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Aromatherapie - Gesund durch Düfte

Kommentar schreiben Aktualisiert am 11. Mai 2015

Jeder kennt die wohltuende Entspannung eines Lavendelbads, freie Atemwege durch Eukalyptus, Salbei zum Gurgeln und Minzöl, das den Magen aufräumt. Aromaöle finden vielseitigen Einsatz in der Naturheilkunde und für das genussvolle Wellnessprogramm zu Hause. Seit wann werden ätherische Öle eingesetzt, wie wirken sie und in welcher Form können sie angewendet werden? Gibt es Risiken und wer sollte welche Öle nicht verwenden?

Die Geschichte der Aromatherapie

Duftessenzen wurden schon vor 6000 Jahren im Fernen Osten und im Orient eingesetzt. Im Vordergrund stand die Anwendung für rituelle Räucherungen und medizinische Zwecke. Die Ägypter nutzten Mixturen in vielen Bereichen, z.B. zur Einbalsamierung der Toten. Aromaöle wurden schon früh durch Destillation gewonnen. Der älteste Fund eines Destillationsgeräts aus Ton ist 5500 Jahre alt. Während die Herstellungsverfahren und die medizinische Anwendung im Orient weiter entwickelt wurden, ging das Wissen in Europa im Mittelalter unter und wurde nur noch in manchen Klostern, z.B. von Hildegard von Bingen aufrechterhalten. Erst die Schriften des englischen Arztes Nicholas Culpeper (1614-1654) über den Einsatz von Pflanzenölen zu medizinischen Zwecken machte die Methode wieder bekannt.

Als Begründer der heutigen Aromatherapie gilt der französische Chemiker und Parfümeur René-Maurice Gattefossé (1881-1950). Er kannte die heilende Wirkung von Lavendelöl, als er sich bei einer Laborexplosion starke Verbrennungen zuzog, die sich schnell entzündeten. Er behandelte sie mit dem in Wasser verdünnten Öl. Die Wunden verheilten rasch und ohne Narbenbildung. Daraufhin erforschte er intensiv die Wirkung weiterer ätherischer Öle, entwickelte eine antiseptische Seife und fasste seine Ergebnisse in Büchern zusammen, in denen das erste Mal der Begriff Aromatherapie geprägt wurde.

Wie wirken ätherische Öle?

Der eingeatmete Duft gelangt ins Riechhirn und von da zum Ort der Gefühle, dem limbischen System. Dort löst es sofort entsprechende Empfindungen aus, wie Glück, Ekel, Angst, Freude. Vielleicht werden auch Erinnerungen wach an die Kindheit, ein schönes Erlebnis oder eine bestimmte Person. Dann wird der Reiz weitergeleitet zur bewussten Wahrnehmung und Identifizierung des Duftes: Rose, angebrannte Milch, der letzte Urlaub usw.

Daher können Stimmung und Psyche durch den Einsatz entsprechender Düfte nach Wunsch beeinflusst werden, sei es anregend und konzentrationsfördernd oder entspannend und beruhigend. Sie üben auch direkten Einfluss auf den Körper aus. Jeder kennt ihre Wirkung auf das Verdauungssystem durch den Geruch von Speisen und das „Duftöl“ von Kräutern und Gewürzen, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft.

Klinische Studien zur Wirkung von Düften auf die Seele erhob Prof. Hans Hatt von der Uni Bochum. Er kam zu dem Ergebnis, dass ein Duftstoff des Jasmin einen ebenso schlaffördernden Einfluss hat wie die Beruhigungsmittel Benzodiazepine, aber im Vergleich zu ihnen ohne jede Nebenwirkung. Eine andere Forschungsgruppe hat festgestellt, dass Lavendel bei Ängsten genauso effektiv ist wie der Einsatz der oben genannten Medikamente.

Düfte wirken direkt, ohne Kontrolle durch das Großhirn. Wir können uns ihrer Wirkung nicht entziehen. Das wurde schon im alten Rom und Fernen Osten beim Einsatz von Liebesölen gezielt genutzt.

In der medizinischen Anwendung gibt es gesicherte Forschungsergebnisse zu der antibakteriellen und antiviralen Wirkung von ätherischen Ölen. Sie können als natürliche Antibiotika genutzt werden, wie eine japanische Forschergruppe bei dem Versuch mit 14 ätherischen Ölen herausfand. Größte Wirkung zeigten Zimtrinde, Zitronengras und Thymian. Schon zu Zeiten der Pest legte man sich als Schutz ein mit Thymianessig getränktes Tuch vor den Mund. Eine hohe antibakterielle Wirkung haben auch Eukalyptus- und Teebaumöl.

Um herauszufinden, welche ätherischen Öle bei dem Krankheitserreger eines Patienten am besten wirken, erstellt man ein Aromatogramm. Dabei wird die Substanz mit dem Erreger (Blut, Urin, Auswurf) in eine Petrischale gegeben. Dann werden kleine Papierblättchen mit jeweils einer Kombination von ätherischen Ölen getränkt und auf den Nährboden gelegt. Nach 24 Stunden Brutzeit sieht man, bei welchem Blättchen kein Bakterienwachstum stattfand, dass ist dann die richtige Kombination aus Ölen (dasselbe wird auch beim Testen des passenden Antibiotikums gemacht).

Grundsätzlich bedarf es der ärztlichen Diagnose und Betreuung bei infektiösen Erkrankungen. Keine Selbstversuche!

Inzwischen werden auch Studien u.a. vom Deutschen Krebsforschungszentrum zur Wirkung von ätherischen Ölen auf Krebszellen erhoben. Zehn von fünfzig Ölen zeigten Wirkung auf wuchernde Bauchspeichelzellen. Die Studien an Patienten stehen noch aus.

Anwendungsformen der Öle

  • Verdunsten in Duftlampen
  • Raumsprays
  • Inhalation
  • Bäder
  • Massagen und Einreibungen
  • Kompressen, Wickel
  • Masken
  • Gesichtswasser, Creme, Lotion
  • Sauna-Aufgüsse
  • Orale Einnahme

Als Trägeröle für Massagen und Einreibungen eignen sich besonders Mandelöl, Jojobaöl (flüssiges Wachs, intensive Feuchtigkeit), Aprikosenkernöl (revitalisiert, Elastizität), Weizenkeimöl (Antioxidantien), Makadamianussöl (reichhaltig), Avocadoöl (vitaminreich, für empfindliche Haut geeignet).

Wichtig: Auf die Qualität der Öle achten

Man kennt heute die wichtigsten Inhaltsstoffe vieler Öle und kann sie deshalb auch synthetisch herstellen. Möchte man sich etwas Gutes tun und vor allem zum Einsatz bei Krankheiten, Inhalation und dem Aufbringen auf die Haut, eignen sich am besten naturreine Öle aus biologischem Anbau. Synthetisch hergestellte Öle oder Mischungen damit nennen sich Parfumöle oder naturidentische Öle. Naturreine Öle erkennen Sie an der Aufschrift: 100% reines ätherisches Öl.

Risiken der Aromatherapie

Ätherische Öle sollen gewöhnlich nur stark verdünnt angewandt werden. Für Inhalationen, Bäder und Massagen genügen wenige Tropfen in Wasser bzw. Öl. Am sichersten ist der Zusatz von 1% des ätherischen Öls zu der Trägersubstanz Wasser oder Öl.

Vorsicht immer bei Allergikern und Kleinkindern. Bei Säuglingen sollte ganz darauf verzichtet werden. Bei Kleinkindern genügt eine sehr niedrige Dosierung. Gut geeignet sind Kamille, Lavendel, Rose und Zitrusdüfte.

Menschen mit Bluthochdruck sollten Rosmarin, Thymian, Kampfer und Salbei nicht verwenden.

Epileptiker und bei Veranlagung zur Epilepsie Zeder, Basilikum, Zypresse, Ysop, Fenchel, Rosmarin, Kampfer und Salbei meiden, auch in der Duftlampe.

Schwangere und Stillende (Vorsicht bei der Behandlung der Brustwarzen mit Aromaölen und anschließendes Anlegen des Babys) am besten bei einem Aromatherapeuten informieren. Während einer homöopathischen Behandlung sollten Kamille und Minze (Zahnpasta!) nicht angewendet werden.

Folgende Öle erhöhen die Sonnenempfindlichkeit und es können Hautflecken entstehen. Daher nicht auftragen, wenn Sie die Haut direkt der Sonne aussetzen: Bergamotte, Zitrone, Orange, Eisenkraut, Angelika, Fenchel, Cistrose.

Ansonsten viel Spaß und Gesundheit im Reich der Düfte!

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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