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Blasenreizung oder Blasenentzündung: ab wann man handeln sollte

Kommentar schreiben Aktualisiert am 03. Juni 2024

Blasenentzündung – ein allzu bekanntes Ärgernis für Patienten [1] aller Altersgruppen. Frauen sind besonders häufig betroffen; sie machen über 90 Prozent der Fälle aus. Die Symptome, darunter ständiges Wasserlassen und Schmerzen beim Urinieren, können äußerst unangenehm sein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Verschreibt der Arzt ein Antibiotikum, klingen die Beschwerden in aller Regel nach wenigen Tagen ab. Doch diese Therapieoption muss gut abgewogen werden. Denn häufig lässt sich eine unkomplizierte Blasenentzündung auch ohne Einsatz von Antibiotika gut in den Griff bekommen.

 

Inhaltsverzeichnis

Wie sind die menschlichen Harnwege aufgebaut?

Was versteht man unter einer Blasenentzündung?

Was ist der Unterschied zwischen einer unkomplizierten und einer komplizierten Blasenentzündung?

Was passiert bei einer Blasenentzündung?

Was sind die Ursachen einer Blasenentzündung?

Was sind die ersten Anzeichen einer Blasenentzündung?

Wie lange dauert eine Blasenentzündung?

Wie wird eine Blasenentzündung diagnostiziert?

Wie kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?

Was hilft bei häufigen Blasenentzündungen?

Impfen gegen Blasenentzündung?

Wann spricht man von einer chronischen Blasenentzündung?

Wann sollte man mit einer Blasenentzündung einen Arzt aufsuchen?

Wie äußert sich eine Blasenentzündung bei Kindern?

Wie wird eine Blasenentzündung behandelt?

Allgemeine Maßnahmen bei Blasenentzündung

Tees bei Blasenentzündungen

Hausmittel bei Blasenentzündungen

Freiverkäufliche Mittel bei Blasenentzündungen

Antibiotika bei Blasenentzündung

Wie lange dauert es, bis die Beschwerden bei einer Antibiotika-Behandlung besser werden?

Muss es immer gleich ein Antibiotikum sein?

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Harnwege

 

Wie sind die menschlichen Harnwege aufgebaut?


Urin oder Harn –  das „Abwasser“ des Körpers besteht zu 95 Prozent aus Wasser und zu 5 Prozent aus Abfallprodukten. Für die Produktion, den Transport und die Ausscheidung sind die Harnwege verantwortlich. Sie bestehen aus verschiedenen Organen und Strukturen:

  • Nieren: Die Nieren sind paarige Organe, die sich im Rücken befinden, jeweils auf beiden Seiten der Wirbelsäule. Als „Kläranlagen“ unseres Körpers filtern sie das Blut und produzieren Urin. Abfallstoffe, überschüssiges Wasser und Elektrolyte werden so aus dem Blutkreislauf entfernt.
  • Harnleiter: Die Harnleiter sind schmale Röhren, die den Urin von den Nieren zur Harnblase transportieren.
  • Harnblase: Die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan, das sich im unteren Beckenbereich befindet. Sie dient als temporärer Speicher für den Urin, bevor dieser ausgeschieden wird. Eine dehnbare Wand ermöglicht es ihr, sich zu füllen und den Urin mithilfe der Schließmuskeln am Blasenausgang zu halten.
  • Harnröhre: Die Harnröhre ist ein schlauchförmiges Organ, das den Urin aus der Blase nach außen transportiert. Bei Männern ist die Harnröhre länger und verläuft durch die Prostata und den Penis. Bei Frauen ist sie hingegen kürzer und mündet direkt in die äußere Genitalregion.

 

 

Was versteht man unter einer Blasenentzündung?
 

Eine Blasenentzündung wird in der Fachsprache auch Zystitis genannt. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine bakterielle Infektion der unteren Harnwege; Pilze, Viren oder Parasiten sind nur selten dafür verantwortlich. Bei gesunden Menschen ist der in der Blase enthaltene Urin steril und frei von Bakterien oder anderen Krankheitserregern. Und auch in der Harnröhre befinden sich keine Keime oder zu wenige, um eine Infektion auszulösen. Die krankmachenden Keime gelangen überwiegend von außen über die Harnröhre in die Blase. Dort führen sie zu einer Entzündung und Reizung der Blasenwand. Eine Unterkühlung und eine geschwächte Immunabwehr begünstigen den Infekt.

 

Was ist der Unterschied zwischen einer unkomplizierten und einer komplizierten Blasenentzündung?

 

In der Medizin wird zwischen komplizierten und unkomplizierten Infektionen der Blase unterschieden. Diese Abgrenzung erfolgt in erster Linie, um das Risiko für einen Rückfall oder einen schweren Infektionsverlauf besser abschätzen zu können. Auch der Umfang der Untersuchungen und die Behandlungsstrategien sind unterschiedlich.


Unkomplizierte Blasenentzündung:

In diesen Fällen liegt die Blasenentzündung bei einem Patienten vor, der keine Risikofaktoren für eine derartige Erkrankung besitzt. Traditionell wird eine Infektion der Harnwege bei nicht- schwangeren, erwachsenen Frauen ohne anatomische/funktionelle Besonderheiten als unkomplizierter Harnwegsinfekt bezeichnet.

 

Komplizierte Blasenentzündung:

Von einem komplizierten Harnwegsinfekt spricht man, wenn anatomische Besonderheiten, Funktionsstörungen der Harnwege oder bestimmte Begleiterkrankungen vorliegen. Hierzu zählen beispielsweise Diabetes, eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine Schwächung des Immunsystems. Als komplizierte Harnwegsinfekte gelten auch Nierenbeckenentzündungen sowie Blasenentzündungen bei Männern, Kindern und Schwangeren. In diesen Fällen ist die Komplikationsrate ebenfalls höher.

 

 

Was passiert bei einer Blasenentzündung?


Bei einer Blasenentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Blasenschleimhaut. Diese wird typischerweise durch Bakterien wie Escherichia coli (kurz: E. coli) verursacht. Sie sind ein natürlicher Bestandteil der Darmflora. Von außen gelangen sie in die Harnwege und vermehren sich in der Blase:
 

  1. Eintritt von Bakterien: Bakterielle Krankheitserreger gelangen in der Regel durch die Harnröhre in die Blase. Dies kann aufgrund von Hygienemängeln, sexuellen Aktivitäten oder anderen Ursachen geschehen.
  2. Vermehrung der Bakterien: Die Bakterien beginnen sich in der Blase zu vermehren, haften sich an die Blasenwand und führen zu einer Infektion.
  3. Entzündungsreaktion: Die Infektion löst eine Entzündungsreaktion aus. Das Immunsystem des Körpers versucht die eindringenden Bakterien zu bekämpfen.
  4. Symptome: Die Entzündungsreaktion verursacht die charakteristischen Symptome einer Blasenentzündung, darunter häufiges Wasserlassen, Schmerzen oder Brennen, trüber oder übel riechender Urin und manchmal auch mit Blut im Harn.

 

Etwa jeder fünfte Harnwegsinfekt wird durch Viren, Pilze oder Parasiten wie Würmer hervorgerufen. Liegen keine bakteriellen Ursachen vor, sind die Auslöser meist Adenoviren oder der Pilz Candida albicans. Aber auch mechanische Reize durch Blasenkatheter können eine Blasenentzündung hervorrufen.

 

 

Was sind die Ursachen einer Blasenentzündung?


Frauen leiden häufiger unter Blasenentzündungen als Männer. Dies liegt unter anderem an der geringeren Länge der Harnröhre und ihre Nähe zu Scheide und After. Diese weisen eine hohe Bakterienbesiedelung auf.
 

Des Weiteren kann Geschlechtsverkehr eine Blasenentzündung bei Frauen begünstigen. Hierbei kann es zu minimalen Verletzungen in der Harnröhre und zum Einbringen von Krankheitserregern kommen. Man spricht daher manchmal auch von der „Flitterwochen-Krankheit“ („Honeymoon Disease“ oder auch „Honeymoon-Zystitis). Zusätzlich stehen Spermizide auf Scheidendiaphragmen oder Kondomen in Verdacht, eine Entzündung der Blase zu fördern. Sie bringen die natürliche Flora der Scheide aus dem Gleichgewicht und begünstigen so die Vermehrung krankmachender Keime.

 

Die Harnwege sind oft anfällig für Infektionen - Apomio.de Gesundheitsblog
 

Schwangere leiden besonders häufig unter einer Blasenentzündung, da sich ihre Blase in der Schwangerschaft oft nicht komplett entleert. Bei Männern sind Infektionen der Blase dagegen eher selten. Eine häufige Ursache für immer wieder kehrende Blasenentzündungen bei Männern ist eine bakterielle Infektion der Prostata.
 

Bei beiden Geschlechtern können außerdem Harnsteine in Blase oder Harnröhre Auslöser einer Zystitis sein. Sie entstehen in einer Niere und setzten sich aus kristallisierten Mineralstoffen des Urins zusammen. Die Steine können in die unteren Harnwege abwandern und neben Blasenentzündungen noch weitere Beschwerden verursachen.
 

Ein Blasenkatheter kann ebenfalls bei Männern und Frauen eine Infektion hervorrufen – sowohl durch mechanische oder chemische Reizungen als auch durch das Einbringen von Bakterien.

 

 

Was sind die ersten Anzeichen einer Blasenentzündung?
 

Die ersten Anzeichen einer Blasenentzündung können stark variieren. In der Regel äußert sich die Infektion durch einen häufigen Harndrang (auch in der Nacht) sowie Brennen oder Schmerzen beim Entleeren der Blase. Diese Beschwerden entwickeln sich gewöhnlich innerhalb mehrerer Stunden oder eines Tages. Der Schmerz wird über dem Schambein und oft auch im unteren Rücken lokalisiert. Der Urin ist oft getrübt, kann einen veränderten Geruch aufweisen und Blut enthalten. Fieber tritt bei einer Blasenentzündung eher selten auf. Betroffene können sich aber müde, erschöpft oder schwach fühlen.

 

 

Wie lange dauert eine Blasenentzündung?


Die Dauer einer Blasenentzündung hängt von verschiedensten Faktoren ab wie Schwere der Infektion und Art der Behandlung. Im Allgemeinen können unkomplizierte Blasenentzündungen, die frühzeitig behandelt werden, innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche abklingen. In einigen Fällen können die Symptome jedoch länger anhalten oder wiederkehren.
 

Eine typische Behandlungsdauer mit Antibiotika beträgt meist drei bis sieben Tage, abhängig von der Art des Antibiotikums und der Schwere der Infektion. Dosierung und Einnahmedauer sollten hierbei stets nach Anweisung des Arztes erfolgen – auch wenn sich die Symptome verbessern. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Infektion vollständig beseitigt wird.
 

Wenn die Symptome nach Abschluss der Antibiotikabehandlung weiterhin bestehen bleiben oder sich verschlimmern, sollte nochmals ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser kann weitere Untersuchungen in die Wege leiten und gegebenenfalls eine alternative Behandlung in Erwägung ziehen.

 

 

Wie wird eine Blasenentzündung diagnostiziert?


Die Diagnose einer Blasenentzündung erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Bewertung, Anamnese des Patienten und Laboruntersuchungen. Die Urinuntersuchung ist der wichtigste diagnostische Test für eine Blasenentzündung. Hierzu wird eine Urinprobe gesammelt und im Labor auf das Vorhandensein von Bakterien, weißen (Leukozyten) und roten Blutkörperchen untersucht. Eine erhöhte Anzahl von Bakterien und/oder Leukozyten im Urin kann auf eine Infektion hinweisen. In einigen Fällen kann zusätzlich eine Urinkultur anordnet werden. Diese ermöglicht dem Arzt schädliche Bakterien oder Hefepilze nachzuweisen. Außerdem lässt sie auch konkrete Aussagen darüber zu, in welcher Menge die Keime vorliegen, ob Resistenzen gegen Antibiotika bestehen und welche Behandlung am besten geeignet ist.
 

Wenn die Blasenentzündung wiederkehrend ist oder nicht auf die übliche Behandlung anspricht, können zusätzliche Tests wie Ultraschall oder eine Blasenspiegelung erforderlich sein.
 

Harnteststreifen für den Hausgebrauch


Mithilfe von Harnteststreifen können Harnwegsinfekte in einem frühen Stadium erkannt werden. Hierbei sind folgenden Parameter interessant:

 

1. pH-Wert

Dauerhaft erhöhte pH-Werte können ein Hinweis auf Harnwegsinfektionen sein. Außerdem können sie andere Testparameter beeinflussen.
 

2. Leukozyten

Das Vorhandensein von weißen Blutkörperchen im Urin ist ein Symptom für entzündliche, meist durch Bakterien hervorgerufene Krankheitsbilder der ableitenden Harnwege und Nieren.
 

3. Nitrit

Nitrit im Urin stellt eines der wichtigsten Anzeichen für eine bakterielle Harnwegsinfektion dar. Zusätzlich werden durch diesen Testparameter indirekt nitritproduzierende Keime im Harn nachgewiesen, wie beispielsweise Escherichia coli. Diese sind die häufigsten Erreger eines bakteriellen Harnwegsinfektes.
 

4. Erythrozyten (Hämoglobin)

Das vermehrte Vorkommen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin kann ebenfalls ein Anzeichen für Erkrankungen von Nieren und Urogenitaltrakt sein.

 

Urinteststreifen sind in der Regel sehr zuverlässig – sofern sie korrekt verwendet und gelagert werden. Allerdings können bestimmte Bedingungen und Substanzen, z.B. Vitamin C oder spezielle Medikamente, das Ergebnis verfälschen. Aus diesem Grund ist bei auffälligen Ergebnissen unbedingt eine weiterführende Diagnostik erforderlich.

 

Mit Harnteststreifen kann man zuhause selbst auf Harnwegsinfektionen testen - apomio.de Gesundheitsblog

 

Wie kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?


Anhand verschiedener Maßnahmen kann einer Blasenentzündung vorgebeugt werden:
 

  1. Durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird die Blase regelmäßig gespült und Bakterien aus dem Harntrakt entfernt.
  2. Eine regelmäßige und vollständige Entleerung der Blase sorgt ebenfalls dafür, dass mögliche Krankheitserreger ausgespült werden.
  3. Darmausgang, Scheideneingang sowie Harnröhrenausgang liegen bei der Frau sehr dicht beieinander. Dadurch haben die Bakterien es leicht, über die Harnröhre in die Blase aufzusteigen. Es sollte daher unbedingt auf die richtige Abwischtechnik geachtet werden: Auch nach dem Wasserlassen wird der Urin Richtung Darmausgang abgewischt, also von vorn nach hinten. Dies verhindert, dass die Darmbakterien direkt vor die Harnröhrenöffnung gewischt werden. 
  4. Bei der Intimhygiene sollten weder Seife noch Waschlotionen verwendet werden. Gleiches gilt für Parfüms oder Intimsprays. Diese können die natürliche Schutzschicht der Haut stören sowie die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen – und so das Risiko einer Harnwegsinfektion erhöhen.
  5. Ist der Körper Kälte ausgesetzt, werden die Abwehrkräfte geschwächt und die Gefahr einer Zystitis steigt. Daher sollten die Füße immer warmgehalten und das Sitzen auf kaltem Untergrund vermieden werden.  
  6. Locker sitzende Unterwäsche aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle reduzieren Feuchtigkeit und Wärme im Genitalbereich, was das Wachstum von Bakterien begünstigen kann.
  7. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Immunsystem stärken und die allgemeine Gesundheit der Harnwege unterstützen.
  8. Der regelmäßige Verzehr von Cranberry-Saft, -Kapseln oder -Extrakten kann dazu beitragen, das Anhaften von Bakterien an die Blasenwand zu verhindern und das Risiko von Blasenentzündungen zu verringern.
  9. Nach dem Geschlechtsverkehr ist es ratsam, sofort auf die Toilette zu gehen, um Bakterien aus der Harnröhre zu spülen.
  10. Auch die richtige Wahl der Verhütungsmittel kann hilfreich sein: Diaphragmen, Spiralen und spermienabtötende Mittel können Blasenentzündungen begünstigen. Eine risikofreie Alternative stellen Kondome ohne Spermizide dar. 

 

 

Was hilft bei häufigen Blasenentzündungen?


Hauptursache für häufige Blasenentzündungen ist eine erneute Infektion – in der Fachsprache auch Re-Infektion genannt. Bei knapp 90 Prozent der wiederkehrenden Blasenentzündungen ist dies der Fall. Wer ständig an einer Blasenentzündung leidet, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Insbesondere wenn eine chronische Zystitis vorliegt, ist es ratsam auch einen Urologen zu konsultieren. Hierbei handelt es sich um einen Facharzt, der sich auf Erkrankungen der Harnwege und des männlichen Genitaltraktes spezialisiert hat.
 

Die Behandlung immer wiederkehrender Blasenentzündungen kann herausfordernd sein und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. In vielen Fällen zielt die Therapie darauf ab, die Beschwerden zu lindern, die Häufigkeit von Infektionen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Zu diesem Zweck werden häufig nied­rig dosierte Antibiotika über mehrere Monate verordnet.

 

 

Impfen gegen Blasenentzündung?


Seit 2004 sind in Deutschland zwei Impfstoffe gegen wiederkehrende Blasenentzündungen zugelassen: als Kapsel und in Spritzenform. Beide Präparate funktionieren wie eine Immunstimulation. Inaktivierte Bakterien oder Bakterienbestandteile in der Impfung bereiten das Immunsystem auf die Erreger vor, sodass es sie in Zukunft besser bekämpfen kann.
 

Die Schluckimpfung in Kapselform beinhaltet inaktivierte E. coli-Bakterien verschiedener Stämme. Für die Grundimmunisierung muss über drei Monate jeden Tag eine Kapsel eingenommen werden; danach für weitere drei Monate je eine Kapsel in den ersten zehn Tagen eines Monats. Die Auffrischung des Impfschutzes findet bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Grundimpfung statt. Hierbei soll im 7., 8. und 9. Monat für jeweils 10 Tage täglich eine Kapsel eingenommen werden. Je nach Bedarf kann nach einer dreimonatigen Pause eine erneute Auffrischung erfolgen.
 

Die Injektion enthält neben E. coli-Bakterien auch andere inaktivierte Bakterienstämme. Die Impfung deckt somit ein größeres Spektrum an Erregern ab. Um eine Grundimmunisierung zu erreichen, werden drei Spritzen im Abstand von jeweils ein bis zwei Wochen verabreicht. Dann wird jährlich eine Auffrischungsimpfung empfohlen.
 

In den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Urologie wird eine Impfung empfohlen, bevor Langzeitantibiotika eingesetzt werden. Die Kosten (je etwa 150 Euro) übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für keine der Behandlungen. Von Expertenseite wird teils die Qualität der Studien bemängelt und daher deren Aussagekraft infrage gestellt. Zudem schützt die Impfung nicht gegen alle Erreger, die eine Blasenentzündung hervorrufen können. Ein Grund, warum sie bei manchen Frauen überhaupt keinen Effekt zeigt.

 

 

Wann spricht man von einer chronischen Blasenentzündung?


Der Begriff chronische Blasenentzündung wird von vielen Betroffenen mit häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen gleichgesetzt. Tatsächlich werden aber unterschiedliche Formen unterschieden:


Bei rezidivierenden, also häufig wiederkehrende Blasenentzündungen leiden Betroffenen häufig an den typischen Beschwerden einer Harnwegsinfektion (mehr als zweimal im Halbjahr oder dreimal im Jahr). Dazu gehören Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib und häufiger Harndrang. Es handelt sich aber bei jeder Blasenentzündung für sich um eine akute bakterielle Infektion.
 

Bei der interstitiellen Zystitis, auch Blasenschmerzsyndrom genannt, bestehen die Beschwerden über mehrere Monate, manchmal auch Jahre, ohne dass eine Besserung eintritt. Es handelt sich um ein komplexes Krankheitsbild, das nicht durch Bakterien hervorgerufen wird.


Unter der Therapie geht es den meisten Betroffenen besser, eine Heilung ist jedoch selten. Die Therapieoptionen umfassen diätetische Maßnahmen, Blasentraining, den Wirkstoff Pentosan, Schmerzmittel, Antidepressiva und Behandlungen innerhalb der Harnblase.

 

 

Wann sollte man mit einer Blasenentzündung einen Arzt aufsuchen?


Selbst die besten Hausmittel kommen bei einer Blasenentzündung irgendwann an ihre Grenzen. Bei komplizierten Blasenentzündungen, schweren Verläufen, einer akuten Verschlimmerung der Symptome oder einer ausbleibenden Besserung innerhalb von drei Tagen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine rechtzeitige Behandlung kann dazu beitragen, die Genesung zu beschleunigen und das Risiko von Komplikationen zu verringern. Steigt eine Harnwegsinfektion bis zu den Nieren auf, können dort Nierenabszesse entstehen. Es besteht die Gefahr, dass sich die Erreger von dort über das Blutgefäßsystem im ganzen Körper ausbreiten. Die Folge ist eine sogenannte Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung).

Wann sollte bei einer Blasenentzündung ein Arzt aufgesucht werden?
- Wenn ein Mann betroffen ist
- Wenn die Betroffene schwanger ist
- Wenn Diabetiker betroffen sind
- Wenn Immunsuppressiva eingenommen werden
- Wenn Kinder betroffen sind
- Wenn die Krankheitszeichen länger als drei Tage bestehen
- Bei immer wieder auftretenden Harnwegsinfekten
- Bei Blut im Harn oder Fieber

 

Wie äußert sich eine Blasenentzündung bei Kindern?


Harnwegsinfekte gehören zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen in der frühen Kindheit.


Dabei spüren die kleinen Patienten die gleichen Symp­tome wie Erwachsene. Vor allem kleinere Kinder können die Beschwerden jedoch oft noch nicht richtig benennen. Sie sind quengelig und greifen sich immer wieder zwischen die Beine. In der Regel müssen sie außerdem sehr häufig Wasser lassen. Oder sie verkneifen sich den Toilettengang, um die Schmerzen zu vermeiden. Auch wenn Kinder bereits längere Zeit trocken waren und nun wieder nachts einnässen, sollte an die Möglichkeit einer Infektion der Harnwege gedacht werden.


Bei Neugeborenen und Säuglingen äußern sich die Infekte häufig nur durch hohes Fieber, das von Durchfall und Erbrechen begleitet sein kann. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass die Infektion relativ rasch zu einer Nierenbeckenentzündung und weiter zu einer Sepsis führt. In diesen Fällen sollte umgehend ein Arzt oder eine Kinderklinik aufgesucht werden.

 

 

Wie wird eine Blasenentzündung behandelt?

 

Eine Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen ist nicht unbedingt erforderlich. Sie kann aber helfen, den Krankheitsverlauf zu verkürzen und die Beschwerden zu lindern. Betroffenen stehen hierzu verschiedenste Maßnahmen, Haus- und Naturheilmittel zur Verfügung.
 

Sollten die Beschwerden dennoch länger andauern und /oder sich verschlimmern, kann nach ärztlicher Diagnosestellung der Einsatz von Antibiotika und verschreibungspflichtiger Schmerzmittel erforderlich sein.

 

Allgemeine Maßnahmen bei Blasenentzündung

Bei der Behandlung einer Blasenentzündung spielen allgemeine Maßnahmen eine wichtige Rolle, um die Symptome zu lindern und die Genesung zu unterstützen:

 

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr

    Eine wichtige Maßnahme bei der Behandlung einer Blasenentzündung ist ausreichend viel zu trinken. Die Flüssigkeitszufuhr regt die Urinbildung sowie die Urinausscheidung an. Das hilft, die Blase zu spülen und die Krankheitserreger auf natürlichem Wege loszuwerden. Als empfehlenswert gilt eine Trinkmenge von mindestens zwei Litern Flüssigkeit pro Tag – idealerweise in Form von Wasser oder Tee. Stark gesüßte Getränke, wie Limonaden gelten dagegen als eher kontraproduktiv, da der hohe Zuckergehalt das Bakterienwachstum fördert.

    Doch Achtung: eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr kann in bestimmten medizinischen Situationen kontraindiziert sein! Bei Patienten mit Herzinsuffizienz kann eine übermäßige Flüssigkeitsaufnahme zu einer Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems führen. Menschen mit Niereninsuffizienz können Schwierigkeiten haben, überschüssiges Wasser aus dem Körper zu filtern und auszuscheiden. In Folge kann es zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion und zu einer Verschlimmerung von Symptomen wie Ödemen kommen. Bei Lebererkrankungen kann eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme zu einem Anstieg des Hirndrucks führen. Bei bestimmten Herzrhythmusstörungen kann eine übermäßige Flüssigkeitsaufnahme das Risiko von Komplikationen erhöhen.

    Werden antibakterielle Medikamente wie Antibiotika eingenommen, sollte die Trinkmenge ebenfalls nicht erhöht werden. Die antibakteriellen Wirkstoffe werden im Harn sonst ebenfalls verdünnt.

 

  • Wärme

    Bei der Behandlung einer Blasenentzündung kann alles helfen, was wärmt. Ob dicke Kleidung wie warme Socken oder Wollunterwäsche, ein Kirschkernkissen oder die traditionelle Wärmflasche auf dem Unterleib – all diese Maßnahmen können den Heilungsprozess unterstützen. Alternativ oder zusätzlich können auch warme Sitzbäder mit einigen Tropfen Kamillenextrakt oder Schachtelhalmkraut einen positiven Effekt haben. Wem das aus Zeitgründen zu aufwendig ist, kann auch auf warme Fußbäder zurückgreifen. 

 

  • Ruhe und Erholung

    Strikte Bettruhe ist bei einer Blasenentzündung nicht nötig. Es kann aber durchaus helfen, zu Hause zu bleiben und dem Körper eine Pause zu gönnen. Der Organismus ist bei einer Harnwegsinfektion geschwächt und Stress kann eine Entzündung gegebenenfalls sogar verschlimmern. Körperliche Anstrengungen belasten den Körper zusätzlich und es besteht die Gefahr, die Krankheit zu verschleppen.

 

 

Tees bei einer Blasenentzündung


Einige Teesorten können aufgrund ihrer beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bei einer Zystitis hilfreich sein. Dabei ist allerdings zu beachten, dass bis dato keine aussagekräftigen Studien über die Wirksamkeit einzelner Blasen- und Nierentees existieren. Die Anwendung beruht meist auf Erfahrungsberichten sowie altbewährten Traditionen. Deshalb ist es ratsam, diese Zubereitungen lediglich als unterstützende Option in der Behandlung akuter, unkomplizierter Blasenentzündungen zu betrachten.
 

Brennnesseltee wird oft wegen seiner harntreibenden Eigenschaften empfohlen. Darüber hinaus besitzt er entzündungshemmende Eigenschaften, die bei der Symptomlinderung helfen können. Bärentraubenblättertee wird ebenfalls oft zur Vorbeugung und Behandlung von Blasenentzündungen eingesetzt. Die Arzneipflanze kann bei übermäßigem Verzehr allerdings zu Leberschäden führen, daher sollte sie nur kurzzeitig und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden. Kamillentee hat beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften. Cranberrytee enthält Verbindungen, die das Anhaften von Bakterien an der Blasenwand erschweren. Dies kann sowohl das Risiko einer Blasenentzündung verringern und als auch bei einem akuten Infekt helfen. Und auch Hagebuttentee kann bei einer Blasenentzündung getrunken werden – bestenfalls ein bis zwei Liter pro Tag. Die roten Früchte wirken aufgrund der Fruchtsäuren harntreibend und sind zudem leicht schmerzlindernd und entzündungshemmend.

 

 

Hausmittel bei Blasenentzündungen


Hausmittel können eine wirksame und einfache Möglichkeit sein, die Symptome einer Blasenentzündung zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen:

 

  • Backpulver oder Natron

    Als Hausmittel bei einer Cystitis haben sich Backpulver oder Natron einen Namen gemacht. Zur unterstützenden Behandlung werden hierzu dreimal am Tag eine Messerspitze in einem Glas Wasser oder Tee aufgelöst. Beide Hausmittel helfen, den pH-Wert in Richtung „basisch“ zu verschieben. Ein basisches Milieu hemmt das Bakterienwachstum und kann zur Heilung des Harnwegsinfektes beitragen. Natron verhindert darüber hinaus, dass sich Bakterien in der Blase festsetzen und kann die Schmerzen beim Wasserlassen reduzieren.

 

  • Apfelessig

    Aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften soll Apfelessig als Hausmittel ebenfalls gegen Blasenentzündungen helfen. In Studien ließ sich außerdem eine Reduzierung entzündungsfördernder Botenstoffe beobachten. Eine Leitlinie empfiehlt Apfelessig außerdem als ergänzende Maßnahme zur Harnansäuerung. Durch einen leicht sauren Urin schützt sich der Körper selbst vor den krankmachenden Bakterien. Hierzu wird Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:3 gemischt und täglich morgens ein solches Glas getrunken.

 

  • Meerrettich

    Die scharfe Wurzel hat einen desinfizierenden Effekt und hilft so bei der Bekämpfung von Bakterien. Sie kann frisch gerieben oder aus dem Glas zu sich genommen werden. Zwei Teelöffel täglich reichen hierbei völlig aus. Auch Meerrettich-Saft, entweder fertig gekauft oder aus eigener Herstellung, hat eine positive Wirkung. Es gibt aber auch Fertigpräparate, die Meerrettichextrakte enthalten.

 

  • Kartoffelwickel

    Kartoffeln sind sehr gute Wärmespeicher. Sie tragen als Wickel angewendet direkt am gewünschten Ort zu einer besseren Durchblutung und wohltuenden Entspannung bei. Für einen Kartoffelwickel braucht man vier bis sechs Kartoffeln, eine Gabel zum Zerquetschen, ein Innentuch, ein Außentuch aus Wolle, eine Wärmflasche und eine Sicherheitsnadel. Das Innentuch wird mit Wasser angefeuchtet, die gekochten Kartoffeln mitsamt der Schale auf das Tuch gelegt und die Ränder eingeschlagen. Die Kartoffeln können dann von Hand zerdrückt werden. Ist die Wärme erträglich, kommt das Kartoffelpäckchen auf das wollene Außentuch und der Wickel kann aufgebunden und mit der Sicherheitsnadel fixiert werden. Die Wärmflasche kann dann noch zusätzlich auf den Wickel gelegt werden.

 

  • Aufsteigendes Fußbad

    Ein aufsteigendes Fußbad kann allgemein zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt werden. Zur Durchführung wird ein Badethermometer, eine hohe Schüssel oder ein Eimer, sowie eine Gießkanne mit heißem Wasser (etwa 50 °C) oder die Duschbrause benötigt. Schüssel oder Eimer werden mit warmem Wasser (ca. 33 °C) bis zur Mitte der Waden befüllt, dann wird langsam und vorsichtig bis etwa eine Handbreit unter den Knien das heiße Wasser hinzugegossen. Die Badetemperatur wird langsam bis maximal 40 bis 41 °C gesteigert. Nach 10 bis 15 Minuten werden die Füße und Waden gut abgetrocknet. Im Anschluss wird mit warmen Socken 15 bis 30 Minuten im Bett oder auf dem Sofa nachgeruht.

 

 

Freiverkäufliche Mittel bei Blasenentzündungen


Es existieren zahlreiche freiverkäufliche Arzneimittel, die die typischen Symptome einer Blasenentzündung wirksam behandeln können.

 

  • Schmerzmittel

    Zur Linderung der Schmerzen kann ein Analgetikum wie Ibuprofen zum Einsatz kommen, das auch entzündungshemmend wirkt. In einer Studie, in der das Schmerzmittel bei Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten mit dem Antibiotikum Fosfomycin verglichen wurde, waren nach einer Woche 70 Prozent der Teilnehmerinnen, die Ibuprofen erhalten hatten, beschwerdefrei; in der Antibiotika-Gruppe waren es 80 Prozent.

    Krampfartige Schmerzen können zusätzlich mit einem sogenannten Spasmolytikum wie behandelt werden. Der Wirkstoff Butylscopolamin entspannt die Blasenmuskulatur und ist ebenfalls rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

 

  • Pflanzliche Präparate

    Für eine Behandlung auf natürlichem Wege eignen sich bei einer akuten Blasenentzündung pflanzliche Arzneimittel. Aufgrund der sich ergänzenden positiven Effekte haben sich hierbei Heilpflanzen-Kombinationen bewährt.

 

Bärentraubenblätter

Bei Bärentraubenblättern handelt es sich um die Blätter der Bärentraube, einem immergrünen Zwergstrauch. Er gehört wie die Heidelbeere zur Familie der Heidekrautgewächse. Die Bärentraube wird als Heilpflanze bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege wie Blasenentzündungen eingesetzt. Sie enthält Pflanzenstoffe, die leicht desinfizierend und hemmend auf das Wachstum von Bakterien wirken. Des Weiteren enthalten die Blätter Gerbstoffe, die schleimhautschützend, entzündungshemmend und ebenfalls keimtötend wirken. Und auch die antimikrobiellen Eigenschaften der enthaltenen Flavonoide tragen zur Heilwirkung des Heidekrautgewächses bei. Bärentraubenblätter sind als Tee, in Form von Teemischungen und als offene Teedroge in Apotheken erhältlich. Des Weiteren stehen Tropfen, Kapseln und Tabletten mit Zubereitungen aus der Bärentraube zur Verfügung. Nebenwirkungen betreffen hauptsächlich den Magen-Darmtrakt, da die Arzneipflanze einen hohen Gerbstoffanteil aufweist. Außerdem kann sich unter der Einnahme der Urin braungrün verfärben. Diese Färbung vergeht wieder, wenn die Behandlung beendet wird. Bärentraubenblätter sind nicht für eine längerfristige Anwendung vorgesehen. Sie dürfen maximal sieben Tage am Stück eingenommen werden, und das insgesamt nicht häufiger als fünfmal im Jahr. Es besteht der Verdacht auf eine leberschädigende möglicherweise krebserregende Wirkung.

Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht mit Bärentraubenblättern therapiert werden. Bei Personen unter 18 Jahren sollte ebenfalls nicht im Rahmen einer Selbstbehandlung auf entsprechende Zubereitungen zurückgegriffen werden.

 

Cranberries

Cranberries sind in Nordamerika beheimatet und mit unserer heimischen Preiselbeere verwandt.
 

Die leuchtend roten Früchte sind auch unter dem Namen „Kranichbeeren“ bekannt und werden seit Hunderten von Jahren von amerikanischen Ureinwohnern als Nahrungsmittel und Medizin verwendet.
 

Cranberries enthalten unter anderem sekundäre Pflanzenstoffe, die das Anhaften bestimmter Bakterien, insbesondere E. coli, an die Blasenwand verhindern können. Dadurch wird das Potenzial für eine Infektion verringert, da die Bakterien aus dem Körper gespült werden, bevor sie eine Infektion verursachen können. Darüber hinaus enthalten Cranberries Flavonoide und Antioxidantien, die entzündungshemmende und immunstärkende Eigenschaften aufweisen.
 

Bei Blasenentzündungen werden Cranberries oft in Form von Saft, Kapseln oder Extrakten eingesetzt.

 

Orthosiphonblätter

Der Orthosiphon stammt ursprünglich aus den tropischen Gebieten Asiens. Auf Java und Sumatra wird die Heilpflanze kultiviert. Orthosiphonblätter, auch bekannt als Java-Tee oder Katzenbart, werden traditionell zur Unterstützung der Nieren- und Harnwegsgesundheit verwendet
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Die Hauptbestandteile der Orthosiphonblätter besitzen eine harntreibende und schwach krampflösende Wirkung. Diese Effekte konnten bisher allerdings noch keinem einzelnen Wirkstoff, sondern eher der Gesamtheit der Inhaltsstoffe zugeordnet werden.
 

Die geschnittenen Blätter des Orthosiphons werden als loser Tee, in Teebeuteln und in Mischungen angeboten. Die Einnahme des Extrakts in Form von Dragees oder Kapseln ist ebenfalls möglich.

 

Zinnkraut

Das Zinnkraut, auch Ackerschachtelhalm genannt, wurde bereits im Altertum wegen seiner harntreibenden Wirkung verwendet. Man findet es auf Äckern, an lehmigen feuchten Wiesenrändern, Gräben und Böschungen. Das Zinnkraut sollte nicht selbst gesammelt werden, da Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen besteht. So kann man es an feuchten Standorten leicht mit dem Sumpf-Schachtelhalm verwechseln. In der Naturheilkunde kommen die sattgrünen und jungen Frühjahrs- und Sommertriebe zum Einsatz. Diese werden luftgetrocknet, zerschnitten und im Anschluss als Teedroge verwendet.

 

Liebstöckel

Liebstöckel, oder umgangssprachlich Maggikraut, erfreut sich nicht nur in der Küche, sondern auch in der Volks- und Naturheilkunde großer Beliebtheit. Als Bestandteil pflanzlicher Arzneimittel findet Liebstöckel unter anderem bei Entzündungen der Harnwege und Blase Anwendung. Hierbei werden vor allem die Wurzeln der Pflanzen verwendet. Längere, direkte Sonneneinstrahlung sollte während der Anwendung von Liebstöckel vermieden werden. Die Pflanze enthält photosensibilisierende Stoffe, die die Haut für die Sonne empfindlicher machen. Dies kann zu Hautreaktionen mit Rötung, Schwellung und Blasenbildung führen.

 

Echtes Goldrutenkraut

Bei Echtem Goldrutenkraut handelt es sich um die getrockneten oberirdischen Pflanzenteile der Goldrute. Das bedeutet: Es findet die ganze Pflanze Verwendung mit Ausnahme der Wurzel. In der Naturheilkunde wird Goldrutenkraut häufig zur Unterstützung der Harnwegsgesundheit verwendet, da es ebenfalls harntreibende, entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften besitzt.
 

Echtes Goldrutenkraut kann zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege zum Einsatz kommen. Als sogenanntes Aquaretikum sorgt es dafür, dass der Körper vermehrt Wasser ausscheidet. Dadurch landet mehr Harn in der Blase, der die Bakterien bei einer Blasenentzündung herausspült – vorausgesetzt, die Flüssigkeitszufuhr stimmt. Bei der Anwendung entsprechender Präparate sollten daher mindestens zwei Liter pro Tag getrunken werden.
 

Echtes Goldrutenkraut kann in verschiedenen Darreichungsformen verwendet werden, darunter als Tee, Extrakt, Tinktur oder in Kapseln.

 

Kapuzinerkresse

Die Kapuzinerkresse wird als Zier- und Nutzpflanze eingesetzt. Die Blüten und Blätter sind essbar und können als Würzmittel verwendet werden. Ihren Namen verdankt die Pflanze der Form ihrer Blüten. Diese erinnern, von der Seite betrachtet, an die Kapuzen von Mönchskutten.
 

Kapuzinerkresse enthält Scharfstoffe, sogenannte Senföle, die die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilze hemmen können. Zudem haben die Senföle auch entzündungshemmende Wirkungen. In Tablettenform wird sie häufig in Kombination mit Meerrettich zur Behandlung von akuten und wiederkehrenden Blasenentzündungen verwendet.

 

 

  • Weitere Wirkstoffe

Harnwegsinfektionen kann außerdem mit den Wirkstoffen D-Mannose und der Aminosäure L-Methionin begegnet werden.

 

D-Mannose

D-Mannose ist ein natürlich vorkommender Zucker, der strukturell der Glukose ähnelt. Es ist eine einfache Zuckerart, die in vielen Früchten und Pflanzen vorkommt, darunter Preiselbeeren, Äpfel und Birnen. D-Mannose wird als Nahrungsergänzungsmittel verkauft und zur Vorbeugung und Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt.
 

Die Verwendung von D-Mannose bei Blasenentzündungen beruht auf der Fähigkeit, sich nach der Einnahme in der Blase an Bakterien zu binden, insbesondere an E. coli. Sie können dann mit dem Urin aus dem Körper ausgeschieden werden, bevor sie in der Lage sind, eine Infektion zu verursachen.
 

Der Zucker wird häufig in Form von Pulver oder Kapseln eingenommen. D-Mannose gilt im Allgemeinen als sicher und verursacht nur selten Nebenwirkungen. Personen mit Diabetes sollten dennoch Vorsicht walten lassen, da D-Mannose den Blutzuckerspiegel erhöhen kann. Des Weiteren kann die Einnahme hoher Dosen in manchen Fällen zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Durchfall führen.

 

Methionin

Methionin ist eine essenzielle Aminosäure und wichtiger Eiweißbaustein. Sie muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Da sie in vielen Lebensmitteln enthalten ist, deckt eine ausgewogene Mischkost den täglichen Bedarf an Methionin.
 

Die zusätzliche Aufnahme führt zu einer Ansäuerung des Harns und hemmt das Bakterienwachstum. Die Verschiebung des pH-Wertes erfolgt dabei innerhalb der natürlichen, körpereigenen Grenzen. Diese liegen bei Werten zwischen 4,6 und 7,5. Durch die Ansäuerung kann außerdem die Wirkung einiger Antibiotika, wie beispielsweise Nitrofurantoin verbessert werden. Methionin kann einem stark schwefeligen Geruch des Urins führen. Gelegentlich treten auch Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit auf.

 

 

Antibiotika bei Blasenentzündung


Antibiotika können bei Blasenentzündungen die Beschwerden schnell lindern. Sie beseitigen die Entzündung, indem sie die Bakterien abtöten. Zur Behandlung der unkomplizierten Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen werden in den AWMF-Leitlinien die Wirkstoffe Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitroxilin, Pivmecillinam und Trimethoprim empfohlen.
 

Ist ein Antibiotikum erforderlich, müssen sich Ärzte bei der Wahl des Antibiotikums und der Einnahmedauer an die entsprechenden Empfehlungen der Leitlinien halten. Mit jedem Medikamenteneinsatz steigt das Risiko einer Resistenzentwicklung, einige Wirkstoffe fördern sie zudem stärker als andere. Substanz, Dosis und Dauer haben großen Einfluss darauf, ob Bakterien Abwehrmechanismen entwickeln und im schlimmsten Fall auf kein Antibiotikum mehr ansprechen.
 

Die Anwendung erfolgt in der Regel in Form von Tabletten, Granulaten oder Kapseln. Nur in sehr schweren Fällen, die stationär behandelt werden müssen oder wenn keine orale Darreichungsform vorhanden ist, können auch Infusionen erforderlich sein.

 

Substanz

Tagesdosierung

Therapiedauer

Fosfomycin-Trometamol

 

3000 mg

Einmalgabe

Nitrofurantoin retard

 

2 x 100 mg

5 Tage

Nitroxolin

2 x 250 mg

5 Tage

Pivmecillinam

2-3 x 400 mg

3 Tage

Trimethoprim

2 x 200m mg

3 Tage

Übersicht Antibiotika laut AWMF-Leitlinie

 

Wie lange dauert es, bis die Beschwerden bei einer Antibiotika-Behandlung besser werden?


Beobachtungen zeigen, dass bei einer akuten unkomplizierten Blasenentzündung der Großteil der Betroffenen mit einer antibiotischen Therapie nach einer Woche beschwerdefrei ist. Sollten sich die Symptome unter der Antibiose nicht deutlich bessern, muss die Behandlung gegebenenfalls umgestellt werden.
 

Anders sieht es bei der chronischen Zystitis aus oder wenn bestimmte Risikofaktoren wie eine Schwangerschaft, andere chronische Erkrankungen oder schwer zu behandelnde Erreger vorliegen. Dann kann es auch länger dauern, bis die Behandlung Wirkung zeigt.

 

 

Muss es immer gleich ein Antibiotikum sein?


Auch wenn die Blase schmerzt: Es müssen nicht immer Antibiotika zum Einsatz kommen. Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen bei etwa 30 bis 50 von 100 Frauen auch ohne antibiotische Therapie innerhalb einer Woche ab. Die aktuelle S3-Leitlinie räumt der symptomatischen Therapie eine Bedeutung ein und spricht sich jenseits einer Antibiose für Ibuprofen, Phytopharmaka und D-Mannose aus. Und auch die BMBF-geförderte REGATTA-Studie zeigt, dass unter bestimmten Umständen pflanzliche Präparate eine Alternative darstellen können. Forschende der Universitätsklinika Göttingen, Würzburg, Hannover und Jena untersuchten hierbei, ob ein Extrakt aus Bärentraubenblättern bei unkomplizierten Harnwegsentzündungen helfen kann. Das Ergebnis der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,63 Millionen Euro geförderten Studie: eine generelle Empfehlung von Bärentraubenblättern als Behandlungsalternative zu Antibiotika kann nicht ausgesprochen werden. Möchten Frauen aber zumindest versuchen, auf ein Antibiotikum zu verzichten, können die Extrakte eine Behandlungsalternative darstellen. „Mit der Einnahme von Bärentraubenblätterextrakt wurde der Einsatz von Antibiotika um 64 Prozent verringert, nennt Professorin Dr. Ildikó Gágyor, Direktorin am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg, eine wichtige Erkenntnis der REGATTA-Studie. „Fast jede zweite Frau konnte sich auch ohne Antibiotika erholen. Allerdings waren die von ihnen beschriebenen Symptome auch nach einer Woche höher als bei sofortiger antibiotischer Behandlung.
 

Bei komplizierten Blasenentzündungen sind Antibiotika jedoch unverzichtbar, da sich die Infektion zum Beispiel auf die Nieren ausbreiten kann. Ob Antibiotika sinnvoll sind, sollte in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

 

 

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Harnwege


Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Harnwegserkrankungen erfordert oft eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt sowie Urin- und gegebenenfalls Blutdiagnostik.

 

  1. Reizblase
     

Eine Reizblase wird auch als überaktive Blase oder als überaktives Blasensyndrom bezeichnet. Die Blase ist empfindlicher als normal und zieht sich unkontrolliert zusammen. Dies führt zu einem plötzlichen und starken Harndrang, auch wenn die Blase nicht voll ist. Es ist teilweise nicht möglich, das Wasserlassen zu verzögern (manchmal als "Dranginkontinenz" bezeichnet). Dadurch kann es zu einem ungewollten Urinverlust kommen.
 

Die genauen Ursachen einer Reizblase sind oft nicht bekannt. Es gibt aber einige Faktoren, die eine Rolle spielen können:

  • Nervenschäden oder Irritationen, die die Signale zwischen Gehirn und Blase beeinflussen.

  • Überaktive Blasenmuskeln, die sich spontan zusammenziehen, auch wenn die Blase nicht voll ist.

  • Reizstoffe in Lebensmitteln oder Getränken, wie Koffein oder Alkohol, die die Blase reizen können.

  • Harnwegsinfektionen oder andere Gesundheitsprobleme, die zu Symptomen einer Reizblase führen können.

 

  1. Nierenbeckenentzündung
     

Das Nierenbecken liegt innerhalb der Niere. Es ist Sammelstelle für den Harn, der die Abfallstoffe aus dem Blut enthält. Das Nierenbecken geht in den Harnleiter über, der den Harn zur Blase leitet.
 

Eine Nierenbeckenentzündung, auch Pyelonephritis genannt, tritt auf, wenn Bakterien durch die Harnröhre und die Blase in die Nieren gelangen und sich dort vermehren. Typische Symptome einer Nierenbeckenentzündung können starke Schmerzen im Rücken oder an den Flanken, oft auf einer Seite des Körpers, Fieber und Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, häufiger Harndrang und Brennen beim Wasserlassen sowie trüber oder blutiger Urin sein.
 

Eine Nierenbeckenentzündung kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, darunter Harnwegsinfektionen, Blockaden im Harntrakt, anatomische Anomalien, geschwächtes Immunsystem oder Probleme mit dem Harnfluss.
 

Heilt eine akute Nierenbeckenentzündung nicht vollständig aus, kann sie in eine chronische Verlaufsform übergehen. Es können sich kleine Abszesse und Vernarbungen in den Nieren bilden, die zu einer chronischen Entzündung oder zu einer Verminderung der Nierenfunktion führen. Die Schädigung kann so weit gehen, dass es zu einem vollständigen Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit kommt. Ohne diese regelmäßigen Blutwäschen entgleist der Stoffwechsel des Patienten und vergiftet sich quasi selbst. Deshalb ist eine schnelle Diagnose und Behandlung im akuten Stadium wichtig. Neben Antibiotika ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern am Tag, Bettruhe und das Absetzten aller nierenschädigenden Medikamente wichtig. Bei Bedarf können auch krampflösende Medikamente gegeben werden.

 

[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

 

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Linda Künzig
Autor: Linda Künzig

Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.

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