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Alzheimer: Wie entsteht es und was steckt eigentlich dahinter?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. März 2015

In Deutschland leiden 1,4 Millionen Menschen an der Volkskrankheit Morbus Alzheimer, welche auch in allen anderen entwickelten Industrieländern zu einem ernsten Problem geworden ist. Dank verbesserter Diagnostik wird die Krankheit immer häufiger erkannt. Die Forschung hat allerdings bisher keine Heilung gebracht. Alles über die Erkrankung, die nach dem deutschen Psychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer (1864 – 1915) benannt worden ist.

Morbus Alzheimer

Alois Alzheimer, der auch „Irrenarzt mit Mikroskop“ genannt wurde, machte 1906 folgende Entdeckung: Flecken (Plaques) zwischen den Zellen und fadenförmige Strukturen (Fibrillenbündel) in den Zellen – die ersten biologischen Spuren seiner nach ihm benannten Krankheit, denen zu seinen Lebzeiten wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist.

Damals sah man die Ursache psychischer Erkrankungen nicht im Gehirn, sondern in der Seele, weshalb Sigmund Freuds Psychoanalyse mehr Beachtung fand.

Und auch heute gibt es noch Verfechter, die Morbus Alzheimer nicht als Krankheit betrachten, sondern als einen normalen Alterungsprozess. Sie verlangen, dass weitere Forschungsförderung durch bessere Pflege im Alter ersetzt wird.

[caption id="attachment_4716" align="alignnone" width="600"]Welt-Alzheimertag Filmzitat Welt-Alzheimertag Filmzitat[/caption]

 

Definition Alzheimer

Als Alzheimer-Krankheit oder lateinisch Morbus Alzheimer bezeichnet man die degenerative (funktionsmindernde) Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei welcher es zu einer progressiven (fortschreitenden) Atrophie (Gewebsschwund) des Gehirns kommt.

Im Gehirn bilden sich Eiweißablagerungen, sogenannte Plaques, welche die Zellstabilität angreifen und den Signalfluss innerhalb der Zellen stören, sodass Gehirnzellen absterben und folglich das Gehirn „schrumpft“. Es kommt zu Störungen in der Informationsverarbeitung sowie zum Gedächtnisverlust.

Alzheimer ist unheilbar und hat eine durchschnittliche Krankheitsdauer von sieben Jahren nach der Diagnosestellung.

Im Verlauf der Krankheit führt es zu einem fortschreitenden geistigen Verfall des Betroffenen zu affektiven Störungen, wie beispielsweise Reizbarkeit sowie Wutausbrüche als auch zu intellektuellen Störungen. Zu dem ersten auffälligen Symptom gehört der zunehmende Gedächtnisschwund, welcher bald über die altersbedingte Vergesslichkeit hinausgeht. Die Erkrankten haben Schwierigkeiten sich zeitlich und örtlich zu orientieren; erkennen selbst nächste Verwandte nicht mehr und leiden an auffallenden Wortfindungsstörungen. Das Benehmen des an Alzheimer Erkrankten wird zunehmend schlechter, seine Lebensführung unordentlich, unsauber und verwahrlost bis dieser schließlich ganz auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Der fortschreitende Krankheitsprozess wird dabei für Familienmitglieder als besonders schmerzlich empfunden.

Ursachen zur Entstehung von Alzheimer

Die Entstehung von Alzheimer ist bislang ungeklärt. Einige Theorien versuchen immer wieder Licht in das Dunkel zu bringen. Dabei werden ursächlich krankhafte Veränderungen im Stoffwechsel des Gehirns diskutiert, die eventuell - durch enzymatische Fehlsteuerungen - zu Abbauprozessen mit auffälligem Zellschwund in der Hirnrinde und anderen Hirnarealen führen. Für den Stoffwechsel des Organismus sind Enzyme unentbehrlich und steuern lebenswichtige Reaktionsabläufe.

Andere Wissenschaftler mutmaßen, dass die Ursache für Morbus Alzheimer ein stressbedingtes kurzzeitiges Zusammenbrechen der Sauerstoffversorgung durch Mikrogefäße sein könnte - modernste Untersuchungen mit Hilfe von Computer- und Kernspintomographie können allerdings nicht belegen, dass ein Zusammenhang zwischen Hirnfunktionen und der Schrumpfungstendenz des Gehirns besteht.

Aufsehen erregend ist jedoch, dass die im Rahmen der Krankheit entstehenden Ablagerungen im Gehirn einen vermehrten Aluminiumgehalt aufweisen. Zwar wird Aluminium bislang nicht als eigentliche Ursache für die Erkrankung in Betracht gezogen, es steht jedoch im Verdacht, möglicherweise für ein rasches Fortschreiten von Alzheimer beizutragen.

Wie Alzheimer diagnostiziert wird

Die Diagnose wird nach den Ergebnissen der klinischen Untersuchung durch den Arzt gestellt, ergänzt durch Befunde der Computertomographie des Kopfes.

Im mittleren und im fortgeschrittenen Stadium kommt es bis zu einem zwanzigprozentigem Verlust an Gehirnmasse.

Zum Ausschluss anderer Ursachen der Demenz sollten folgende zusätzliche diagnostische Untersuchungen durchgeführt werden: ein vollständiges Blutbild, Schilddrüsenhormone und der Vitamin B12 Spiegel im Blut. Darüber hinaus werden psychosometrische Testverfahren entwickelt und zur Diagnostik verwendet.

Symptome von Alzheimer

Das zunehmende Auftreten folgender Krankheitszeichen sind sogenannte Warnsymptome:

  • häufige Vergesslichkeit
  • Schwierigkeiten mit alltäglichen Handlungen
  • Sprachstörungen
  • Wortfindungsstörungen
  • Orientierungslosigkeit, beispielsweise sich nicht mehr in der eigenen Wohnung zurecht finden
  • eingeschränkte Urteilsfähigkeit (im Hochsommer Winterkleidung tragen)
  • Gegenstände verlegen und vergessen (Schlüssel im Kühlschrank liegen lassen)
  • Stimmungsveränderungen
  • Verhaltensveränderungen
  • Persönlichkeitsmerkmale verändern sich

Vorkommen von Alzheimer auch bei jüngeren Menschen

Es wird geschätzt, dass heute in der Altersgruppe der über 65-jährigen etwa fünf Prozent und in der Altersgruppe der 85-jährigen bereits 20 Prozent von Morbus Alzheimer betroffen sind. Aber auch jüngere Menschen, weit unter 65 Jahren, können vereinzelt betroffen sein und an der Alzheimer-Krankheit leiden. Der Demenzforscher für Neurodegenerative Erkrankungen, Professor Christian Haas, berichtet dazu: "Dabei handelt es sich immer um eine erbliche Veranlagung". Der Umgang mit jungen Patienten ist oftmals sehr schwierig: Sie stehen im Berufsleben, haben möglicherweise bereits Nachwuchs und müssen Verpflichtungen nachgehen - „Diese Menschen fallen völlig aus dem Alltag!“ so der Professor Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Alzheimer-Therapien

Bislang gibt es keine Therapie, die sich direkt gegen die Ursachen der Alzheimer-Krankheit richtet. Dennoch zeigen sich die Wissenschaftler optimistisch und sind der Ansicht, dass durch gezielte Maßnahmen die Erscheinungen der Alzheimer-Krankheit vorgebeugt bzw. das Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden kann. Unverzichtbar ist eine aktivierende Pflege und Betreuung der Kranken, die in Zusammenhang mit einer langwierigen Übungs- und Trainingsbehandlung zur Aufrechterhaltung der Hirnleistungsfunktion stehen sollte. Geistige und körperliche Anregung sind demnach von großer Bedeutung, denn durch Tierversuche ist bereits wissenschaftlich erwiesen worden, dass dadurch der Verlauf der Krankheit hinausgezögert werden kann.

Auch Medikamente sind bereits vorhanden: Diese sogenannten Nootropica steigern die Funktionstüchtigkeit, indem sie kalziumabhängige Stoffwechselprozesse in den gestörten Nervenzellen normalisieren. Sie können zwar die organisch bedingten Hirnleistungsstörungen nicht vollständig verhindern, können diese aber verbessern und ebenfalls hinauszögern.

Weitere Faktoren, die das Risiko an Alzheimer zu erkranken verringern können, sind neben der geistigen, körperlichen und sozialen Aktivität sich ausgewogen und vitaminreich mit viel Obst und Gemüse zu ernähren und auf cholesterin- sowie fetthaltige Nahrungsmittel zu verzichten.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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