Blutvergiftung: Warum schnelles Handeln bei einer Sepsis so wichtig ist!
Pro Tag versterben mehr als 1400 Menschen an einer Sepsis – Informationen, die aus der Homepage für Deutsche Sepsis Gesellschaft E.V. zu entnehmen sind. Eine Sepsis, umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bezeichnet, ist eine Entzündung, die außer Kontrolle geraten ist und ohne eine schnelle und konsequente intensivmedizinische Behandlung tödlich endet. Alles über eine der heimtückischsten Krankheit weltweit.
Was bedeutet Sepsis?
Das Wort „Sepsis“ ist bereits in der Antike zu Lebzeiten von Hippokrates (ca. 460 bis 370 v.Chr.) eingeführt worden, leitet sich aus dem griechischen Wort σηπω ab und bedeutet übersetzt „faul machen“ – die sogenannte Fäulnis des Blutes (Septikämie) gehe stets mit Fieber einher.
Normalerweise gelingt es dem Körper eine Infektion zurück zu halten bzw. nicht gefährlich werden zu lassen. Bei immungeschwächten Menschen oder diejenigen mit Risikofaktoren, wie beispielsweise Diabetes mellitus, kann eine Infektion allerdings gefährlich werden. Weitere prädisponierende (= besonders anfällig/ empfänglich) Faktoren, die mit einer Immunsuppression (Unterdrückung/Schwächung des Immunsystems/der körpereigenen Abwehr) verbunden sind, können sein: vorausgegangene Operationen, Verweilkatheter zum Beispiel in Harnblase, Malignome (Krebs, bösartiger Tumor) sowie Leberzirrhose.
Eine Sepsis beschreibt eine Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion, die außer Kontrolle gerät: Unterschiedliche Bakterien, zum Beispiel durch Eiterabsiedlung eines Abszesses. eine eitrige Nagelbettentzündung oder durch eine Lungenentzündung, können sich von einem Herd aus über die Blutgefäße ausbreiten und in den Körper einschwemmen. Die Keime und deren Giftstoffe gelangen in den Blutkreislauf. Die Sepsis entsteht allerdings nicht durch die bloße Anwesenheit von Krankheitserregern im Blut, wie man früher angenommen hat, sondern durch die Reaktion des Körpers auf diese. Es führt zu einer lebensbedrohlichen Entgleisung des Immunsystems aufgrund der massiven Freisetzung zelleigener Botenstoffe (Zytokinsturm). Eine gefährliche Kettenreaktion kommt ins Rollen: der Körper schadet sich massiv selbst; im schlimmsten Fall ist das Auftreten eines Multiorganversagens möglich.
Die Komponenten, die eine Sepsis demnach entstehen lassen sind
- die Infektion und
- Überreaktion des Körpers auf die Infektion
Wie oft kommt eine Sepsis in Deutschland vor?
In Deutschland sterben fast 60.000 Menschen jährlich an einer Sepsis – die Sepsis zählt hierzulande nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs als dritthäufigste Todesursache. Eine Erkrankung, die unterschätzt wird, aber auch nur schwer vorzubeugen ist. Zu empfehlen ist, das Immunsystem zu unterstützen, indem die Abwehrkräfte des Körpers gestärkt werden, sowie Infektionen rasch behandeln zu lassen, bevor sie lebensgefährlich werden können. Letztendlich ist nämlich immer noch nicht geklärt, warum manche Infektionen zu einer Sepsis führen und andere nicht. Darüber hinaus sollten Menschen, die unter einer Abwehrschwäche leiden, oder Immunsuppressiva einnehmen, besonders vorsichtig sein und bei Beschwerden ärztlichen Rat aufsuchen.
Symptome einer Sepsis
Besonders zu Beginn einer Sepsis sind die Symptome sehr vieldeutig. Dadurch wird eine Sepsis häufig unterschätzt bzw. nicht rechtzeitig erkannt. Folgende Symptome, die auch einem banalen Infekt ähneln, treten auf:
- hohe Fieberschübe
- Schüttelfrost
- schwere allgemeine Erkrankungserscheinungen wie Blutdruckabfall, Blässe, kalte Haut, Milzschwellung
- erhöhter Puls
- deutlich beeinträchtigtes Allgemeinbefinden bis zur Verwirrtheit
- beschleunigte Atmung
Mögliche Sepsisherde
Nach einer lokalen Erregerübertragung durch Bakterien, besteht die Gefahr, dass die Erreger von dem lokalen Ausgangsherd in den Blutkreislauf gelangen können. Folgende sogenannte Sepsisherde (Ausgangspunkt, von wo Erreger in den Blutkreislauf gelangen könnten) sind zu erwähnen:
- Nabel (bei Neugeborenen)
- Urogenitaltrakt (Harnweginfektionen, postpartale Infektion)
- Haut (Wundinfektion, Pyodermie)
- HNO-Bereich (Tonsillitis, Sinusitis, Otitis)
- Lunge (Pneumonie)
- Darm (Peritonitis)
- Gallenwege (Cholangitis)
Auf nicht jede Infektion muss unmittelbar eine Sepsis folgen. Allerdings können prädisponierende Faktoren die Entstehung begünstigen.
Sepsis-Formen
Folgende drei Stadien der Sepsis werden unterschieden:
- Einfache Sepsis: Von einer einfachen Sepsis spricht man, wenn die Krankheitserreger den lokalen Entzündungsherd verlassen und sich im Körper über die Blutbahn ausbreiten (sogenannte Ganzkörperinfektion)
- Schwere Sepsis: Bei einer schweren Sepsis versagen zusätzlich einzelne Organe.
- Septischer Schock: Der Bludruck fällt massiv ab und es kommt zu einem gleichzeitigen Versagen mehrerer Organen (Multiorganversagen)
Diagnostik einer Sepsis
In einer diagnostischen Untersuchung folgt eine (mehrfache) Abnahme einer Blutkultur und Urinkultur. Sofern ein Verdacht auf eine Sepsis besteht, werden auch Sputum, Stuhl oder gegebenenfalls Wundsekrete zur Erregeridentifizierung mit Resistenzbestimmung untersucht, bevor eine Antibiotikatherapie beginnen kann.
Die Therapie einer Sepsis
Die Behandlung muss unbedingt auf einer Intensivstation vorgenommen werden. Eine Herdlokalisierung muss stattfinden und soweit möglich muss der Sepsisherd (operativ) beseitigt werden. Gegen die Krankheitserreger werden die geeigneten Antibiotika eingesetzt. Mit weiteren Maßnahmen (Infusion usw.) ist die Kreislauffunktion aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die eine gewisse Entgiftungsfunktion ausüben, zum Beispiel Heparin. Die Prognose für das Überleben bei einer bestehenden Sepsis ist trotz intensivmedizinischer Behandlung ernst: Die Letalität beträgt 50 Prozent und ist besonders bei sehr spätem Therapiebeginn oder nicht lokalisierbaren Infektionsherd, konsumierender Grunderkrankung sowie Auftreten eines Multiorganversagens im Verlauf der Behandlung ungünstig.
Fazit: Je schneller eine Sepsis erkannt wird, desto besser sind die Überlebenschancen. Eine rechtszeitige Diagnose sowie schnelle Abklärung der Infektionsursache sind hierbei Voraussetzung, um einen Behandlungserfolg überhaupt erzielen zu können. Jede Minute zählt!
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.