Die Rolle der Gallenblase - Von der Leber in den Darm
Die Gallenblase dient als Speicherorgan für die in der Leber gebildeten Gallenflüssigkeit, dickt diese ein und kann sie bei Bedarf, insbesondere nach dem Verzehr fettreicher Mahlzeiten, freisetzen, um die Fettverdauung zu unterstützen. Zu den häufigen Erkrankungen zählen das Gallensteinleiden und die Entzündung der Gallenblase. Mehr zur Gallenblase, einem wichtigen, aber nicht lebenswichtigen, entbehrlichen Organ, im folgenden Beitrag.
Wie ist die Lage und Aufbau der Gallenblase?
Die Gallenblase ist ein intraperitoneal gelegenes birnenförmiges Organ, das an der Unterseite des rechten Leberlappens liegt, eine Größe von bis zu zehn Zentimetern und ein Volumen für ca. 70 ml Gallenflüssigkeit aufweisen kann.1
Aufgrund der Dehnbarkeit der Gallenblasenwand kann das Fassungsvermögen, abhängig vom Aktivitätszustand, auch variieren und durch die Dehnbarkeit der Gallenblasenwand sogar auf ein Volumen bis zu 200ml gesteigert werden.2
Wie funktioniert die Gallenblase?
Die Gallenblase dient als Reservoir für die Galle, eine zähe gelblich-grüne bis bräunliche Flüssigkeit, die in der Leber gebildet wird, und wichtig für die Fettverdauung ist. 3
Beim Einsetzen des Verdauungsvorgangs kommt es zur Kontraktion der Gallenblase, sodass die Gallenflüssigkeit dann aus dem Hohlorgan durch den Hauptgallengang letztendlich zum Zwölffingerdarm befördert werden kann. 4 Die Funktion der Gallenflüssigkeit besteht darin, das aus der Nahrung aufgenommene Fett in kleinste Partikel aufzuspalten, damit das Fett nach weiterer Aufspaltung von den Darmenzymen aufgenommen und verwertet werden kann. 5
Die Gallenflüssigkeit ist wichtig, die Gallenblase, die als Speicherorgan dient, allerdings nicht.6 Durch die Entfernung der Gallenblase, durch eine minimal invasive Operation, der sogenannten Schlüssellochchirurgie, entstehen folglich keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. 7
Krankheiten der Gallenblase - Wenn die Steine zur Last werden
Probleme kann die Gallenblase dann bereiten, wenn zum Beispiel ein Gallensteinleiden vorliegt. 8 Ungefähr zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung sind Gallensteinträger.9 Durch ein Ungleichgewicht der löslichen Stoffe in der Gallenflüssigkeit können sich Steine innerhalb der Gallenblase auskristallisieren, dessen Hauptbestandteil in der Regel Cholesterin ist, und die Wand der Gallenblase schädigen und zu einer Entzündung führen.10 Aber nicht immer treten Symptome auf, oft können Gallensteine sogar unbemerkt bleiben; etwa ein Viertel der Gallensteinträger entwickeln dagegen körperliche Beschwerden. 11 Bei einer akuten Gallenblasenentzündung besteht das Risiko eines Wanddurchbruchs und damit verbunden einer Bauchfellentzündung.12
Liegt eine chronische Gallenblasenentzündung vor, kann das Hohlorgan vernarben und schrumpfen, was wiederum ein erhöhtes Risiko für eine Krebsentstehung darstellen kann.13
Sofern sich Gallensteine im Gallengang befinden, kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr ungehindert abfließen und körperliche Beschwerden, wie schmerzhafte Koliken nach fettreichen Speisen, können dann in Erscheinung treten. 14
In seltenen Fällen kann sich eine Gallenblase auch ohne Vorhandensein von Gallensteinen akut entzünden. Ein schwerer Verlauf wird hierbei beschrieben, der einer sofortigen Behandlung bedarf.15
Darüber hinaus können auch Polypen in der Gallenblase entstehen, die regelmäßig sonographisch kontrolliert werden sollten – ab einer Größe von fünf Millimetern wird empfohlen, Gallenblasenpolypen zu entfernen, da diese bösartig werden können.16
Was sind Risikofaktoren für Gallensteine?
Folgende Faktoren können die Entstehung von Gallensteinen begünstigen und werden als die sogenannten „sechs f“ zusammengefasst:17
- fat (Adipositas)
- female (weibliches Geschlecht): Frauen sind von einem Gallensteinleiden ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer
- fair (heller Hauttyp)
- fourty (Alter > 40 Lebensjahre)
- fertile (Fruchtbarkeit)
- family (familiäre, genetische Disposition)
Weiterhin stellen auch systemische Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, mögliche Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen dar. 18
Wie sehen die Symptome bei Gallensteinleiden aus?
In 75 Prozent der Fälle verursachen Gallensteine keine Beschwerden, das bedeutet, dass die Mehrzahl der Gallensteinträger asymptomatisch verbleiben. 19
Ein Teil der Betroffenen kann über folgende unspezifische gastrointestinale Beschwerden klagen: 20
- Druckgefühl im Oberbauch nach dem Essen
- Übelkeit
- Völlegefühl
- Erbrechen
- Blähungen
- schmerzhafte Gallenkoliken, die stundenlang anhalten und mit der Zeit an Intensität zunehmen können
Vor allem, wenn der Ausgang der Gallenblase durch einen großen Gallenstein blockiert ist und aufgrund dessen schmerzhafte, krampfartige Koliken auftreten, sollte – neuen Leitlinien zufolge – zeitnah operiert werden. 21
Früher habe man oft eine Operation hinausgezögert und länger gewartet, aber jüngste Studien haben gezeigt, dass tagelanges Abwarten mit mehr Komplikationen verbunden ist als eine baldige Operation zur Entfernung der Gallenblase. 22
Außerdem ist bei Betroffenen, die in der Vergangenheit bereits mit ihren Gallensteinen über Beschwerden klagten, mit neuen Episoden zu rechnen. 23 Weiterhin zu erwähnen ist, dass bei Menschen mit sehr großen Gallensteinen ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkrebs besteht. 24
Der Lebensstil beeinflusst die Bildung von Gallensteinen - Wenn schlechtes Essen die Gesundheit schädigt!
Ob sich Gallensteine bilden oder nicht, hängt nicht nur von der genetischen Disposition ab. 25 Im Hinblick auf die Risikofaktoren und den „sechs f“ ist nämlich zu erahnen, dass Menschen, die gerne und viel zu fettreichen Speisen greifen, gefährdeter sind als Menschen, die sich bewusst ausgewogen und fettarm ernähren. 26
Aber nicht nur Übergewicht und die damit verbundenen erhöhten Blutfettwerte stellt eine Belastung dar, sondern auch das radikale Abnehmen hat einen negativen Effekt: Wer mehr als 1,5 kg Gewicht pro Woche abnimmt, kann die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit enorm strapazieren, sodass sich Gallensteine entwickeln. 27
Im Hinblick auf die Prävention sind Kaffeeliebhaber ganz vorne dabei: vier Tassen täglich sollen nämlich die Galle gesund halten. 28 Auch wichtig ist Bewegung und ein ordentliches Frühstück am Morgen. 29
Weiterhin ist zu empfehlen, regelmäßig zu essen und keine Mahlzeiten zu überspringen, denn entgegen vieler Diät-Tipps, die mit langen Nüchternphasen verbunden sind, ist bei der Gallenblase die Schutzfunktion kürzerer Nahrungspausen gut belegt. 30
Für die Gallenstein-Prävention sollten unter anderem folgende Nahrungsmittel und Speisen reduziert werden: 31
- frittierte Speisen
- Alkohol
- Milchprodukte
- rotes Fleisch
- gehärtete Pflanzenfette (Margarine)
- raffinierter Zucker (weißer Zucker)
- synthetische Süßstoffe
Allgemeine Ernährungstipps zur Prophylaxe und bestimmte Nahrungsmittel, Gewürze und Kräuter, die in den Ernährungsplan integriert werden können, sind unter anderem: 32
- Normalisierung des Körpergewichts
- Hungerperioden vermeiden
- viele Ballaststoffe
- wenig Zucker
- pflanzliche Öle und Fisch (Omega3-Fettsäuren)
- ausreichen Flüssigkeitszufuhr pro Tag (Wasser)
- EndivienSalat
- Chicorée
- frisches Obst und Gemüse
- Apfelessig
- Rettich
- Kurkuma
- Löwenzahn
- Mariendistel
- Artischocken
Ideal für die Gallenblase soll die klassische Mittelmeerkost sein: Viel Obst, Gemüse und Olivenöl. 33
Quellen anzeigen
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.