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Déjà-vu Erlebnis - Psychologisches Phänomen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. Oktober 2018

Vielleicht gehören Sie zu den ca. 60 % der Menschen, die schon ein Déjà-vu-Erlebnis hatten. Beim Déjà-vu befinden Sie sich in einer völlig unbekannten Situation, z.B. in einer fremden Stadt. Und obwohl Sie noch nie an diesem Ort waren, kommt Ihnen Ihre Umgebung plötzlich völlig vertraut vor. Sie haben das Gefühl, sie schon einmal erlebt zu haben. Das Erinnerungsphänomen hält nur ein paar Sekunden, höchstens 1 Minute an. Dann sind Sie wieder in der Realität angelangt. Woher kommen Déjà-vus? Wann treten sie bevorzugt auf? Wie können sie erklärt werden?

 

Was ist ein Déjà-vu-Erlebnis?

 

Déjà-vu kommt aus dem Französischen und heißt „schon gesehen“. Es bezeichnet das Phänomen, dass man der festen Überzeugung ist, einen Ort oder eine Person schon einmal genau so erlebt zu haben, mit denselben Eindrücken, Geräuschen und Düften. Es kann aber absolut nicht sein! Ein Déjà-vu-Erlebnis wird deshalb auch Erinnerungstäuschung oder qualitative Gedächtnisstörung genannt.

 

Wann kommen Déjà-vus häufig vor? 

 

Beim gesunden Menschen werden Déjà-vus besonders bei Stress, Erschöpfung und Übermüdung beobachtet. Dabei tritt das Erinnerungsphänomen meist auf, wenn der Stress nachlässt und man sich wieder entspannt. Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen und Männer mit einem höheren Bildungsstand häufiger Déjà-vus erleben als Personen, die weniger gebildet sind. Auch Stimmungsschwankungen, Drogen- und Alkoholkonsum, häufiges Reisen und unregelmäßige Arbeitszeiten machen anfälliger bzw. offener für ein Déjà-vu-Erlebnis. Dasselbe gilt für Menschen mit viel Fantasie und Vorstellungskraft. Die meisten Déjà-vu-Erlebnisse sollen in jüngeren Jahren, vor allem zwischen 15 und 25, stattfinden. Grund dafür könnte die Vielzahl an Ereignissen und Erfahrungen in dieser Lebensphase sein. Mit zunehmendem Alter werden die Déjà-vus weniger.

 

Bei welchen Erkrankungen werden Déjà-vus beobachtet? 

 

Die meisten Studien zu dem Erinnerungsphänomen werden mit Epileptikern durchgeführt. Bei diesem Krankheitsbild sind Déjà-vu-Erlebnisse häufig. In der Phase vor dem Anfall, der sogenannten Aura, mit Sinneswahrnehmungen und Gefühlswallungen, treten in besonderem Maße Déjà-vu-Erlebnisse auf. Außerdem gilt die Erinnerungstäuschung als begleitendes Phänomen bei Psychosen, Neurosen und organisch bedingten Hirnerkrankungen, allen voran bei krankhaften Veränderungen oder Verletzungen des Temporallappens. Das ist der Schläfenlappen des Großhirns. Er ist für Sprache, Gehör und Gedächtnis zuständig.  

 

Sind Déjà-vus reale Erinnerungen?

 

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, wie ein Déjà-vu-Erlebnis entsteht: Die Wahrnehmungstheorie geht davon aus, dass die Situation oder der Ort schon einmal vorher unbewusst registriert wurden und einem deshalb vertraut vorkommen. Das kann z.B. während eines intensiven Handy-Telefonats geschehen: Sie sind in einer unbekannten Umgebung unterwegs und sehen beim Telefonieren im Augenwinkel eine prachtvolle Kirche. Sie nehmen sie aber nicht bewusst wahr. Das Gespräch ist zu Ende. Sie kommen auf dem Rückweg erneut an dieser Stelle vorbei oder befinden sich immer noch dort und sind der festen Überzeugung, diese Kirche schon einmal früher gesehen zu haben. Das stimmt auch, aber es war nur ein paar Sekunden oder Minuten vorher. Dasselbe ist möglich, wenn Sie sich in einer fremden Stadt aufhalten und vor langer Zeit einen Film mit Bildern dieser Umgebung geschaut haben. Sie wissen es aber nicht mehr und die „unbekannte“ Umgebung kommt Ihnen deshalb so vertraut vor.
Andere Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Situation, die sich scheinbar wiederholt, schon vor längerer Zeit real erlebt und dann vergessen oder verdrängt wurde und man sich beim erneuten Anblick nicht mehr an den Ursprung dieses „Wiedersehens“ erinnert.

 

Oder rufen Ähnlichkeiten in der Umgebung das Déjà-vu-Erlebnis hervor?

 

Nach der Umwelttheorie kommt uns ein Ort vertraut und schon einmal gesehen vor, weil z.B. die Anordnung von Gebäuden dieselbe ist, die wir schon kennen: rechts eine Kirche, genau gegenüber ein Kiosk, im rechten Winkel ein italienisches Restaurant und gegenüber ein riesiger Baum. Ein Déjà-vu-Gefühl kann auftreten, wenn wir diese Anordnung in der Wirklichkeit, auf einem Bild oder im Film exakt so schon einmal gesehen haben.

 

Auch ein bekannter Bruchteil der Szenerie kann ein Déjà-vu auslösen!

 

Sie werden zu einem Geburtstagsfest im Garten eines neuen Freundes eingeladen. Sie haben diesen Ort noch nie zuvor betreten. Alles unbekannt! Sie stehen in dem Garten und haben das Gefühl, ihn zu kennen und schon einmal hier gewesen zu sein. Waren Sie aber nicht. Wiedererkannt haben Sie aber die besondere Art der Aufstellung der Bänke, die Ihre Tante immer hatte, oder der Springbrunnen, genau wie in der Serie, die Sie wöchentlich schauen, oder das Besteck, das Ihnen von den Eltern einer Schulfreundin von früher in Erinnerung ist, ohne dass Sie diesen Zusammenhang noch herstellen können. Auch wenn die Umgebung völlig fremd ist, aber das Musikstück, das ein Straßenmusiker spielt, Ihnen bekannt vorkommt, oder das Parfum Ihre Nase streift, das Ihre längst verstorbene Urgroßmutter getragen hatte, könnten Sie meinen, diesen Ort schon einmal gesehen zu haben. Déjà-vu, dieses eine Detail, und sofort fühlt sich diese Umgebung plötzlich vertraut an.

 

Déjà-vu – eine verzögerte Informationsweiterleitung im Gehirn?

 

Eine häufige Theorie aus Sicht der Neurowissenschaftler ist, dass die Informationen aus der Umwelt auf zwei Wegen zur Großhirnrinde gelangen und dort zu einem einheitlichen Bild ausgewertet werden. Eine Bahn kommt vom rechten Auge über die rechte Gehirnhälfte und die andere vom linken Auge über die linke Gehirnhälfte. Nach der „Optical Delay Theory“ gelangt die Information des einen Auges schneller zur Großhirnrinde als die vom anderen Auge. Durch die verzögerte Übertragung eines Teils der Information entsteht das Déjà-vu-Erlebnis.
Andere Neurologen bezweifeln diese Theorie, da auch blinde Menschen Déjà-vus haben können. Ein weiteres Gegenargument für diese Theorie ist die Reaktion von Epilepsie-Kranken, die in einer Studie während des Déjà-vus etwas in der Umgebung anschauen oder sich mit jemanden unterhalten sollten. Trotz dieser Ablenkung blieb das Déjà-vu-Erlebnis bestehen. Deshalb geht diese Gruppe der Wissenschaftler davon aus, dass das Erinnerungsphänomen doch nichts mit den Eindrücken aus der Umgebung zu tun hat. Man kann sich aber stattdessen vorstellen, dass auch beim Gesunden in seltenen Fällen ähnliche elektrische Aktivitäten in der Gedächtnisregion im Temporallappen des Großhirns stattfinden wie bei einem Epileptiker. Studien zeigen, dass bei der Elektrostimulation des Temporallappens die Wahrscheinlichkeit für ein Déjà-vu viermal so groß ist als zuvor.

 

Wie kommt es zu einem Déjà-vu-Erlebnis aus Sicht der Spiritualität? 

 

Aus spiritueller Sicht ist ein Déjà-vu-Erlebnis eine Erinnerung an die Erfahrungen in einem früheren Leben. Man erkennt Menschen, Orte, Situation, Düfte, Geräusche wieder, die man noch aus einer vergangenen Inkarnation kennt. Daher kommt das Gefühl der Vertrautheit.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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