und Stirn sind von entzündlichen Abszessen betroffen: Bei der sogenannten Akne inversa bilden sich Eitersammlungen vor alle im den Achselhöhlen und der Genitalregion. Vor allem Körperareale, bei denen Haut auf Haut trifft (zum Beispiel die Falte unter der weiblichen Brust) können das Krankheitsbild aufzeigen. Akne inversa betrifft vermutlich etwa jede 100. Person. Durch die betroffenen Hautregionen und die Scham vor der Offenbarung wird allerdings eine hohe Dunkelziffer an Betroffenen vermutet. Außerdem ist das Krankheitsbild auch unter Medizinern nicht flächendeckend bekannt, sodass immer wieder Fälle nicht diagnostiziert werden. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 20. Und 30. Lebensjahr erstmals auf. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Akne inversa: entzündliche Abszesse und Fisteln
Akne inversa entsteht, wenn sich die Haarwurzel und die dazugehörige Talgdrüse entzündet. Betroffen sind die dickeren, dunklen Terminalhaare im Achsel- und Schambereich. Die Talgdrüse an der Haarwurzel sorgt normalerweise dafür, dass die Haut nicht austrocknet. Beim Krankheitsbild der Akne inversa entzündet sich diese Struktur. Es bildet sich zunächst ein deutlich tastbarer Knoten unter der Haut. Dieser Knoten mutet wie ein großer Mitesser an und wird auch als Riesenkomedon bezeichnet. Eine Überproduktion der hornbildenden Zellen ist eine mögliche Ursache für die Entzündung. Der Talgkanal verstopft und das Sekret staut sich zurück – ein idealer Nährboden für Bakterien und andere Keime. Durch kleinste Hautverletzungen (etwa bei einer Rasur) gelangen Bakterien von der oberen Hautschicht in den Hohlraum. Durch die Vermehrung der Keime entsteht ein eitriger Abszess – der Körper versucht dieses Areal abzukapseln. Wird der Druck im Inneren des Abszesses zu groß, entleert sich der Eiter in umliegendes Gewebe. So entstehen Fistelgänge, der Eiter sucht einen Weg aus dem Körper heraus.
Symptome von Akne inversa: deutliche Hautveränderungen
Die Entzündungen und Eitersammlungen sind sehr schmerzhaft. Je nach Größe und Ausprägung der Akne kann die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sein. Die Haut erscheint rötlich und kann durch die Eiteransammlung anschwellen. Tritt Eiter aus der Wunde aus, ist das mitunter mit einem unangenehmen Geruch verbunden. Enge Kleidung kann die Beschwerden verstärken: Scheuern die Klamotten auf der empfindlichen Haut, entstehen Schmerzen. Zu den körperlichen Symptomen kommt erhebliches Unwohlbefinden. Viele Betroffene ekeln sich vor dem eigenen Körper. Die offenen Hautareale können Nässen und die Kleidung beschmutzen. Ausgeprägtes Schamgefühl und Isolation können die Folge einer Akne inversa sein. Man unterscheidet drei Krankheitsstadien (nach Hurley), sie sind wie folgt gekennzeichnet. Stadium 1: einzelne Abszesse, keine Fisteln, keine Vernarbung Stadium 2: wiederkehrende Abszesse, Bildung von eitergefüllten Fistelgängen, Vernarbung Stadium 3: großflächige Abszesse, zahlreiche und miteinander verbundene Fistelgänge, starke Vernarbung
Risikofaktoren für Akne inversa: Rauchen und Übergewicht
Warum genau die Erkrankung bei einigen Menschen im jungen Erwachsenenalter auftritt ist nicht klar. Akne inversa tritt allerdings familiär gehäuft auf, sodass von einer genetischen Veranlagung auszugehen ist. Rauchen und Übergewicht sind Faktoren, die das Risiko der Hautkrankheit erhöhen. Wer an den entzündlichen Abszessen leidet, sollte das Rauchen aufgeben und sein Gewicht normalisieren. Dadurch kann oftmals eine Verbesserung der Symptome erzielt werden. Auch wer häufig viel schwitzt neigt zu Entzündungen der Haut. Übertrieben oder vernachlässigte Körperhygiene kann das Leiden hervorrufen oder verstärken. Ebenso können sich psychische Probleme auswirken und die Hautkrankheit verursachen. Seelischer Stress und psychische Krankheiten können mitunter den Verlauf der Erkrankung negativ beeinflussen.
Langer Weg zur Diagnose
Viele Patienten durchlaufen einen langen Weg zur Diagnose Akne inversa. Da die Symptome anderen Krankheitsbildern ähneln, kann es zu Verwechslungen kommen. Eine Entzündung der Schweißdrüsen im Achselbereich äußert sich ähnlich wie Akne inversa. Sollten Veränderungen der Haut auffallen, Schmerzen oder Spannungsgefühl auftreten und entzündete Pickel am Gesäß, dem After, unter der Brust, in der Leistenregion oder unter den Achseln vorkommen, sollte ein Arzt die Lage beurteilen. Der Hausarzt ist zunächst der richtige Ansprechpartner. Er kann durch die gründliche Anamnese und die körperliche Untersuchung die Beschwerden einschätzen und gegebenenfalls an einen Experten überweisen. Erfahrene Dermatologen können die Erkrankung diagnostizieren. Viele Patienten leiden unter der Ungewissheit, bis die Diagnose ihren Beschwerden einen Namen gibt. In diesem Fall kann eine psychologische Betreuung helfen.
Behandlung von Akne inversa: Antibiotikum, Bestrahlung und Operation
Eine Heilung von Akne inversa ist nicht vollständig möglich. Die Entzündungen können immer wiederkommen. Zu Beginn der Erkrankung kann ein Antibiotikum die entzündlichen Prozesse verlangsamen und so das Fortschreitend er Hauterkrankung verhindern. Eine langfristige Lösung ist die Einnahme von Antibiotika allerdings nicht – es kann eine Wirkstoffresistenz entstehen. Haben sich ausgeprägte Eitergänge unter der Haut gebildet, müssen diese operativ eröffnet werden, damit der Eiter abfließen kann. Das verschafft in einem frühen Krankheitsstadium Linderung. Der Druck auf das Gewebe und damit die Schmerzen lassen nach. Ist die Krankheit weit fortgeschritten, muss das gesamte geschädigte Gewebe – und damit die obersten Hautschichten – entfernt werden. Dazu gibt es verschiedene Operationsverfahren. Je nach Größe und Lage der entfernten Körperareale kann die Wunde einfach vernäht werden, oder eine Transplantation von gesunder Haut ist notwendig, Seit einiger Zeit besteht eine dritte Behandlungsoption: Lasern. Die Fisteln und Abszesse können mittels Bestrahlung verkleinert werden. Außerdem soll die Entstehung von neuen Entzündungsherden durch die Therapie verhindert werden. Spezialisierte Hautarztpraxen und Kliniken bieten diese Methode inzwischen deutschlandweit an. Die Kosten müssen die Patienten bislang noch selbst tragen.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.