Gebrochenes Herz: Das Broken-Heart-Syndrom
Egal ob aus Romanen, Songtexten oder Gedichten: Das gebrochene Herz ist allseits bekannt. Doch auch in der Medizin spielt es eine Rolle. Einschneidende Ereignisse können Symptome wie bei einem Herzinfarkt auslösen – das Herz ist dabei allerdings funktionsfähig und das Gewebe gesund. Die Symptome sind aber real. Vor allem Frauen nach der Menopause leiden unter dem Broken-Heart-Syndrom.
Unter einem gebrochenen Herzen verstehen wir vor allem den Schmerz nach einer Trennung, bei einer unerwiderten Liebe oder dem Verlust eines nahestehenden Menschen. Das sind alles traurige und schmerzliche Situationen. Doch manche Menschen reagieren auf solche einschneidenden Erlebnisse besonders heftig. Das Broken-Heart-Syndrom (auch Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie genannt) beschreibt eine ernst zu nehmende Herzkrankheit, die sich mit den klassischen Symptomen eines Herzinfarktes äußert.
Hintergrund: Bei enormen Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt Stresshormone aus. Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol sollen Körper auf eine schnelle Reaktion in Notfall-Situationen vorbereiten, ihn auf Flucht oder Kampf einstellen. Die Durchblutung wird gesteigert, der Blutdruck steigt an und der Puls schnellt in die Höhe. Hält dieser Zustand aber über einen längeren Zeitraum an, nimmt der Organismus Schaden.
Verminderte Herzleistung
Durch die Überflutung mit Stresshormonen reagiert der Körper vermindert auf diese. So wirkt das Adrenalin dann nicht mehr anregend, sondern hemmt sogar die Herzleistung, schreibt die Tageszeitung "Welt". Beim Broken-Heart-Syndrom leidet vor allem die untere Spitze der linken Herzkammer. Sie pumpt nicht mehr richtig und bläht sich auf. Das Herz leistet nur noch einen Bruchteil seiner eigentlichen Arbeit.
Die Symptome eines Broken-Heart-Syndroms sind denen eines Herzinfarktes zum Verwechseln ähnlich. Sogar die Infarkt-typischen EKG-Auffälligkeiten können beobachtet werden. Doch anders als beim Herzinfarkt wird beim „gebrochenen Herzen“ das Herzgewebe nicht geschädigt, die Herzkranzgefäße sind nicht verstopft. Häufig wird das erst auf dem OP-Tisch bei einer Katheter Untersuchung festgestellt.
Symptome des Broken-Heart-Syndroms
Zu den Symptomen gehören:
- Engegefühl in der Brust
- Stechender Schmerz in der Brust
- Atemnot
- rasselnder Atem
- Ausstrahlende Schmerzen (v.a. in den linken Arm, Oberbauch oder Rücken)
- Kalter Schweiß
- Übelkeit
- Schwindel
- Todesängste
Da es sich um die typischen Herzinfarkt-Symptome handelt, ist eine sofortige ärztliche Behandlung unerlässlich. Die Patienten werden in eine Klinik gebracht und auf der Intensivstation behandelt. Dass es sich um ein „gebrochenes Herz“ handelt, kann meist erst nach den ersten Untersuchungen festgestellt werden.
Spontane Heilung
Ein weiterer wichtiger Unterscheid zu einem Herzinfarkt ist die Heilung. Nach einigen Tagen oder Wochen entspannt sich das Herz wieder und fährt seine Leistung auf das normale Niveau hoch. Trotzdem ist die Krankheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn es können Folgeerkrankungen wie Rhythmusstörungen oder Gerinnsel entstehen.
In einem schwerwiegenden Fall kann das „gebrochene Herz“ sogar zum Tode führen. Das ist allerdings selten und unwahrscheinlich.
Vor allem Frauen sind betroffen
Frauen nach der Menopause sind hauptsächlich von dem Syndrom betroffen. Im Alter zwischen 50 und 70 Jahren ist der Östrogenspiegel zurückgegangen. Forscher vermuten, dass sie dann anfälliger für Stresshormone sind. Außerdem nehmen sich Frauen emotionale Situationen mehr zu Herzen als Männer. So kann der Verlust einer geliebten Person, ein heftiger Streit oder eine auf Dauer belastende Situation zum Broken-Heart-Syndrom führen. Die Psyche nimmt in diesem Fall einen großen Einfluss auf die körperliche Gesundheit.
Doch auch jüngere Frauen sind mehr und mehr von Herzkrankheiten betroffen. Eine Studie der European Society of Cardiology (ESC) zeigt, dass die Sterberate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Gruppe der 35- bis 44-jährigen Damen in den letzten Jahren nach oben gegangen ist. Das kann unter anderem mit den gesteigerten Anforderungen sowohl im Berufsleben als auch im privaten Bereich zusammenhängen. Auch Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und eine unausgewogene Ernährung können solche Krankheiten begünstigen.
Therapie: Stressbewältigung
An erster Stelle der Therapie stehen die Akutversorgung des Patienten und das Eindämmen der Schmerzen und Symptome. Dazu werden unter anderem Alpha- und Beta-Blocker verwendet. Für eine komplette Heilung ist es wichtig, dass das Syndrom so schnell wie möglich erkannt wird, denn es sind mitunter andere Medikamente als bei der Behandlung des Herzinfarktes nötig.
Doch die eigentliche Therapie beginnt erst nach dem Krankenhausaufenthalt. Die stressauslösende Situation muss gefunden werden. Handelt es sich dabei um den Tod eines Angehörigen oder eine Scheidung, kann ein Therapeut hilfreich sein die Trauerphase zu unterstützen und den Verlust zu verkraften. Doch auch Unfälle, lebensbedrohliche Situationen oder ungelöste Konflikte können das Herz brechen. Auch hier kann eine Therapie helfen, das Stressniveau dauerhaft zu senken.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.