Das passiert bei einer Geburt
Sie ist das Ziel eines neunmonatigen Abenteuers: Die Geburt eines Kindes verändert zweifellos das Leben der beiden Partner. Viele Mütter sehnen sich den Tag am Ende der Schwangerschaft herbei, auch wenn sich schon einmal Angst und Zweifel unter die elterliche Vorfreude mischt. Wir erklären, wie eine Geburt normalerweise abläuft, welche körperlichen und emotionalen Momente auf Mutter, Kind und Vater warten und warum Sie vor der Geburt Ihres Kindes keine Angst zu haben brauchen. Neun Monate Vorfreude, neun Monate Aufregung und auch neun Monate Anspannung und Ungewissheit gipfeln in der Geburt des Kindes. Viele Frauen haben beim Gedanken an den großen Tag eher gemischte Gefühle – und das ist ganz normal. Denn der Tag bedeutet nicht nur eine komplette Veränderung des bisherigen Lebens, sondern auch eine enorme körperliche Belastung. Dennoch braucht sich keine Schwangere vor der Geburt zu fürchten. Sie ist ein ganz natürlicher Prozess und der weibliche Körper ist gut imstande die Strapazen wegzustecken. Die meisten Kinder können auf dem natürlichen Weg geboren werden. Liegen allerdings Zwillingsschwangerschaften, bestimmte körperliche Grundvoraussetzungen von Mutter oder Kind oder eine Erkrankung vor, kann ein geplanter Kaiserschnitt notwendig sein. Der behandelnde Gynäkologe wird in diesem Fall zur optimalen Geburt beraten.
Die drei Phasen der Geburt:
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Die Eröffnungsphase
Eine natürliche Geburt verläuft stets in drei Phasen. Am Anfang steht die Eröffnungsphase. Hier setzen die ersten Wehen (Eröffnungswehen) in einem Abstand von etwa 20 bis 30 Minuten ein. Die Schwangere ist meist noch relativ entspannt und macht sich auf den Weg zum Geburtsort (Klinik etc.). Die erste ist auch gleichzeitig die längste Phase der Geburt – sie dauert bis zu 14 Stunden lang. Während der Geburtseröffnung springt meist die Fruchtblase und der Muttermund beginnt sich zu öffnen. Der Gebärmutterhals verkürzt und wird weich und durch die Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur tritt der Kopf des Kindes tiefer in das Becken ein.
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Die Austreibungsphase
Daraufhin folgt die Austreibungsphase. Sie beginnt, wenn der Muttermund mit acht bis zehn Zentimetern vollständig geöffnet ist. Es handelt sich hier um die anstrengendste Phase der Geburt. Das Kind tritt in den Geburtskanal ein. Die Austreibungsphase wird in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste Austreibungsabschnitt dauert eine bis zwei Stunden. Das Kind dreht sich hierbei im Geburtskanal um den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Im zweiten Abschnitt – der Pressphase – sorgen die Presswehen dafür, dass das Kind immer weiter im Geburtskanal wandert. Es handelt sich um mühevolle Millimeterarbeit. Der Kopf des Kindes drückt meist so auf den Darm der werdenden Mutter, dass es nahezu unmöglich ist dem Drang zu Pressen zu widerstehen. Beteiligt sich die Mutter durch aktives Pressen nach den Anweisungen der Hebamme an der Geburt, kann diese verkürzt werden. Am Ende der Austreibungsphase durchtritt der Kopf des Babys mit einer erneuten Drehung den Damm. Hierbei besteht die Gefahr eines Dammrisses oder –schnittes. Ein Schnitt in das beanspruchte Gewebe kann ein unkontrolliertes Einreißen verhindern. Während der starken Wehen spürt die Gebärende von dem Schnitt meist nichts. Ist das Köpfchen erste einmal zu sehen erfolgt die Geburt des restlichen Körpers meist mit der nächsten Wehe.
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Die Phase der Nachgeburt
Ist das Kind erst einmal auf der Welt, hat die Mutter das Gröbste überstanden. Es folgt noch die Phase der Nachgeburt. Hier löst sich die Plazenta. Dies geschieht meist zehn bis 30 Minuten nach der Geburt. Es ist wichtig, dass keine Rückstände der Nachgeburt in der Gebärmutter verbleiben, da es sonst zu Infektionen kommen kann. Ist die Nachgeburt vollständig, können sich Hebamme und Mediziner um eventuell aufgetretene Verletzungen kümmern.
Hormoncocktail während der Geburt
Doch nicht nur Muskulatur und Gebärmutter leisten bei einer Geburt Höchstleistungen, auch das Hormonsystem der werdenden Mutter verändert sich je nach Geburtsphase. Zu Beginn der Geburt wird vermehrt Östrogen und Oxytocin ausgeschüttet. Dadurch bereitet sich der Körper auf das bevorstehende Ereignis vor. Kommt es dann zu den schmerzhaften Presswehen, steuert der Körper mit Endorphinen dagegen. Sie dienen als natürliches Schmerzmittel und machen die Geburtsschmerzen für die Frau erträglich. Sobald das Neugeborene auf die Brust der Frau gelegt wird, sorgen sowohl Endorphine als auch das Hormon Oxytocin dafür, dass der Schmerz wie weggeblasen ist. Der Körper wird überschwemmt mit Glücksgefühlen. Oxytocin spielt außerdem eine wichtige Rolle bei der Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch beim Stillen wird es vermehrt ausgeschüttet und sorgt für ein inniges Verhältnis der beiden. Dieser Hormoncocktail sorgt auch dafür, dass die Mutter die traumatischen Schmerzen der Geburt im Nachhinein nicht mehr so intensiv wahrnimmt und die Erinnerungen verblassen.
Erster Kontakt als Grundlage für die Beziehung
Zwar ist der werdende Papa bei der Geburt wenig involviert und eher Außenstehender, dennoch ist es wichtig, dass auch er zeitnah nach der Geburt körperlichen Kontakt zu seinem Kind bekommt. Durch das Auflegen des Neugeborenen auf die nackte Brust wird auch die Vater-Kind-Bindung intensiviert. Wissenschaftler vermuten, dass der zeitnahe körperliche Kontakt zwischen Mutter und Kind der Grundstein für die Beziehung ist. Sofern keine Komplikationen auftreten, sollte die frisch gebackene Mama die Gelegenheit bekommen, den kleinen Menschen zu spüren und kennenzulernen. Bei Frühgeburten oder einem Kaiserschnitt, kann die Gefühlswelt der Mutter verrücktspielen. Auch das ist normal und reguliert sich meist in den nächsten Tagen. Der Hormonhaushalt ist durch die abrupte und unnatürliche Entbindung durcheinander geraten und muss sich erst wieder einpendeln. Dann steht dem Mutterglück nichts mehr im Weg und der aufregende neue Lebensabschnitt beginnt. Mehr über Geburten im apomio Gesundheitsblog: Verschiedenen Geburtsstätten im Überblick
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.