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Gefahren im Haushalt: wie man Kinder vor giftigen Substanzen schützen kann

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. März 2023

Sie lauern überall: bunte Flaschen, Tabletten, die aussehen wie Bonbons, herrlich blühende Pflanzen und vieles mehr, das Kinder neugierig erkunden. Wenn sie dann von giftigen Substanzen auch noch probieren, ist schnelles Handeln überlebenswichtig!

 

 

 

 

Was sind Gifte im Haushalt?

Aufgrund ihres geringen Körpergewichts sind Kinder bei giftigen Substanzen einer noch größeren Gefahr ausgesetzt. Und gerade kleine Jungs und Mädchen zwischen zwei und vier Jahren stecken gern alles in den Mund, was sie gerade finden. Aber es gibt eben Substanzen, die kleine Erkunder in Gefahr bringen können:

 

  • Rohr-, WC- und Badreiniger können zu Verätzungen führen
  • Nikotin ist giftig, herumliegende Zigaretten und E-Zigaretten sind eine Gefahr, genauso wie Feuerzeugbenzin
  • Desinfektions-, Geschirrspül-, Herd-,  Backkofen- und Bleichmittel, Waschpulver und Fleckenentferner. Dazu Essigsäure, Essigessenz und Kalklöser
  • Möbelpolitur, Herd-, Rohr- und Metallreinigungsmittel
  • Medikamente, insbesondere Schlaf- und Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, Zäpfchen
  • Kosmetik wie Shampoo, Festiger, Bleich- und Färbemittel, Haar- und Körper (auch Deo)-spray, Parfum, Nagellack und -entferner, Haarentferner.
  • Alkohol
  • Knopfzellen
  • In der Garage/im Keller: Farben, Farbverdünner und -entferner, Pinselreiniger, Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Motoröl, Benzin, Petroleum, Terpentin. Dazu Klebstoffe, Kohlenmonoxid durch laufende Motoren oder defekte Heizungen 

 

ACHTUNG: Diese Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit

 

Welche Gefahren lauern in Garten, Kita und auf dem Spielplatz?

Spielgeräte aus Holz können immer eine Gefahr sein, vor allem, wenn man nicht weiß, wie sie behandelt wurden. Das kann für den Spielplatz aber auch die Kita gelten.

 

Dazu gibt es so einige giftige Pflanzen, die in einem Garten, in dem Kinder spielen, am besten nichts zu suchen haben. Ansonsten Kinder unbedingt nur unter genauer Aufsicht draußen spielen lassen.

 

Im Garten können Gifte von Fingerhut, Stechapfel & Co. für Kinder lauern - apomio.de Gesundheitsblog

 

Zu den giftigen Pflanzen gehören:

Goldregen, Tollkirsche, Blauer Eisenhut, Roter Fingerhut, Seidelbast, Maiglöckchen, Liguster, Eibe, Arnika, Amaryllis, Schneebeere, Oleander, Gefleckter Schierling, Lupine, Narzisse, Wiesen-Bärenklau, Herbstzeitlose, Christusdorn, Hortensie, Krokus, Narzisse, Rhododendron, Rizinus, Stechginster, Stechapfel, Alpenveilchen, Tulpe, Engelstrompete, Kirschlorbeer, Buchsbaum, Pfaffenhütchen, Zaunrübe. Dazu Kartoffel und Gartenbohne, die nicht roh gegessen werden dürfen. Diese Pflanzen können natürlich auch auf dem Spielplatz oder dem Garten der Kita eine Gefahr sein.

 

Aber auch im Haus können giftige Pflanzen lauern. Das sind beispielsweise Weihnachtsstern, Azaleen-Arten, Dieffenbachia, Efeutute, Fensterblatt, Korallenstrauch, Philodendron.

 

ACHTUNG: Diese Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob eine Pflanze giftig oder harmlos ist, hängt in vielen Fällen von der eingenommenen Menge ab. Die Giftnotrufzentrale kann Sie schnell darüber aufklären.

 

 

Wie schütze ich mein Kind?

Meist vergiften sich gerade kleine Kinder aus Neugier und Unwissenheit. Deshalb ist es ganz wichtig, mit ihnen über die Gefahren ernsthaft zu sprechen, damit sie das auch im jungen Alter verstehen können. Denn Prävention ist ausschlaggebend.

 

Darüber hinaus ist ganz wichtig:

 

  • Bewahren Sie Putzmittel und Medikamente in abschließbaren Schränken auf, die Ihre Kinder nicht erreichen können. Das gilt auch für Kosmetika wie Parfüm, Puder, Nagellack und Nagellackentferner.
  • Vermeiden Sie eine zu große Vorratshaltung, und kaufen Sie immer nur das ein, was Sie auch dringend brauchen.
  • Suchen Sie bei Ihrem Einkauf bewusst nach ungiftigen Alternativen.
  • Leere und fast leere Flaschen sicher im Sondermüll entsorgen. Gefährliche Substanzen sollten niemals einfach in den Abfalleimer.
  • Füllen Sie Putzmittel oder andere Chemikalien nie in Getränke-Flaschen um, das macht sie noch verführerischer.
  • Auch im Gartenhaus oder der Garage z.B. Dünger, Frostschutzmittel, Motoröl und flüssigen Grillanzünder wegschließen.
  • Verwenden Sie keine Lampen- oder Duftöle.
  • Bezeichnen Sie Medikamente als Medizin und nicht als Saft oder Bonbons. Verwahren Sie sie nur in abschließbaren Schränckchen auf, die Kinder nicht erreichen können. Lassen Sie, während Sie oder ein Familienmitglied krank sind, selbst Medikamente gegen Erkältungen nie offen liegen.
  • Bewahren Sie Giftsubstanzen nie neben Lebensmitteln auf.
  • Lassen Sie Einkaufstaschen nie unbeaufsichtigt im Flur stehen, gerade wenn sich darin Chemikalien und mehr befinden.
  • Lassen Sie Zigarettenstummel und Zigaretten nicht offen liegen.
  • Wenn Sie zu Hause malern und renovieren, dürfen Ihre Kinder zu keiner Zeit unbeaufsichtigt sein.
  • Speichern Sie die Nummer der Giftnotruf-Zentrale ab.
  • Bewahren Sie in Ihrer Hausapotheke für den Notfall immer medizinische Aktivkohle auf.
  • Belegen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs, das kann in jedem Fall Leben retten. Und frischen Sie Ihre Kenntnisse immer wieder auf.
  • Prüfen Sie Pflanzen in Haus und Garten auf ihre Giftigkeit, und entfernen Sie sie bei Bedarf.
  • Holzschutzmittel nie im Innenbereich verwenden.

 

Welche sind besondere Gefahrensituationen?

Einmal kurz nicht hingeschaut, und schon ist es passiert. Es gibt so ein paar Momente, die Ihnen die Aufmerksamkeit auf Ihr Kind nehmen. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn…

 

… das Telefon oder die Haustür überraschend klingeln.

… sich Handwerker im Haus befinden.

… Verwandte oder Freunde zu Besuch sind, die leichtfertig ihre Medikamente offen liegen lassen.

… für die Reise oder einen Umzug gepackt und organisiert wird.

… Sie vom Hausputz oder Bastelarbeiten abgelenkt sind und Gefahrenquellen offen herumstehen.

 

Woran erkenne ich eine Vergiftung bei meinem Kind?

Je nach Menge und Giftstoff können die Anzeichen ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder leiden unter Übelkeit, Erbrechen und/oder Durchfall. Oder sie klagen über Bauch- und Kopfschmerzen, Schwindel, bzw. Atemproblemen. Kommt eine Bewusstlosigkeit hinzu, droht höchste Gefahr. Dazu können Erregungszustände, Halluzinationen und Verwirrtheit eine ernstgemeinte Warnung sein. Aber auch Beschleunigung oder Verlangsamung des Pulses, Blässe, gerötete Haut, Hitzegefühl und ein Schockzustand können ein Hinweis auf eine Vergiftung sein.

 

So handelt man im Notfall richtig

Schnelles Handeln ist ganz wichtig. Denn es kann im schlimmsten Fall auch zu Spätfolgen wie Hirn-, Nerven-, Leber und Nierenschäden kommen. Versuchen Sie aber gleichzeitig, nicht panisch zu reagieren. Beruhigen Sie Ihr Kind, rufen Sie dann den Notruf 112 an und zuletzt bei Ihrer zuständigen Giftnotruf-Zentrale (oder einer der untenstehenden) an. Dieser Anruf ist kostenlos, selbst aus dem Ausland. Und die Zentralen sind 24 Stunden am Tag erreichbar. Konzentrieren Sie sich dann darauf, dem zuständigen, immer ausgebildeten Arzt, wichtige Fragen so genau wie möglich zu beantworten.

 

Also:

  1. Wer ruft an? Name und Telefonnummer angeben.
  2. Wer ist betroffen, wie alt ist das Kind und wieviel wiegt es etwa?
  3. Was wurde eingenommen? Am besten haben Sie die Verpackung mit Firma und Inhaltsstoffen zur Hand.
  4. Wieviel und wann hat das Kind die giftige Substanz eingenommen?
  5. Wie wurde es eingenommen? Geschluckt, eingeatmet? Auf die Haut aufgetragen? Ins Auge gekommen?
  6. Welche Symptome zeigt der kleine Patient?
  7. Was haben Sie bereits unternommen?
  8. Bei einer Vergiftung durch Pflanzen die Sorte am besten fotografieren oder in einer Tüte mit ins Krankenhaus nehmen. Dazu sollten Sie unbedingt Handschuhe anziehen, um sich nicht auch noch selbst zu vergiften

 

Bei jedem Notfall immer zuerst den Notruf wählen - apomio.de Gesundheitsblog

 

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten Sie schnellstmöglich durchführen?

 

  • Hilfe bei Erbrechen: Entgegen vieler Annahmen sollte man auf keine Fall versuchen, das Erbrechen des Kindes herbeizuführen, schon gar nicht, den Finger in den Hals zu stecken. Gleichzeitig sollte man aufpassen, dass es das Erbrochene nicht einatmet. Am besten das Kind hinlegen, den Kopf zur Seite wenden. Dann halten Sie dem Kleinen ein Gefäß unter den Mund. Wenn Ihr Kind lieber sitzt, idealerweise den Kopf nach vorne beugen und die Stirn dabei mit der einen Hand halten. Mit der freien Hand ein Gefäß dicht unter den Mund halten.
  • Wiederholte Kontrolle von Puls und Atmung.
  • Bei Bewusstlosigkeit das Kind in die stabile Seitenlage bringen.
  • Bei Atem- und Kreislaufstillstand beatmen und eine Herzdruckmassage durchführen.
  • Es gibt noch weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Sie aber nur nach Rücksprache mit Notarzt oder Giftnotruf-Zentrale durchführen sollten:
  • Bei Giftaufnahme über den Mund: Geben Sie Ihrem Kind Wasser, Saft oder Tee, um die Gifte zu verdünnen. Ihr Kind sollte es am besten in kleinen Schlucken trinken. Kein Salzwasser und keine Milch zuführen. Letztere kann die Giftaufnahme durch den Darm sogar beschleunigen.
  • Bei schaumbildenden Substanzen geben Sie ein flüssiges Entschäumungsmittel (Simeticon) nach Anweisung.
  • Die Einnahme von Aktivkohle kann die Giftsubstanzen binden und hilft so.
  • Bei Giftaufnahme über die Haut: Entkleiden Sie Ihr Kind völlig, und waschen Sie die betroffenen Hautstellen mit reichlich Wasser ab. Tragen Sie selbst dabei möglichst Handschuhe.
  • Bei Giftaufnahme über die Atemwege: Bringen Sie den kleinen Patienten schnell an die frische Luft, und öffnen Sie Fenster oder Türen. Da auch Sie selbst in Gefahr sein können, halten Sie ein Taschentuch vor Mund und Nase, und denken Sie immer daran, es könnte auch Explosionsgefahr bestehen.

 

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Wann muss man den Notarzt rufen?

Bitte immer zuerst die 112 anrufen und sich danach bei der Giftnotruf-Zentrale beraten lassen.

 

Wie häufig kommen Vergiftungen bei Kindern vor?

Im Laufe eines Jahres gehen in den Giftnotruf-Zentralen etwa 30.000 Anrufe ein, mehr als die Hälfte davon beziehen sich auf Kinder. Schwere oder gar tödliche Verläufe sind glücklicherweise selten.

 

Nummern der deutschen Giftnotruf-Zentralen und App für den Notfall

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt neben zahlreichen Informationen auch die App „BfR-Vergiftungsunfälle bei Kindern“ zur Verfügung. Hier gibt es neben vielen anderen wichtigen Informationen auch eine Übersicht der giftigen Pflanzen mit Abbildung und die Möglichkeit, direkt den Giftnotruf zu erreichen.

 

Die Nummern der acht Giftnotrufzentralen – Sie können natürlich wahlweise auch in der Zentrale anrufen, die nicht für Ihr Bundesland zuständig ist – sind:

 

Berlin: Giftnotruf Berlin 030/19240

Für Berlin und Brandenburg

 

Bonn: Informationszentrale gegen Vergiftungen 0228/19240

Für Nordrhein-Westfalen

 

Erfurt: Gift-Informationszentrale 0361/730730

Für Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

 

Freiburg: Vergiftung-Informations-Zentrale 0761/19240

Für Baden-Württemberg

 

Göttingen: Giftinformationszentrum Nord 0551/19240

Für Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein

 

Mainz: Giftinformationszentrum 06131/19240

Für Rheinland-Pfalz, Hessen

 

München: Giftnotruf München 089/19240

Für Bayern

 

Wichtig: Die Zentralen können nur beraten und keinen Notarzt oder Rettungswagen schicken!

 

 

Welche Substanzen, mit denen Kinder häufig in Verbindung kommen können, sind harmlos?

Manchmal ist man sich gar nicht sicher, ist das nun gefährlich oder nicht? Bei einigen Substanzen kann man getrost Entwarnung geben:

 

  • Beißringflüssigkeit
  • Bleistift- und Buntminen (früher war das anders)
  • Blumenerde
  • Blumenwasser ohne Zugabe von Substraten
  • Filzstifte
  • Fingerfarben
  • Kaugummi
  • Kerzenwachs
  • Knetmasse
  • Kohlepapier
  • Kreide
  • Kugelschreiber
  • Lebensmittelfarbe
  • Lippenstift und Lippenpflegestifte
  • Ostereierfarben
  • Styropor
  • Deckelinhalte von Vitamintabletten
  • Wachsmalstifte
  • Wasserfarbe
  • Zahnpast

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Quellen anzeigen

Andrea Rodat
Autor: Andrea Rodat

Andrea Rodat ist seit 30 Jahren als Journalistin mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Psychologie tätig. Sie war auch für verschiedene Magazine als Chefredakteurin und Stellvertretende Chefredakteurin verantwortlich. Seit zwei Jahren arbeitet sie als freie Autorin sowie Life und Business Coach. Sie unterstützt seit 2022 auch die Apomio-Redaktion als freie Autorin.

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