Belladonna - die schwarze Tollkirsche
Belladonna, die schwarze Tollkirsche, hat sich bei plötzlich auftretenden, heftigen Erkrankungen mit starken Schmerzen, rotem Gesicht und hohem Fieber bewährt. Dazu zählen grippale Infekte, Bronchitis, Hals- und Mittelohrentzündungen, Mandel-, Magen-, Darm- und Harnwegsinfekte und nächtlicher, trockener Husten. Auch Sonnenstich, Hitzschlag und die Schmerzen beim Zahnen können durch das Nachtschattengewächs gelindert werden. Beachten Sie, dass Kinder, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen bei Entzündungen immer auch einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen sollten. Erfahren Sie hier, wann Belladonna genau das Richtige für Sie ist und wie Sie das homöopathische Akutmittel selbst anwenden können.
Inhaltsverzeichnis:
- 1. Die Geschichte von Belladonna
- 2. Die Botanik der schwarzen Tollkirsche
- 3. Was für ein Typ ist Belladonna?
- 4. Wie erkennt man ein Belladonna-Kind?
- 5. Was sind die typischen körperlichen Symptome bei Belladonna?
- 6. Bei welchen Anwendungsbereichen hat sich Belladonna in der Homöopathie bewährt?
- 7. Wie wird Belladonna angewendet?
1. Die Geschichte von Belladonna
Belladonna heißt botanisch Atropa belladonna. Atropa geht auf eine der drei griechischen Schicksalsgöttinnen zurück, deren Aufgabe es war, den Faden des Lebens zu durchschneiden. Im Mittelalter war die Tollkirsche Bestandteil von Hexentränken, die Rauschzustände hervorriefen. Im Jahre 1035 gewannen die Schotten gegen die Norweger den Krieg, indem sie die Nahrungsmittel der Skandinavier mit Tollkirsche vergifteten. Im 16. Jhdt. kam die Tollkirsche als Kosmetikum zum Einsatz, da sie die Pupillen erweitert, was gerade dem Schönheitsideal entsprach. Daher der Name belladonna.1 Ab dem 19 Jhdt. wurde Belladonna in der Medizin angewendet, zuerst zur Entkrampfung der Bronchien bei Asthma. Heute hat Atropin noch Verwendung als Augentropfen, um die Pupillen zu erweitern, als Gegenmittel bei Mescalinvergiftungen und bei einer Form von Herzrhythmusstörungen.2 In der Homöopathie ist Belladonna ein oft angewendetes Akutmittel für Erwachsene und Kinder, als Einzelmittel und als Bestandteil von Komplexmitteln.
2. Die Botanik der schwarzen Tollkirsche
Die schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Das gibt ihr einen Hauch von Mystik, als Hexenkraut , Zauberpflanze und Rauschmittel, wie ihre Geschwister Stechapfel, Alraune und Bilsenkraut. Die Tollkirsche ist eine krautige bis zu 1,50 m hohe Pflanze, die in Süd-, Mittel- und Westeuropa sowie in Kleinasien beheimatet ist. Ihre Blüten sind röhren- und glockenförmig und außen braunviolett gefärbt. Die Beerenfrüchte sind zuerst grün und im reifen Zustand lackartig schwarz (nie rot). Sie stehen einzeln, umgeben von einem sternförmigen Kelch. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Früchte sind Atropin, Hyoscyamin und weitere Alkaloide.
Die Alkaloide üben eine entspannende und entkrampfende, bei höherer Dosis lähmende Wirkung auf die glatte Muskulatur aus (Magen, Darm, Galle, Blase, Bronchien, Augenmuskeln) und vermindern die Speichel- und Schweißbildung. Hyoscyamin erhöht die Erregung, ein anderes Alkaloid verringert sie. Folge ist eine sedierende und gleichzeitig stark erregende Wirkung bis hin zum Delirium mit Halluzinationen. Die schwarze Tollkirsche ist aufgrund ihrer Giftigkeit bis zur Potenz D3 verschreibungspflichtig. Höhere Potenzen (ab D4) sind rezeptfrei. Zur Herstellung des homöopathischen Mittels wird die frische Pflanze mit Wurzelstock verwendet.3
3. Was für ein Typ ist Belladonna?
Der Belladonna-Typ ist gut gebaut, stämmig, muskulös und emotional sehr explosiv. Er braucht viel Energie, um seine Wut und sexuelle Erregung in Schach zu halten. Diese Anstrengung zur Kontrolle seines feurig-manischen Innenlebens ist ihm nicht unbedingt bewusst: Belladonna-Typen nehmen sich und ihre innere Hitze als Offenheit und seelische Wärme wahr. Leidenschaft, mit der alles möglich ist, und Zerstörungswut, die mit derselben Kraft verbrannte Erde hinter sich lässt, stehen als Verhaltensweisen zur Verfügung. Oft kommt der dominierende, herrische Anteil im vertrauten Umfeld zu Tage, während der Belladonna-Typ sich bei Fremden eher schüchtern und angepasst zeigt.
Belladonna-Typen sind interessiert an mystischen Themen, übersinnlicher Wahrnehmung, Spiritualität und sind fasziniert von magischen Aktivitäten. Sie sind auch überzeugt, über heilende Fähigkeiten zu verfügen, sind voller Enthusiasmus und Inspiration, was in Arroganz übergehen kann. Der hohe Energiepegel zeigt sich in Unruhe und Reizbarkeit, auch bei Kindern, z.B. als ADHS. Mit der starken inneren Hitze besteht die Tendenz zu Entzündungen. Der Bezug zur übersinnlichen Welt und das Querdenken schafft die Möglichkeit, völlig neue Lösungen zu entwickeln.4 Im krankhaften Zustand kommt es dagegen zu Angst vor Monstern und anderen schrecklichen Bildern und Delirien mit Halluzinationen. Der kranke Belladonna-Typ schreit, tobt, rast vor Wut, weint, lacht, beißt, kann gewalttätig werden, ist dann wieder ängstlich und melancholisch und möchte fliehen.5
4. Wie erkennt man ein Belladonna-Kind?
Das Kind ist rot im Gesicht und in der Mundhöhle. Typisch ist wie beim Erwachsenen das plötzliche Auftreten der Erkrankung, hohes Fieber, Schmerzen, heißer Kopf ohne Schweiß und eiskalte Füße. Alles ist trocken: Mund, Zunge, Nase, Rachen und die Haut außer den Teilen, die unter der Decke sind, die schwitzen. Trotz der Hitze, des Fiebers und der trockenen Haut und Schleimhaut hat das Kind keinen Durst und möchte nichts trinken. Es ist unruhig, schläft und träumt schlecht und kann plötzlich aufschreien im Schlaf, weil es beängstigende Gestalten gesehen oder starke Schmerzen hat.5
5. Was sind die typischen körperlichen Symptome bei Belladonna?
- Hitze, Röte, Pochen und Brennen
- Plötzliche, akute, heftige Erkrankung
- Heiße, rote Haut, gerötetes Gesicht, pochende Kopfschlagadern, Kopfschmerzen
- Heißer Kopf, heißer Körper, aber kalte Füße
- Schmerzen kommen plötzlich und stark und gehen plötzlich wieder
- Alle Sinne sind überempfindlich: Hören, Sehen, Riechen, Berührung, Überreaktion auf Erschütterung
- Zuckungen, verkrampfte Bewegungen, epileptische Spasmen mit anschließender Übelkeit und Erbrechen
- Trockener Mund und Hals mit Abneigung gegen Wasser, kein Durst
- Erweiterte Pupillen5
6. Bei welchen Anwendungsbereichen hat sich Belladonna in der Homöopathie bewährt?
Kopfschmerzen mit Schwindel und Herzklopfen, das im Kopf widerhallt, drückende, brennende, lichtempfindliche und schmerzende Augen sowie Mittelohrentzündungen mit klopfenden Schmerzen, Sinusitis, Nasenbluten mit rotem Gesicht und Schnupfen mit blutigem Schleim sprechen für Belladonna.
Zahnschmerzen, Zähneknirschen, vergrößerte Mandeln, Abneigung gegen Fleisch und Milch, Übelkeit, Erbrechen, Harnverhalte, Harnwegsinfekte mit Krämpfen weisen auf das Mittel Belladonna hin. Es ist auch angezeigt bei zu früher, hellroter, zu starker und übelriechender Regelblutung mit schneidenden Schmerzen, bei trockenem, bellendem Husten, der nachts schlimmer wird, Heiserkeit, schmerzhaftem Kehlkopf und hoher, pfeifender Stimme.
Es pulsiert im ganzen Körper, der Puls ist schnell und schwach. Ein steifer Nacken, geschwollene Halslymphknoten, schießende Schmerzen entlang der Gliedmaßen, geschwollene rote Gelenke bei Arthritis und Gicht, scharlachähnliche Hautausschläge, Furunkel, Akne rosacea, Sonnenstich und Hitzschlag sind Symptome von Belladonna, sofern, und das gilt für die gesamte Auflistung, die typischen körperlichen Anzeichen und die seelische Befindlichkeit des Belladonna-Typs auch zutreffen.5
7. Wie wird Belladonna angewendet?
Am praktischsten ist ein Komplexmittel, in dem Belladonna mit drin ist. Wenn sie aber nach dieser Beschreibung völlig überzeugt sind, dass Belladonna das richtige Mittel ist, greifen Sie zu einer D6, die Sie bis zu 6-mal täglich mit 5 Globuli oder 5 Tropfen einnehmen können, oder eine D12 mit einer dreimal täglichen Anwendung. Alternativ sind von der intensiver wirkenden Potenz C30 einmal täglich drei Globuli einzunehmen. Falls Sie mehr Power geben möchten, lösen Sie 5 Globuli der C30 in einem Glas Wasser auf, verrühren es mit einem Plastiklöffel und nehmen einen Schluck, den Sie etwas im Mund belassen, bevor Sie ihn hinunterschlucken. Je nach Heftigkeit der Beschwerden, wiederholen Sie das Umrühren und Einnehmen alle 5, 10, 15, 30 oder 60 Minuten. Bei Besserung die Häufigkeit wieder verringern. Wenn bei einer akuten Erkrankung nach einem Tag diese Behandlung nicht anschlägt, wechseln Sie das Mittel. Die Behandlung mit Potenzen ab C200 sollte unter Begleitung eines homöopathischen Arztes oder Heilpraktikers stattfinden.
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Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.