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Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen für Erwachsene

Kommentar schreiben Aktualisiert am 18. August 2020

Wer will das nicht: möglichst lange gesund und munter bleiben – und schweren Erkrankungen so gut es nur geht vorbeugen. Die meisten von uns haben dieses Ziel vor Augen. Dabei kann man natürlich nicht alles beeinflussen, einiges ist Schicksal. Doch liegt durchaus nicht wenig in unseren eigenen Händen. Wir können uns für eine allgemein gesunde Lebensweise entscheiden – und regelmäßig zu medizinischen Vorsorgeuntersuchungen gehen. Bei vielen Erkrankungen gilt: Je früher sie entdeckt werden, desto besser sind die Möglichkeiten der Behandlung oder auch der Heilung. Und einige Krankheiten entstehen erst gar nicht, wenn man sich um umfassende Prävention kümmert, man denke da zum Beispiel an Karies in den Zähnen. In Deutschland haben alle, die gesetzlich krankenversichert sind, im Lauf ihres Lebens einen rechtlichen Anspruch auf mehrere Untersuchungen zur Früherkennung, die die Krankenkassen bezahlen. Der folgende Beitrag bietet einen Überblick über die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen für männliche und weibliche Erwachsene ab 18 Jahren.

 

Mediziner und Politiker werden nicht müde, es zu betonen: Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von schweren Krankheiten sollten wahrgenommen werden, tragen sie doch zu einer möglichst langanhaltenden Gesundheit bei und können unter Umständen Leben retten. Dabei erfordern sie relativ wenig Aufwand und sind in aller Regel kaum mit unangenehmen Maßnahmen verbunden. Vor allem dienen diese Untersuchungen dazu, bestimmte, folgenreiche und gefährliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und einige verbreitete Krebsarten rechtzeitig zu erkennen und gut behandeln zu können – bevor es dazu zu spät ist.

 

Inhaltverzeichnis

 

Alles ok? Der „Check-up“ kann es zeigen

 

Die zentralen Vorsorgemaßnahmen bestehen hierzulande aus der ärztlichen Gesundheitsuntersuchung, kurz „Check-up“ genannt, und aus spezifischen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen. Dazu gehören etwa Untersuchungen auf Darmkrebs, bei denen auch andere schwere Darmerkrankungen ausgeschlossen bzw. festgestellt werden können. Bei Frauen gehören regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs, bei Männern auf Prostatakrebs zu den Leistungen aller Krankenkassen. Geschlechtsunabhängig werden aktuell folgende Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen angeboten:

 

Seit dem Jahr 2019 können sich alle Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren einmalig einem allgemeinen medizinischen Check-up unterziehen. Dabei wird der Arzt in der Anamnese zunächst alle medizinisch wichtigen Grundinformationen erfragen, etwa familiäre und bereits bestehende Erkrankungen. Außerdem wird der Impfstatus festgestellt, zudem erfolgt eine körperliche Untersuchung mit Blutdruckmessung, oft wird auch Blut entnommen, um u.a. Blutfett- und Blutzuckerwerte zu kontrollieren. Zum Check-up gehören auch eine gründliche Beratung und Empfehlungen für Präventionsmaßnahmen, z.B. für Entspannungs-, Bewegungs- oder Ernährungskurse der Krankenkassen oder zur Raucherentwöhnung.

 

Ab 18 und ab 35

 

Nach dieser ersten, einmaligen Bestandsaufnahme können – ebenfalls erst seit 2019 – Männer und Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre zu weiteren Gesundheits-Check-ups gehen. Auch bei diesen fragt der Arzt nach grundlegenden Informationen und checkt den Impfstatus. Darüber hinaus dienen sie aber vor allem der Früherkennung von Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen sowie von Diabetes; dazu kommt alle zwei Jahre der Anspruch auf ein sogenanntes Hautkrebs-Screening, bei dem am ganzen Körper überprüft wird, ob es verdächtige Stellen oder Veränderungen gibt, die auf weißen oder schwarzen Hautkrebs hindeuten oder dazu führen könnten. Auch hier sollte im Anschluss an die körperliche Untersuchung und die Blutabnahme eine umfassende Beratung erfolgen und ggf. auf geeignete Vorsorgemaßnahmen hingewiesen werden.

 

Bei beiden Checks wird der Arzt seine Empfehlungen schriftlich an die Kasse weitergeben, sodass diese eine Grundlage hat, um ggf. die Kosten für einen Präventions- bzw. Gesundheitskurs zu übernehmen.

 

Krebs-Früherkennung kann Leben retten

 

Neben den Check-ups können Männer und Frauen ab dem Alter von 50 Jahren eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge in Anspruch nehmen. Diese erfolgt jährlich bzw. alle zwei Jahre mittels Tastuntersuchungen und Stuhlproben, die auf verborgenes Blut im Stuhl getestet werden, oder (ab 55 Jahren) durch zwei Darmspiegelungen im Mindestabstand von zehn Jahren. Die Darmspiegelung wird nicht ausschließlich zur Krebsvorsorge, sondern auch mit dem Ziel der Abklärung von anderen (unklaren) Darmbeschwerden eingesetzt. Außerdem ist sie eine wichtige Nachsorgemaßnahme für Darmkrebspatienten nach erfolgreicher Therapie. Das Heidelberger Deutsche Krebsforschungszentrum (DKZF) schätzt, wie es in seinem Krebsinformationsdienst schreibt, die Früherkennung als sinnvoll ein: „Wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird, sind die Heilungsaussichten gut. Und: Bei einer Darmspiegelung können sogar Krebsvorstufen entfernt werden, bevor sie sich zu einem Tumor entwickeln. Diese Untersuchung kann deshalb eine echte ‚Krebsvorsorge‘ sein und vor Krebs schützen“, so das DKFZ.1

 

Keine Angst vor dem Blick in den Darm

 

Bei der etwa halbstündigen Untersuchung wird, während der Patient seitlich auf der Liege liegt, ein biegsamer, etwa fingerdicker Schlauch (Koloskop), der mit Schlingen, Instrumenten und einer kleinen Kamera ausgestattet ist, in den After eingeführt. Das Koloskop wird nun durch den gesamten Dickdarm vorgeschoben. Damit sich der Darm weitet und besser einsehbar wird, wird dabei Luft eingeblasen. Die von der Kamera aufgenommenen Bilder werden auf einem Monitor gezeigt. Während der Arzt abschnittsweise das Koloskop zurückzieht, kontrolliert er die Dickdarmschleimhaut und kann dabei ggf. verdächtige Gewebewucherungen oder Polypen entdecken. Von diesen kann er entweder gleich Proben entnehmen oder sie ganz entfernen.

 

Die Darmspiegelung wird von vielen gefürchtet. Jedoch betont der Krebsinformationsdienst des DKFZ, dass sie von den meisten Patienten als lediglich etwas unangenehm empfunden werde. Zudem wird – sofern medizinisch nichts dagegenspricht – in der Regel vor der Untersuchung eine Kurzzeit-Narkose gegeben, sodass man gar nichts davon mitbekommt. Die Risiken einer Koloskopie sind laut DKFZ insgesamt gering und Komplikationen selten.2

 

Zur Darmkrebsvorsorge werden gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren seit Neuestem persönlich bzw. schriftlich von den Krankenkassen eingeladen und zugleich über das Darmkrebs-Screening informiert. Selbstverständlich verpflichtet die Einladung nicht, die Untersuchung auch wahrzunehmen; die Teilnahme ist und bleibt freiwillig.

 

Zähne zeigen!

 

Nicht bei allen beliebt, aber ungemein wichtig und nützlich sind auch die jährlichen (besser noch halbjährlichen) Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt. Größere Schäden und schwere Erkrankungen an Zähnen und Zahnfleisch werden dadurch oftmals verhindert – und das ist unter Umständen auch bares Geld wert. Denn wer regelmäßige Zahnarztbesuche im Bonusheft der Krankenkasse belegt, bekommt von dieser höhere finanzielle Zuschüsse, etwa wenn Zahnersatz nötig wird. Weist man z.B. die regelmäßige Vorsorge über zehn Jahre hinweg nach, bekommt man 65 Prozent der Kosten für eine Regelversorgung erstattet – ohne die Vorsorge-Nachweise wären es nur 50 Prozent.

 

Vorsorge ist oft bares Geld wert

 

Apropos Bonus: Viele gesetzliche Krankenkassen belohnen ihre Patienten auch dafür, dass sie freiwillig an speziellen Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen teilnehmen, beispielsweise an Kursen zur Raucherentwöhnung oder zum Stressabbau, Bewegungs-, Sport- oder Ernährungskursen. Im Rahmen unterschiedlicher Bonusprogramme können Patienten Punkte sammeln und diese dann gegen Geld- oder Sachprämien der Kasse eintauschen. Nähere Informationen gibt es bei der jeweiligen Krankenkasse. Außerdem sind die Kassen unterschiedlich großzügig – manche bieten zusätzlich freiwillige Leistungen an, andere dagegen gerade mal das Minimum. Unter Umständen kann sich ein Krankenkassenwechsel also durchaus lohnen.

 

Über die Vorsorgeuntersuchungen hinaus, die von den gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen werden, steht es natürlich jedem Patienten frei, sich zusätzliche Tests und Untersuchungen zur Gesundheitsvorsorge zu „kaufen“. Zu solchen individuellen Gesundheitsleistungen, die nicht im gesetzlichen Leistungskatalog enthalten sind und kurz „IGeL“ genannt werden, raten viele Ärzte ihren Patienten – allerdings ist nicht immer klar, ob sie auch tatsächlich sinnvoll und notwendig sind. Die Verbraucherzentralen empfehlen jeweils eine kritische Überprüfung3 und weisen in diesem Zusammenhang auf den sogenannten „IGeL-Monitor“4 hin, den der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) herausgibt und der häufig angebotene Untersuchungen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse bewertet.

 

Impfungen: der beste Schutz vor gefährlichen Infektionen

 

Vorsorgeuntersuchungen sind das eine. Das andere wichtige Instrument zur Gesundheitsvorsorge sind verschiedene Impfungen zum Infektionsschutz. Ein wichtiger Ratgeber ist die hier sogenannte „STIKO“, die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts; die Kosten für alle Impfungen, die die STIKO empfiehlt, werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

 

Demnach sollten alle Erwachsenen ab 18 Jahren Auffrisch- bzw. Nachhol-Impfungen gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten, ggf. auch gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung) durchführen lassen, die Auffrischimpfungen regelmäßig alle zehn Jahre. Eine Standard-Masern-Impfung wird für alle nach 1970 geborenen über 18-Jährige empfohlen, die einen unklaren Impfstatus haben oder nur einmal in der Kindheit gegen Masern geimpft wurden. Für alle ab 60 und für alle über 50-Jährigen, die Diabetes oder Asthma haben, betrachtet die STIKO eine Standardimpfung gegen Pneumokokken und Herpes Zoster (Gürtelrose) als notwendig, und zwar als zweimalige Impfung im Abstand von zwei bis sechs Monaten. Die Impfung gegen Grippe (Influenza) wird dringend angeraten, wenn man über 60 Jahre alt, chronisch krank und schwanger ist und/oder einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt ist, etwa wenn man im Krankenhaus oder in der Pflege arbeitet.

 

Darüber hinaus empfiehlt die STIKO sogenannte Indikationsimpfungen für spezielle Risikogruppen, Risikogebiete und Reisen in Risikoländer. Dazu gehören z.B. die Impfung gegen Cholera und Gelbfieber, Hepatitis-Impfungen sowie die Impfung gegen die durch Zecken übertragbare Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis).5

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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