Diagnose Epilepsie - Welche Auswirkungen hat die Krankheit wirklich?
Epilepsie ist eine häufige chronische Erkrankung des Nervensystems. Insgesamt erleiden etwa fünf Prozent aller Menschen in ihrem Leben mindestens einen epileptischen Anfall. Und es kann alle treffen – selbst im hohen Alter
Inhaltsverzeichnis
Wie entsteht ein epileptischer Anfall?
Wie kommen die sogenannten Gelegenheitsanfälle zustande?
Ursache und Erscheinungsformen einer Epilepsie
Was ist Epilepsie?
Der Begriff Epilepsie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Fallsucht“, im deutschen Sprachgebrauch auch als Krampfleiden bezeichnet. Etwa fünf Prozent der Deutschen haben in ihrem Leben mindestens einen Anfall. Der dauert in der Regel nicht länger als ein paar Sekunden bis hin zu zwei Minuten. Von einer Epilepsie spricht man, wenn mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle im Abstand von mehr als 24 Minuten auftreten oder ein nicht provozierter Anfall auftritt und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verbunden ist, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre weitere Anfälle auftreten. Die Krankheit kann jeden Menschen in jedem Lebensalter treffen. Besonders häufig aber erkranken kleine Kinder und Menschen über 60 Jahre. Eine Früherkennungsuntersuchung auf Epilepsie gibt es bis heute leider nicht.
Wie entsteht ein epileptischer Anfall?
Unser Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die untereinander vernetzt sind. Kommt es zu einer Überaktivität von Teilen dieses Netzwerks, geben größere Gruppen von Nervenzellen gleichzeitig Signal ab. Dadurch entsteht eine Überaktivität des Gehirns. Bei einem Anfall sind die Nervenzellen in einer oder beiden Gehirnhälften übermäßig aktiv. Ein einzelner epileptischer Anfall ist noch nicht mit dem Krankheitsbild einer Epilepsie gleichzusetzen. Wer einen Anfall hatte, bekommt nicht zwangsläufig einen zweiten. Und: Ein einzelner Anfall schädigt das Gehirn nicht und hört von selbst wieder auf.
Wie kommen die sogenannten Gelegenheitsanfälle zustande?
Gelegenheitsanfälle sind nicht mit einer Epilepsie gleichzustellen: Verantwortlich kann eine Gehirnschädigung durch eine Verletzung oder Entzündung, ein massiver Blutzuckerabfall, Vergiftungen, Alkoholentzug oder Sauerstoffmangel sein. Ein sogenannter provozierter Gelegenheitsanfall ist zum Beispiel der Fieberkrampf bei kleinen Kindern.
Ursache und Erscheinungsformen einer Epilepsie
Die Ursachen einer Epilepsie sind vielseitig. Die Erkrankung kann durch Verletzungen des Gehirns, genetische Veranlagung, vorgeburtliche Hirnschädigungen, Schlaganfall, Gehirntumor, Stoffwechselerkrankungen, Hirnhautentzündung oder der Autoimmunerkrankung Enzephalitis entstehen. Häufig gibt es aber keine sichtbare oder eindeutige Ursache.
Wichtig zu wissen: Es gibt verschiedene Anfallsformen bei der Epilepsie. Das sind:
Absence: Hier wirken die Betroffenen wie in einem Tagtraum, sind geistesabwesend. Meist sind die Anfälle sehr kurz und treten häufig im Kindesalter auf. Diese Geistesabwesenheit kann bis zu 100-mal am Tag auftreten.
Mykologischer Anfall: In diesem Fall sind die Patienten bei vollem Bewusstsein, haben aber Zuckungen einzelner Muskelgruppen in kurzer Folge.
Fokaler Anfall: Von einer fokalen Epilepsie ist die Rede, wenn die Anfallsart nur eine örtlich begrenzte Region des Gehirns betrifft. Oft beginnt diese mit einer veränderten Wahrnehmung, etwa beim Riechen und Schmecken. Auch Schwindel, Halluzinationen oder Ängste können auftreten. Meist entsteht dann eine Vielzahl von Symptomen. Das können neben den Missempfindungen auch Zuckungen, Sprachstörungen, ein starrer Blick, Trübung des Bewusstseins oder einiges mehr sein. Fokale Anfälle können in generalisierte übergehen.
Generalisierter tonisch-klonischer Anfall: Bei einer generalisierten Epilepsie sind von Anfang an beide Gehirnhälften betroffen. Es kommt oft zur Bewusstlosigkeit und Verkrampfungen der Extremitäten. Häufig stürzen die Patienten auch, nässen sich ein oder beißen sich auf die Zunge.
Darüber hinaus kommen auch Mischformen bei der Epilepsie vor.
Im Bereich der Anfallsart wird nach der Ursache unterteilt und zwar zwischen
- idiopathischer Epilepsie, auch genetische Epilepsie genannt, wohingegen der Begriff irreführend ist, denn nicht die Epilepsie an sich wird vererbt, sondern eher die Neigung zu epileptischen Anfällen. Ursache ist eine mutmaßliche oder nachgewiesene Veranlagung. Die Anfälle treten meist in beiden Gehirnhälften gleichzeitig auf.
- symptomatische Epilepsie: Die symptomatische Epilepsie tritt häufig auf und wird auch als erworbene Epilepsie bezeichnet, da das Gehirn häufig schon vor oder während der Geburt oder in den ersten Lebensjahren geschädigt wurde und die Epilepsie erst im späteren Lebensalter als eine Folge dessen in Erscheinung tritt. Meist ist eine Hirnveränderung oder -schädigung dafür verantwortlich. Die Anfälle werden normalerweise von einem begrenzten Bereich im Gehirn ausgelöst.
- kryptogenen Epilepsie: Eine kryptogene Epilepsie wird auch als ungeklärte Epilepsie bezeichnet, bei der die Ursache für die Erkrankung noch nicht geklärt wurde.
Wie stellt man die Diagnose?
Die wichtigsten Diagnoseverfahren, um Epilepsie festzustellen sind:
Elektroenzephalogramm (EEG): Hierbei werden die Hirnströme gemessen. Anhand charakteristischer Muster der abgebildeten Wellen kann der Arzt feststellen, ob man zu epileptischen Anfällen neigt.
Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT): Bei beiden Varianten kann man anhand der Aufnahmen feststellen, ob es bestimmte Veränderungen im Gehirn gibt, die für die Anfälle verantwortlich sind.
Positronemissionstomographie (PET): Hier kann ein verminderter Glucose-Metabolismus in bestimmten von Epilepsie betroffenen Arealen festgestellt werden.
Laboruntersuchung: Nach einem Anfall sind spezielle Blutwerte über mehrere Stunden erhöht.
Genetischer Test
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Wenn jemand einen epileptischen Anfall erleidet, ist erste Hilfe gefragt. Die richtige Reaktion ist zum einen sofort den Notarzt zu kontaktieren, denn anfangs ist es fraglich, sofern Sie den Betroffenen nicht persönlich kennen, ob es sich um einen epileptischen Anfall handelt oder etwa um eine beispielsweise vorliegende Herzrhythmusstörung oder einen Blutzuckerabfall. Ein Notarzt sollte auch unbedingt dann informiert werden, wenn die Anfälle länger als fünf Minuten andauern oder sie sich dauerhaft wiederholen.
Darüber hinaus ist Ruhe bewahren gefragt, ein epileptischer Anfall ist in der Regel nach ein bis maximal zwei Minuten beendet. Vermeiden Sie es, den Betroffenen festzuhalten oder diesem etwas in den Mund, etwa einen Beißkeil, zu schieben. Entfernen Sie Gegenstände aus dem unmittelbaren Umfeld, damit keine Verletzungsmöglichkeit droht. Versuchen Sie den Betroffenen in die stabile Seitenlage oder Bauchlage zu legen, damit zum Beispiel Erbrochenes nicht eingeatmet werden und diese Anfall-Komplikation nicht zustande kommen kann. Leisten Sie dem Betroffenen nach einem Anfall Beistand bis dieser klar, orientiert und wieder voll ansprechbar ist.
Therapiemöglichkeiten:
Ein einzelner Anfall muss nicht unbedingt behandelt werden, wenn das Risiko auf weitere Anfälle ausgeschlossen werden kann. Dann aber gibt es eine Reihe von Medikamenten, die das Auftreten epileptischer Anfälle ganz oder teilweise unterdrücken können. Bei 80 Prozent der Patienten kann sogar eine Anfallsfreiheit erreicht werden. Bei circa zwei Drittel der Epilepsie-Patienten ist eine lebenslange Medikamenteneinnahme von Nöten. Beruhigungsmittel, sogenannte Antiepileptika, aus der Klasse der Benzodiazepine, können hier ihre Wirkung entfalten.
Etwa zwei Drittel der Epilepsie-Betroffenen können so anfallsfrei werden. Ohne eine medikamentöse Therapie besteht stets das Risiko, dass die epileptischen Anfälle erneut in Erscheinung treten. Wird mit Hilfe einer medikamentösen Behandlung keine Anfallsfreiheit erreicht, sollte die Möglichkeit eines epilepsiechirurgischen Eingriffs geprüft werden. Ziel ist es, eine Region im Gehirn, von der die Anfälle regelhaft ausgehen, operativ zu entfernen. Weil sich der Eingriff nur für bestimmte Patienten eignet, führen ihn Ärzte relativ selten durch. Weniger als 1000 Epilepsie-Operationen gibt es in Deutschland pro Jahr.
Neue Chancen:
Seit März 2012 gibt es die in der EU zugelassene Substanz Cenobamat, die vor allem Menschen mit fokaler Epilepsie zu Anfallsfreiheit verhilft. Das betrifft zwei Drittel der Erkrankten. Bisher hat kein Medikament eine ähnlich hohe Anfallsfreiheit erzeugt. Aber auch eine neue Gentherapie schenkt Hoffnung. Es handelt sich um einen AAV-basierten Genvektor, der schützende Neuropeptide fokal produziert und speichert. Diese werden nur bei starker Erregung freigesetzt, wie zu Beginn eines Anfalls. (www.gesundheitsforschung-bmbf.de/neue-gentherapie-gibt-hoffnung-fur epilepsie-erkrankte-15473.php
Seit September 2022 ist der erste minimalinvasive Hirnschrittmacher für Epileptiker zugelassen. Eine Studie zeigt, dass Betroffene deutlich weniger Anfälle haben (https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/3400-studie-zu-neuartigem-epilepsie-hirnschrittmacher.html). Der Hirnschrittmacher besteht aus einer Elektrode, die elektrische Reize abgibt und einem Generator mit Batterie, der sie steuert. Der Generator wird wie bei einem Herzschrittmacher im Rumpf eingesetzt. Über ein Kabel ist er mit der Elektrode verbunden, die unter der Kopfhaut platziert wird. So sind die Risiken dieser Operation sehr gering. Die Patienten spüren von der Reizabgabe übrigens nichts.
Leben mit Epilepsie:
Durch den medizinischen Fortschritt kann ein Großteil der Epilepsieerkrankten heute sehr gut mit der Krankheit leben. Allerdings kann die Epilepsie im Alltag auch mit hohen Belastungen verbunden sein. Gerade im Familienleben, der Freizeit, bei der Arbeit und Karrieremöglichkeiten – manchmal ist hier auch eine Umschulung nötig – aber auch in der Beziehung. Oft besteht auch keine Fahrtauglichkeit. Häufig haben Betroffene dadurch ein geringes Selbstbewusstsein. Aber es können auch psychologische Störungen entstehen.
Bei der Behandlung einer symptomatischen Epilepsie spielt die Bekämpfung der Ursachen die Hauptrolle. Alkohol muss von allen Anfallkranken idealerweise gemieden werden. Denn jeder Alkoholgenuss kann einen Anfall auslösen. Ebenso schädlich ist Schlafentzug. Der Epileptiker gehört nicht ans Steuer eines Fahrzeuges oder oft auch an den Lenker eines Fahrrades, auch sollten besondere Sportarten wie zum Beispiel das Schwimmen unter ständiger Aufsicht ausgeübt oder ansonsten gemieden werden. Frauen mit Epilepsie können in der Regel nicht mit der Antibabypille verhüten. Denn Epilepsie-Medikamente können die Wirkung der Pille herabsetzen – und andersherum. Hier muss man eine andere Verhütungsmethode wählen.
Auch der Kinderwunsch ist ein sensibles Thema. Einige Antiepileptika erhöhen das Risiko für Fehlbildungen beim Baby. Auch das Risiko für Störungen im Kindesalter, wie z.B. Autismus, ist erhöht. Erkrankte müssen deshalb auf ein anderes Medikament umstellen, bevor sie versuchen, schwanger zu werden. Die Gefahr dabei ist, dass mit dem neuen Arzneimittel erneut Anfälle auftreten.
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