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Eifersucht – eine verhängnisvolle Leidenschaft

Kommentar schreiben Aktualisiert am 17. Februar 2016

„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“, besagt ein altes Sprichwort. Tatsächlich sorgt Eifersucht für Leid, Streit und Kummer – und gehört zu den häufigsten Beziehungskillern. In neuesten Untersuchungen bezeichnen sich etwa 80 Prozent aller Männer und Frauen als eifersüchtig. Unter extremer Eifersucht leidet nach eigenen Angaben etwa jeder dritte Erwachsene.

 

Leichte Formen von Eifersucht kann eine Beziehung sicherlich verkraften. Wenn der Partner auf einer Party mit einer attraktiven Blondine flirtet oder der nette Kollege der Ehefrau schöne Augen macht, ist zumindest ein gewisses „Bauchgrummeln“ ganz normal. Eindeutig zu viel wird es, wenn feindselige Gefühle und Verlustängste so groß werden, dass beide in der Partnerschaft nur noch leiden. Schwere bis krankhafte Eifersucht beschädigt jede Beziehung und zerstört sie nicht selten. Wenn der eine dem anderen nachspioniert, seine Sachen durchwühlt, ihn mit Vorwürfen bombardiert und mit Eifersuchtsattacken terrorisiert, wird die Beziehung zum Gefängnis.

 

Wer eifersüchtig ist, kann dem Partner nicht vertrauen. Doch ohne Vertrauen geht es nicht. Wer nicht glauben kann, dass der andere ihn liebt und loyal zu ihm steht, wer ständig argwöhnt, dass der Partner fremdgehen könnte, bringt sich und den anderen immer wieder in eine Art Teufelskreis. Aus den Gedanken, der andere könnte untreu werden, entstehen Misstrauens-, Angst- und Wutgefühle. Aus den Gefühlen werden Vorwürfe und heftige Szenen, die wiederum im Partner negative Reaktionen auslösen. Zieht sich der Attackierte dann zurück, geht alles wieder von vorne los: Der Eifersüchtige sieht sich bestätigt, das Gedankenkarussell geht wieder von vorne los – und am Ende tritt schlimmstenfalls das ein, was stark eifersüchtige Menschen im Grunde am meisten fürchten: der Partner geht, der Eifersüchtige bleibt verlassen zurück. Er denkt voller Verzweiflung: „Ich hab´s ja gleich gewusst! Er/Sie hat mich nie geliebt!“

 

Doch: „Du liebst mich nicht!“ bedeutet eigentlich: „Ich liebe mich nicht!“. Nicht der andere und sein Verhalten sind der Anlass für Eifersucht. Deshalb kann auch der Partner eines Eifersüchtigen sich noch so sehr anstrengen und dem anderen noch so oft seine Liebe und Treue beteuern – er wird letztlich nichts gegen die Eifersucht des anderen ausrichten können. Die Eifersucht liegt immer in der Person des Eifersüchtigen begründet. Ausschließlich er kann etwas dagegen tun.

Eifersucht: Woher sie kommt

Psychologen und Therapeuten sind sich weitgehend einig: Die Ursachen für starke Eifersucht liegen meist in frühen negativen Erfahrungen, die oft bis in die Kindheit zurückgehen.

„Ich habe Angst, verlassen zu werden“

Erfahrungen von Verlust oder drohendem Verlust stellen häufig den Nährboden der Eifersucht dar. Man wurde früh im Leben allein gelassen oder hat einen Elternteil durch Tod oder Trennung verloren. Man hat immer wieder Streits der Eltern miterlebt und ständig befürchtet, dass Mutter und Vater sich trennen würden. Man lebte in einem unzuverlässigen, instabilen und unberechenbaren Umfeld, z.B. mit drogen- oder alkoholsüchtigen Eltern. Solche und ähnliche Hintergründe verhindern, dass feste, stabile und verlässliche Bindungen entstehen und Kinder Vertrauen entwickeln können. Wer solcherlei frühe Erfahrungen machen musste, glaubt im tiefsten Inneren: Beziehungen sind nichts Verlässliches. Ich könnte jederzeit verlassen werden. Misstrauen und Verlustangst machen sich breit.

„Ich bin nicht liebenswert – andere sind viel besser als ich!“

Eine zu strenge, überkritische und abwertende Haltung der Eltern gegenüber dem Kind gehört ebenfalls zu den Hauptauslösern der starken Eifersucht. Haben Eltern und andere Bezugspersonen dem Kind vermittelt: Du bist nicht liebenswert, nicht gut genug, übernimmt das Kind das Gesagte in aller Regel als Wahrheit. Es glaubt: „Wenn ich in Ordnung wäre, würden meine Eltern nicht so mit mir sprechen. Wenn ich besser wäre, würden sie mich lieben und akzeptieren.“ Menschen, die von solchen frühen Erfahrungen geprägt sind, tun im späteren Leben mit sich selbst genau das, was früher Eltern und Erzieher getan haben: Sie werten sich ab, überhäufen sich mit Vorwürfen und bestrafen sich immer wieder selbst. Dieses mangelnde Selbstwertgefühl, das wiederum mit großer Verlustangst einhergeht („Warum sollte er/sie bei mir bleiben, wenn ich doch so wenig zu bieten habe?“), bringt die Eifersucht hervor: „Sobald er/sie etwas Besseres findet, ist er/sie weg!“

„Ich habe Angst, erneut betrogen zu werden!“

Abgesehen von belastenden Kindheitserfahrungen können es auch negative Erlebnisse aus früheren Beziehungen sein, die die Eifersucht in uns wecken. Wer schon einmal – oder sogar mehrfach – belogen, betrogen und verlassen wurde, ist in seinem Vertrauen und seinem Selbstwertgefühl oft nachhaltig erschüttert. Nie im Leben möchte man so etwas noch einmal erleben! Die verhängnisvolle Folge ist neben ständigem Misstrauen vor allem das zwanghafte Bedürfnis, den Partner zu kontrollieren. Was nicht selten zur Folge hat, dass man ihn oder sie auf lange Sicht dann erst recht wieder verliert.

Wege aus der Eifersucht

Der beste Weg, übersteigerte Eifersucht loszuwerden, führt direkt ins eigene Innere. Man muss sich zunächst mit sich selbst anfreunden, um gut mit anderen sein zu können. Nur wer sich selbst ausreichend mag, akzeptiert und liebenswert findet, kann auch glauben, dass er von einem anderen geliebt wird und dieser keinen Grund sieht, ihn zu verlassen. Jemandem, der sich selbst ablehnt, kann der Partner noch so oft seine Liebe und Treue beteuern – es wird ihm nicht geglaubt. Eine vertrauensvolle und damit stabile Beziehung ist so nicht möglich.

Nicht oder nur wenig eifersüchtige Menschen haben eines gemeinsam: Sie verfügen über ein gesundes Selbstwertgefühl und nehmen sich selbst an, so wie sie sind. Sie leben ihr eigenes Leben, auch unabhängig vom Partner sind sie ein eigenständiger Mensch. Ihr Selbstwert ist nicht vom Urteil anderer abhängig – für sie steht fest: Ich bin liebenswert. Menschen mit dieser Grundeinstellung haben ein tiefes inneres Vertrauen, das ihnen sagt: „Selbst wenn ich verlassen werde, gehe ich nicht zugrunde. Es würde mich zwar traurig machen und wäre sehr schlimm für mich, aber es würde mich nicht vernichten.“ Anders ist es bei zutiefst verunsicherten Menschen: Sie glauben im Grunde nicht, dass sie es überleben würden, wenn der Partner sie verließe.

Schon kleine „Tricks“ können helfen

Sich ablenken, etwas Schönes für sich tun, ein entspannendes Bad nehmen oder ein spannendes Buch lesen – solche Dinge helfen manchmal schon, das verhängnisvolle Gedankenkarussell der Eifersucht zu stoppen. Kommt z.B. der Partner nicht zur verabredeten Zeit nach Hause, könnte man sich stundenlang damit belasten, dass man sich genau ausmalt, wo und mit wem er jetzt sein könnte, dass er womöglich mit einer/einem anderen zusammen ist. Der Seitensprung spielt sich bereits vor dem inneren Auge ab. Kommt der Partner dann verspätet nach Hause, hat man sich in seinem eigenen Kopfkino bereits so verstrickt, dass man gar nicht anders kann, als ihm eine Szene zu machen – womöglich völlig grundlos. Viel besser, man erwartet den anderen entspannt, nachdem man sich selbst einen schönen Abend gemacht hat. So ist es möglich, ruhig mit dem Partner über die Eifersuchtsgefühle zu sprechen. Gut ist auch, nicht mehr nur um sich selbst zu kreisen und sich stattdessen Fragen zu stellen wie: „Was spricht dafür, dass ich meinem Partner vertrauen kann?“, „Was kann ich ihm geben, damit seine Liebe zu mir stabil bleibt?“. Die Antworten könnten zu neuen Einsichten führen. Sind die heftigen Gefühle der Eifersucht wieder abgeflaut, kann man dem Partner wieder begegnen, ohne weiteres Porzellan zu zerschlagen. So ist dann auch ein klärendes Gespräch möglich.

Die Ursachen der Eifersucht wirksam bekämpfen

Wer den Gründen für seine Eifersucht wirklich auf den Grund gehen will, für den wird es „ans Eingemachte“ gehen. Denn es ist unausweichlich, sich dabei selbst zu begegnen und einige alte und vertraute Gedanken- und Verhaltensmuster abzulegen.

Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen

Der erste Schritt zur Veränderung ist die Einsicht, dass die Eifersucht nicht im Partner, sondern einzig und allein in der eigenen Person begründet ist: Es liegt nicht an meinem Partner oder seinem Fehlverhalten, dass ich eifersüchtig bin.

Es gilt, das eigene Selbstwertgefühl und die Selbstachtung zu stärken. Nur wer überzeugt ist, liebenswert und in Ordnung zu sein, kann dem Partner glauben, wenn dieser sagt, dass er ihn liebt.

Die alten Glaubenssätze überprüfen

Glaubenssätze sind die Urteile, die man als Kinder von Eltern und Erziehern übernommen hat. Haben die Erwachsenen das Kind als „faul“, „dumm“ oder „unbegabt“ bezeichnet, hat das Kind fortan geglaubt, dass es sich dabei um die Wahrheit handelt. Heute kann man sich fragen: „Stimmt das eigentlich? Bin ich wirklich faul/dumm/unbegabt?“ Mit Sicherheit lassen sich viele Argumente finden, die diese Aussagen widerlegen. Auch hier gilt: Aus dem ehemaligen Kind ist ein Erwachsener geworden, der jetzt selbst beurteilen darf, ob er in Ordnung ist oder nicht.

Unterstützung in Anspruch nehmen

Sich selbst zu verändern und teils eingefahrene Verhaltens- und Denkmuster abzulegen, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Viele kluge Bücher zum Thema Eifersucht und Stärkung des Selbstwertgefühls geben Anleitung und Hilfestellung auf dem Weg aus der Eifersuchts-Falle. Reicht auch das nicht aus, sollte man sich fachkundige Hilfe bei einem Coach oder Psychotherapeuten suchen. Sich Unterstützung zu holen, zeugt von innerer Stärke, nicht von Schwäche! Sie wollen sich auf den Weg machen, etwas Grundlegendes bei sich selbst zu verändern und damit ihre Beziehungen mit anderen zu verbessern – Glückwunsch! Der erste und wichtigste Schritt ist damit schon geschafft. Nur Mut – die Mühe lohnt sich. Denn: Liebe und Partnerschaft sind zu kostbar, um durch Eifersucht zerstört zu werden!

Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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