Das Verschlucken: Was tun, wenn es gefährlich wird?
Zu hastig gegessen oder während des Essens geredet? - schon läuft man Gefahr, dass die Nahrung nicht in die Speiseröhre, sondern in die Luftröhre gelangt. Es folgen reflexartig kräftige Hustenstöße als Schutzmechanismus. Was wenn Nahrung in die Luftröhre gelangt? Wann kann es gefährlich werden? Wissenswertes zum Thema Verschlucken im folgenden Beitrag.
Der medizinische Fachausdruck: Die Aspiration
Das Eindringen von Fremdmaterial, wie zum Beispiel Speichel, Flüssigkeit oder Nahrung in die Atemwege während des Einatmens wird in der Medizin als „Aspiration“ – umgangssprachlich „sich verschlucken“ bezeichnet. Beim Gelangen von Fremdmaterial in die Atemwege wird in der Regel ein Hustenreflex ausgelöst, damit dieses Fremdmaterial aus dem Organismus heraus wieder nach oben befördert werden kann. Meist ist Verschlucken nicht so schlimm, problematisch kann es allerdings werden, wenn das Abhusten erfolglos bleibt und der Betroffene keine Luft mehr bekommt und zu ersticken droht. Insbesondere bei Kindern als auch älteren sowie pflegebedürftigen Menschen ist das Aspirationsrisiko besonders hoch.
Aspiration in der Kinderheilkunde
Besonders bei Kindern, die ihre Umwelt vor allem mit dem Mund erforschen, besteht ein hohes Risiko für eine Aspiration: aufgrund der Tendenz, Gegenstände in den Mund zu nehmen, sind besonders ältere Säuglinge und Kleinkindern im Alter von ein bis vier Jahren betroffen; davon sind bis zu 65 Prozent der Fälle männlich. Häufig aspiriert werden Erdnüsse, kleine Bonbons, Spielsachen wie kleine Legosteine, Murmeln. Bei Neugeborenen kann eine Tracheo-ösophageale Fistel, eine angeborene oder erworbene abnorme Fistelverbindung zwischen der Luftröhre und der Speiseröhre, ursächlich für eine Aspiration sein. Hierbei muss eine operative Unterbindung der Fistel erfolgen.
Schluckbeschwerden bei bestimmten Krankheiten
Nicht nur versehentliches Verschlucken, sondern auch andere Ursachen können eine Aspiration zur Folge haben: Manche Krankheiten, wie beispielsweise Parkinson, schränken die Zungenbeweglichkeit ein, sodass das Risiko erhöht ist, Speisen schneller zu verschlucken. Auch Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, können Schluckstörungen entwickeln, wodurch das Aspirationsrisiko steigt. Weitere Krankheiten, die Schluckbeschwerden aufweisen und die tägliche Nahrungsaufnahme lebensbedrohlich machen, sind Multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma und Tumoren des Nervensystems: Die normalen Nervenleitungen sind bei diesen Krankheiten gestört und führen zu einer unkoordinierten Nervenerregung, das bedeutet: Speisen können in die Luftröhre eindringen, da der Eingang zur Luftröhre freiliegt bzw. der Kehldeckel nicht geschlossen ist. Eine Störung liegt beim Zusammenspiel unterschiedlicher Nerven sowie dem Ablaufen von aufeinanderfolgenden Prozessen vor.
Die Symptome des Verschluckens
Anzeichen einer Aspiration – abhängig von der Lokalisation des Fremdköpers in der Luftröhre oder Lunge – können sein:
- Auftreten von reflexartigem Husten als Schutzmechanismus des Körpers
- verminderte Atemgeräusche
- Pfeifen während des Atmens
- Schmerzen
- Luftnot
- Verfärbung von Lippen und anderen Regionen (der Sauerstoffmangel führt zur Blaufärbung bestimmter Regionen)
- Ohnmacht durch einen lang anhaltenden Sauerstoffmangel
Komplikationen durch das Verschlucken
Folgende Komplikationen können eintreten, wenn der Hustenreflex erfolglos bleibt:
- wird ein Fremdkörper nicht durch Husten oder andere Maßnahmen beseitigt, droht Erstickungsgefahr
- verfängt sich ein Fremdkörper im Kehlkopf besteht ebenfalls Lebensgefahr: ein reflektorisch einsetzender Herz-Kreislauf-Stillstand droht, es führt zum sogenannten Bolustod (der im Rachen feststeckende, große Fremdkörper (=Bolus) übt Druck auf das Kehlkopf-Nervengeflecht aus, ein vagaler Reflex wird ausgelöst, ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand ist die Folge)
- kleinere Fremdkörper können bis in die Lunge vordringen und das Gewebe schädigen: neben einem Belüftungsdefizit können auch Entzündungsreaktionen eintreten; eine Aspirationspneumonie, das bedeutet eine Lungenentzündung verursacht durch Aspiration, kann entstehen – für ältere Menschen kann eine Aspirationspneumonie einen schweren Krankheitsverlauf mit tödlichem Ausgang nehmen
Behandlung und Erste Hilfe Maßnahmen bei Erstickungsgefahr
Eine Sofort-Maßnahme, welche gegen das Verschlucken angewandt wird, besteht darin, dem Betroffenen auf den oberen Bereich des Rückens zu klopfen, um damit den Hustenmechanismus zu unterstützen, damit der verschluckte Fremdkörper nach oben befördert werden kann – auch bei Säuglingen und Kindern kann diese Methode hilfreich sein.
Eine drastische Maßnahme ist der sogenannte Heimlich-Handgriff: Beide Arme werden um den Brustkorb des Betroffenen gefasst. Synchron zu den Hustenversuchen wird Druck auf den Brustkorb ausgeübt – bis zu fünfmal kann der Heimlich-Handgriff durchgeführt werden. Ist diese Methode erfolgbringend und der Fremdkörper kann aus der Luftröhre beseitigt werden, sollte dennoch eine ärtzliche Untersuchung durchgeführt werden, da durch den hohen Druckaufbau auch innere Verletzungen möglich sein können. Bei behinderter Atmung und drohender Erstickungsgefahr ist ohnehin sofort ein Notarzt zu verständigen und bis zur Ankunft lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen, wenn der Betroffene ohnmächtig wird und nicht mehr atmet – die Kompression auf den Brustkorb und die Atemspende müssen beginnen. Durch eine optische Zange oder einem Bronchoskop, dem Einführen eines dünnen Schlauchs versehen mit einer Kamera und Absaugfunktion, können Ärzte den Fremdkörper aus den oberen Atemwegen bzw. der Lunge entfernen. Im Anschluss daran ist eine Antibiotikatherapie nötig, um eventuelle Infektionen zu verhindern.
Prophylaktische Maßnahme, um das Verschlucken zu verhindern
Mediziner raten – um dem Verschlucken vorzubeugen – langsam zu essen und sich ausreichend Zeit für die Nahrungsaufnahme nehmen sowie die Speisen gründlich zu zerkauen, denn: Je größer der Bissen, den man schluckt, ist, desto höher die Gefahr, dass dieser sich verfängt. Pflegebedürftige Menschen sollten mit erhobenem Oberkörper speisen und kleinen Kindern sollte der Kontakt zu kleinen Gegenständen verweigert werden.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.