Feinde im Fell, Schmarotzer im Körper: Wenn Hund und Katze Würmer haben
Menschen lieben ihre Haustiere; vor allem Hund und Katze sind für viele die besten Freunde. Die unsichtbaren Tierchen aber, die Fellnase und Samtpfote mitunter in oder an sich tragen, sind alles andere als beliebt: Würmer bei Hund und Katze. Haustiere haben Wurmeier im Fell oder tragen sie nach Verschlucken oder Belecken kontaminierter Dinge im Körperinneren. Mit ihrem Kot scheiden Hunde und Katzen die Würmer bzw. ihre Eier und Larven dann aus; diese können so ihr gesamtes Umfeld infizieren. Manche dieser Würmer beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit des Tieres, sondern können auch den Menschen gefährlich werden.
Zu einem Wurmbefall bei unseren vierbeinigen Lieblingen kommt es immer wieder. Vor allem Tiere, die sich viel draußen aufhalten, jagen, in der Erde wühlen oder Kleintiere fressen, haben sich schnell die unliebsamen Parasiten eingefangen. Wie die Bielefelder Tierärztin Kristina Müller in ihrem Internetportal1 erläutert, infizieren sich Hund und Katze vor allem mit Spulwürmern, dem Hakenwurm und verschiedenen Bandwurmarten, selten auch mit dem Lungenwurm.
Die häufigsten Wurmarten bei Hund und Katze - Auf die Lebens- und Haltungsbedingungen achten!
Spulwürmer
Spulwürmer sind die Darmparasiten, die bei unseren liebsten Haustieren am häufigsten vorkommen. Hunde nehmen ihre Eier oder Larven durch Schnüffeln und Lecken auf, etwa am Kot infizierter Tiere. Welpen infizieren sich häufig am Muttertier; deshalb rät Veterinärin Müller, Hundemutter und Welpe erstmalig etwa zwei Wochen nach der Geburt und danach regelmäßig zu entwurmen. Bei Katzen sind vor allem Freigänger gefährdet, da sie häufig befallene Mäuse fressen. Aber auch reine Wohnungskatzen kann es erwischen, denn die Eier von Parasiten können durchaus auch über Straßenschmutz an den Schuhen der Menschen ins Haus gelangen. Und auch junge Katzen stecken sich am Muttertier an. Daher sollten auch alle Katzen, so Tierärztin Kristina Müller, in angemessenen Abständen eine Wurmkur bekommen.
Eine Spulwurminfektion äußert sich bei erwachsenen Tieren manchmal gar nicht, bei jungen Hunden und Katzen kann es jedoch zu ernsthaften Erkrankungen und Entwicklungsstörungen kommen, da die Parasiten durch den Körper des Tieres wandern. Die Symptome reichen von Erbrechen und anderen Störungen des Magen-Darm-Bereichs über Husten, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und stumpfem Fell bis hin zu Krämpfen, Darmverschluss und Lungen- und Lebererkrankungen.
Hakenwürmer
Die seltener vorkommenden Hakenwürmer werden zum einen ebenfalls durch Schnüffeln, Lecken oder Fressen übertragen. Zum anderen bohren sich die Wurmlarven durch die Haut des Tieres ins Körperinnere. Erfolgt die Ansteckung oral, landen die Parasiten direkt im Darm. Nach Ansteckung über die Haut wandern sie durch den ganzen Körper. Wie Kristina Müller erklärt, bestimmt die Form der Ansteckung auch die Symptome: Juckreiz, Ekzeme und Hautentzündungen oder aber Husten, Durchfall, der auch mit Blut vermengt sein kann, starker Gewichtsverlust und Dehydrierung. Bei Jungtieren kann die Parasiteninfektion zu deutlichen Wachstumsstörungen führen.
Fuchs- und Hundebandwurm
Diese beiden Bandwurmarten befallen den Dünndarm von Hunden und Katzen und können die sogenannte Echinokokkose auf den Menschen übertragen. Wie die Bielefelder Tierärztin Kristina Müller von der Tierarztpraxis Quelle erklärt, kommt es zur Infektion meist, wenn die Haustiere befallene Zwischenwirte, also etwa Beute- und Nagetiere, fressen. Tiere, die aus dem Mittelmeerraum stammen, sollten unbedingt entwurmt werden, da speziell der Hundebandwurm vor allem in dieser Region lauert. Während eine Bandwurminfektion oft beim Tier ganz symptomfrei verläuft, kann speziell der Fuchsbandwurm dem Menschen durchaus gefährlich werden (s. Abschnitt „Wie gefährlich sind Tierwürmer für den Menschen?“).
Lungenwürmer
Lungenwürmer sind in Deutschland noch relativ selten, doch nimmt die Zahl der Infektionen zu. Unsere Tiere – Hunde eher als Katzen – können sich damit anstecken, wenn sie befallene Frösche oder Schnecken fressen. Lungenwürmer befallen bevorzugt die Atemorgane, manchmal auch die Herzgefäße ihrer Wirtstiere, können aber auch durch den ganzen Körper wandern und somit vielfältige Erkrankungen auslösen. Neben Atemwegskrankheiten sind dies vor allem Gewebereizungen bis hin zu Nervenschädigungen, die dann auch auffällige Verhaltensänderungen auslösen können.
Wie Tierärztin Müller betont, sollte bei Auslandsreisen mit dem Haustier immer eine entsprechende Wurmprophylaxe durchgeführt werden. Denn manche Wurmarten, darunter der Herzwurm, sind in Deutschland kein Problem, können das Tier jedoch in anderen Ländern und Klimazonen gefährden.
Woran erkennt man einen Wurmbefall beim Haustier?
Eine Infektion mit den Parasiten ist häufig nicht leicht bzw. gar nicht zu erkennen. In einfacheren Fällen zeigen sich die bereits beschriebenen eindeutigen Symptome. Auch können bei einem massiven Befall Wurmteile im Kot der Tiere sichtbar sein. Wie Sarah Ross von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Hamburg in einem Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung2 beschreibt, sehen Spulwürmer im Kot wie gekochte Spaghetti, Bandwürmer dagegen wie Reiskörner aus. Eier und Larven der Würmer dagegen sind so klein, dass sie gar nicht zu erkennen sind.
Bei Verdacht auf eine Wurminfektion oder um die Haustiere routinemäßig durchzuchecken, sollte man an mehreren Tagen hintereinander Kotproben sammeln und diese dann beim Tierarzt zur Untersuchung abgeben. Nicht immer kommt dann aber eine eindeutige Diagnose heraus, denn viele Würmer brauchen mehrere Wochen, bis sie sich im Körper vermehren und das Wirtstier somit Eier und Larven ausscheidet. Längerfristiges regelmäßiges Sammeln von Kotproben bringt da schon größere Sicherheit: Experten wie Kristina Müller1 weisen im Internet darauf hin, dass wegen der sogenannten Präpatenzzeit (Zeit zwischen der Ansteckung mit Parasiten und dem Ausscheiden von ansteckenden Eiern oder Larven, in der eine Infektion nicht nachgewiesen werden kann) die Kotsammelproben alle vier Wochen durchgeführt werden müssen, um einen wirklichen Schutz zu gewährleisten.
Ganz auf Nummer sicher geht man nur durch eine regelmäßige Entwurmung des Tieres. Diese bewahrt zum einen das Tier vor Schäden durch Würmer, zum anderen schützt es auch den Menschen, der sich durch Wurmeier im Fell oder Kot der Haustiere infizieren kann. Doch gibt es unterschiedliche Expertenmeinungen darüber, wann bzw. wie häufig eine Entwurmung notwendig ist und in welchen Fällen es evtl. ausreicht, den Kot untersuchen zu lassen. Die Veterinäre von ESCCAP Deutschland e.V. (ESCAAP = European Scientific Counsel Companion Animal Parasites, eine international agierende Vereinigung von tierärztlichen Experten für Parasitenbefall) bieten im Internet3 – neben vielen detaillierten Tipps und Ratschlägen – einen kostenlosen Entwurmungstest mit gezielten Fragen an. Mit dessen Hilfe können Tierhalter ermitteln, welche Methoden und ggf. welche zeitlichen Abstände der Entwurmung für ihre Haustiere sinnvoll und notwendig sind.
Denn wie häufig man den Kot untersuchen oder eine Wurmkur machen sollte, wie hoch also das Infektionsrisiko eines Tieres ist, hängt von bestimmten Faktoren ab, etwa der Art der Haltung, der Ernährung und dem Alter des Tieres, aber auch von der Frage, ob kleine Kinder mit im Haushalt leben. Besonders gefährdet sind sicherlich die Freigänger – Katzen, die Mäuse und Vögel fangen und Hunde, die jagen, sich viel auf Hundewiesen tummeln, gerne im Kot von anderen Tieren herumschnüffeln oder ihn fressen. ESCAAP rät bei diesen hochgefährdeten Tieren zu einer Entwurmung alle vier Wochen, bei Tieren mit einem durchschnittlichen Infektionsrisiko zu einer Behandlung alle drei Monate und bei einem sehr geringen Infektionsrisiko zur Entwurmung einmal jährlich. Dies ist jedoch nur als grobe Faustregel zu verstehen. Bei allen Unklarheiten ist natürlich der eigene Tierarzt der erste Ansprechpartner.
Wie werden Hunde und Katzen entwurmt? - Endlich die lästigen Schmarotzer los werden!
Die Entwurmung des Haustieres ist grundsätzlich eine recht einfache Sache. Äußeren Parasiten, die im Fell oder in der Haut sitzen, rückt man mit Kautabletten oder sogenannten Spot-ons zu Leibe. Spot-ons gibt es zur Vorbeugung als abwehrende (Repellents) oder zur Behandlung als abtötende Mittel, ebenso gibt es Spot-ons, die vorbeugend und abtötend zugleich wirken. Sie werden im Nacken des Tieres aufgetragen und man muss nach dem Auftragen darauf achten, dass das Tier das Mittel nicht ableckt. Zur Behandlung von Parasiten, die sich im Körperinneren eingenistet haben, stehen ebenso Spot-ons sowie Tabletten und Pasten zur Verfügung.
Eine Wurmkur tötet grundsätzlich alle Würmer ab, die das Tier zum aktuellen Zeitpunkt befallen haben. Je nach Wurmart wird für vier bis sechs Wochen nach der Entwurmung verhindert, dass weiter Wurmeier ausgeschieden werden. Zu beachten ist dabei, dass Entwurmungen nicht vorbeugend gegen einen Wurmbefall wirken, warnt Tierärztin Kristina Müller in ihrem Internetportal1. Das heißt, dass es direkt nach einer Parasitenentfernung gleich wieder zu einer erneuten Ansteckung mit Würmern kommen kann. Somit muss man, wenn man ganz sicher gehen will, dass das Haustier dauerhaft keine Wurmeier ausscheidet, rund alle vier Wochen aufs Neue entwurmen.
Die vorbeugenden und abtötenden Entwurmungsmittel sind in der Regel alle sehr gut verträglich, unangenehme Nebenwirkungen treten eher selten auf. Möglicherweise kommt es beim Tier kurzzeitig zu Erbrechen oder Durchfall, meist dann, wenn der Wurmbefall sehr stark ist, weiß Sarah Ross von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Hamburg2. Dies liege daran, so die Expertin, dass die vorhandenen Parasiten im Darm absterben und „rasant nach draußen befördert“ würden.
Wie gefährlich sind Tierwürmer für den Menschen?
Menschen können auf verschiedenste Art in Kontakt mit den unliebsamen „Mitbewohnern“ ihrer Tiere kommen, da Hunde und Katzen Wurmeier oder Wurmlarven häufig über den Kot ausscheiden. Diese können manchmal monatelang ansteckend bleiben, selbst wenn der Kothaufen, in dem die Würmer in die Umwelt gelangten, längst nicht mehr zu sehen ist. Wurmeier und -larven gelangen über Wind oder Regen so gut wie überall hin oder stecken unerkannt im Fell der Tiere. Das heißt: Auch Menschen kann es „erwischen“, durch Streicheln, Kuscheln und Schmusen mit dem Tier oder durch Kontakt mit dem Kot und infizierten Gegenständen.
Besonders gefährdet sind kleine Kinder, die ja oft besonders engen Kontakt zu ihren Haustieren haben. Sind Wurmeier erst einmal an die Hände des Tierhalters geraten, ist es nur noch ein kurzer Weg zum Mund, über den die Wurmeier in aller Regel in den Körper des Menschen gelangen. Dann kommt es dort zu einer sogenannten Zoonose, also einer Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen übergeht. Die Wurmeier, die die Larven enthalten, gelangen in den Darmtrakt, wo die Larve das Ei verlässt und von dort aus ihren Weg durch den Körper antritt. Je nach Wurmart besiedeln die Larven Gewebe und Organe wie die Lunge, die Leber oder die Muskeln. Sie können dort zum Teil jahrelang überleben.
Ob und wie stark die Würmer nun der menschlichen Gesundheit gefährlich werden können, hängt von der Wurmart ab. Besonders Spulwürmer und Bandwürmer können die inneren Organe eines Menschen befallen und dort teils ernsthafte Erkrankungen auslösen. Hunde- und Fuchsbandwürmer übertragen auf den Menschen die sogenannte Echinokokkose – allerdings nicht allzu häufig, laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurden im Jahr 2012 gerade mal 114 Echinokokkosefälle in Deutschland gezählt4. Vor allem die Infektion mit dem Fuchsbandwurm sei bei Menschen sehr selten, erklärt der Magdeburger Tierarzt Klaus Kutschmann in einem Online-Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung2.
Doch wenn man sich bestimmte Parasiten einfange und nicht rechtzeitig behandelt werde, könne dies z.B. beim Fuchsbandwurm unter Umständen zum Befall verschiedener Organe mit Folgen wie Atemnot, Krampfanfällen und Lähmungen bis hin zur Leberzirrhose führen und somit sogar lebensgefährlich werden.
Auf dem Online-Infoportal Parasitenportal des Pharmaherstellers Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH5 wird detailliert erläutert, welche Wurmarten welche Erkrankungen beim Menschen auslösen können. Diagnostiziert werden diese über Blut- und Stuhluntersuchungen. Die Behandlung ist in aller Regel sehr gut mit speziellen Wurmmitteln möglich. Um es gar nicht zu einer Infektion kommen zu lassen, ist es aber natürlich unumgänglich, sich beim Haustier um einen umfassenden Parasitenschutz zu kümmern und selbst die notwenigen Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Vorbeugung und Behandlung von Wurmparasiten - Wie Sie Ihre Liebsten und sich selbt schützen!
Regelmäßige Kotkontrollen und Entwurmung der Haustiere sind das eine – zum anderen ist es aber ebenso wichtig, durch die richtigen Hygienemaßnahmen das Risiko für eine Wurminfektion bzw. einer Übertragung von Würmern von Hund und Katze auf den Menschen von vornherein zu senken. U.a. im Online-Parasitenportal5, aber auch auf der Internetseite der ESCAAP Deutschland3 sind die wichtigsten Verhaltensregeln zusammengefasst.
So ist eines der Hygiene-„Basics“ das regelmäßige Händewaschen nach jedem Kontakt mit dem Haustier, auch sollte ein zu enger Kontakt (z.B. Schlafen im selben Bett usw.) nach Möglichkeit vermieden werden. Händewaschen ist auch unverzichtbar nach der Gartenarbeit und allen Aktivitäten im Grünen. Wer sich viel auf Hundewiesen und anderen Grünflächen aufhält, bei denen das Auftreten von Würmern wahrscheinlich ist, sollte diese möglichst nicht mit den Händen berühren. Bei der Gartenarbeit und Co. sollten immer Handschuhe getragen, Obst, Salat und Gemüse immer vor dem Verzehr gewaschen werden.
Dazu den körperlichen Kontakt mit Hunde- und Katzenkot immer vermeiden – mit Hilfe von Kotbeuteln und Einmalhandschuhen ist das ganz leicht. Vor allem bei Kindern ist es wichtig, auf diese Maßnahmen zu achten, da sie z.B. gerne in der Erde oder im Sand graben und besonders gerne mit ihren vierbeinigen Freunden auf Tuchfühlung gehen. Spielsachen der Kinder sollten regelmäßig heiß abgewaschen oder bei mindestens 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden.
Keine Experimente – immer den Experten fragen
Mehr als leichtfertig ist es, wenn sich Tierhalter ohne tierärztlichen Rat nur auf das Internet oder eigene Experimente verlassen, um den Würmern bei ihren Lieblingen den Garaus zu machen. So warnt die Leiterin des Instituts für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien Prof. Dr. Anja Joachim, selbst Mitglied von ESCCAP Deutschland e.V., in einem Fachartikel6 davor, den Inhalten diverser Internetseiten Glauben zu schenken.
Viele dieser Seiten seien nicht von Experten erstellt und enthielten oft falsche oder subjektive Angaben. Beratung sei stets die Kernaufgabe von Tierärzten, so Joachim. Eine zu seltene, unregelmäßige oder unsachgerechte Anwendung von Entwurmungsmitteln könnte dagegen zu mitunter gefährlichen Lücken beim Schutz von Tieren und Tierhaltern gegen Parasitenbefall entstehen.
Quellenangaben (Stand 29.04.2019):
1 www.tierarztpraxis-quelle.de
3 www.escaap.de; www.hund-katze-wuermer.de
4 https://www.bfr.bund.de/cm/350/erreger-von-zoonosen-in-deutschland.pdf
Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.