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Gefährliche Schönheiten aus der Natur - Freund oder Feind?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. April 2019

Wunderschöne Blüten, verlockende Früchte – Sie laden zum Pflücken und Naschen ein und können schwerste Vergiftungen hervorrufen: Eisenhut, Maiglöckchen, Fingerhut, Engelstrompete, Herbstzeitlose, Amaryllis & Co. Besondere Vorsicht ist bei Kindern und Haustieren geboten. Auch Verwechslungen, z.B. mit Bärlauch können gefährlich werden. Aber die Dosis macht das Gift: Hochverdünnt in der Homöopathie können die giftigsten Pflanzen heilende Kräfte an den Tag legen. Vor welchen Pflanzen sollten Sie sich in Acht nehmen? Wie zeigt sich ihre Giftwirkung? Wie können sie in pharmazeutisch aufbereiteter Form auch als Heilmittel genutzt werden?

 

MaiglöckchenVerwechslungsgefahr mit Bärlauch und Homöopathikum bei Altersherz  

 

Alle Bestandteile des Maiglöckchens (Convallaria majalis) sind giftig, auch die schönen weißen Blüten und die roten Beeren. Beim Verzehr größerer Mengen kommt es zu Erbrechen, Schwindel, Magen-Darm-Krämpfen, Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand. Die Berührung kann zu Haut- und Augenreizungen führen. Eine besondere Gefahr geht von der Verwechslung der Blätter mit Bärlauch aus: während Maiglöckchen zwei geruchlose Blätter an einem Blattstiel bilden, hat Bärlauch nur ein Blatt auf einem langen Blattstiel und riecht nach Knoblauch.   
Die Glykoside werden in homöopathischer Verdünnung unterstützend bei Altersherz, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Herzrasen mit Erschöpfung und Ödemen eingesetzt.

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Blauer Eisenhut – Tödliches Gift und homöopathisches Heilmittel bei Infekten, Schock und Angst

 

Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) zählt zu den giftigsten Pflanzen Europas. Er war früher ein beliebtes Mordgift. Alle Bestandteile enthalten das Gift Aconitin. Der Blaue Eisenhut wächst in Höhen ab 2500 Metern, wird aber auch gerne als Gartenpflanze angebaut. Schon die Berührung ruft einen Hautausschlag hervor. Vergiftungssymptome bei Verzehr sind Kribbeln, kolikartige Durchfälle, das Sinken von Körpertemperatur und Blutdruck, nach 30 – 45 Minuten der Tod.
In der Homöopathie hat sich der Blaue Eisenhut im Anfangsstadium von heftigen Infekten mit Schmerzen und Angst, nach Schreck und Schock, starker Unruhe und bei neuralgischen Beschwerden bewährt. TCM- und Ayurveda-Therapeuten verwenden ihn äußerlich (siehe auf medlexi.de) zur Linderung derselben Symptome

Blaue Eisenhut

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Roter Fingerhut – Hochgiftige Augenweide mit stärkenden Wirkstoffen fürs Herz

 

Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) ist in Wäldern sehr verbreitet und eine beliebte Zierpflanze im Garten. Alle Pflanzenteile sind hochgiftig. Es genügen schon 2-3 Blätter, um Erbrechen, Durchfälle, Herzrhythmusstörungen, Halluzinationen und Herzstillstand auszulösen.
Die Digitalisglykoside vom Roten und Wolligen Fingerhut werden in der Schulmedizin und Homöopathie eingesetzt, um das Herz bei Herzschwäche, Herzrasen und herzbedingter Ödembildung zu stärken.

Rote Fingerhut

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Herbstzeitlose – Blüten wie ein Krokus, Blätter wie der Bärlauch und Heilmittel gegen Gicht

 

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist fliederfarben und sieht ähnlich aus wie ein Krokus. Allerdings blüht die in allen Teilen hochgiftige Pflanze ab Ende August. Ihr Gift ist das Alkaloid Colchicin, das zu Brennen im Mund, Erbrechen, Bauchkrämpfen, blutigem Durchfall, Fieber bis hin zu Atemlähmung und Kreislaufversagen führt. Die Vergiftungserscheinungen können nach wenigen Stunden bis zu 1-3 Tagen nach dem Verzehr auftreten. Im Frühling können die Blätter der Herbstzeitlose mit Bärlauch verwechselt werden.

 

Im Vergleich zu ihm sind die Blätter der Giftpflanze geruchlos, nur auf kurzem Stiel und tragen eine Fruchtkapsel. Indikation in der Schulmedizin sind akute Gichtanfälle. In der Homöopathie wird Colchicum außerdem bei Verdauungsstörungen, Reizmagen, Darmentzündung, rheumatischen Gelenkproblemen und Schwangerschaftserbrechen angewendet.

Herbstzeitlose

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Tollkirsche – Verführerische, tödliche Früchte und Homöopathikum gegen akute Entzündungen

 

Die Früchte der Schwarzen Tollkirche (Atropa belladonna) sind kirschgroß, anfangs grün und dann schwarz glänzend und sehen sehr verführerisch aus. Man will direkt zugreifen, doch das könnte tödlich enden: Schon 2-5 der süßen Beeren führen beim Kind und 15-20 Beeren beim Erwachsenen zum Tod. Im Vergleich zu Kirschen enthalten sie keinen Stein, sondern viele kleine Samen. Die gesamte Pflanze ist giftig aufgrund von Tropan-Alkaloiden (Atropin). Vergiftungserscheinungen sind Gesichtsrötung, Fieber, Mundtrockenheit, erweiterte Pupillen, beschleunigter Puls, Harn- und Stuhl-Verhalt, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Krampf- und Tobsuchtsanfälle und Atemlähmung. Sofort Rettungswagen rufen bzw. zum Krankenhaus.


Medizinischen Einsatz findet das Gift in der Augenheilkunde, bei bestimmten Herzrhythmusstörungen und als Gegengift zu anderen Vergiftungen. In der Homöopathie ist Belladonna indiziert bei plötzlich beginnenden, akuten Erkrankungen mit hohem Fieber und starken Schmerzen sowie bei Zahnungsschmerzen und Sonnenstich. Stechapfel (Datura stramonium) und Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) gehören wie die Tollkirsche zu den Nachtschattengewächsen und magischen Hexenkräutern. Sie enthalten ähnliche Gifte. Dasselbe gilt für die wunderschöne und ebenfalls gifte Engelstrompete (Brugmansia)

Engelstrompete, Schwarze Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut

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Gefleckter Schierling – Optischer Zwilling von Schafgarbe und Wiesenkerbel und Homöopathikum gegen Schwindel und Härte in Körper und Seele

 

Jeder kennt den Schierlingsbecher, einem Getränk aus dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum), mit dem auch Sokrates hingerichtet wurde. Das Gift Coniin führt zu Brennen im Mund, erhöhtem Speichelfluss, Schluckbeschwerden, Lähmung bis zum Tod durch Ersticken bei vollem Bewusstsein. Auf der Haut verursacht das Gift schmerzhafte Reizungen und große Brandblasen.

 

Der Gefleckte Schierlings riecht unangenehm und stechend nach Mäuse-Urin. Unterhalb des Stängels finden sich rote Flecken. Die bis zu 2 Meter hohe Pflanze sowie der Wasserschierling (Cicuta virosa) und die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) sehen der weißen Schafgarbe und dem Wiesenkerbel zum Verwechseln ähnlich. Indikationen von homöopathisch aufbereitetem Conium maculatum sind Schwindel, Verhärtungen von Gewebe, Drüsen und Lymphknoten, Härte zu sich selbst, unterstützend bei Krebs.
 

Amaryllis – Prachtvolles Gift, besonders in der Knolle

 

Jeder kennt die Knollen der Amaryllis und ihre prachtvollen Blüten. Die Pflanze aus der Gattung der Rittersterne stammt aus Südafrika. Giftig sind auch hier Alkaloide, besonders das Lycorin in der Zwiebel. Es führt zu starken Schweißausbrüchen, Erbrechen, akutem Schwindel und Herzrasen.

Amaryllis

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Schneebeere – Knallerbsen mit giftigem Beigeschmack

 

Es macht Spaß, die weißen Früchte der Schneebeere (Symphoricarpos albus) auf den Boden werfen, dass es knallt. Allerdings sind die Früchte giftig.

Sie können Erbrechen und Durchfall hervorrufen und wurden früher als Brechmittel eingesetzt. Äußerlich können sie Haut- und Schleimhautreizungen hervorrufen.

Schneebeere

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Noch ein bunter Strauß an gefährlichen Schönheiten

 

Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe weiterer schöner Giftpflanzen, vor deren Verzehr man sich hüten und nach deren Berührung die Hände gut gewaschen werden sollten (Achtung bei Kindern!). Dazu zählen z.B. Hortensien, Goldregen, Krokusse, Kermesbeeren, Narzissen, Oleander, Rhododendron, Rizinus, Stechginster, Tulpen, Weihnachtssterne und Alpenveilchen.

 

Was tun bei Vergiftungen?

 

Bei Unwohlsein sollte sofort die nächste Giftnotrufzentrale, die 24 Stunden erreichbar ist, kontaktiert und um Rat gefragt werden. Bei gefährlichen Zuständen wie Atemnot und Kreislaufstörungen den Rettungswagen (112) rufen! Sind Kinder im Haus, sollte medizinische Kohle in der Hausapotheke vorrätig sein. Sie bindet Giftstoffe. Zur besseren Identifizierung die Pflanze mit Handschuh anfassen und in einer Tüte mitnehmen oder fotografieren.

 

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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