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Die Spirale: verhütungssicher, bequem – und meist auch gut verträglich

Kommentar schreiben Aktualisiert am 06. April 2016

Die Spirale ist eine grundsätzlich unkomplizierte und zuverlässige Methode der Empfängnisverhütung, die alleine von der Frau übernommen wird. Sie wird über einen längeren Zeitraum (in der Regel drei bis fünf Jahre) direkt in der Gebärmutter getragen. Deshalb wird sie auch als Intrauterinspirale bezeichnet (intrauterin = in der Gebärmutter).

Es gibt zwei Arten der Spirale, die je nach individueller Einstellung der Frau und gesundheitlichen Voraussetzungen gewählt werden können: die Kupferspirale und die Hormonspirale. Ihre Wirkungsweisen sind sehr unterschiedlich. Die Kupferspirale verhütet eine Schwangerschaft mittels der Freisetzung von Kupferionen. Bei der Hormonspirale dagegen wirkt lokal das Hormon Levonorgestrel und kann bestimmte Nebenwirkungen mit sich bringen, die denen anderer hormoneller Verhütungsmethoden ähneln.

Einsatz, Kontrolle und Entfernung beim Gynäkologen

Die Spirale wird vom Gynäkologen verordnet, eingesetzt und entfernt. Das Einsetzen und die Entfernung sind kleine, ambulant vorgenommene und in den meisten Fällen unproblematische Eingriffe. Vor dem Einsetzen wird in einer Untersuchung abgeklärt, ob die Frau die körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen für eine Verhütung mit der Spirale mitbringt. Der Arzt wird sämtliche mögliche Gegenanzeigen und natürlich eine Schwangerschaft ausschließen und mit der Patientin ein ausführliches Informationsgespräch führen. Die Frau muss schriftlich bestätigen, dass sie über sämtliche Risiken aufgeklärt wurde und diese Verhütungsmethode wünscht.

Ist die Spirale dann eingesetzt, wird der Arzt im Ultraschall den korrekten Sitz überprüfen und der Frau erklären, wie sie die an der Spirale befestigten Rückholfäden, die ein paar Zentimeter in die Scheide hineinragen, selbst ertasten kann. Etwa sechs Wochen nach dem Eingriff wird die erste Kontrolle durchgeführt. Ist alles in Ordnung, sollten etwa alle sechs Monate weitere regelmäßige Kontrollen stattfinden.

Zuverlässigkeit der Spirale

Beide Spiralen gelten – bei richtiger Größe und Anpassung – als  zuverlässige Verhütungsmethoden. Anders als bei der Pille sind Anwendungsfehler praktisch ausgeschlossen. Der so genannte Pearl-Index liegt bei der Kupferspirale zwischen 0,9 und 3. Das bedeutet, dass pro Jahr etwa neun bis 30 von 1000 Frauen trotz Kupferspirale schwanger werden. Die Sicherheit der Hormonspirale ist noch höher. Ihr Pearl-Index liegt zwischen 0,16 und 0,33. Das heißt, etwa zwei bis drei Frauen von 1000 werden pro Jahr ungewollt schwanger. Die Hormon-Spirale gilt damit als fast so sicher wie eine Sterilisation und z.T. sicherer als die Pille. Zum Vergleich: Der Pearl-Index der Pille liegt zwischen 0,1 und 0,9.

Metall statt Hormone: die Kupferspirale

Die Kupferspirale – von Ärzten mitunter auch als Intrauterinpessar (IUP) bezeichnet – sieht meist aus wie ein T, manchmal auch wie eine 7. Sie besteht aus Kunststoff, um den ein feiner Kupferdraht gewickelt ist. Am unteren Ende sind zwei Kontroll- bzw. Rückholfäden befestigt. Bevor der Arzt die Spirale wieder entfernt, kann die Frau mithilfe der Fäden selbstständig das Vorhandensein der Spirale überprüfen. Die heute angewendeten Kupferspiralen bleiben drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter.

Die Kupferspirale wirkt sofort nach dem Einsetzen. Sie gibt in der Gebärmutterhöhle ständig Kupfer frei, das die Beweglichkeit der ankommenden Spermien hemmt und ihre Lebensdauer verkürzt. Dadurch wird die Befruchtung der Eizelle erschwert. Daneben löst das Kupfer der Spirale eine leichte, unschädliche Entzündung der Gebärmutterschleimhaut aus, der Schleimhautaufbau wird gestört und das Sekret von Gebärmutter und Eileitern verändert. Das alles verhindert, dass sich die Eizelle nicht einnistet, falls es beim Geschlechtsverkehr doch zu einer Befruchtung gekommen ist.

Es gibt die Kupferspirale in verschiedenen Formen und Größen. Auch ihr Material ist unterschiedlich: bei manchen ist nur reines Kupfer enthalten, andere haben einen Gold- oder Silberanteil, der für mehr Stabilität sorgen soll. Das Silber gilt auch als gewisser Schutz gegen das Eindringen von Erregern.

Welche Risiken, Vor- und Nachteile bringt die Kupferspirale mit sich?

Viele Frauen haben – vor allem im ersten halben Jahr der Anwendung – mit Menstruationsbeschwerden, Zyklusstörungen und Rückenschmerzen zu tun. Das Risiko für Entzündungen und eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft ist etwas erhöht, allerdings gilt es als gering. Wenn ungewöhnliche Schmerzen, Blutungen, Ausfluss und Fieber auftreten, sollte die Frau sofort den Gynäkologen aufsuchen. Es könnten Anzeichen für eine Infektion sein, die sofort behandelt werden muss, da es ansonsten zu späterer Unfruchtbarkeit kommen kann. Ein weiteres Risiko – das auch bei der Hormonspirale besteht – ist, dass die Spirale bei der Menstruation unbemerkt ausgestoßen werden kann. Deshalb ist es wichtig, das Vorhandensein regelmäßig mithilfe der Rückholfädchen zu kontrollieren.

Bei der Kupferspirale kommen keine Hormone zum Einsatz und der natürliche Monatszyklus bleibt erhalten. Gerade das schätzen viele Frauen besonders. Wenn die Frau sich ein Baby wünscht, kann sie davon ausgehen, dass nach dem Entfernen der Spirale schon im folgenden Zyklus eine Schwangerschaft möglich ist. Die Kupferspirale kann auch während der Stillzeit getragen werden. Nach der Entbindung muss sie allerdings etwa acht Wochen mit dem Einsetzen der Spirale warten, um sicherzustellen, dass die Gebärmutter sich ausreichend zurückgebildet hat.

Mehr Zuverlässigkeit durch Gestagen: die Hormonspirale

Die Hormonspirale hat eine ähnliche T-Form wie die Kupferspirale und wird im Fachjargon auch Intrauterinsystem (IUS) genannt. Auch sie sitzt nach dem Einlegen fest in der Gebärmutter und verfügt über zwei Kunststofffäden, die in die Scheide hineinragen und zur Kontrolle und Entfernung dienen. Ihre Wirkungsweise ist allerdings ganz anders als die der Kupferspirale. Im Innern der Hormonspirale befindet sich ein Depot mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, einem künstlichen Gestagen, das dem natürlichen Gelbkörperhormon Progesteron ähnelt. Das Levonorgestrel wird kontinuierlich in geringen Mengen direkt in die Gebärmutter abgegeben. Es verringert die Aktivität der Spermien und verdickt gleichzeitig den Schleim im Gebärmutterhals, sodass die Spermien nicht in die Gebärmutter eindringen können. Parallel dazu behindert das Hormon den zyklusbedingten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich eine befruchtete Eizelle nicht dort einnisten kann. Der Eisprung bleibt auch unter dem Einfluss des Gestagens erhalten.

Eine Hormonspirale kann mehrere Jahre in der Gebärmutter bleiben. Es gibt sie als kleinere Ausführung mit maximal dreijähriger Wirkung und einem geringeren Anteil an Levonorgestrel und als größere mit mehr Levonorgestrel, die bis zu fünf Jahre wirksam ist. Die höher dosierte Spirale eignet sich vor allem für Frauen mit bisher starken und schmerzhaften Monatsblutungen und wird auch bei bestimmten Gerinnungsstörungen als Verhütungsmittel eingesetzt. Auch ist sie speziell für Frauen geeignet, die aus Gründen der Zuverlässigkeit eine hormonelle Verhütung wollen, jedoch östrogenbetonte Verhütungsmittel wie die Pille nicht vertragen.

Risiken, Vor- und Nachteile der Hormonspirale

Wie bei allen hormonellen Verhütungsmitteln, kommt es auch bei der Hormonspirale – vor allem in den ersten Anwendungsmonaten – zu Nebenwirkungen wie Brustspannen, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen und Nachlassen der Libido. Die Nebenwirkungen sind aber deutlich seltener und, wenn vorhanden, auch weniger ausgeprägt, weil das freigesetzte Hormon überwiegend lokal wirkt und den natürlichen Hormonhaushalt kaum beeinflusst. Dadurch ist auch bei der Hormonspirale sofort nach dem Entfernen eine Schwangerschaft wieder möglich. Da das Gestagen nur minimal in die Muttermilch übergeht, kann die Hormonspirale auch in der Stillzeit, ab etwa acht Wochen nach der Entbindung, angewendet werden.

Die Menstruation wird bei Trägerinnen der Hormonspirale meist schwächer und schmerzärmer; bei manchen Frauen bleibt sie sogar nach einer gewissen Anwendungszeit ganz aus. Dies ist gesundheitlich unbedenklich und wird von vielen Frauen auch als positiv empfunden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, wie sie bei der Pille vorkommen können, sind bei der Hormonspirale nicht bekannt oder werden als unbedeutend eingeschätzt.

Das Entzündungsrisiko ist bei der Hormonspirale niedriger als bei der Kupferspirale. Allerdings gibt es andere Risiken, die bei der Kupferspirale nicht auftreten. So entwickeln sich etwa bei jeder zehnten Anwenderin Zysten des Eierstocks, die in der Regel ungefährlich sind und oft nach einigen Monaten von selbst wieder verschwinden. Sie können regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden und verursachen meist kaum Beschwerden.

Bei hormonellen Verhütungsmethoden ist das Risiko für venöse Thrombosen und Embolien ein großes Thema. Bei einer Thrombose kann z.B. ein Gerinnsel eine Beinvene verschließen und zu einer gefährlichen Embolie führen. Dieses Risiko wird bei der Hormonspirale von Experten allerdings deutlich geringer eingeschätzt als beispielsweise bei bestimmten Anti-Baby-Pillen. Im Zweifel wird der Gynäkologe das Risiko abwägen und die Anwendung der Hormonspirale befürworten oder von ihr abraten.

Die Spirale als Alternative zur Pille

Die Spirale kann eine geeignete, ebenso zuverlässige und weniger belastende Alternative zur Pille sein – nicht umsonst entscheiden sich deshalb viele „pillenmüde“ gewordene Frauen für die Spirale. Man muss nicht täglich über Verhütung nachdenken bzw. an die Einnahme der Pille denken und hat meist über einen langen Zeitraum „seine Ruhe“. Wird eine Schwangerschaft geplant, ist dies gleich nach Entfernen der Spirale möglich. Anwenderinnen der Kupferspirale verschonen ihren Organismus gänzlich von einem hormonellen Einfluss, müssen jedoch mit einer etwas geringeren Verhütungssicherheit leben. Bei der Hormonspirale dagegen werden zwar Hormone im Körper freigesetzt, jedoch weit weniger als bei der Pille. Zudem schätzen Experten die Wirkung der Hormonspirale bei gesunden Frauen als weitgehend unbedenklich ein.

In jedem Fall ist es wichtig, sich vor der Anwendung einer Spirale genauestens zu informieren und ärztlich untersuchen zu lassen, um Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen so weit wie möglich auszuschließen.

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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