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Generation Fastfood: Adipositas bei Kindern nimmt drastisch zu

1 Kommentar Aktualisiert am 20. Oktober 2017

Am 11. Oktober ist Welt-Adipositas-Tag. In diesem Jahr nahm die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Imperial College London zum Anlass eine neue Studie über Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern zu veröffentlichen. Das erschreckende Ergebnis: Weltweit sind mehr als 120 Millionen Kinder adipös. Die Zahlen der übergewichtigen Kinder haben sich in den letzten vierzig Jahren verzehnfacht. Erfahren Sie hier, woran das liegt und wie Eltern gegen extremes Übergewicht bei Kindern vorgehen können.  Die Zahl übergewichtiger und fettleibiger Kinder hat in den vergangenen 40 Jahren drastisch zugenommen – und das weltweit. Das zeigt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Imperial College London. Die Institutionen veröffentlichten am 11. Oktober, pünktlich zum Welt-Adipositas-Tag, im Magazin „The Lancet“ eine Studie über die Entwicklung der Fettleibigkeit im Kindesalter. Sechs Prozent der Mädchen und nahezu acht Prozent der Jungen gelten 2017 somit als fettleibig – und das verteilt über den gesamten Globus. Zum Vergleich: 1975 waren weniger als ein Prozent der Heranwachsenden extrem übergewichtig. Ein Teil des Ergebnisses sei auf die insgesamt gestiegene Bevölkerungsdichte zurückzuführen, so der Wissenschaftler Majid Ezzati (Imperial College). Vor allem in armen Ländern und in Republiken mit mittlerem Einkommen ist der Anteil der adipösen Kinder dramatisch angestiegen, sagt der Hauptautor der Studie. Mitteleuropa und Amerika verharren im Vergleich dazu auf einem Plateau – allerdings auch auf sehr hohem Niveau.

Grund für Übergewicht: Bewegungsmangel und falsche Ernährung

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen hat vielfältige Ursachen. So scheint die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle zu spielen: Sind die Eltern beide übergewichtig, wird das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu viele Pfunde mit sich herumtragen. Forscher vermuten, dass neben den Dickmacher-Genen vor allem auch die Vorbildfunktion für diesen Trend verantwortlich ist. Gibt es im Elternhaus eher Fertiggerichte und Limonaden statt gesundem Essen und Wasser, wird sich der Nachwuchs ebenso ernähren. Der Grund für die steigende Anzahl an übergewichtigen Kindern ist neben der ungesunden Ernährung vor allem auch der Bewegungsmangel. Der Fernseher ist dabei der Dickmacher schlechthin. Studien haben ergeben, dass Kinder, die vor dem TV-Gerät essen, im Durchschnitt mehr wiegen als Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern am Esstisch speisen. Draußen herumtoben und Sport am Nachmittag wird durch Spielekonsolen, Smartphones und eben das Fernsehen ersetzt. Zudem ist ungesundes Essen leicht und nahezu überall zu bekommen. An jeder Ecke gibt es ein Fast-Food-Restaurant, eine Dönerbude oder eine Eisdiele. Auch in den Schulen gibt es meist fettige und industriell stark verarbeitete Speisen. Pizza, Burger und Currywurst stehen oft auf dem Plan.

Soziale Herkunft und Adipositas: Einkommensschwache leben ungesünder

Studien belegen, dass sich viele einkommensschwache Familien gesunde Ernährung nicht leisten können. Frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Kost schlagen ein größeres Loch in die Kasse als Pizza und Co. Doch auch in Ländern mit einer insgesamt ärmeren Bevölkerung werden immer mehr Kinder – aber auch Erwachsene – adipös. Denn: Der Sprung von Unterernährung zu einem Nahrungsüberangebot passiert schnell.  Sobald Nahrung leicht und schnell verfügbar ist, wird die jahrelange Knappheit überkompensiert. Das könnte den Anstieg der adipösen Kinder in Entwicklungsländern erklären. Doch weltweit sind immer noch mehr Menschen unter- als überernährt. Die Wissenschaftler der aktuellen Studie schätzen, das könne sich in den nächsten vierzig Jahren ändern, wenn der Trend zum Übergewicht weiter anhält.

Kinder und Jugendliche: Wann wird Übergewicht gefährlich?

Gewisse Gewichtsschwankungen sind bei Heranwachsenden absolut normal. Im gesamten ersten Lebensjahr nehmen Kinder stark an Gewicht zu – der typische Babyspeck entsteht. Das ist kein Grund zur Sorge. Auf die erste Massephase folgt meist der erste größere Wachstumsschub und die Speckröllchen verwachsen wieder.  Bis zur Einschulung sollte der Babyspeck verschwunden sein. Ein normalgewichtiger Erstklässler ist meist eher schlank als dicklich. Hier kann erstmals Übergewicht deutlich sichtbar sein. Der Hausarzt misst im Zuge der Standard Untersuchungen das Gewicht des Kindes und errechnet den Body-Mass-Index. Dieser Wert dient im Vergleich zu anderen Heranwachsenden in demselben Alter als Richtwert für die Gewichtsentwicklung. Auf sogenannten Perzentilen (Gewichtskurven) liest der Mediziner ab, ob sich das Gewicht im Vergleich zur Körpergröße und den Durchschnittswerten des Landes im Normalbereich befindet. Es ist wichtig bei der BMI-Bestimmung bei Kindern nach Geschlecht und Alter zu differenzieren, da es starke Entwicklungsunterschiede gibt. Liegt Ihr Kind bei einer Messung im Bereich „Übergewicht“ ist das noch kein Grund für Panik. Durch das stetige Körperwachstum und die Veränderungen in der Entwicklung kann das Ergebnis bei der nächsten Untersuchung wieder im Normalbereich liegen. Lediglich wenn das Ergebnis des BMIs bei den Untersuchungen immer wieder Übergewicht oder Adipositas ist, sollten Eltern und Mediziner einschreiten.

Risiko durch Fettleibigkeit: Geringere Lebenserwartung

Denn wer dauerhaft zu viel wiegt, für den steigt das Risiko für gefährliche Erkrankungen. Übergewichtige Kinder leiden häufig schon an Einschränkungen, mit denen normalerweise nur Erwachsene zu kämpfen haben. So treten Altersdiabetes, eine Fettleber, Gelenkfehlstellungen, Arthritis und Arthrose oder Gicht ungewöhnlich früh bei adipösen Kindern auf. Kommt es nachts durch Fetteinlagerungen an der Luftröhre und der Lunge zu Atemaussetzern (Schlaf-Apnoe) kann das zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung führen. Übergewicht hat zudem einen enormen Einfluss auf die Lebenserwartung: Fettleibigkeit raubt ähnlich viele Jahre wie regelmäßiges Rauchen. Allerdings sind ungesunde Lebensmittel leichter zugänglich, weniger stark besteuert und werden trotz der Gesundheitsgefahr stark medial beworben. Der beste Weg, um ein gesundes und langes Leben zu führen ist es, das Übergewicht zu reduzieren. Dazu brauchen Betroffene allerdings meist professionelle Hilfe. Denn Gewohnheiten sind nur schwer abzulegen.

Behandlung der Adipositas: Grunderkrankungen ausschließen und Gewicht reduzieren

Ist Ihr Kind übergewichtig wird der Hausarzt zunächst Blut- und Urinproben nehmen um Grunderkrankungen, die zu Übergewicht führen, auszuschließen. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine hormonelles Ungleichgewicht. Auch Stress (etwa durch die Scheidung der Eltern, den Tod eines Familienmitglieds oder Mobbing in der Schule) und psychische Krankheiten wie Depressionen können eine starke Gewichtszunahme verursachen. Um gegen Adipositas bei Kindern und Jugendlichen vorzugehen sind eine umfassende Verhaltenstherapie, eine Ernährungsumstellung und viel Bewegung angesagt. Einige Unikliniken bieten ganzheitliche Therapie Angebote an. Hier lernen die Kinder Schritt für Schritt wieder einen gesunden Bezug zum Essen, kochen gemeinsam, haben Bewegungstherapie und die Möglichkeit über psychische Belastung durch das starke Übergewicht zu sprechen. Die täglich zugeführte Kalorienmenge der Kinder ist auf 1300 bis 1800 Kilokalorien beschränkt. In den Kliniken gibt es frische Speisen aus Gemüse und Vollkornprodukten. Dazu sind Magermilchprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel angesagt. Die Patienten bekommen drei Mahlzeiten am Tag, die durch zwei kleinere Snacks ergänzt werden. Dazu eignet sich vor allem frisches Obst. So stellen die Betreuer sicher, dass täglich durch das Bewegungsangebot mehr Kalorien verbrannt als aufgenommen werden – die Kilos schmelzen langsam aber sicher dahin.

Therapie von Übergewicht: Schritt für Schritt ans Ziel

Es ist wichtig, dass diese Angebote langfristig angelegt sind und so langsam, aber stetig zum Therapieziel führen. Eltern und Patienten sollten nicht zu schnelle Erfolge erwarten und brauchen viel Kraft und Durchhaltevermögen für die Programme. Zudem ist es wichtig, dass das persönliche Umfeld in die Therapie einbezogen wird. Denn das neu erlernte Wissen über ausgewogene Ernährung und einen gesunden Alltag ist nutzlos, wenn zu Hause alles bleibt wie zuvor. Auch Eltern und Bezugspersonen müssen sich im Verlauf der Therapie anpassen, damit es nicht zu einem Jojo-Effekt kommt und die verlorenen Kilos wieder auf die Hüften wandern. Ein operativer Eingriff zu Beginn der Therapie ist bei Kindern und Jugendlichen nur in absoluten Extremfällen angebracht. Kommt es durch die Apnoe zu lebensgefährlichen Atemaussetzern, kann der Einsatz eines Magenbandes in Frage kommen.

Nach der Therapie: gesunden Lebensstil pflegen

Damit der Therapieerfolg auch nach dem Klinikaufenthalt bestehen bleibt, ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Die Eltern sollten darauf achten, dass der Nachwuchs wenigstens einmal in der Woche ein Sportangebot nutzt. Außerdem ist die Bewegung im Alltag hilfreich, um das Gewicht zu halten. Dazu gehört das vermehrte Treppensteigen, Wege zur Schule oder zum Ausbildungsplatz können zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Die Zeiten vor dem Fernseher oder der Spielekonsole sollten begrenzt sein. Damit der Bezug zu gesunder Ernährung bestehen bleibt, ist es empfehlenswert gemeinsam mit den Kindern einkaufen zu gehen und zu kochen. Wird dieser Ablauf zum Ritual profitiert auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind davon. Süßigkeiten sollten nur in Maßen im Haushalt sein, allerdings nicht prinzipiell verboten werden. Ist Süßes komplett tabu, werden die Jugendlichen einen Weg finden heimlich zu naschen und sich ungesunde Lebensmittel zu beschaffen. Besser ist es den Verzehr zuckerhaltiger Speisen und Getränke zu reglementiere. Nach dem Essen etwa kann sich der Nachwuchs eine Süßigkeit für den restlichen Tag aussuchen und genießen. Weitere Informationen zum Thema Adipositas bei Kindern finden Sie auf der Seite der Deutschen Adipositats Gesellschaft oder der Kinderärzte im Netz.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

1 Kommentare

Paul – Mittwoch, 23. September 2020
Keine leichte Thematik, weder für Eltern noch für Kinder. Einerseits möchte ich die Kids zu nichts zwingen und ihr Verhalten nicht steuern. Andererseits sind meiner Frau und mir Bewegung, sowie Sport sehr wichtig. Es gehört schon lange Zeit zu unserem Alltag und daher beziehen wir die Kleinen natürlich ein. Bei uns gibt es trotzdem hin und wieder Süßigkeiten, nur muss das auf keiner täglichen Basis erfolgen. Am Wochenende fahren wir raus in die Natur. Wandern, Springen, Schwimmen - hauptsache abschalten und Zeit zu viert genießen. Da wir es ihnen als Eltern vorleben, sind unsere Kinder ganz von allein auf uns zugekommen und wollten zum Karate oder Tanzen. Das hat uns gefreut, trotzdem sind wir noch am herumprobieren mit den unterschiedlichen Sportarten und Vereinen in unserer Gegend. Unsere Tochter hat am Wochenende ihr erstes kleines Karate-Turnier erlebt. Es gab Medaillen für alle Kinder, egal welchen Platz man belegt hat. Als Ansporn zu Bewegung und Sport finde ich solche Belohnungen nicht verwerflich. Wir Eltern haben die Medaillen liebendgern besorgt (hier zum Beispiel: http://pokale-meier.de/ ). Danke für die Tipps!

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