Chronische Nierenerkrankung: Ein schleichender Prozess und seine Therapie
Im Gegensatz zum akuten Nierenversagen bleibt die chronische Nierenerkrankung (CKD) oft unentdeckt. Die offensichtlichen Symptome lassen lange auf sich warten, sodass häufig erst eingegriffen wird, wenn es beinahe zu spät ist. Wie unterscheiden sich chronische Nierenerkrankungen vom akuten Nierenversagen? Welche Symptome zeigt eine chronische Nierenerkrankung? Und wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten aktuell aus? Eine Übersicht über die Erkrankung, ihre Symptome und Therapie im folgenden Beitrag.
Wie zeigt sich akutes Nierenversagen?
Zu einem akutem Nierenversagen, bei dem die Nierentätigkeit vollkommen unerwartet aussetzt, kann es innerhalb weniger Stunden oder Tage kommen. Die häufigsten Auslöser eines aktuen Nierenversagens sind:
- eine verminderte Durchblutung der Niere (prärenal)
- eine Abflussbehinderung der Niere (postrenal) oder
- Nierenentzündungen wie auch Nierenabszesse (intrarenal).
Was ist eine chronische Nierenerkrankung
Neben akuten Durchfluss- oder Abflussbehinderung der Niere kann es dagegen auch zu einer allmählichen Nierenerkrankung kommen. Ursache ist eine permanente Überforderung oder Belastung der Nieren. Dazu kommt es meist durch chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Tumoren, Nierensteine, Prostatavergrößerung, häufige Entzündungen der Niere und Ableitungsorgane (Harnleiter, Blase, Prostata) oder Medikamente.
Welche Aufgaben haben die Nieren
Die Niere arbeitet im Körper als Entgiftungsorgan für wasserlösliche Stoffe, pegelt den Blutdruck ein, organisiert den Elektrolythaushalt und reguliert den Säure-Basen-Haushalt. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählen:
- Ausscheidung wasserlöslicher Stoffwechselprodukte (Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin)
- Ausscheidung wasserlöslicher Gifte und Schlacken (Medikamente, Abbauprodukte des
Eiweißstoffwechsels, Glukosemoleküle)
- Bilanzierung des Wasserhaushalts (Natrium-Ausscheidung oder Natrium-Zurückhaltung)
- Regulation des Blutdrucks (RAAS-System durch Renin, Angiotensin und Aldosteron)
- Produktion von Hormonen (Erythropoetin, Renin)
- Abbau von Hormonen (Peptidhormone)
- Regulation des Säure-Basen-Haushalts
- Bildung von aktivem Vitamin D aus der inaktiven Form
Welche Symptome zeigen sich bei einer chronischen Nierenerkrankungen
Die Gefahr eines chronischen Nierenfunktionsverlusts wird häufig unterschätzt. Knapp 11 von 100 Menschen leiden laut ASN (American Society of Nephrology) und ERA-EDTA (European Renal Association – European Dialysis and Transplant Association) an einer chronifizierten Nierenerkrankung (CKD). Laut KDIGO-Leitlinie spricht man von CKD, wenn die glomeruläre Filtrationsrate der Niere unter 60ml/min/1,73m² gefallen ist oder die Niere strukturelle Schäden zeigt. Dabei ist vielen Menschen lange nicht bewusst, dass sie an einer chronischen Nierenerkrankung leiden. Denn die Symptome sind nicht sofort augenfällig. So steigt der Creatininwert im Blut steigt erst bei einer Nierenschädigung von über 50 Prozent messbar an. Symptome einer chronischen CKD sind beispielsweise:
- erhöhter Blutdruck
- renale Anämie (erhöhter Harnstoffwert im Blut, verringerte Erythropoetinwerte im Blut)
- Ödeme an Unterschenkeln, Augenlid
- Herzarrhythmien
- Knochenschäden durch Nierenfehlfunktion (teils mit Knochenschmerzen)
- und weitere.
Welche Behandlung gibt es bei einer chronischen Nierenerkrankung
Wurde ein Teil des Nierengewebes mit seinen Nierenkörperchen zerstört, übernehmen zunächst die noch vorhandenen Nierenkörperchen die Funktion der funktionsunfähigen Körperchen (Glomeroli). So verdeutlichte Prof. Dr. Jan C. Galle, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, anlässlich der 10. Jahreskonferenz, dass sich eine verlorene Nierenfunktion nicht wiedergewinnen lässt. Doch könne man ihr Fortschreiten verlangsamen.
Zunächst sucht der behandelnde Arzt nach der Krankheitsursache, die zur chronischen Überlastung der Niere geführt hat. Dies hat zum Ziel, die Zerstörung des Nierengewebes nicht weiter voranschreiten zu lassen. Der Arzt verordnet bei noch ausreichend Nierengewebe zunächst folgende Behandlung:
- Trinkmenge entsprechend der genauen Angabe des Arztes
- Behandlung des Bluthochdrucks mit „nierenfreundlichen“ ACE-Hemmern und Angiotensin-
Rezeptorblockern (Sartane bzw. AT1-Blocker)
- Gabe von Phosphatbindern
- Nichtrauchen
- Abnehmen bei Übergewicht
- Sport
- Ernährungsumstellung auf phosphatarme und vegetarische Kost
- salzarme Kost
Bei Begleiterkrankungen werden weitere Medikamente eingesetzt:
- Lipidsenker (Statine) zur Blutfettsenkung bei erhöhten Cholesterinwerten und erhöhtem
Arteriosklerose-Risiko
- Diuretika zur Blutdrucksenkung zur Verbesserung der Entgiftungsfunktion der Nierenabszess
- Erythropoetin-Gabe und Eisen bei Anämie
- Entzündungshemmer bei Nierenentzündungen (Kortison, Cyclosporin)
- Vitamin D bei Anzeichen von Osteopathie
Medikamentöse Therapie von chronischen Nierenerkankungen
Die Niere ist ein Extremorgan mit einer Vielzahl an Aufgaben im menschlichen Organismus. Deshalb treten mit fortschreitender Nephropathie (Nierenerkrankung) häufig Herz-Kreislauf-Erkankungen und ab Stadium G4 weitere Komplikationen wie Anämien, Arteriosklerose oder Osteopathien hinzu.
Als einzige Variante zur Bekämpfung des Nierenfunktionsverlusts gilt derzeit die Behandlung mit Medikamenten, die auf das RAAS-System und somit das Blutdruck-Herz-Elektrolytsystems einwirken (RAAX=Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Hauptsächlich werden hierfür ACE-Hemmer oder die Sartane (Angiotensinrezeptorblocker) eingesetzt. Sie werden jedoch nicht mehr kombiniert, da dies mit erhöhten Nebenwirkungen verbunden und kein Therapievorteil ersichtlich war.
Erklärtes primäres Leitziel bei chronischen Nierenleiden ist die Senkung des Blutdrucks auf 140/90 bei Patienten ohne Albuminurie (Ausscheidung von Eiweiß im Urin) und auf 130/80 bei Patienten mit Albuminurie (Albuminausscheidung im Harn). Bei Koronarer Herzerkrankung darf der Blutdruck jedoch nicht unter 120/80 gesenkt werden.
Ab CKD-Stadium 3 erhalten Patienten ohne erhöhten Blutdruck einen ACE-Hemmer oder einen Phosphatbinder. Phosphatbinder werden in der CKD-Therapie verstärkt eingesetzt, da hohe Phosphatwerte im Blut durch viele phosphathaltige Nahrungsmittel eine Gefäßverkalkung begünstigen. Also positiven Nebeneffekt verhindern Phosphatbinder (z.B. Sevelamer) laut Studien das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung.
Da ab Stadium G4 der chronischen Nierenerkrankung renale Anämie, sekundäre Hyperparathyreoidismus und Vitamin-D-Mangel hinzutreten, müssen bei Infekten, Fieber und Dehydrose bestimmte Medikamente pausieren: Dazu gehören ACE-Hemmer, Sartane, Diuretika inklusive Aldosteronantagonisten und Metformin.
Dialyse und Nierentransplantation
Im fortgeschrittenen Stadium einer chronischen Nierenerkrankung steigen die Kreatinin- und Harnstoffwerte im Blut deutlich an. Diese zeigt eine nicht genügende Retention (Filterfunktion) der harnpflichtigen Substanzen durch die Niere. Es kommt zu vermehrter Ansammlung von Schlacken und Albuminanreicherung im Blut. Zu diesem Zeitpunkt muss eine Dialyse die Entgiftung des Blutes übernehmen. Dabei wird das menschliche Blut in eine Hämodialyse-Maschine geleitet, gereinigt und wieder in den Körper zurückgeleitet. Das Verfahren ist hochaufwendig, denn die Dialyse benötigt 3-mal pro Woche jeweils 5 Stunden Zeit und wird meist ambulant ausgeführt.
Auch eine Nierentransplantation als Lebendspende eines Gesunden oder als Organspende eines Verstorbenen kann in Frage kommen. Nach der Transplantation sind jedoch bislang zeitlebens starke Immunsuppressiva einzunehmen.
Wie beugt man chronischer Niereninsuffizienz vor?
Die häufigste Ursache für CKD sind Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder die Einnahme nephrotoxischer Medikamente. Daher gilt es auch frei verkäufliche Medikamente mit dem Arzt abzusprechen. Von nierenschädigenden Medikamenten wie Ibuprofen, Diclofenac, Aspirin (Acetylsalicylsäure) und Metamizol muss weitgehend Abstand genommen werden.
Besorgte Menschen können insbesondere Lebensstilfaktoren beeinflussen, die ein Fortschreiten der Nierenfunktionsverlusts und einen Bluthochdruck, Diabetes und Gefäßverkalkung begünstigen. Daher empfehlen Nephrologen besonders:
- eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern pro Tag (an heißen Tagen mehr),
- Rauchstopp (Gefäßschädiger Nr. 1)
- Abnehmen bei Übergewicht (Senkung des Herz-Kreislauf-Risikos)
- phosphatarme und vegetarische Ernährung und
- Sport (verbessert die Parameter Blutdruck, Entzündungswerte und oxidativer Stress).
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