Asexualität - Wenn das Verlagen nach Sex fehlt
Von Asexualität ist die Rede, wenn bei dem Betroffenen jegliches Interesse und Verlangen nach Sex fehlt. Außenstehende zweifeln daran, dass Asexualität überhaupt existiert. Ist eine genaue Definition von Asexualität bekannt? Was macht Asexualität aus? Welche Ursachen können infrage kommen? Sind einschneidende Erlebnisse dafür verantwortlich? Mehr dazu im folgenden Beitrag.
Was ist Asexualität?
Wenn das Verlangen nach sexueller Anziehung einem Anderen gegenüber nicht empfunden wird und kein Bedürfnis besteht, Sexualität mit dem Partner auszuleben oder sexuelle Erfahrungen zu sammeln, kann es einen Zusammenhang mit dem Begriff Asexualität geben.
Erst mit den Jahren merken Betroffene, dass sie weder Sex mögen, noch Geschlechtsverkehr überhaupt brauchen und sexuelle Handlungen meiden. Der Begriff Asexualität wird Ende der Neunzigerjahre bekannt und kursiert im Internet. Die Anzahl von Asexuellen in der Gesellschaft ist bisher nicht bekannt, da statistische Erhebungen diesbezüglich noch fehlen.
Unter Asexualität versteht man aber nicht, dass allgemein sexuelles Interesse fehlt, sondern dass vielmehr die Ablehnung besteht, sexuelle Stimulation mit Anderen (!) zu erfahren. Sexuelle Erregung mit sich selbst ist unter Asexuellen demnach durchaus möglich. Es gibt aber auch einige Asexuelle, die Sexualität als Geste der Gefälligkeit ihrem Partner gegenüber ausleben. Man spricht hierbei von einvernehmlichem Sex, der durchgeführt wird, um die Beziehung mit einem nicht asexuellen Partner aufrecht erhalten zu können und als weiterer Grund etwa bei bestehendem Kinderwunsch. So schließt Asexualität sexuelle Interaktionen nicht grundsätzlich aus.
Klare Richtlinien oder ein Prüfverfahren für Asexualität, die liefern können, dass jemand asexuell ist der nicht, existieren aber nicht. Man ist also asexuell, wenn man sich selbst so empfindet.
Wie Betroffene Asexualität empfinden
Es gibt unterschiedliche Erfahrungsberichte von Menschen, welche asexuell sind: Für die Einen sei Sex wie gemeinsam kochen; nämlich nichts Besonderes und für die Anderen wird Sex zwar nicht als eklig betrachtet, aber man käme niemals auf die Idee, mit jemandem zu schlafen. Das Kuriose dabei ist: Asexualität muss nicht gleichzeitig bedeutet, dass gar kein Körperkontakt erfahren werden möchte. Viele Asexuelle geben an, sehr gerne zu kuscheln und zu küssen und Romantik und Zärtlichkeit wichtig und gewollt sind. Abzugrenzen ist die Asexualität daher von der Aromantik, dem Fehlen von romantischer Anziehung. Asexualität ist auch nicht mit dem Zölibat oder anderen Formen der Enthaltsamkeit gleichzusetzen, da Asexualität keine bewusste Entscheidung ist, sondern eher als sexuelle Orientierung angesehen werden kann.
Außenstehende bezweifeln, dass es Asexualität überhaupt gibt und dass Menschen, die behaupten asexuell zu sein, es sich nur einbilden würden. So seien Betroffene, die eine asexuelle Orientierung aufweisen, noch nicht an die richtigen Sexualpartner geraten, so deren Meinung.
Ursachen für Asexualität
Asexualität kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Asexualität ist nichts Unnormales und eindeutig keine Krankheit. Vielmehr ist einfach das sexuelle Verlangen und Interesse bei jedem Menschen in einer anderen Form ausgeprägt. Während die Einen ein ausgeprägtes sexuelles Interesse besitzen, haben die Anderen überhaupt kein Interesse. Die Gründe hierfür sind bisher noch nicht bekannt, sodass es keine Ursachen für Asexualität gibt. Es gibt Vermutungen, dass Asexualität angeboren ist oder hervorgerufen werden kann durch Missbrauch in der Kindheit oder Jugend oder durch eine organische oder seelische Störung ausgelöst wird.
Als mögliche Ursache für das fehlende Verlangen nach Sexualität kann auch eine erniedrigte Libido sein. Viele Faktoren können für eine erniedrigte Libido verantwortlich sein: Neben den hormonellen Veränderungen in der Menopause oder einem niedrigen Testosteronspiegel bei Männern kann auch eine Medikamenteneinnahme oder Krankheit, beispielsweise Diabetes mellitus, Einfluss auf die Reduktion der Libido haben. Auch kann die nachlassende Lust situationsbedingt sein – Stress wirkt sich demnach nicht positiv auf das Verlangen nach Intimität aus.
Asexualität lässt sich nicht verändern, weil asexuelle Menschen nicht an ihrer sexuellen Orientierung leiden, denn es fehlt ihnen nichts und ein Mangel an sexuellen Interaktionen ist für sie angenehm. Der einzige Leidensdruck asexueller Betroffenen kann darin bestehen, dass sie verurteilt und nicht verstanden werden.
Asexualität als sexuelle Orientierung?
Auch könne noch nicht eindeutig behauptet werden, dass eine wissenschaftliche Einigung bezüglich der Frage, ob Asexualität eine sexuelle Orientierung sei, existiert, wie beispielsweise heterosexuell, homosexuell oder bisexuell zu sein. Dass es das Phänomen Asexualität schon immer gegeben hat, kann darüber hinaus durchaus vermutet werden – man habe früher einfach nur nicht darüber gesprochen bzw. geschrieben. In der Ehe sei der Geschlechtsverkehr in den früheren Zeiten mehr als Pflicht, statt als Vergnügen betrachtet worden und dem Geschlechtsverkehr habe man die Funktion der Fortpflanzung zugeschrieben.
In der heutigen Gesellschaft ist es anders: Sexualität ist individueller, könne nach Belieben ausgelebt werden oder eben auch nicht. So steht die sexuelle Ausprägung in einem Wandel. Asexuelle Menschen sind zufrieden damit, kein Bedürfnis nach Sex zu haben, dennoch können sie sich eine Partnerschaft vorstellen – entsprechende Partnerschaftsbörsen für Asexuelle existieren bereits. In unserem Kulturkreis, wo die klassischerweise Verbindung von Liebe und Sex miteinander verbunden wird, ist für Asexuelle nicht von Bedeutung. In entsprechenden Partnerschaftsbörsen können sich asexuelle Menschen, denen sexueller Kontakt nichts bedeutet, aber die körperliche und geistige Nähe als Paar sehr wichtig ist, finden.
Asexualität ist nicht unnormal
Es kann für Außenstehende mitunter unbegreiflich werden, dass Sex und Liebe nicht miteinander in Verbindung gebracht werden und sexuelle Interaktionen nicht mehr als Zeichen von Nähe gewertet wird. In diesem Fall sollte man sich möglicherweise ins Bewusstsein rufen, dass Sex eigentlich nur eine Möglichkeit von vielen Möglichkeiten ist, Gefühle in einer engen Beziehung zum Ausdruck zu bringen, aber eben nicht die einzige Möglichkeit. Und für Asexuelle Menschen ist es nun einmal gar keine Möglichkeit. Wenn man sich diese Tatsache vor Augen führt und Zeichen wie gegenseitiges Vertrauen, gute Gespräche, innige Umarmungen, gemeinsames Lachen und Co. als Zeichen großer Intimität wahrnimmt, ist Sexualität für sexuell aktive zwar ein schöner Nebeneffekt, aber gar nicht unbedingt so notwendig. Und dann ist auch für Außenstehende Asexualität als sexuelle Orientierung gar nicht mehr so unverständlich.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.