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Die Macht der Hormone - Wie die Liebe funktioniert

Kommentar schreiben Aktualisiert am 11. Februar 2015

Es kribbelt im Bauch, das Herz macht einen Sprung und man fühlt sich als könnte man Bäume ausreißen: Das sind die häufigsten „Symptome“ des Verliebtseins. Gerade in den Frühlingsmonaten schlägt Amor zu. Doch was geht im Körper vor sich, wenn wir vor lauter Aufregung schwitzige Hände oder ein flaues Gefühl im Magen bekommen und Tag und Nacht nur an diese eine Person denken können?

Es ist ein herrliches Gefühl: Die Schmetterlinge breiten sich im Bauch aus, die ganze Welt scheint einem zu Füßen zu liegen und Schlaf braucht man kaum. Wenn wir uns verlieben, werden im Körper eine Reihe von Hormonen ausgeschüttet, die uns in den Zustand der absoluten Glückseligkeit versetzen. Dabei vergessen wir schnell mal alles Negative und sehen durch die rosarote Brille.

Vor allem fünf Stoffe lassen uns auf Wolke sieben schweben: ein Cocktail aus Dopamin, Neurotrophin, Serotonin, Oxytocin, Testosteron, Adrenalin und Endorphine sorgt für das Hochgefühl. Dabei arbeiten sie mit noch wesentlich mehr Stoffen sehr komplex zusammen. Gesteuert wird die Ausschüttung der Stoffe vom Gehirn – nicht etwa vom Herzen. Das Neurotransmitter Dopamin wird in der Phase der Verliebtheit vermehrt ausgeschüttet. Das Belohnungs-Transmitter lässt uns ein enormes Glücksgefühl empfinden, so wird uns die Vorstellung einer monogamen Beziehung erleichtert. Der Körper stellt sich auf das Leben mit dem Partner ein.

Liebe ähnelt einer Zwangsneurose

Bei frisch Verliebten ist der Neurotrophin-Spiegel im Blut erhöht. Nach einem Jahr in der Partnerschaft regulieren sich die Werte wieder. Neurotrophine sind Botenstoffe, die Verbindungen zwischen Nervenzellen erstellen. Sie sorgen für die Schmetterlinge im Bauch am Anfang einer Liebesbeziehung. Geht der Neurotrophinspiegel nach einiger Zeit wieder zurück, verlieren wir die rosarote Brille und sehen die Dinge wieder realistischer. So manch eine Beziehung endet hier.

Der Glücks-Botenstoff Serotonin geht bei Verliebten paradoxerweise zurück – wie bei einer Zwangsneurose, so die Wissenschaftlerin Donatella Marazziti. Das Objekt der Verliebtheit wird fixiert, so ähnelt die Verliebtheit einem neurotischen Verhalten. Nach einiger Zeit reguliert sich auch die Ausschüttung dieses Stoffes wieder.

Auch das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin kann bei frisch Verliebten vermehrt im Blut nachgewiesen werden. Durch seinen Einfluss werden Hemmschwellen abgebaut und zwischenmenschliche Beziehungen intensiviert. So spielt es auch bei der Geburt und der innigen Mutter-Kind-Beziehung eine tragende Rolle. Auch beim Sex kommt es zur Ausschüttung des Hormons, das Vertrauen der Partner wird durch Intimität gesteigert.

Gesunkener Testosteronspiegel

Evolutionär gesehen sind Frauen auf der Suche nach einem beständigen Partner, der sich führsorglich und zuverlässig um den Nachwuchs kümmert. Testosteron lässt Männer zwar attraktiv auf das weibliche Geschlecht wirken, steigert allerdings auch die Aggressivität. Wahrscheinlich geht deshalb der Testosteron-Spiegel im Blut des Mannes zurück, wenn er verliebt ist. So stellt sich der männliche Körper auf die harmonische Zweisamkeit einer Beziehung ein. Bei verliebten Frauen hingegen steigt der Testosteron-Spiegel an. Das steigert zum einen die Lust auf Sex und zum anderen gleicht sich der weibliche Körper leicht dem männlichen an. Störende Unterschiede werden also beseitigt, so italienische Wissenschaftler. Nach ein bis zwei Jahren in der Beziehung geht der Hormonspiegel wieder auf den ursprünglichen Wert zurück.

Bei einem ersten Date kann schon einmal die Aufregung zuschlagen: nasse Hände, Herzklopfen und ein flaues Gefühl im Magen. Die Ursache dafür ist die gesteigerte Adrenalin-Ausschüttung. Adrenalin kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Körper einen zusätzlichen Energieschub benötigt, etwa bei der Flucht vor einer Gefahr oder während einer Panikattacke. Man kann also sagen, Verliebtheit ähnelt einem Angstzustand.

Auch Endorphine werden eigentlich in Stresssituationen ausgeschüttet. Sie vermindern das Schmerzempfinden. Sie regulieren das Verhalten, das Hungergefühl, die Körpertemperatur und die Darmaktivität, beschreibt Dr. Nicolas Gumpert. Bei Verliebten werden Endorphine in erhöhtem Maße ausgeschüttet, sie lassen uns auf Wolke Sieben schweben.

Liebe wirkt wie eine Droge

Dass Verliebtsein Auswirkungen auf den Körper hat, ist vermutlich jedem klar, der dieses Gefühl schon einmal erlebt hat. „Liebe ist pure Obsession“, sagt die Anthropologin der Rutgers-Universität in New Jersey Helen Fisher in einem Interview mit Spiegel online. Vor allem das Belohnungszentrum arbeitet am Anfang einer neuen Liebschaft auf Hochtouren, bestätigt Professor Helmut Schatz, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Der Partner wirkt dabei wie eine Droge. Man kann nicht genug von ihm bekommen. Bleibt der Reiz aus, reagiert der Körper mit Schmerzen und Verlangen – wie bei einem Entzug.

Wer verliebt ist tut zudem etwas Gutes für seine Gesundheit. Eine Studie der Universitätsklinik in Wien hat ergeben, dass leidenschaftliche, lange Küssen den Blutdruck und den Cholesterinwert im Blut senken, schreibt die Zeitung Welt. Auch gegen Allergien sollen Liebkosungen Wunder wirken. Der Allergologe Hajime Kimata erfasste Blutwerte von Allergikern, nachdem diese eine halbe Stunde lang ihren Partner geküsst hatten. Es zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Werte, vermutlich aufgrund von stressdämpfenden Faktoren, schreibt die Zeitung.

Verliebtsein als Medizin?

In der Anfangsphase einer Beziehung kann man bekanntlicherweise kaum die Finger vom Anderen lassen, im Schlafzimmer geht es schon einmal hoch her. Da sich die amourösen Aktivitäten auf das Herz- Kreislaufsystem ähnlich auswirken wie Sport, kann so das Herzinfarktrisiko gesenkt werden. Auch einem Schlaganfall oder Diabetes Typ 2 kann auf diese angenehme Weise vorgebeugt werden. Männer, die mehr als zwei Mal die Woche Geschlechtsverkehr haben, haben eine deutlich höhere Lebenserwartung als andere, schreibt die Welt und beruft sich auf den Epidemiologen Professor George Smith.

Auch einige Jahre der Beziehung oder Ehe können einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Verheiratete Männer in Industrieländern leben etwa acht Jahre länger und erholen sich nach schweren Erkrankungen schneller wieder, schreibt die Zeitung. Dieses Ergebnis ist zwar wissenschaftlich nicht zu einhundert Prozent erwiesen, eine schöne Vorstellung ist es trotzdem.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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