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Der Blick durch das Schlüsselloch – die Bauchspiegelung (Laparoskopie)

Kommentar schreiben Aktualisiert am 07. Januar 2020

Sie blicken durch ein Schlüsselloch in einen hell beleuchteten Raum. Dort können Sie genau beobachten, was in einem bestimmten Bereich vor sich geht. Zwar lässt sich erkennen, was im Inneren geschieht, nur ein Eingreifen ist unmöglich. 

Was ist eine Bauchspiegelung?

Dem schwedischen Arzt Hans Christian Jacobaeus gelang es vor über hundert Jahren, erstmals durch ein schmales Rohr in den Bauchraum eines Menschen zu sehen. Heute können mithilfe der Schlüssellochchirurgie im Inneren des Bauches selbst komplizierte Eingriffe vorgenommen werden. Nachdem zu Beginn der Laparoskopie noch starre Rohre zur Anwendung kamen, sind mittlerweile dünne Sonden von lediglich wenigen Millimetern Durchmesser üblich. An der Spitze der Instrumente sitzen eine winzige Kamera sowie eine Lichtquelle. Die Bilder aus dem Inneren werden auf einen Bildschirm übertragen und geben dem Operateur eine hervorragende Übersicht der Lage und des Aussehens der Organe.  Wenn nötig werden noch weitere Sonden eingeführt, durch die Instrumente, wie winzige Scheren, Zangen und sogar Nahtmaterial, in den Operationsbereich gebracht werden können.

Können mit der Bauchspiegelung Krankheiten erkannt werden?

Bildgebende Verfahren, wie Röntgen oder Computertomografie, bieten in den meisten Fällen eine optimale Diagnostik der Erkrankung. Dennoch kann es notwendig werden, die krankhaften Veränderungen vor Ort anzusehen. Mit der Laparoskopie lässt sich indes auf eine großflächige Eröffnung des Bauchraumes verzichten. Ein kleiner Schnitt genügt zur Diagnosestellung oder Bestätigung.

Ist auch eine Operation möglich?

Erfordert der laparoskopische Befund ein operatives Eingreifen, so können neben gutartigen Erkrankungen zunehmend kleinere Tumore sofort entfernt werden.

Wie läuft eine Bauchspiegelung ab?

Auch eine Bauchspiegelung wird unter absolut sterilen Bedingungen durchgeführt. Das Gebiet um den vorgesehenen Einschnitt wird großflächig desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Dies ist das letzte, was Sie vor der Narkose noch mitbekommen könnten. Hat die Narkose ihre Wirkung erreicht, wird mit einem kleinen Schnitt oder einer dickeren Punktionsnadel (wenige Millimeter) die Bauchdecke meist in Höhe des Bauchnabels durchstochen. An dieser Stelle ist das Durchstechen unproblematisch und auch kosmetisch von Vorteil. Da im Bauchraum viele Organe, insbesondere der Darm und größere Blutgefäße liegen, muss eine sichere Stelle für die Punktion vorab abgeklärt werden.

Als Nächstes wird Kohlendioxid (CO2) durch die Kanüle in den Innenraum gepumpt. Je nach Körpergröße und Geschlecht sind zwei bis sieben Liter Gas notwendig. Die Bauchdecke wölbt sich zu einer Kuppel, was notwendig ist, um dem Arzt zwischen allen Organen genügend Platz und Sicht zu bieten. Der Druck des Gases wird über den gesamten Zeitraum der Laparoskopie kontrolliert, sodass keine Gefahr von Bindehaut- oder Muskeleinrissen besteht.

Die Punktionsnadel wird nun durch einen sogenannten Trokar ersetzt. Dabei handelt es sich um eine Hülse, durch die die verschiedenen Laparoskope (Arbeitssonden) eingeführt werden.Der Blick durch das Schlüsselloch ist nun eröffnet. Zunächst verschafft sich der Arzt eine Orientierung über die Lage und den Zustand der einzelnen Organe. Vielfach besteht schon eine Verdachtsdiagnose anhand derer der Krankheitsherd eingehend untersucht werden kann. Jetzt wird zudem entschieden, inwiefern zusätzliche Trokare gesetzt werden müssen.

Nachdem die Bauchspiegelung beendet ist, wird zunächst das Kohlendioxid abgelassen und die Sonden und Trokare vorsichtig aus der Bauchdecke gezogen. Um die verbliebenen kleinen Wunden zu verschließen, sind nur wenige Nähte notwendig. Gerade im Bereich der Laparoskopie werden spezielle Hautkleber verwendet, die den Einsatz herkömmlicher Verbandmaterialien überflüssig machen. Eventuell noch vorhandenes Gas wird rasch vom Gewebe aufgenommen und über Blut und schließlich die Lunge abgeatmet.1

Wie lange dauert sie? Bin ich während der Bauchspiegelung wach?

Die Dauer einer Bauchspiegelung ist davon abhängig, ob es sich um eine Maßnahme zur Erkennung einer Krankheit (=diagnostische Laparoskopie) handelt oder ob im Zuge der Laparoskopie zusätzliche chirurgische Eingriffe notwendig werden. Zudem richtet sich die Dauer nach dem Umfang des Krankheitsgeschehens. Während eine diagnostische Spiegelung meist nach 15 bis 30 Minuten beendet ist, können laparoskopisch assistierte Eingriffe, wie die Entfernung der Gebärmutter durchaus bis zu zwei Stunden dauern.

In der Regel wird die Bauchspiegelung in Vollnarkose durchgeführt. Das bedeutet, der Narkosearzt wird die Narkose erst dann beenden, wenn der Wundverschluss erfolgt ist.

Da es sich um einen oftmals kurzen Eingriff handelt, wirkt sich die Vollnarkose nicht zu sehr belastend auf den Organismus aus. Die Bauchspiegelung kann daher in vielen Fällen ambulant durchgeführt werden.

Wann kann die Bauchspiegelung eine offene Bauchoperation ersetzen?

Eine Bauchspiegelung wird vor allem dann empfohlen, wenn vorhergehende Methoden (Ultraschall, Röntgen, Computertomografie oder Kernspintomografie) nicht zu einer Klärung des Krankheitsgeschehens führen konnten. Besteht der Verdacht auf eine gut- oder bösartige Veränderung von Gewebe, können Proben entnommen werden. Insbesondere bei Verdacht auf einen Tumor werden diese Biopsien noch während der Laparoskopie im Labor untersucht, um das weitere Vorgehen festzulegen.

Die Schlüssellochtechnik erleichtert zudem die Durchführung von Funktionstests, beispielsweise zur Überprüfung der Durchlässigkeit der Eileiter im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung.

Als Standard hat sich die Laparoskopie anstelle vieler früher klassischer chirurgischer Techniken etabliert. Die Entfernung des Blinddarms oder der Gallenblase sowie die Operation von Brüchen (Hernien) wurden auf diese Weise für den Patienten deutlich erleichtert. In das Aufgabengebiet der Gastroenterologie (Magen-Darm-Heilkunde) gehören zudem die teilweise Entfernung des Dickdarmes sowie eine Magenverkleinerung bei krankhaft übergewichtigen Patienten.2

Eine Domäne der Bauchspiegelung ist nach wie vor die Frauenheilkunde.3

Notfallmäßige Eingriffe, wie die Entfernung einer Eileiterschwangerschaft zählen ebenso zu den gängigen Methoden, wie die Durchtrennung der Eileiter (Sterilisation). Selbst das Entfernen von Tumoren oder der Gebärmutter werden mit großer Routine durchgeführt. Eine besondere Bedeutung erhält die Laparoskopie bei dem Verdacht auf eine Endometriose (Wucherung von Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum).4

Wann kann sie nicht durchgeführt werden?

Inwiefern sich die Krankheitssituation für eine Bauchspiegelung eignet, wird der Arzt mit Ihnen im Vorfeld absprechen. Ausschlusskriterien können schwere Erkrankungen der Herzkranzgefäße sowie eine starke Beeinträchtigung der Lungenfunktion bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung sein. Liegt eine erhöhte Blutungsneigung, beispielsweise durch die Einnahme gerinnungshemmender Mittel (Marcumar) vor, ist wie bei jedem konventionellen Eingriff Vorsicht geboten. Entzündungen im Bauchraum sind ebenfalls Anlass, die Auswahl des Operationsverfahrens kritisch zu überdenken.

Ist bei bösartigen Gewebewucherungen (Krebs) mit einer Beteiligung auch benachbarter Organe zu rechnen, bietet sich eher eine offene Operation an.5 Dennoch steht die Laparoskopie bei Tumoren des unteren Darmbereiches der herkömmlichen Technik in nichts nach.6

Übergewichtige Menschen profitieren in hohem Maß von der Bauchspiegelung. Obgleich sie bei weitem für den Organismus nicht so schwer belastend ist, birgt die Laparoskopie eine Vielzahl technischer und körperabhängiger Probleme.7

Was muss ich vor einer Bauchspiegelung beachten?

Feste Nahrungsbestandteile benötigen mehrere Stunden bis sie letztlich ausgeschieden werden. Währenddessen sind Magen und Darm mit der Verdauung beschäftigt. Verständlich also, dass dies im Falle einer Operation im Bereich des Magen-Darm-Traktes äußerst hinderlich und sogar gefährlich sein kann. Dies gilt sowohl im Vorfeld einer Bauchspiegelung als auch im Anschluss. Es ist durchaus ratsam, den Anweisungen des medizinischen Personals zu folgen.

Auch hinsichtlich der Narkose wird der Arzt sie auffordern, ab einem bestimmten Zeitpunkt (meist 12 Stunden vorher) nüchtern zu bleiben. Denken Sie daran, Veränderungen Ihres Gesundheitszustandes (Infektionen, Allergien) mitzuteilen. Dies hilft dem Arzt, vor und während der Bauchspiegelung schnell eingreifen zu können.

Wer kümmert sich um mich nach der Bauchspiegelung?

Schon vor der Terminvereinbarung müssen die Patienten sich um eine Begleitung für diesen Tag kümmern. Denn selbst, wenn Sie sich körperlich schnell wieder fit fühlen sollten, dürfen Sie unter rechtlichen Aspekten für 24 Stunden nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Sofern Sie ansprechbar sind, werden Sie noch am Tag der Untersuchung über wichtige Bestandteile des Befundes informiert. Hier erscheint es gleichfalls sinnvoll, wenn Ihnen eine vertraute Person zur Seite steht, da Sie Konsequenzen möglicherweise noch nicht entscheiden können.

Die Bauchspiegelung selbst bereitet im Normalfall keine größeren Schmerzen. Jedoch kann es zu Beeinträchtigung aufgrund der Lagerung während des Eingriffes gekommen sein. Fragen Sie, wann Sie wieder duschen dürfen. Meist sollte dies nach wenigen Tagen möglich sein, ist jedoch von dem Umfang der Operation sowie Ihrer eigenen Wundheilung abhängig.

Unabhängig vom nächsten Arzttermin sollten Sie aufmerksam gegenüber Auffälligkeiten im Bereich der Wunde sein. Entzündungszeichen, wie Wärme oder eine Rötung der Haut sind durchaus ein Grund sofort die Praxis oder das Krankenhaus aufzusuchen.

Welche Gründe sprechen für die Bauchspiegelung?

Mit der laparoskopischen Untersuchung lassen sich Einzelheiten im Bauchinneren auf dem Monitor klar erkennen. Die digitale Technik ermöglicht es sogar, Gewebestrukturen mit einer mikroskopischen Vergrößerung darzustellen. Somit kann vor Ort eine schnelle und exakte Diagnose erfolgen.

Im Anschluss an die Untersuchung empfinden die Patienten weniger Schmerzen und sind in der Lage innerhalb binnen einiger Stunden wieder zu gehen. Dies hat unter anderem einen positiven Effekt auf die Darmbewegung (Motilität), sodass die Patienten rasch zu einer normalen Ernährung zurückkehren können. Wenn eine ambulante Durchführung nicht möglich ist, wird der Aufenthalt im Krankenhaus durch die Schlüssellochtechnik dennoch verkürzt. 

Nicht zuletzt spielt der kosmetische Aspekt eine gewisse Rolle. Macht es doch einen Unterschied, ob im Bereich des Bauches eine große Narbe zu sehen ist, oder man eine wenige Millimeter kleine Naht kaum wahrnimmt.

Welche Risiken gibt es?

Grundsätzlich ist im Vergleich mit einer Operation am offenen Bauch mit eindeutig weniger Komplikationen zu rechnen8, was zusätzlich die Möglichkeit von Spätfolgen, wie Verwachsungen verringert. Dennoch können, wie bei allen chirurgischen Eingriffen, Risiken nicht ausgeschlossen werden. Die Angst vor einer Vollnarkose ist nachvollziehbar. Allerdings ist bei einem gewissenhaften Ausschluss und der Abwägung aller Risiken die Gefahr eines Zwischenfalles gering.

Das Einbringen der Punktionsnadel und des Trokars bedarf einer vorherigen Abklärung der patientenspezifischen Lage von Organen, Blutgefäßen und Nerven. Andernfalls würde sich der Operateur in die Gefahr begeben, diese zu verletzen. Blutungen an der Einstichstelle entstehen meist beim Entfernen der Instrumente und verschwinden im Normalfall binnen weniger Tage.

Verletzungen durch die Sonden können zum Eintritt von Luft in den Spalt zwischen Rippen und Lungenfell (Pneumothorax) sowie zwischen den einzelnen Lungenflügeln (Pneumomediastinum) führen. Diese sehr seltenen Komplikationen sind hingegen gut beherrschbar. Blutgerinnsel mit einem Verschluss wichtiger Blutgefäße stellen immer eine Lebensgefahr dar, sind indes durch eine entsprechende Thromboseprophylaxe (Vorbeugung) selten geworden. Eine Verletzung des Darmes aufgrund der chirurgischen Arbeiten in unmittelbarer Nähe ist denkbar. In der Folge kann es zu einer Entzündung im Bauchraum kommen, welche rasch antibiotisch behandelt werden muss.

Sowohl die Aufzählung möglicher Risiken, als auch die Darstellung der Bauchspiegelung insgesamt soll einen Überblick über diese minimalinvasive Schlüssellochtechnik geben. Jeder Mensch unterscheidet sich nicht nur äußerlich, sondern besitzt auch einen individuellen Aufbau der inneren Organe. Vor allem besitzt jeder Mensch eine unterschiedliche Empfindung und Wahrnehmung.  Das Wissen und die Entscheidung des behandelnden Arztes stehen deshalb unbedingt vor allen anderen Informationsquellen.

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Jürgen Kressel
Autor: Jürgen Kressel

Sein beruflicher Werdegang hat sich in letzter Zeit mit persönlichen Vorlieben verbunden. Als Medizinisch technischer Assistent haben sich die Erfahrung und Ehrgeiz zu einem ganz ordentlichen Wissen auf einigen Gebieten entwickeln können. Fachlich ist er vor allem im Bereich der Allergologie (insbesondere Nahrungsmittelallergien), Endokrinologie (allgemein und Kinderwunsch) und Gastrologie versiert. Seine letzten Berufsjahre als MTA hat er in einem Notfalllabor eines großen Krankenhauses eingebracht.

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