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Gelassenheit – finde deine innere Ruhe

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. Juni 2020

Entspannt bleiben, auch wenn alles drunter und drüber geht. Sich nicht so leicht stressen lassen. Wer wünscht sich das nicht? Auch die Gesundheit und unsere Ausstrahlung und Wirkung auf die anderen profitieren von mehr Gelassenheit. Dabei geht es nicht um Friede, Freude, Eierkuchen. Es geht um Achtsamkeit und Bewusstheit, die erlernt werden können. Dann haben Sie Ruhe und Klarheit, Abstand und Stabilität im eigenen Inneren auch in schwierigen und stressigen Phasen. Was ist Gelassenheit? Warum ist es so schwer, gelassen zu sein? Welche Vorteile hat Gelassenheit? Welche Wege und Methoden gibt es zu mehr Gelassenheit?

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Was heißt Gelassenheit?

 

Gelassenheit kommt von lassen: Dinge so zu sehen und zu lassen, wie sie sind, ohne sie zu werten. Man springt nicht auf jede Kleinigkeit an. Man regt sich nicht sofort auf, wenn etwas schief geht. Man ruht in sich. Die Gefühle bleiben. Mal ist man glücklich, mal traurig, mal voller Liebe und mal wütend. Die Gefühle dürfen sein, werden gelassen. Aber sie bringen den Menschen nicht aus seinem Zentrum. Das ist der Unterschied. In einem Interview wurde der Dalai Lama gefragt, ob er auch mal wütend ist. Und er antwortet ja. Aber er hört auch mal wieder damit auf. Wir hängen viel zu intensiv in Gefühlen fest, deren Ursache lange zurück liegt oder die für die Zukunft möglich sein könnte. Ein gelassener Mensch bündelt seine Energie im jetzigen Moment. Er erlebt auch Verzweiflung, Angst, Traurigkeit, Schmerz und Zorn. Sie gehören zum Leben dazu. Aber durch die Akzeptanz von allem, was da ist, lebt man das Gefühl und geht weiter, ohne daran festzuhalten und ohne sich festzubeißen.

 

Was macht es schwer, gelassen zu sein?

 

Es braucht Zeit und Disziplin, um Methoden für mehr Gelassenheit zu üben. Diese Zeit nehmen wir uns nicht. Schließlich haben wir schon genug zu tun. Wann soll man da noch Entspannungsübungen machen, durch den Wald joggen oder meditieren. Da der Ausgleich für innere Ruhe und Bewusstheit fehlt, nehmen uns der Stress und seelische Belastungen noch mehr mit. Die Gelassenheit rückt in immer weitere Ferne: Ein Teufelskreis.


Mangelndes Selbstbewusstsein richtet die Aufmerksamkeit zu sehr nach außen: Ein falscher Blick, eine kritische Bemerkung genügen, um noch unsicherer zu werden. Die Abhängigkeit von der Anerkennung anderer nimmt zu. Ohne Kontakt zur inneren Kraft und Stärke ist Gelassenheit unmöglich.


Wir wollen recht haben! Dafür machen wir uns stark. Andere überzeugen, dass unsere Sicht richtig und die der anderen falsch ist. Es kann nur einer recht haben! Das ist die eigene Person, Familie, Religion, Kultur, Gruppe. Man wird immer unterschiedliche Meinungen vertreten. So lange sie gleichberechtigt nebeneinander stehen, kann man gelassen sein. Wenn jedoch nur die eigene Sicht der Dinge gilt, wird es nichts mit der Gelassenheit.


Unbewusstheit steht einer gelassenen Haltung im Weg. Mit unbewussten Reaktions- und Verhaltensweisen als Folge unverarbeiteter Erfahrungen ist es schwierig, bewusst und gelassen zu sein. Schon mit einer Kleinigkeit kann der wunde Punkt getriggert werden. Die schon seit der Kindheit oder einem späteren traumatischen Erlebnis entwickelte Schutz- und Abwehrreaktion läuft wie automatisch ab. Keine Chance für Gelassenheit!


Unbewusstheit bedeutet auch, dass wir dunklen oder verdrängten Seiten auf das Umfeld projizieren und dort bekämpfen. Verdrängen wir z.B. unseren Freiheitsdrang in der Liebe, um alles sicher und unter Kontrolle zu haben, wird er unterbewusst zur Ergänzung von außen an den Partner delegiert. Er muss unseren Drang nach Unabhängigkeit mit leben und wird dafür von uns angegriffen und kritisiert. Letztendlich bekämpfen wir in der Außenwelt, was wir in uns selbst nicht sehen und akzeptieren wollen. In diesem Kampf ist Gelassenheit nicht möglich. Erst kontinuierliche Selbstreflexion mit der Bereitschaft, die Verantwortung für das, was wir von außen als Spiegel von uns selbst gezeigt bekommen, und für unsere Wahrnehmung und Wertung, kann den Grundstein für mehr Gelassenheit legen.


Zuletzt können auch Faktoren wie ungesunde Ernährung mit Heißhungerattacken und Vitalstoffmangel, zu wenig Bewegung mit angestauter Energie, insbesondere Aggressionen, und Schlafmangel die innere Unruhe und Unausgeglichenheit verstärken und eine gelassene Haltung erschweren.

 

Welche Vorteile hat es, gelassen zu sein?

 

Gelassenheit macht zufrieden, selbstbewusst und souverän. Gelassene Menschen lassen sich nicht so leicht und schnell unter Druck setzen. Sie nehmen sich die Zeit, die sie brauchen, um langfristig tragbare Entscheidungen zu treffen, die alle Beteiligten im Blick hat. Aus der inneren Ruhe und einer gesunden Distanz heraus finden sich konstruktive und innovative Lösungen für Probleme und Herausforderungen, die Erfolg versprechen.1 Gelassenheit wirkt sich auch positiv auf den Körper aus: Stress wird besser bewältigt, Magen-Darm-Schleimhautentzündungen und –Geschwüre, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Immunschwäche und ein erhöhtes Risiko für Herpes, Neurodermitis usw. können gelindert werden oder treten gar nicht erst auf. Seelisch beugt eine gelassene Haltung Nervosität, Konzentrationsstörungen, Ängsten, Depressionen, Tinnitus, ADHS und einem Burnout vor.2

 

Welche Wirkung hat eine gelassene Haltung auf das Umfeld?

 

So wie Lachen ansteckend ist, hat auch eine gelassene Grundhaltung eine positive Wirkung auf das Umfeld. Menschen mit Gelassenheit sind im Allgemeinen beliebt und gern gesehen. Ihr Umfeld atmet auf, wenn nicht wegen jeder Kleinigkeit die Atmosphäre vergiftet oder das Kriegsbeil ausgegraben wird. Gelassene Menschen tun gut, weil sie konstruktive Lösung finden wollen, gemeinsam kreative Wege entwickeln und selbstreflektiert sind. Das verbreitet auch im Umfeld ein angenehmes Maß an Gelassenheit.

 

Ist es auch mal sinnvoll, nicht gelassen zu sein? 

 

Hier ist die Frage, was man unter Gelassenheit versteht. Wenn es heißt, das zu lassen, was ist, ohne es zu werten, macht Gelassenheit Sinn. Verwechselt man Gelassenheit damit, sich anzupassen und abzufinden mit dem, was ist, aus Angst, etwas zu wagen und aus seiner Komfortzone herauszugehen, macht es sicher keinen Sinn. Viele kennen den Spruch des amerikanischen Philosophen und Theologen Reinhold Niebuhr: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kannst, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, beides zu unterscheiden.“1 Man kann den Begriff Gelassenheit nur auf das Unabänderliche beziehen wie hier oder auf das ganze Leben. Dann kann man gelassen dem gegenübertreten, das unabänderlich ist, und den notwendigen Veränderungen.

 

Wege zur Gelassenheit: Sport, Entspannung, Achtsamkeit und Meditation

 

Jeder ist anders und für jeden eignet sich eine andere Methode, um Gelassenheit zu entwickeln: Wer sich gerne bewegt und sich gut über den Körper abreagieren und entspannen kann, geht den Weg des Körpers: Regelmäßiger Sport, möglichst zur selben Zeit am gleichen Ort. Dazu können spontan noch andere körperliche Aktivitäten kommen. Aber die regelmäßige Bewegung schafft ein inneres Fundament für mehr Gelassenheit.


Wer weniger Aktion mag, kann als körperliche Entspannungsübung Progressive Muskelentspannung nach Jacobson üben, möglichst täglich und zur gleichen Zeit. Hierbei geht man von den Füßen bis zum Kopf durch den Körper und spannt einen Körperteil nach dem anderen an und lässt ihn wieder los. Auch meditative Körper-Übungen verhelfen zu mehr Gelassenheit, z.B. Hatha-Yoga, Qi Gong und Tai Chi.5


Autogenes Training, regelmäßig geübt, hilft in der Grundstufe, die in jeder VHS erlernt werden kann, durch Autosuggestion auch in turbulenten Phasen in sich zu ruhen und Gelassenheit an den Tag zu legen.


Achtsamkeit kommt ursprünglich aus dem Buddhismus. Die Aufmerksamkeit ist auf den jetzigen Moment konzentriert. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Das Leben findet nur in diesem Augenblick statt. Und was stattfindet, wird nicht bewertet. Man ist eine Einheit mit dem, was gerade ist, ohne Trennung. So ist keiner mehr da, der etwas gut oder schlecht finden kann. Die Bündelung aller Kraft in diesem Moment verschafft ein hohes Maß an Konzentration, Energie und Effektivität. Man denke an die Kung Fu-Kampfkunst. In der heutigen Zeit wird der Begriff Achtsamkeit mit dem Achtsamkeitstraining MBSR, Mindfulness-Based Stress Reduction, nach dem Molekularbiologen Dr. Jon Kanat-Zinn verknüpft.

 

MBSR erleichtert es, mit Stress umzugehen, und stärkt die Selbstwahrnehmung von Körper, Seele und Geist. Stress wird reduziert, die Gesundheit gefördert und die Lebensqualität gesteigert.3 Das ist auch bei den anderen hier aufgeführten Methoden bei fachgerechter und regelmäßiger Anwendung der Fall. Adressen zu den einzelnen Entspannungsmethoden finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren.4


Meditation ist darauf ausgerichtet, in den Kern seines Wesens, der Ruhe und Einheit mit dem Ganzen ist, zu gelangen. Meditation ist Bestandteil eines spirituellen oder religiösen Weges, der bei kontinuierlicher Anwendung ganz natürlich zu mehr Gelassenheit führt. Im christlichen Kulturkreis dient dazu das Gebet (Kontemplation). Die Wiederholung heiliger Worte ist allen Religionen gemeinsam. Der Geist wird frei von dem alltäglichen Gedankenkarussell.
 

Wer muss vorsichtig sein mit Entspannungsverfahren?

 

Die intensive Konzentration auf sich selbst bringt zwar Gelassenheit. Bei seelischen Störungen sollte aber der Arzt oder Psychotherapeut gefragt werden, ob sie durchgeführt werden können, z.B. bei einem posttraumatischem Belastungssyndrom, Schizophrenie, Psychosen und schwerer Depression.3 Bei Bluthochdruck können Schwindelgefühle auftreten.5 

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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