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Cushing-Syndrom: Cortisol im Überschuss

Kommentar schreiben Aktualisiert am 30. Januar 2018

Zu viel Cortisol im Körper: Beim Cushing-Syndrom gerät der natürliche Hormonspiegel aus dem Gelichgewicht. Ob durch die Einnahme von Kortison haltigen Medikamenten oder durch einen Tumor in den hormonbildenden Organen, ein Cushing-Syndrom führt zu schwerwiegenden Symptomen und bedarf immer einer ärztlichen Behandlung. Erfahren Sie hier mehr über die Entstehung, die Symptome und die Behandlung der Erkrankung.  Cortisol ist ein Hormon, das natürlicherweise im Körper vorkommt. Vor allem in Stresssituationen und bei körperlicher Anstrengung wird der Stoff gebildet. Er stellt dem Körper schnell Energie in Form von Proteinen, Fett und Kohlenhydrate bereit und baut dazu Körpergewebe ab (Katabolismus). Durch seine gefäßverengende Wirkung kann Cortisol den Blutdruck steigern und Entzündungsprozesse hemmen. In Stress- und Notsituationen ist das für den Menschen von Vorteil.

Welche Symptome verursacht das Cushing-Syndrom?

Doch ein dauerhaft erhöhtes Niveau des Steroidhormons führt zu krankhaften Beschwerden. Es kommt zu einer Umverteilung des Körperfetts. Die Körpermitte wird zunehmend dicker, das Gesicht wird kugelrund (Vollmondgesicht) und Schultern und Nacken werden massiger. Die Arme und Beine bauen dagegen Fett und Muskelgewebe ab und werden dünner. Die Gruben am Schlüsselbein werden mit Fettpolstern aufgefüllt. Beim Cushing-Syndrom kommt es außerdem zu einem erhöhten Cholesterinniveau und die Zuckerkonzentration im Blut steigt an. Es können diabetische Zustände auftreten, auch wenn kein Diabetes mellitus vorliegt. Des Weiteren kommt es zu einem Abbau der Skelettmuskulatur und damit einhergehender Muskelschwäche und Kraftlosigkeit. Auch das Knochengewebe geht nach und nach zurück und Osteoporose entsteht. Ebenso leidet die Haut unter dem Cortisolüberschuss: Sie wird zunehmend dünn und am Bauch kommt es zu rosa-roten Streifen (Striae rubrae), ähnlich den Schwangerschaftsstreifen. Es kann zu Störungen bei der Wundheilung kommen und das Hautbild verschlechtert sich. Durch die permanente Bereitstellung von Cortisol steigt der Blutdruck an und die Gefäße verengen sich. Das Immunsystem wird unterdrückt und Betroffene sind anfälliger für Infektionskrankheiten. Bei Frauen kann es zu einem gesteigerten Haarwuchs (Hirsutismus) kommen, Männer leiden zum Teil an Potenzminderung und Libidoverlust.

Welche Ursache hat das Cushing-Syndrom?

Kommt ein Patient mit der beschriebenen Symptomatik zum Arzt ist es wichtig zu klären, welche Ursache hinter dem Syndrom steckt. Mediziner unterscheiden zwischen einer exogenen und endogenen Ursache.

Das exogene Cushing-Syndrom

Exogen bedeutet, dass die Überdosis Cortisol von außen zugeführt wird. Das kann passieren, wenn der Betroffene regelmäßig Medikamente gegen eine andere Grunderkrankung wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Asthma oder rheumatoide Arthritis einnimmt. In den Medikamenten ist der künstliche Stoff Kortison enthalten. Dabei handelt es sich um die künstlich hergestellte Form des Hormons Cortisol. Medikamente mit Kortison sollten niemals ohne ärztliche Anweisung eingenommen werden. Die Dosierung muss genau eingehalten werden, damit es nicht zu Nebenwirkungen wie dem Cushing-Syndrom kommt.

Das endogene Cushing-Syndrom

Die endogene Variante der Erkrankung ist deutlich seltener. Hierbei liegt eine Störung des natürlichen Regelkreislaufes vor. Cortisol wird in der Nebennierenrinde gebildet. Dies geschieht allerdings nur, wenn die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) den Stoff ACTH (Adrenocorticotropin) ausschüttet und die Produktion somit anregt. ACTH wird wiederum gebildet, wenn der Stoff CRH (Corticotropin-releasing Hormon) aus dem Hypothalamus im Zwischenhirn ausgeschüttet wird. Ist schließlich der Bedarf an Cortisol wieder gedeckt, fährt der Körper über diesen Regelkreislauf die Herstellung herunter. Beim endogenen Cushing-Syndrom ist dieser Regelkreislauf gestört. In den meisten Fällen liegt ein winziger Tumor in der Hypophyse vor, der eine dauerhafte ACTH-Produktion verursacht. In diesem Fall spricht man von einem zentralen Cushing-Syndrom. Seltener liegt die Störung direkt in der Nebennierenrinde. Ärzte nennen diese Form adrenales oder primäres Cushing-Syndrom. Meist ist ein bösartiger Tumor (Karzinom) die Ursache für die Überproduktion.

Wie untersucht der Arzt den Hormonhaushalt?

Sollten die aufgeführten Symptome vorliegen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner beim Verdacht auf Cushing-Syndrom. Gegebenenfalls wird er den Betroffenen an einen Endokrinologen verweisen. Dort werden einige Tests durchgeführt, um die Ursache für die Beschwerden auszumachen. Nach der körperlichen Untersuchung und einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten, kann über den Urin der Cortisol-Spiegel überprüft werden. Dabei wird über einen Tag lang immer wieder Urin genommen und die Konzentration des Hormons bestimmt. Deuten die Ergebnisse auf das Cushing-Syndrom hin, muss der Mediziner klären, an welcher Stelle die Störung des Regelkreises vorliegt. Der Dexamethason-Hemmtest kann auf einen Defekt in der Hypophyse hinweisen. Zudem kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, um mögliche Tumoren in Gehirn oder Nebennieren ausfindig zu machen. In seltenen Fällen kann auch ein Karzinom in der Lunge Hormone ausschütten und den Regelkreislauf stören.

Die Behandlung des Cortisol-Überschusses: Therapie richtet sich nach Ursache

Hat das Cushing-Syndrom eine exogene Ursache, muss die Medikation verändert werden. In Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt wird die Dosis Stück für Stück reduziert. Ein abruptes Absetzen des Medikaments kann schwerwiegende Folgen haben, denn der Körper fällt in ein hormonelles Loch. Daher ist es wichtig, die Anweisungen zur Einnahme genau zu befolgen. Nach und nach gehen die Symptome zurück. Auch das Fett in der Körpermitte wird langsam abgebaut. Bis das normale Aussehen wieder erreicht ist, können allerdings mehrere Monate vergehen. Beim endogenen Cushing-Syndrom richtet sich die Therapie nach der Ursache. Liegt ein Tumor vor – egal in welchem Organ – muss dieser Entfernt werden. Ist die Wucherung in der Hypophyse, kann ein minimalinvasiver Eingriff durch die Nasennebenhöhle oder die Augenhöhle durchgeführt werden. Nach der erfolgreichen Entfernung des Tumors, bilden sich die Beschwerden zurück.

Hat das Cushing-Syndrom Folgen?

Ohne ärztliche Behandlung besteht bei dem Hormongleichgewicht des Cushing-Syndroms Lebensgefahr. Durch den erhöhten Blutdruck und die verengten Gefäße steigt das Risiko für einen Herzinfarkt. Auch ein Schlaganfall kann eine Folge der Krankheit sein. Einige Symptome des Syndroms sind unumkehrbar. Dazu gehört Osteoporose. Wurde das Knochengewebe einmal abgebaut, kann es nicht wieder nachgebildet werden und es kommt zu bleibenden Schäden. Dem Cushing-Syndrom kann man leider nicht vorbeugen. Lediglich die Einnahme des Kortisons sollte nur bei Bedarf und unter ärztlicher Anweisung und Überwachung erfolgen.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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