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Biorhythmus: Unsere individuelle innere Uhr

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. November 2017

Leben wir in Einklang mit unserer inneren Uhr, fühlen wir uns gut und fördern unsere Gesundheit. Ignorieren wir die Impulse, zu bestimmten Tageszeiten aufzustehen, zu essen, geistig zu arbeiten oder besser zu ruhen, klaffen innere und äußere Uhr immer weiter auseinander. Kurzfristig kann das unser Körper kompensieren. Dauerhaft an seinem Biorhythmus vorbei zu leben, wirkt sich jedoch negativ auf Stimmung, Vitalität und Leistungskraft aus. Müdigkeit, Depressionen und chronische Erkrankungen können die Folge sein. Wer ist der Taktgeber für diese innere Uhr? Ist sie bei jedem gleich? Wie sieht der Biorhythmus  an einem Tag aus? Wie können Sie am besten Ihr Leben danach ausrichten?

Was ist ein Biorhythmus?

Jedes Lebewesen auf der Erde und jede Zelle in uns hat ihn, den Biorhythmus. Er ist Folge davon, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht und uns Tag und Nacht beschert. Der Biorhythmus beschreibt die Prozesse im Körper, die sich alle 24 Stunden wiederholen. Diese biologische oder innere Uhr ermöglicht die beste Anpassung an den Tag-Nacht-Rhythmus. Das betrifft uns Menschen, aber auch Tiere, Pflanzen bis hin zum Plankton. Auch Seepferdchen sind nach ihrer inneren Uhr aktiv oder schlafen.

Ist der Biorhythmus bei jedem gleich?

In seinen Grundsätzen ja. Aber jeder hat eine individuelle Form davon. Jeder ist ein bestimmter Chronotyp (chronos = Zeit). Man unterscheidet Frühtypen, d.h. Frühaufsteher oder Lerchen, Normaltypen und Spättypen. Das sind die Morgenmuffel oder Eulen, die spät ins Bett gehen und dafür länger schlafen. Zu welchem Chronotyp man gehört, entscheiden die Gene. Es ist deshalb nur schwer zu ändern.

Woher weiß der Körper, ob Tag oder Nacht ist?

Der Biorhythmus kommt von innen. Er ist genetisch festgelegt. Der Körper folgt diesen Impulsen der biologischen Uhr. Sie ist von äußeren Einflüssen unabhängig. Sie kann sich aber an neue Situationen, z.B. nach einer Reise in eine andere Zeitzone oder beim Wechsel der Jahreszeiten anpassen. Diese Synchronisation dauert seine Zeit. Daher die Beschwerden beim Jetlag. Die US-Forscher Hall, Rosbash und Young erhielten dieses Jahr den Nobelpreis für Medizin, da sie das Gen isolierten, das bei Fruchtfliegen für den Biorhythmus verantwortlich ist. Das Gen bietet den Bauplan für ein Protein (Eiweiß), das nachts in großer Menge in jeder Zelle produziert wird und dessen Bildung durch ein Rückkopplungssystem wieder verringert wird. Das Protein hemmt ab einer bestimmten Menge seine eigene Produktion. So befindet es sich nachts viel und tagsüber nur wenig in den Zellen. Die Nobelpreisträger entdeckten, dass derselbe Mechanismus in den Zellen von Menschen stattfindet. Jede unserer Zelle erkennt an der Menge eines bestimmten Proteins, ob es gerade Tag oder Nacht ist.

Wie sieht der natürliche Biorhythmus innerhalb eines Tages aus?

Beim Normaltyp beginnt um 6 Uhr morgens eine erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Dem Körper wird Energie zur Verfügung gestellt. Blutzuckerspiegel, Blutdruck und Pulsfrequenz steigen. Der Körper wird für Flucht oder Kampf bzw. den Tag fit gemacht. Ernährungstipp im Einklang mit unserem Biorhythmus: Frühstücken wie ein Kaiser, Abendessen wie ein Bettler. Ab 10 Uhr ist das geistige Hoch. Das Gehirn hat seine produktivste Zeit. Anspruchsvolle geistige Aufgaben können jetzt am besten bewältigt werden. Von 12-14 Uhr ist beim Normaltyp das Mittagstief angesagt. Der Blutzuckerspiegel fällt. Die Luft ist raus. Essen und ein Nickerchen sind jetzt ideal, wenn wir unserer biologischen Uhr folgen wollen. Am späteren Nachmittag kommt das zweite Hoch. Dieses Mal für unsere motorischen Fähigkeiten. Der Körper hat die beste Koordination und schnellste Reaktionszeit. Die Muskeln können am meisten belastet werden. Beste Phase für sportliche Wettkämpfe und das Fitnessstudio. Um 19 Uhr ist die geistige Leistungsfähigkeit endgültig auf dem Tiefpunkt. Bei zunehmender Dunkelheit wird Melatonin ausgeschüttet, um uns müde zu machen. Höhepunkt des Melatonin-Spiegels ist um 3 Uhr nachts. Da befinden wir uns im Tiefschlaf. Nach dem Aufwachen können wir sofort voller Energie aus dem Bett hüpfen oder die Power und das Höchstmaß an Testosteron für Sex nutzen. Der klappt morgens am besten. Diese Zeitangaben sind Mittelwerte. Wenn Sie zu den Frühaufstehern oder Eulen zählen, können Sie die innere Uhr 2-3 Stunden vor bzw. nach stellen.

Was passiert, wenn man dauerhaft seine biologische Uhr nicht beachtet?

In der heutigen Gesellschaft, die 7 Tage 24 Stunden Bereitschaft verlangt, kostet es schon Disziplin und Durchsetzungsvermögen, seinem Chronotyp gemäß das Leben zu gestalten. Künstliches Licht bis in die Nachtstunden produziert eine Eule nach der anderen. Die innere Uhr synchronisiert sich mit dieser selbst gemachten Veränderung der Tag- und Nachtzeit. Besonders belastend sind Nachtschichten und häufige Fernreisen. Wer ständig seinen individuellen Tagesrhythmus ignoriert, erhöht das Risiko für Schlafstörungen, Leistungsabfall, Depressionen, Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes und Krebs.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Biorhythmus und Einnahme-Zeiten von Medikamenten?

Der Blutdruck steigt am schnellsten am Vormittag. Deshalb sollten Medikamente zur Blutdrucksenkung gleich morgens genommen werden. Morgens ist der Stoffwechsel aktiver. Medikamente wirken schneller als mittags oder am Abend. Nachts werden mehr Entzündungsstoffe gebildet. Deshalb ist es am wirkungsvollsten, antientzündliche Arzneien abends einzunehmen, usw. Achten Sie deshalb darauf, ob auf dem Beipackzettel die Tageszeit angegeben wird, zu der Sie das Mittel einnehmen sollten.

Inwiefern wirkt sich die Zeitumstellung auf den Biorhythmus aus?

Unser Biorhythmus hat einen Zeitpuffer von 2 Stunden. Daher sollte die Zeitumstellung von einer Stunde nicht maßgeblich sein. Forscher stellten aber fest, dass es in den ersten Tagen nach der Umstellung im Frühjahr zu mehr Schlaganfällen und bis zu 20 % mehr Herzinfarkten kommt. 27 % der Befragten in Deutschland klagen über gesundheitliche Probleme wie Stress, höherer Puls und Blutdruck sowie Schlafstörungen, wenn die Uhr eine Stunde nach vorne gestellt wird. 4 % greifen zu Schlaftabletten, die schnell süchtig machen können.

Was bedeuten die Berechnungen des Biorhythmus nach dem Geburtsdatum?

Der körperliche, emotionale und geistige Biorhythmus, der in Sinuskurven in seinen Hoch- und Tiefphasen dargestellt wird, geht auf den Berliner Arzt Wilhelm Fließ, den Wiener Psychologie-Professor Dr. Hermann Swoboda und den österreichischen Ingenieur Alfred Teltscher zurück. Sie haben Ende des 19./Anfang des 20. Jhdts. durch Beobachtung von Erkrankung, Gesundung und Todesdatum, seelischer Befindlichkeit und intellektueller Leistungen Biorhythmen für Körper, Seele und Geist ermittelt. Sie können diese Kurven im Internet herunterladen und prüfen, inwieweit sie für Sie stimmig sind, und sie als zusätzliche Information nutzen.  

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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