Die Refluxerkrankung - Über das Volksleiden Sodbrennen
Brennen hinter dem Brustbein? Aufstoßen von Säure? Sodbrennen ist ein Volksleiden, das meist nach dem Essen in Erscheinung tritt. Was versteht man aber unter einem stillen Reflux? Welche Beschwerden und Risiken sind hierbei zu befürchten?
Denn: wer den Reflux nicht spürt, kann schließlich auch nichts dagegen unternehmen. Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.
Volkskrankheit Sodbrennen
In den Industrieländern klagt jeder zehnte Erwachsene und jeder dritte gelegentlich über Sodbrennen. Etwa 10 Millionen Menschen sind in Deutschland von Sodbrennen betroffen; Tendenz steigend. Wissenswert ist auch: Nicht selten leiden Betroffene auch unter Übergewicht; 70 Prozent der Menschen mit Sodbrennen sind gleichzeitig auch übergewichtig.
Im Magen kommt es zur Produktion von aggressiver Säure mit dem Ziel pathogene Erreger zu eliminieren, damit diese die Darmpassage nicht passieren können. Gelangt die Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre, sprich in die entgegengesetzte Richtung, trifft sie auf das empfindliche Gewebe, nämlich auf die Schleimhaut der Speiseröhre, die nicht vor der Magensäure geschützt ist.
Folgende typische Beschwerden werden dann verursacht:
- brennender Schmerz, besonders nach den Mahlzeiten und im Liegen
- saures Aufstoßen
- Druckgefühl oder Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Oberbauch
Im Zusammenhang mit Sodbrennen können auch Schluckschmerzen oder Schluckstörungen in Erscheinung treten. Das tägliche Auftreten von Sodbrennen kann zu dauerhaften Schäden der Speiseröhre führen: Die Speiseröhre entzündet sich; Mediziner sprechen von der Refluxösophagitis, dessen Entstehung durch folgende Faktoren begünstigt wird:
- erhöhte Säureproduktion im Magen
- Rückfluss von saurem Mageninhalt bei unzureichendem Verschluss des Mageneingangsmuskels.
Eine bewusste Ernährung kann dazu beitragen, die erhöhte Säureproduktion und den Rückfluss von Magensaft positiv zu beeinflussen.
Was ist stiller Reflux?
Reflux heißt „Rückfluss“. Die klassischen oben genannten Refluxsymptome lassen sich dann schnell und eindeutig einer gastro-ösophagealen Refluxerkrankung (von Gaster = Magen, Ösophagus= Speiseröhre, Reflux = Rückfluss) zuordnen. Aber was, wenn sich derartige Beschwerden erst gar nicht äußern? Stiller Reflux macht sich nämlich leider nicht durch die klassischen Beschwerden, wie nämlich das Aufstoßen von saurem Mageninhalt oder Brennen hinter dem Brustbein bemerkbar. Ganz im Gegenteil: Stiller Reflux wird von den Betroffenen gar nicht erst bemerkt, sodass viele überhaupt nicht wissen, dass sie unter der Refluxerkrankung leiden. Das Vordringen von Magensäure bis in den Kehlkopf- und Rachenraum erfolgt in dem Fall vor allen Dingen nachts, wenn der Erkrankte liegt, sodass er es gar nicht merkt. Stiller Reflux wird sowohl durch den Schlaf als auch durch das flache Liegen, der Schlafposition, begünstigt.
Die Schleimhaut der Speiseröhre ist vor Magensäure nicht geschützt, dauerhafte Schäden führen zu Veränderungen der Schleimhautzellen, die schlimmstenfalls auch zu Speiseröhrenkrebs führen können.
Unspezifische Halsschmerzen, wie Heiserkeit, Räusperzwang, Schluckbeschwerden, das Globusgefühl „einen Kloß“ im Hals zu haben und trockener Reizhusten sind weniger eindeutig und werden erst spät oder zunächst gar nicht – wenn kein Sodbrennen vorliegt – mit einer Refluxkrankheit in Verbindung gebracht, was zu erschwerter Diagnosesicherung führt. Nicht selten suchen Betroffenen mit Halsschmerzen, die keine weiteren Krankheitssymptome aufweisen, wie beispielsweise einem grippalen Infekt, immer wieder den Hausarzt oder Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde auf. Die Betroffene sind häufig verzweifelt und ratlos, wenn der Arzt keine Gründe für die Halsschmerzen bzw. keinen Erreger der Rachenschleimhautflora finden kann. Gelangt Magensäure bis zum Hals reizt diese den Rachen und den Kehlkof, man spricht in Analogie zur gastro-ösophagealen Refluxkrankheit auch von der extra-ösophagealen Refluxkrankheit (EERD = Extra Esophageal Reflux Disease), die aber nicht immer sofort eindeutig richtig zugeordnet wird. Denn gelegentliches Sodbrennen, ob still oder bewusst wahrgenommen, führt nicht sofort zu chronisch-entzündlichen Veränderungen der Schleimhaut, sodass die Folgen erst nach dauerhaftem chronischem Leiden, festgestellt werden.
Mögliche Folgen der extra ösophagealen Refluxkrankheit
Der Rückfluss von Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre bis hin in den Mundraum kann folgende gesundheitliche Auswirkungen haben:
- Chronische Kehlkopfentzündung mit hartnäckigen Schwellungen der Stimmlippen (ReinkeÖdem)
- Verschlechterung der Stimme, Heiserkeit
- Entstehung von Stimmlippenpolypen, Granulome und Stimmlippenknötchen
- Übertritt von Magensäure auch in die Luftröhre und Bronchien, wodurch eine chronische Bronchitis hervorgerufen werden kann
- Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen
- Chronische Mittelohrbeschwerden und gestörte Mittelohrbelüftung durch die entzündliche Schwellung der Nasenrachen-Schleimhaut
- Mundgeruch
- Zungenbelag
- Brennen im Mundraum
- Zahnfleischentzündungen
- Zahnschäden
Die Beschwerden können durch begünstigende Faktoren wie Nikotinkonsum, Alkoholkonsum, übermäßige Stimmbelastung, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme und Austrocknung der Atemwege (mit offenem Mund schlafen) zunehmen.
Diagnostik
Zur Diagnostik einer Refluxerkrankung dienen direkte und indirekte Untersuchungen: Goldstandard ist die Messung des Säuregrades über 24 bis 48 Stunden, bei der über eine Sonde im Hals zur Bestimmung der Säurekonzentration im Rachen und in der Speiseröhre kommt. Weiterhin diagnostisch sind Röntgenaufnahmen mit Breischluck, beispielsweise bei Verdacht auf eine Zwerchfellherne, sowie eine Spiegelung von Speiseröhre und des Magens, um die Schleimhaut zu inspizieren. Eine Probeentnahme der Schleimhaut kann ebenfalls indiziert sein. Zu den möglichen Ursachen für den Rückfluss von saurem Mageninhalt gehört nämlich auch das Vorhandensein des Bakteriums Helicobacter pylori, der den Magen besiedeln kann und lange Zeit symptomlos bleiben kann.
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Achtung, Säure
Eine Vielzahl von Nahrunsgsmitteln kann die Säureproduktion im Magen anregen. Damit es zu keinem Säureüberschuss im Magen kommt, sollte man von Säurelockern Abstand halten. Zu diesen gehören unter anderem:
- Bohnenkaffee
- Alkohol
- Süßigkeiten
- Schokolade
- Fertigbackwaren
- Räucherwaren
- Zitrusfrüchte
- Obstsäfte
- kohlensäurehaltige Getränke, wie Sekt
- Wein
- Essig
- Frittierte Speisen
- Fette Fleisch und Wurstwaren
Die Abendmahlzeiten sollten besonders leicht ausfallen und drei bis vier Stunden vor Zubettgehen eingenommen werden. Hilfreich ist es zudem vor jeder Mahlzeit ein Glas stilles, zimmerwarmes Mineralwasser zu trinken und auf der linken Seite mit erhöhtem Kopfteil zu schlafen.
Behandlung
Jede wirkungsvolle Bekämpfung von Erkrankungen beginnt mit der Vermeidung aller schädigenden Faktoren, das heißt mit der Veränderung der Lebensweise. Zunächst einmal gehören alle gesundheitlichen Beschwerden, die sich über Wochen hinausstrecken, in ärztliche Behandlung. Je nach der die Erkrankung auslösenden Ursache wird der behandelnde Arzt eine entsprechende Therapie vorschlagen. Im Vordergrund steht die Behandlung der Magensäurebindung und Vermeidung der Magensäurebildung durch Medikamente. Weiterhin ist die Normalisierung des Körpergewichts bei Übergewicht anzustreben, was zum Herabsetzen des Druckes im Bauchraum führt. Einengende Kleidung und langes Sitzen sind zu vermeiden und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin zu empfehlen. Darüber hinaus sollte auf eine fett- und eiweißarme Nahrung, vor allem abends geachtet werden.
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Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.