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Ayurveda - die indische Heilkunst

Kommentar schreiben Aktualisiert am 04. Dezember 2018

Ayurveda ist die traditionelle indische Heilkunst. Sie fördert die Gesundheit von Körper, Seele und Geist. Die ganzheitliche Lehre ist ca. 3000 Jahre alt und immer noch top aktuell. Ihre Methoden von Ernährungstherapie, Ölanwendungen, Massagen, Körperpflege, Heilkräutern bis hin zu Yoga reinigen und nähren den Menschen auf allen Ebenen. Dabei steht der Ausgleich der 3 Temperamente, der Doshas im Mittelpunkt. Erfahren Sie mehr über die fernöstliche Heilkunst, die 3 Doshas und ihre Behandlung im Alltag.     

 

Was ist Ayurveda?

 

Das Wort kommt aus dem Sanskrit und setzt sich aus „Ayus“, das Leben, und „Veda“, das Wissen zusammen. Deshalb wird Ayurveda auch als das Wissen vom Leben bezeichnet. Die Heilkunst, die in Indien, Nepal und Sri Lanka praktiziert wird, ist deutlich mehr als nur die Behandlung von Krankheitssymptomen. Sie unterstützt den Menschen tagtäglich darin, sich fit zu fühlen, geistig kreativ zu sein und seelisch und spirituell genährt zu werden. Ziel ist, durch die individuell ausgewählte Ernährung, Reinigungsmaßnahmen und Lebensweise Krankheiten den Boden zu entziehen, sowohl zur Prophylaxe als auch zur Heilung.

 

Was ist ein Dosha?

 

Ein Dosha ist ein Temperament oder eine Grundenergie. Unterschieden werden Vata (Luft/Äther), das leichte, bewegliche, geistige, trockene Prinzip, Pitta (Feuer/Wasser), das heiße, energievolle, tatkräftige Prinzip, und Kapha (Erde/Wasser), das bodenständige, feuchte, schwere Prinzip. Jeder Mensch hat seine persönliche Verteilung der 3 Grundenergien. Krankheit wird definiert als Zeichen eines Übermaßes an 1 oder 2 Doshas.

 

Wie zeigt sich eine Störung des Vata-Doshas?

 

Vata steht für Neugierde, Wissensdurst, Reiselust und Spaß an neuen Dingen. Wenn das Vata-Dosha erhöht ist, ist die Haut zu trocken, Füße und Hände sind kalt und der Mensch ist unruhig, nervös und sprunghaft. Er ist immer auf der Suche, fängt Vieles an und bringt nichts zu Ende. Durch die Überschwemmung an Informationen und Bildern, Stress und Hektik leiden wir heute alle mehr oder weniger an einer Vata-Störung. Aus Leichtigkeit wird ein verfahrener Geist, der sich nicht konzentrieren kann. Aus Kreativität wird Schaffenszwang, weil der Berg an Arbeit nicht abnimmt. Am schwerwiegendsten sind die dauernde Nervosität, Unruhe und Zappeligkeit. Kennzeichen für ein erhöhtes Vata-Dosha ist außerdem, leicht zu frieren und eine Abneigung gegen Kälte und Wind zu haben. Seltener ist heute ein Vata-Mangel, der sich in Angst, Depression und Traurigkeit zeigt.

 

Wie wird ein erhöhtes Vata-Dosha ausgeglichen?

 

Regelmäßige, warme Mahlzeiten! Viel Öl, Sahne, Cremes, wenig Rohkost und andere kalte  Speisen und Getränke. Kein unruhiger Sport, sondern Yoga, Tai Chi, Qi Gong oder Pilates. Eine klare, verlässliche Struktur bringt Ruhe ins System. Aufenthalt in der Natur, Ruhephasen, Routine im Tagesablauf senken das Vata-Dosha. Öl tut gut, nicht nur im Essen: Öl im Duschgel, in der Bodylotion, Haaröl, wärmende Öl-Massagen und Öl-Bäder. Auch Vata-Gewürzmischungen und Vata-Tees nähren ein positives Vata-Dosha. Die Geschmacksrichtungen beim Essen, die ein Übermaß an Vata reduzieren, sind süß, sauer und salzig.

 

Woran erkennt man eine Störung des Pitta-Doshas?

 

Ein Pitta-Typ ist die geborene Führungskraft, voll Power, Willenskraft, Dynamik und Perfektionismus. Bei überhöhtem Pitta wird aus dem Feuer schnell Wut und Aggression, ungeduldige Pingeligkeit und Intoleranz. Nichts und niemand ist einem dann gut genug. Wer zu viel Pitta hat, wird aufbrausend und mehr als gereizt. Der Blutdruck steigt, das Gesicht färbt sich rot, der Schweiß läuft. Erhöhtes Pitta heißt, der Mensch ist auf 180. Er neigt zu Sodbrennen, Durchfall, Entzündungen und unreiner Haut.

 

Wie kann man ein erhöhtes Pitta abkühlen und besänftigen?

 

Keine scharfen Gewürze, keine heißen Gerichte und Getränke, keine sauren und möglichst wenig säuernde Lebensmittel (Weißmehl, Zucker, Fleisch, Kaffee), nur wenig Salz! Heilsam sind Gerichte, die süß, bitter oder herb schmecken. Rohkost, grünes Gemüse, Melone und Pfefferminze sind z.B. ideal. Als Öle eignen sich Sonnenblumen- und Kokosöl. Das überschüssige Feuer kann auf gesunde Weise durch körperliche Betätigungen wie Sport und Sex auf ein normales Maß heruntergefahren werden.

 

Wie äußert sich eine Kapha-Störung?

 

Kapha ist die bewahrende, aufbauende und verlässliche Kraft. Sie bringt Ruhe, Routine und Festigkeit ins Leben. Zu viel davon jedoch macht träge, phlegmatisch, stumpf. Neues und Veränderungen werden vermieden, Konflikte ausgesessen, Kontakte und Beziehungen weggeschoben. Man will allein sein und in Ruhe Berge von Essen vertilgen. Übergewicht ist die Folge, das noch träger macht. Der Stoffwechsel ist verlangsamt, das Gewebe verfettet und verschlackt.

 

Wie bringt man wieder Schwung ins Leben und den Körper bei einem erhöhtem Kapha-Dosha?

 

Warmes, scharfes Essen aktiviert den Kapha-Typen und seinen Stoffwechsel. Gewürzt wird mit Chili, Pfeffer, Ingwer, Senf, Meerrettich und Kurkuma. Förderlich ist auch die bittere, zusammenziehende Geschmacksrichtung, wie in Chicorée, Rucola, Spinat, Mangold und Artischocken. Das Nonplusultra ist jede Form von Aktivität, besonders körperliche Bewegung, die fordert und anstrengt. Den Körper nicht einölen, stattdessen mit Garshan-Handschuhen massieren!

 

Wie wird eine Diagnose im Ayurveda gestellt?

 

Nach der Befragung (Anamnese) wird der Körper von Kopf bis Fuß untersucht. Anschließend werden eine Blick-, Puls- und Zungendiagnose durchgeführt: Der Puls wird mit dem Finger getastet. Die Zunge wird auf Farbe und Aussehen geprüft. Außerdem wird der Urin untersucht. Aus dieser Gesamtheit wird die Konstitution, d.h. die derzeitige Verteilung der 3 Doshas bestimmt und eine individuelle Therapie verordnet.

 

Welche Behandlungsmethoden werden eingesetzt?

 

Am wichtigsten ist die Ernährungstherapie. Durch den Verzehr entsprechender Gemüse-, Obst, Getreide-, Fleisch- und Öl-Sorten, von Getränken und Gewürzen mit bestimmten Geschmacksrichtungen wird das Dosha ausgeglichen. Massagen mit und ohne Öl, Heilkräuter, Kräuter-Auflagen, Stirngüsse, Reinigungstechniken wie Abführen und Erbrechen sowie eine spezielle Tagesroutine finden ihre Anwendung. Für Seele und Geist wird Yoga praktiziert. Für Vitalität, Ruhe und Kraft werden die Wohnräume nach den Richtlinien des Vastu, dem „indischen Feng Shui“ gestaltet. Ayurveda ist nicht eine vom Leben abgetrennte Therapieform, die im Krankheitsfall eingesetzt wird. Sie begleitet gesundheitsfördernd durch gute und kranke Tage. Hauptanliegen ist ein gesundes, glückliches, vitales Leben.

 

Was ist eine Panchakarma-Kur?

 

Bei der Panchakarma-Kur werden intensive Reinigungs- und Entgiftungsmethoden angewandt. Dazu zählen die tägliche Einnahme erwärmter, geklärter Butter (Ghee) zur Lösung der fetthaltigen Schlacken, das Abführen bei Pitta-Überschuss, das Erbrechen bei Kapha-Überschuss und die Anwendung von Öl-Einläufen bei Vata-Störungen. Weitere Maßnahmen sind Ölbehandlungen. Zur Entgiftung von Seele und Geist dienen Yoga und Meditation.

 

Wo findet man qualifizierte Ayurvedatherapeuten in Deutschland?

 

Kontaktdaten finden sich auf der Website vom Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten e.V. (https://ayurveda-verband.eu/) und bei Yoga Vidya (www.yoga-vidya.de/netzwerk/berufsverbaende)

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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