Cochlea-Implantat: Hören (wieder) lernen
Wenn taube Menschen hören lernen: Das Cochlea-Implantat ist eine Möglichkeit die Funktion des ausgefallenen Innenohrs zu ersetzen und so sehr schwerhörigen oder bereits tauben Personen den Hör-Sinn zurückzugeben. Das Implantat wird direkt im Innenohr eingesetzt und stimuliert den Hörnerv mit elektronischen Impulsen. Lesen Sie hier für den das Cochlea-Implantat in Frage kommt und wie es funktioniert. Das Gehör ist ein elementarer Bestandteil der menschlichen Kommunikation. Hier kommen Schallwellen an und werde über den Hörnerv als Impulse an das Gehirn weitergeleitet. Dort werden die Informationen so verarbeitet, dass wir Stimmen erkennen, Umgebungsgeräusche wahrnehmen und Musik genießen können. Mit dem Alter lässt die Hörleistung nach und es kann zu einer Funktionsstörung mit einhergehende Schwerhörigkeit oder Taubheit kommen – die Lebensqualität ist dadurch häufig eingeschränkt und Betroffene isolieren sich mehr und mehr. Ein Cochlea-Implantat setzt genau hier an und kann den Hör-Sinn wiederbeleben.
Wie funktioniert das Gehör?
Um zu verstehen, wie ein Cochlea-Implantat funktionier ist es wichtig, den Vorgang des Hörens zu kennen: Jedes Geräusch und jeder Klang erzeugt eine Schallwelle. Diese gelangt in die trichterförmige Ohrmuschel und passiert das Außenohr. Am Ende des Außenohrs trifft der Schall auf das Trommelfell und versetzt es in Schwingung und leitet sie an die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) weiter. Der Steigbügel bildet den Übergang zum Innenohr (ovales Fenster). Durch den Druck der Schallwelle bringt er die Flüssigkeit im Innenohr in Bewegung – die Schallwelle wird in mechanische Energie umgewandelt. Das Innenohr besteht aus einer Art gerolltem Schlauch und erinnert an eine Schnecke (Cochlea). Die Schnecke ist mit Flüssigkeit gefüllt, die Wände der Schnecke sind mit feinen Haarzellen versehen und registrieren die Bewegung der Flüssigkeit. Sie übertragen die Energie der Schallwellen an den dahinterliegenden Hörnerv und dieser leitet die Impulse an das Hörzentrum des Gehirns weiter. Das Ergebnis: Wir registrieren ein Geräusch, hören eine Stimme oder den Lärm der Umgebung.
Der Grund für Taubheit: Warum werden wir schwerhörig?
Im Alter lässt die Funktion der Haarzellen im Innenohr nach und die Flüssigkeit im Innenohr muss deutlich stärker in Bewegung geraten, damit ein Impuls weitergeleitet wird. Die Folge: Wir hören immer schlechter und nur noch laute Geräusche. Das Gehör geht immer weiter zugrunde bis letztendlich ein kompletter Hörverlust vorliegt. Im Gegensatz zur Altersschwerhörigkeit kommen einige Kinder ohne einen Hör-Sinn auf die Welt. Sie sind von Geburt an taub. Die Ursache liegt meist in einer gestörten Übertragung von Schallwellen bis zum Gehirn. Das fehlende Gehört fällt in der Regel bei den ersten Untersuchungen nach der Geburt auf. Ein Cochlea-Implantat ist für beide Gruppen Betroffener geeignet: Menschen, die im Alter ihr Gehör auf einem oder beiden Ohren verloren haben und Kinder, die taub zur Welt gekommen sind können mit diesem Implantat (wieder) hören.
Wie funktioniert das Cochlea-Implantat?
Ein Cochlea-Implantat unterscheidet sich von einem Hörgerät. Ein Hörgerät verstärkt lediglich die eintreffenden Schallwellen, ist eine Person taub geboren, ist der Einsatz zwecklos. Auch bei Störungen im Innenohr sind Hörgeräte unwirksam. Bei einem Cochlea-Implantat handelt es sich um eine Hörprothese. Sie besteht aus einem externen und einem inneren Bauteil. Außen am Kopf befindet sich ein Mikrophon mit einem integrierten Sprachprozessor. Diese Komponenten der Prothese sehen aus wie ein gewöhnliches Hörgerät. Die restlichen Bestandteile werden operativ in den Schläfenknochen und das Innenohr eingefügt. Hier befinden sich eine Empfängerspule und Elektroden, die bis in die Hörschnecke hineinreichen. Die internen und externen Bauteile stehen über magnetische Induktion und Radiowellen in permanenter Verbindung. Das Mikrofon hinter dem Ohr empfängt die Schallwellen, der Sprachprozessort identifiziert die für das Hörverständnis wichtigen Töne und gibt sie in Form von Radiowellen durch die Kopfhaut an das Implantat weiter. Die Empfängerspule wandelt die Radiowellen in ein elektrisches Signal um und stimuliert über die Elektroden den Hörnerv. Dieser leitet die Signale an das Gehirn weiter und das Hörereignis entsteht. Das Cochlea-Implantat überbrückt gewissermaßen die Funktion des Innenohrs und erzeugt den Hörreiz direkt am Nerv.
Wer kann durch ein Cochlea-Implantat (wieder) hören?
Beruht die Störung des Gehörs auf einer Schädigung des Innenohrs kann ein Cochlea-Implantat den Hörsinn ersetzen. Die Voraussetzung für ein solches Implantat ist die Funktionsfähigkeit des Hörnervs, der Hörbahn und des Gehörzentrums im Gehirn. Eine weitere Voraussetzung ist, dass der Betroffene erst nach dem Spracherwerb ertaubt ist. Auch bei Kindern kann ein Cochlea-Implantat eingesetzt werden: Bei einer angeborenen Taubheit (prälinguare Taubheit) können Kinder das Hören und auch das Sprechen quasi erlernen. Voraussetzung ist, dass die Kinder noch jung sind – ist das Gehirn erst einmal vollständig entwickelt kann das Hören auch mit dem Cochlea-Implantat nicht mehr gelernt werden. Die Hirnstrukturen sind fertig ausgebildet und keine Veränderungen mehr möglich. Die Mitarbeit des Patienten ist eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz eines Cochlea-Implantats. Erwachsene, die bereits gehört haben und sprechen können fällt der Umgang mit dem neu gewonnen Sinnesreiz leichter als Kindern, die das Hören nicht kennen. Sie müssen mit pädagogischer Unterstützung lernen mit dem neuen Sinn umzugehen. Auch das Verständnis von Sprache und das Sprechen müssen erlernt werden. Doch die Kinder erzielen in der Regel gute Ergebnisse.
Wie wird ein Cochlea-Implantat eingesetzt?
Kommt der taube oder schwerhörige Patient für ein Cochlea-Implantat in Frage, veranlasst der behandelnde Hals-Nasen-Ohrenarzt verschiedene Untersuchungen, um den Eingriff vorzubereiten. Sowohl bildgebende Verfahren, die den Zustand des Innenohrs darstellen als auch eine ausführliche Beratung des Patienten oder der Eltern stehen hier im Fokus. Die Operation an sich stellt inzwischen für erfahrene Ärzte ein Routine-Eingriff dar und verläuft in der Regel ohne große Komplikationen. Im Anschluss an die OP müssen Betroffene mit etwa einer Woche stationärem Krankenhausaufenthalt rechnen. Die Wundheilung bedarf circa vier bis sechs Wochen. Ist sie abgeschlossen beginnt die Einstellung und Justierung des Sprachprozessors und der Empfängerspule. Die Einstellungen werden von Technikern oder Akustikern in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt durchgeführt und sind individuell von Patient zu Patient verschieden. Im Anschluss an die Einstellung des Implantats beginnt für Kinder das Erlenen des Hörens und des Sprechens. Die Erfolgsaussicht für ein Cochlea-Implantat ist sehr gut. Die Prothesen halten voraussichtlich ein Leben lang und ermöglichen ihren Trägern ein Hörverständnis, das für den alltäglichen Sprachgebrauch ausreichend ist. Betroffene können sich unterhalten, in lauten Umgebungen Hintergrundgeräusche ausblenden und das Gesprochene verstehen, telefonieren und so nahezu ohne Einschränkung am Leben teilnehmen.
Wer übernimmt die Kosten für die Hörprothese?
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen den Eingriff und die damit verbundenen Untersuchungen und diagnostischen Verfahren nach vorheriger Absprache meistens vollständig. Die Finanzierung durch private Kassen ist meist Verhandlungssache und nicht zwingend gegeben. Nachfolgekosten wie etwa Batterien übernehmen die gesetzlichen Kassen, die privaten Krankenkassen meist nicht.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.