Eierstockkrebs/Ovarialkarzinom - Tödlich oder doch heilbar?
Ovarialtumore stellen eine sehr heterogene Gruppe dar: als Ovarialtumore werden alle gutartigen oder bösartigen Neubildungen im Bereich des Eierstocks (Ovar) bezeichnet, welche von den verschiedenen Geweben des Eierstocks entstehen können. Demzufolge ist auch die Symptomatik unterschiedlich und kann von Zyklus- und Blutungsstörungen über abdominelle Beschwerden reichen oder sogar lange Zeit unbemerkt verlaufen. Der folgende Beitrag erhält wissenswerte Informationen zum epithelialen Ovarialkarzinom, dem häufigsten malignen Ovarialtumor, der sich lange Zeit im Verborgenen entwickelt und unbemerkt bleibt.
Epidemiologie - Wie verbreitet ist Eierstockkrebs?
Im Hinblick auf die Dignität bzw. Malignität von Ovarialtumoren sind 80% der operierten entfernten Ovarialtumore gutartig und 20% bösartig.1 Zum häufigsten malignen Ovarialtumor gehört das epitheliale Ovarialkarzinom, das zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auftreten kann und bei einer genetischen Prädisposition, sich auch früher manifestieren kann.2
Auch wenn die Lebenszeitprävalenz, an einem malignen Ovarialtumor zu erkranken, bei nur 1-2% liegt und im Vergleich dazu, das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, fast neunmal so hoch ist, ist die Prognose jedoch deutlich schlechter: aufgrund fehlender Frühsymptome entwickelt sich die Krankheit im Verborgenen; körperliche Beschwerden treten erst dann in Erscheinung, wenn der Tumor bereits gestreut hat.3 Das Tumorstadium bei Erstdiagnose sowie die Therapiequalität entscheiden zählen als die wichtigsten Prognosefaktoren.4
Keine spezifische Symptomatik
In Deutschland werden rund 7400 Patientinnen mit der Diagnose Eierstockkrebs konfrontiert.5 Die Patientinnen weisen hierbei keine spezifische Symptomatik auf und suchen nicht selten zuerst den Hausarzt auf, aufgrund von 6
- diffusen abdominellen Beschwerden
- neu aufgetretenen Meteorismus
- Veränderungen der Stuhlgewohnheiten
- unklarer Gewichtsabnahme
- Appetitlosigkeit
- massiver Bauchumfangszunahme
Die oben genannte Symptomatik lässt in diesem Zusammenhang nicht an einen malignen Ovarialtumor denken.
Da diese Beschwerden also relativ unspezifisch sind, kann eine frühzeitige Diagnose nicht gestellt werden, sodass erst im fortgeschrittenen Stadium, wenn der Tumor möglicherweise sogar bereits gestreut hat, die Diagnosesicherung erfolgt.7
Risikofaktoren und protektive Faktoren - Wer ist häufigsten betroffen?
Ungefähr 10 Prozent der Ovarialkarzinome sind genetisch bedingt. Die häufigsten Keimbahnmutationen, die nachgewiesen werden, sind Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen.8
Das Risiko für eine Frau, die eine BRCA1-Mutation aufweist, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, beträgt 36 bis 46 Prozent.9
Das Risiko für eine Frau, die eine BRCA2-Mutation hat, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, liegt bei 10 bis 27 Prozent.10
Gesunde Mutationsträgerinnen, mit abgeschlossener Familienplanung, können sich prophylaktisch einer beidseitigen Salpingo-Ovarektomie unterziehen, der Entfernung von Eileitern und Eierstöcken.11 Eine Risikoreduktion von 80% kann hierbei erzielt werden. Trotz allem besteht das Risiko der Entstehung einer primären Peritonealkarzinoms, da das Peritoneum ontogenetisch dem Epithel des Ovars verwandt ist.12
Risikofaktoren für die Entstehung eines sporadischen Ovarialkarzinoms sind unter anderem:13
- hormonelle Risikofaktoren:
-
- hohe Anzahl an Ovulationen (Eisprung)
- Infertilität/ wenige Schwangerschaften
- PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom)
- Endometriose
- HNPCCSyndrom (= hereditäre Form eines kolorektalen Karzinoms ohne Polyposis): bei einem HNPCC-Syndrom besteht das Lebenszeitrisiko 10% an einem Ovarialkarzinom zu erkranken
- Alter
- Adipositas
- Asbestexposition
Zu den protektiven Faktoren zählen unter anderem:14
- Multiparität (mehrere Schwangerschaften)
- lange Stillperiode
- Ovulationshemmer
- Tubenligatur
Prognosefaktoren - Wie sehen die Chancen aus?
Das epitheliale Ovarialkarzinom kennzeichnet sich aus durch die intraperitoneale Tumorausbreitung im gesamten Abdomen, ausgehend vom kleinen Becken bis hin zum Zwerchfell.15 Entlang der ovariellen Gefäßbündel kann der der Tumor lymphogen in die paraaortalen Lymphknotenstationen streuen und sich über die Parametrien in die pelvinen Lymphknotenstationen ausbreiten.16
Es wird klar, warum eine frühzeitige Diagnose über die Prognose entscheidet: zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist bei ungefähr 30 Prozent der Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom die Tumorerkrankung noch auf das kleine Becken begrenzt.17 Hier wird von einem Frühstadium gesprochen und es können Aussichten auf eine Heilung bestehen.18
Die entscheidende Voraussetzung für einen langfristigen Therapieerfolg, ist eine große Operation, bei welcher möglichst alle Tumorherde vollständig entfernt werden.19 Eine derartige Operation stellt sich als sehr komplex dar und erfordert ein erfahrenes Team sowie hochmoderne Technologien.20
Standard der Ovarialkarzinoms ist die primäre Operation mit dem Ziel einer vollständigen bzw. maximalen Tumorresektion und im Anschluss daran die Chemotherapie.21
Bei einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom ist die Größe des Resttumors nach der Resektion entscheidend: Je kleiner das Resttumorgewebe nach der Resektion, desto besser die Prognose.22
Zu nennen ist auch die FIGO-Klassifikation des Ovarialkarzinoms, eingeteilt in 4 Stadien:23
- Stadium I : 5Jahres-Überlebensrate bei 60-90%
- Stadium II: 5Jahres-Überlebensrate bei 40-70%
- Stadium III: 5Jahres-Überlebensrate bei 4-15%
- Stadium IV: 5Jahres-Überlebensrate bei 0-15%
Patientinnen mit gut differenzierten low-grade Tumoren in niedrigen FIGO-Stadien weisen eine bessere Prognose auf als Patientinnen mit undifferenzieren high-grade Tumoren in höheren FIGO-Stadien.24 Neben dem Resttumorgewebe nach Resektion, dem genannten Grading und dem histologisch zu ermittelnden Subtyp des Ovarialkarzinoms, tragen auch das Alter des Erkrankungsbeginn sowie der Allgemeinzustand der Patientin maßgeblich zur Prognosebeurteilung bei.25 Wichtig ist die psychoonkologische Versorgung und Betreuung von Patientinnen mit Ovarialkarzinom als integraler Bestandteil.26
Fazit: Das Ovarialkarzinom hat aufgrund der meist späten Diagnosestellung eine schlechte Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensrate aller Ovarialkarzinome beträgt 30 bis 40 Prozent.27
Quellen anzeigen
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.