© Ivan Shidlovski - 123rf.com

Warnsignal Gelbsucht: Anzeichen für eine Erkrankung von Leber oder Galle

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. März 2019

Bei einer Gelbsucht, im medizinischen Sprachgebrauch als Ikterus bezeichnet, kommt es zur Gelbfärbung der Augenbindehaut und unter Umständen auch zur Gelbfärbung sichtbarer Schleimhäute sowie der gesamten Körperhaut.

Die Gelbsucht ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Leitsymptom einer anderen Erkrankung. Was sind die Ursachen für die Gelbfärbung?  Und warum kann die Gelbsucht als wichtiges Warnsignal gedeutet werden? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

 

Was steckt hinter der Krankheit Gelbsucht (Ikterus)?

 

Ikterus, aus dem Altgriechischen ikterus = „Gelbsucht“, handelt von der Gelbfärbung der Augenbindehaut (Skleren) sowie der Haut und den Schleimhäuten.

Der Gelbfärbung liegt eine Vermehrung von Gallenstoffe, der Bilirubin-Ablagerung, im Blut zugrunde.

Somit ist die Gelbsucht keine selbständige Erkrankung, sondern Leitsymptom und wichtiges Warnzeichen für Erkrankungen von Leber oder des Gallengangsystems.

 

Die Leber, die größte Drüse des menschlichen Körpers, ist für die Verdauung, für Stoffwechsel, Blutkreislauf und Hormonhaushalt sehr wichtig.

Lebererkrankungen können oft sehr tückisch sein, weil anfänglich keine eindeutigen Krankheitszeichen vorliegen, sie schwelen oft lange Zeit im Verborgenen ohne merkliche oder beängstigende Symptome hervorzurufen. Aus diesem Grund werden Lebererkrankungen anfänglich nicht selten fälschlicherweise mit Magen- oder Darmstörungen verwechselt: recht undifferenziert wird eine Fettunverträglichkeit festgestellt, man klagt über Übelkeit sowie Druckgefühl im rechten Oberbauch.

 

Anders ist es bei Gallenerkrankungen: Die Gallenblase ist ein sehr schmerzempfindliches Organ – geringfügige Störungen im Gallengang oder in der Gallenblase wie ein Gallensteinleiden können erhebliche Schmerzzustände, Gallenkoliken, verursachen.

 

Welche Ursachen sind für die Gelbfärbung verantwortlich?

 

Eine Erhöhung der Bilirubinkonzentration im Blut (über 1,1 mg/dl) wird als Hyperbilirubinämie bezeichnet und kann vielfältige Ursachen haben.

Die Ursachen lassen sich unterteilen:

 

  • Prähepatischer Ikterus: Die Ursache beim prähepatischen Ikterus liegt „vor der Leber“. Im Blut ist mehr Gallenfarbstoff (Bilirubin) vorhanden, als von der Leber verarbeitet werden kann. Ein vermehrter Anfall von Bilirubin im Blut kann zum Beispiel im Rahmen einer Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen durch Zerstörung der Zellmembran) unter anderem durch einen Glucose6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel, dem weltweit häufigsten Enzymdefekt, zustande kommen. Außerdem können auch eine Sphärozytose (Kugelzellanämie), Morbus haemolyticus neonatorum (=verstärkte Hämolyse beim Fetus oder Neugeborenen durch eine Rhesusinkompatibilität oder AB0-Inkompatibilität zwischen Mutter und Kind) und eine ineffektive Erythropoese für einen prähepatischen Ikterus verantwortlich sein. Der freigesetzte Blutfarbstoff wandelt sich auch außerhalb der Leber in Gallenfarbstoff um, dadurch kommt es zu einer Anhäufung von Gallenfarbstoffen im  Blut (Hyperbilirubinämie)

 

  • Intrahepatischer Ikterus: Der Gallenfarbstoff staut sich im Blut, da der Übergang von Leber zur Gallenblase nicht möglich ist bzw. eine Störung der Gallenbildung/Gallensekretion (cholestatische Erkrankung) aufgrund einer Leberschädigung oder Leberfunktionsstörungen vorliegt.

 

Gründe hierfür können sein:

 

    • Hepatitis (Entzündung der Leber, viral, autoimmun, (alkohol-)toxisch)
    • Leberzirrhose (Leberschrumpfung)
    • Stauungsleber
    • zystische Fibrose
    • angeborene Störungen

 

  • Posthepatischer Ikterus: Beim posthepatischen Ikterus liegt eine Störung „hinter der Leber“ im nachgeschalteten Gallengangsystem vor. Es besteht eine Blockade des Gallenabflusses, durch Verlegung des Gallenganges bedingt durch einen Gallenstein oder einen Tumor (Beispiel: Pankreaskarzinom). Man spricht von einer mechanischobstruktiven cholestatischen Erkrankung. In diesem Fall kann die Leber zunächst noch ganz gesund sein.

 

Wie sind die Symptome bei Gelbsucht?

 

Neben einem Ikterus können sich auch weitere Symptome äußern, die auf eine cholestatische Erkrankung zurück zu führen ist:

 

  • Dunkelfärbung des Urins
  • Lehmartige Verfärbung des Stuhls (Entfärbung/helle Stuhlfarbe)
  • Körperjuckreiz (Pruritus): es wird vermutet, dass die Gallensäuren in der Haut eine Reizung der peripheren Nervenendigungen verursachen, was folglich zu Juckreiz führt)
  • Fieber
  • Erbrechen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • gestörte Fettmalabsorption mit Steatorrhoe (=Fettstuhl, pathologische Erhöhung des Fettgehalts im Stuhl)

 

Wie sieht die Behandlung aus?

 

Die Therapie beruht auf dem Ergebnis von Blut- und Lebertests und richtet sich stets auf die ursächlichen Störungen bzw. Erkrankungen, weshalb die Behandlung nicht verallgemeinert werden kann. Laborchemisch wird unter anderem der Cholestaseparameter „Bilirubinwert gesamt“ bestimmt, die Bestimmung und Differenzierung in „indirektes“ und „direktes Bilirubin“ kann helfen, eine weitere Eingrenzung der möglichen Ursachen durchzuführen, um festzustellen, ob es sich um einen prähepatischen, intra- oder posthepatischen Ikterus handelt. So ist der posthepatische Ikterus die Form mit den höchsten Bilirubinwerten.

Besteht beispielsweise ein Gallensteinleiden, wodurch ein Gallengang blockiert und der Abfluss der Galle behindert wird, kann dieser Stein mit speziellen Endoskopen entfernt werden. Auch kann eine operative Entfernung einer erkrankten Gallenblase indiziert sein. Besteht beispielsweise ein Ikterus durch eine toxische Hepatitis, bedingt durch Medikamente oder Alkohol, kann die Gelbfärbung durch Karenz verschwinden. In erster Linie kommt es darauf an, die Ursachen, die für die zugrundeliegende Erkrankung verantwortlich ist, auszuschalten.

 

Quellen:

https://www.amboss.com/de

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.