Die Wechseljahre beim Mann – Was passiert mit meinem Testosteron?
Wechseljahre beim Mann? Das war lange Zeit ein Tabuthema, mit dem der Gesundheitsmuffel und Kraftprotz Mann nichts zu tun haben wollte. Aber es gibt sie. Auch beim Mann lässt die Produktion der Sexualhormone, allen voran das Testosteron nach, wenn auch schleichend und nicht so auffällig und endgültig wie bei der Frau. Es ist nicht zu Ende mit der körperlichen Fruchtbarkeit. Aber Power, sexuelle Lust und Potenz lassen nach, das Kopfhaar lichtet sich und der Bauch wird immer runder.
Die Wechseljahre beim Mann sind bei weitem nicht so gut wissenschaftlich untersucht wie bei der Frau. Aber man weiß z.B., dass gesunde Ernährung, Bewegung und regelmäßiger Sex sich vorteilhaft auf das Energie- und Aktivitätsniveau auswirken. Man kann etwas tun! Was sind die Wechseljahre beim Mann? Wann fangen sie an und was sind die Symptome? Was versteht man unter Midlife-Crisis? Woran erkennt man eine gutartige Prostatavergrößerung? Welche natürlichen Methoden helfen bei den Beschwerden in den Wechseljahren des Mannes?
Was sind die Wechseljahre des Mannes?
Während die Wechseljahre der Frau einen Schlusspunkt für die Gebärfähigkeit setzen und ganz klar an der letzten Menstruation festgemacht werden können, laufen sie beim Mann unauffälliger ab. Die Zeugungsfähigkeit bleibt erhalten. Die Testosteronproduktion nimmt bis zum 30. Lebensjahr zu, bleibt bis 40 konstant und nimmt dann jährlich ca. 1 % ab. Außerdem nimmt das Sexualhormonbindende Globulin zu. 1
Je mehr Testosteron von dem Transportprotein gebunden wird, umso weniger freies, aktives Testosteron ist im Blut und kann seine Wirkung zeigen.
Dennoch geht die Abnahme des Sexualhormons nur langsam vonstatten. Man spürt es nicht so abrupt. Es ist auch möglich, dass ein 42-Jähriger weniger Testosteron im Blut hat als ein 59-Jähriger, der sich fit hält, Sport treibt, fettarm, fleischarm und ballaststoffreich ernährt, Stress reduziert und seine Manneskraft lustvoll auslebt – alles Voraussetzungen, um den Testosteronspiegel hoch zu halten.2
Die Frage ist wie bei der Frau, ob man den altersbedingten Rückgang der Hormonkonzentration überhaupt pathologisieren, d.h. als krankhaft einstufen soll. Insbesondere weil der Mann durch seinen Lebensstil Einfluss auf seinen Testosteronspiegel hat.
Wie werden Wechseljahre des Mannes medizinisch definiert?
Als Ausgangsfunkt für die Durchführung einer Hormonersatztherapie hat man sich auf einen Testosteronspiegel unter 12 nmol/l geeinigt. Um darzustellen, dass Testosteronmangel eine Krankheit ist, gibt es inzwischen mehrere Fachausdrücke, wie Testosteronmangelsyndrom, Late Onset Hypogonadism, Klimakterium virile, Andropause, PADAM-Syndrom (Partielles Androgen-Defizit des alternden Mannes), Andropenie und Androgenmangel des älteren Mannes. 3
Während Urologen-Praxen für eine Hormonersatztherapie werben, gibt es auch Gegenstimmen, nach denen es nicht einmal eine sichere Definition für den normalen Testosteronpegel im zunehmenden Alter gibt und man deshalb mit der Substitution vorsichtig umgegangen werden sollte.4
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie ist der Meinung, dass die Wechseljahre des Mannes ein Mythos sind. Sie erklären, dass nur 3-5 % der Männer über 60 tatsächlich unter einem Testosteronmangel leiden. Aus ihrer Sicht sind Testosteronpräparate nur bei Erkrankungen des Hodens und bei großen Tumoren der Hirnanhangsdrüse, von der die Regulierung der Testosteronproduktion ausgeht, gerechtfertigt.5
Wie man sieht, besteht je nach Standpunkt des Betrachters eine große Kluft zwischen Wechseljahren des Mannes mit Krankheitswert und der Ansicht, dass Wechseljahre beim Mann gar nicht vorkommen.
In jedem Fall muss vor der Einnahme von Testosteron eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Ansprechpartner sind Urologen und im Speziellen Andrologen, die Sie hier finden. 6
Zu bedenken gilt, dass ein Prostatakrebs durch Zufuhr von Testosteron im Wachstum gefördert und das Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht werden kann.7
Was weiß der Mann selbst von seinen Wechseljahren?
Wenig. Bei einer Befragung von 140 Männern über 40, gaben zwar 73 % an, unter Symptomen, die ein Testosteronmangel mit sich bringt, zu leiden, waren sich aber nur wenig darüber bewusst, dass die Beschwerden etwas mit ihrem Hormonstatus zu tun haben.8 Auch Osteoporose als häufiges Kennzeichen des Älterwerdens bei Mann und Frau sowie ihre Folgen, über die sicher jede Frau Bescheid weiß, ist Männern zwischen 20 und 60 Jahren wenig bekannt.9
Welche Symptome treten bei den Wechseljahren des Mannes auf?
Anzeichen sind Schwäche, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Libidoverlust, Erektionsstörungen und Gewichtszunahme.2 Die Haut wird trockener, der Haarwuchs langsamer und weniger. Muskelabbau, Osteoporose, Schweißausbrüche, Abwehrschwäche und Glieder- und Gelenkschmerzen sind ebenso möglich.2 Diese Symptome können auch andere Ursachen haben, so dass erst die Blutuntersuchung zeigen wird, ob ein Zusammenhang mit einem Mangel an Testosteron besteht oder eine Erkrankung vorliegt.
Was ist eine Midlife-Crisis - Unüberlegt Brücken abbrechen und gegen Windmühlen kämpfen?
Bei einer Midlife-Crises geht es um die innere Haltung des Mannes dazu, dass er seinen Zenit überschritten hat und eine neue Lebensphase ins Haus steht: Beruflich ganz oben auf der Karriereleiter angelangt, Haus abbezahlt, Kinder aus dem Haus, Beziehung über die Jahre eingeschlafen: Soll es das schon gewesen sein? Geht es jetzt nur noch bergab? Der Mann kann nun selbstverantwortlich und dankbar seine Lebenssituation betrachten und bei Handlungsbedarf altersgemäß aktualisieren oder in Torschlusspanik geraten, unüberlegt Brücken abbrechen und gegen Windmühlen kämpfen, indem er die unvermeidlichen Accessoires wie Sportwagen, Motorrad und jüngere Frau um sich schart. Eine Midlife-Crises kann, muss aber nicht sein.
Woher kommen die Probleme mit dem Wasserlassen?
Verstärkter und häufiger Harndrang, Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, schwächerer Harnstrahl, Nachträufeln, Restharngefühl, als ob die Blase nicht vollständig entleert ist, nächtliches Wasserlassen bis hin zu Inkontinenz sind Symptome für die häufigste Erkrankung des Mannes in den besten Jahren: die gutartige Prostatavergrößerung oder im Fachjargon benigne Prostatahyperplasie. Mit zunehmendem Alter bewirkt das Testosteron eine vermehrte Teilung der Prostatazellen, besonders um die Harnröhre herum. Das kann sie einengen, den Harnfluss stören und die Blase reizen. Das entstehende Gewebe ist gutartig. Bewegung und gesunde Ernährung sollen einen vorbeugenden Effekt auf eine Prostatavergrößerung ausüben.10,11
Welche natürlichen Mittel helfen bei der gutartigen Prostatavergrößerung?
Die Ernährung sollte sich an der mediterranen und asiatischen Küche ausrichten: wenig Fett, am besten pflanzlicher Herkunft mit ungesättigten Fettsäuren wie Oliven-, Lein-, Raps- und Hanföl. Viele Ballaststoffe durch Gemüse, Obst, Salat und Vollkorngetreideprodukte. Empfohlen werden Nahrungsmittel mit Phytoöstrogenen, z.B. Hülsenfrüchte, Soja, Haferflocken, Weizenkleie, Sesam, Leinsamen, Kürbiskerne. In Japan mit einem hohen Anteil an Lebensmitteln mit Phytoöstrogenen sind Prostataerkrankungen selten anzutreffen. Verstopfung sollte vermieden werden, wozu auch die angeratene Bewegung beiträgt. In der Phytotherapie werden die Früchte der Sägepalme, die Wurzel der Brennnessel und der afrikanischen Lilie, Kürbissamen und Roggenpollenextrakt als Fertigpräparate angewendet.12
Quellenangaben (Stand 20.05.2019):
1 https://flexikon.doccheck.com/de/Sexualhormonbindendes_Globulin
2 http://www.wechseljahre-des-mannes.de/wechseljahre.php#Was%20kann%20ich%20tun
3 http://www.wechseljahre-des-mannes.de/wechseljahre.php
4https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=439&typ=16&aid=26548&s=Andropause&s=Mann
5https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=62177&s=Mann&s=Wechseljahre
6 https://www.dg-andrologie.de/andrologen-in-der-naehe.html
10 http://www.wechseljahre-des-mannes.de/prostata.php
11 https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Prostata_flyer_29_08_11_neu.pdf
12 Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Sökeland und A. Sökeland: Naturheilverfahren in der Urologie, S. 109-111
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.