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Alternative Medizin in Europa: Die Einheit von Körper, Geist und Seele

Kommentar schreiben Aktualisiert am 07. März 2019

Alternative Medizin bezeichnet in dieser Serie von Texten zur „Alternativen Medizin in Europa“ all solche Verfahren, die der Gesundheit auf natürliche Art helfen können. Dazu zählen neben den Elementen dieser Erde auch chemische und physikalische Erscheinungen aus unserer Natur, die mit dem menschlichen Körper zusammenhängen, etwa der von Magnetfeldern. Heute muss man bei der medikamentösen Aufbereitung der Stoffe freilich genauer hinschauen: Handelt es sich wirklich um natürliche Bestandteile? Ist das wirklich noch bio-logisch? Oder wurden die Stoffe bereits synthetisch verändert? In diesem Text gehen wir allerdings optimistischer weise davon aus, dass die beschriebenen alternativen Heilmethoden naturbelassene Stoffe verwenden.

 

Kurze Einleitung: Alternative Medizin in Europa

 

Die Alternative Medizin in Europa geht davon aus, dass Körper, Geist und Seele des Menschen eine eng verflochtene Einheit bilden. Sie geht ebenso wie die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) und die Alternative Medizin in Asien davon aus, dass der Körper bei einer Harmonie dieser drei Bereiche gesund und bei einer Dysharmonie dieser drei Bereiche ungesund lebt. Wird also beispielsweise der Körper betont, aber Geist und Seele vernachlässigt, leiden diese beiden Bereiche und können nach längerem „Ungleichgewicht“ letztlich auch den Körper krank machen. Die Alternative Medizin in Europa geht überwiegend auf den griechischen Arzt Hippokrates zurück. Seine Devise war die, dass die Natur der beste Arzt sei und der Arzt den menschlichen Körper nur in seiner selbstheilenden Natur unterstützen müsse. Die Alternative Medizin in Europa geht heute jedoch wieder sehr verstärkt auf die Naturwissenschaften zu. Denn Naturheilkunde und Naturwissenschaften schließen sich keinesfalls aus, sondern ergänzen einander idealerweise.

 

Ableiten von Körperfüssigkeit

 

Das Ableiten dient dazu, im Körper gestaute Körperflüssigkeiten (Blut, Lymphflüssigkeit) in weniger mit diesen Flüssigkeiten gefüllte Gefäße zu überführen. Nehmen wir einmal die klassische Fiebersenkung vieler Mütter durch kühle Beinwickel. Eben genau dies ist das Prinzip des Ableitens! Dabei wird das Blut oder die Lymphflüssigkeit vom Kopf abwärts in tiefergelegene Bereiche wie Brust, Bauch, Arme oder Beine abgeleitet. In wenigen Ausnahmen wie bei Krampfadern wird dagegen anders herum verfahren, indem das Blut aus den Beinen in höhergelegene Bereiche wie Oberschenkel, über Bauch und Brust in die Arme zurückgeleitet wird. Auch das Anregen der Regelblutung bei Menstruationsstörungen zählt zur Ableitung. Dabei wird Blut aus anderen Körperbereichen idealerweise vermehrt zur Gebärmutter geleitet, um das Ablösen der Gebärmutterschleimhaut zu erleichtern.

 

Das Prinzip des Ableitens wird so erklärt, dass viele Erkrankungen entzündliche Leiden sind oder auf Herz-Kreislauf-Störungen zurückgehen. Das führt dazu, dass bestimmte Gefäße des Körpers gestaut oder überbelastet werden.

 

Ableitende Maßnahmen sollen zudem auch die Körperabwehr stärken, indem ja in der Lymphflüssigkeit und im Blut Krankheitserreger, Schadstoffe und Ähnliches enthalten sind, welche durch das Ableiten wieder eine Balance im Körper gebracht werden. Schadstoffe würden so leichter ausgeschwemmt und Schlacken des Stoffwechsels besser ausgeschwemmt. Dass der Wärme-Regulationsmechanismus bei Fieber und gewebeschädigende Wärme bei Entzündungen zu Überlastungen des Körpers führen, stellt ein weiteres Prinzip der Ableitverfahren dar. Durch kühlende Verfahren wie Kühlkompressen, Wasserwickel um die Beine wird die Wärme in diesen Fällen besser ausgeleitet und der gesamte Körper dadurch entlastet. Methodisch soll man beim Ableiten in der richtigen Reihenfolge verfahren, um schwere Kreislaufbeschwerden zu vermeiden. Beispielsweise dürfen Ödeme in den Gliedmaßen nach einer Operation nicht wahllos in die falschen Gewebe abgeleitet werden, um keine Nerven- und Gewebeschäden zu erzeugen. Bei Ohnmächtigen mit Blässe solle z.B. der Kopf nach unten gelagert werden – bei Ohnmächtigen mit rotem Kopf keinesfalls. Daher sind auch in den Kopf leitende Umkehrübungen des Yoga bei bestimmten Zuständen unangebracht.

 

Zu Maßnahmen des Ableitens zählen das Schröpfen, der Aderlass, die Lymphdrainage und bestimmte Formen der Massage. Laut den Verfasserinnen eines Buchs über Naturheilweisen, Margaret Minker und Renate Scholz, können auch Übungen der Konzentration wie Yoga und Meditation ableitend wirken. Vom Kopf und Hals in die Brust wird über einen Schal abgeleitet, in den Bauchraum wird über Halbbäder und Lendenwickel abgeleitet, in die Arme wird durch Armbänder und Armwickel abgeleitet und in Beine/Füße durch Wadenwickel, Barfußlaufen, nasse Socken, Kneipp-Therapie und etwa Tautreten.

 

Anthroposophische Medizin, Selbstheilungskräfte des Körpers

 

Anthroposophisches Denken (anthropos = Mensch) geht im Wesentlichen auf den Österreicher Rudolph Steiner (geb. 1861) zurück. Seine Betrachtung der Geisteswissenschaft entwickelte die sogenannte „neue Menschenkunde“ sollte das damals vorwiegend naturwissenschaftliche Denken der Ärzte komplementieren. Anthroposophen betrachten Krankheit nicht als persönliches Unglück, sondern als Möglichkeit der Lebenserfahrung und damit Verbesserungsmöglichkeit des eigenen Lebens. Das Prinzip der anthroposophischen Medizin geht laut Steiner auf vier Wesensglieder des Menschen zurück  - Leib, ätherischer Leib, Seele und Geist – die in enger Beziehung zueinander stehen. Krankheit und Gesundheit gehen also auf das ineinander übergehende Wechselsystem von Leib, Seele und Geist zurück. Laut Steiner ist jeder Mensch immer „etwas mehr“ oder „etwas weniger“ krank oder gesund. Besonders hilfreich sei es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stärken. Steiner entwarf ein „denkendes System“ (Nerven- und Sinnsystem), ein „Energie- und Zellumwandlungssystem (Stoffwechsel, Zellaufbau, Fortpflanzung) und ein „rhythmisches System“ (Gefäße, Herz, Lunge).

 

Zu Maßnahmen der anthroposophischen Medizin zählen eine „lakto-vegetabile“ Ernährung, als milder Form des vegetarischen Lebensstils. Fleisch und Eier sollen möglichst selten gegessen, Getreide bevorzugt, Lebensmittel sollen idealerweise biologisch-dynamisch angebaut werden. Denn Lebensmittel, die besonders viele geistig-seelische Inhalte transportieren können, sollen die Bildkräfte“ des Menschen stärken. Heilmittel sollten idealerweise natürlicher Art – sprich natürlich pflanzlichen, natürlich tierischen oder natürlich mineralischen Ursprungs sein. Die Herstellung anthroposophischer Heilmittel erfolgt nach größtenteils homöopathischer Verfahrensweise. Auch synthetisch hergestellte Heilmittel lehnt die Anthroposophie keinesfalls ab. Eine spezielle Heilform Steiners war die „Heileurhythie“, die versucht, Körper, Geist und Seele durch Tanzformen in einen Gleichklang mit Tönen von Sprache und Musik zu bringen. Diese Tanzform solle nach der Erklärung von Minker/Scholz die im Menschen wohnenden Selbstheilungskräfte wecken. Die Kunsttherapie (Zeichnen, Malen, Gestalten, Musiktherapie) soll ähnlich die schöpferischen und seelischen Kräfte des Menschen wecken und stärken. Dieses Modell geht aber ebenso wie alle anderen alternativen Verfahren davon aus, das es auch medizinische Grenzen dieses Heilversuchs gibt.

 

Aromatherapie für das Wohlbefinden

 

Manchen Menschen genügt ein guter Geruch, um guter Stimmung zu sein. Dieses Prinzip wird in der Aromatherapie nutzbar gemacht. Aromatische Gerüche wirken belebend, steigern das Wohlbefinden und verhelfen kranken und ermüdeten Menschen aus Sicht dieser Therapie zu Erquickung, Anregung, positiver Stimmung.

Die Aromatherapie soll zu Zeiten des eingeschnürten Korsetts ohnmächtig werdenden Frauen verholfen haben, nicht Ohnmächtig zu werden oder schneller zur Besinnung zu kommen. Bereits im alten Ägypten sollen aromatische Düfte eingesetzt worden sein. Im Mittelalter kultivierte die bekannte Äbtissin und Ärztin Hildegard von Bingen die Aromatherapie durch ihr Wissen um viele Heilpflanzen.

Das Prinzip der Aromatherapie gehe darauf zurück, das ein aromatischer und vor allem wohlriechender Duftstoff, der eingeatmet wird, das Befinden eines Menschen bessern soll. Als wohltuende Aromen gelten beispielsweise die Riechmittel Sandelholz, Moschus, Rose als Aphrodisiaka (=sexuell anregende Lockaromen) oder Patschuli (aus dem Kampfer). Es werden wohlriechende Kräuter, Hölzer, Blüten etc. eingesetzt, die aromatisch riechen. Der eingeatmete Duft soll über das Riechzentrum des Gehirns und das daran angeknüpfte Nervensystem eine heilende Wirkung im Körper auslösen. Heute gelten auch Behandlungen mit ätherischen Pflanzenölen und aromatischen Pflanzenessenzen als Form von Aromatherapie.

Maßnahmen der Aromatherapie sind etwa die Inhalation, das Einatmen von Badezusätze oder das Einreiben auf die Haut. Sie können auch in Verbindung mit einer Kneipp-Kur oder durch die Massage einer ätherischen Salbe, ätherischen Creme oder eines ätherischen Öls angewendet werden. Antibakterielle oder antivirale Wirkstoffe von Heilpflanzenölen können nebenbei ihre heilende Wirkung auf Wunden entfalten (Kamillenöl, Arnika, Ringelblume). Aromatische Essenzen gelten auch als hilfreich gegen organische Schwächen von Magen, Darm, Herz, Kreislauf und Nerven (Baldrian, Melisse, Lavendel, Thymian, Salbei, Rosmarin). Als Tropfen eingenommen sollen die Aromen über den Geschmackssinn die Sinne aktivieren und anschließend auf weitere Organfunktionen wirken.

Diese Methode gilt als sehr sanfte Form der Alternativen Medizin. Auch hier beeinflusst sie im Sinne der Ganzheitlichkeit sowohl Seele, Geist als auch den Körper. Das Riechen von Aromen soll einen „psychisch unbestimmten Effekt“ zeigen und das Denken verbessern. Da die Aromaherstellung aufwendig ist, kann die Aromatherapie eine kostspielige Behandlung sein, wenn etwa das Aroma von Rosen verwendet werden soll.

 

Quellenangabe:

 

- Minker, Margaret und Scholz, Renate: Das große Buch der Naturheilweisen. Vorbeugen, helfen, heilen. Aktualisierte Auflage 1996, Gruner + Jahr, Hamburg.

Monika Werner: Mind-Maps Aromatherapie, 3. Auflage, Karl F. Haug Verlag: Stuttgart, 2018.

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apomio-Redaktion
Autor: apomio-Redaktion

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