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Geschlechtskrankheiten – Alles, was Sie darüber wissen sollten

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. September 2019

Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind ein Sammelbegriff für Infektionen, die durch Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten hervorgerufen werden und deren Übertragung hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr erfolgt.  Sofern die Infektion zu einer manifesten Erkrankung führt, handelt es sich dann um eine sexuell übertragbare Erkrankung (STD). Welche Erreger sind für sexuell übertragbare Infektionen verantwortlich? Warum wird es oftmals erschwert, eine Behandlung rechtzeitig und erfolgreich einzuleiten? Eine Übersicht darüber im folgenden Beitrag.

 

Was sind sexuell übertragbare Krankheiten?

 

Sexuell übertragbare Erkrankungen (englisch: sexually transmitted diseases = STD) sind Krankheiten, die durch Erreger hervorgerufen werden, die bei sexuellen Kontakten übertragen werden. Eine Infektion kann zustande kommen, wenn der Erreger in den Organismus gelangt – hierbei spielt es keine Rolle, wie (genital, oral, anal) oder mit wem (heterosexuell, homosexuell) der sexuelle Kontakt erfolgt. 2  Nicht immer ist Geschlechtsverkehr für eine Infektion nötig, manchmal reichen auch schon andere körperliche Kontakte, um sich zu infizieren. 3  Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet derzeit mehr als 33 sexuell übertragbare Erreger auf. Sexuell übertragbare Infektionen können einen unterschiedlichen Verlauf annehmen und auch oft asymptomatisch sein, weshalb keine Beschwerden beobachtet werden. Gelegentliche, typische Krankheitszeichen, die zu erwähnen sind, sind unter anderem

 

-              Ausfluss aus der Vagina und/oder der Harnröhre (Urethra)

-              Schmerzen im Genitalbereich

-              Schmerzen im Unterleib

-              (Lymphknoten)Schwellungen

-              schmerzlose/ schmerzhafte Ulzerationen6

 

Die gelegentlich in Erscheinung tretenden oben genannten Symptome sind eher unspezifisch und können auch auf ganz andere Krankheiten hinweisen, weshalb nicht unbedingt sofort an eine Geschlechtskrankheit gedacht wird und aus diesem Grund eine frühzeitige Einleitung der Behandlung erschwert ist.7

 

Welche Folgen haben sexuell übertragbaren Krankheiten?

 

Je früher eine sexuell übertragbare Krankheit diagnostiziert wird, desto geringer ist das Risiko von dauerhaften schwerwiegenden Folgen sowie der Gefahr, die Erkrankung auf andere unwissentlich zu übertragen. 8  Handelt es sich um bakterielle Erreger, können diese durch eine gezielte antibiotische Behandlung bekämpft und die Erkrankung vollständig ausgeheilt werden. 9 Unbehandelt können chronische bakterielle Entzündungen der Geschlechtsorgane dagegen zu Unfruchtbarkeit führen. 10

 

Handelt es sich um viralbedingte sexuell übertragbare Krankheiten, ist eine Heilung nicht möglich, da Viren die Eigenschaft eines lebenslangen Fortbestehens im Körper haben; einige Viren können aber durch die körpereigene Immunabwehr beseitigt werden, für andere werden Impfungen angeboten, um sich vor einer Ansteckung zu schützen oder das Fortschreiten einer Viruserkrankung zu verlangsamen. 11

 

Übersicht bakterieller Erreger

 

Eine sexuell übertragbare Erkrankung, die bakteriell bedingt ist, kann sich durch eine Chlamydien-Infektion manifestieren. 12 Chlamydien sind gramnegative, obligat intrazelluläre Bakterien, die nicht nur mit Geschlechtskrankheiten assoziiert werden, sondern auch zahlreiche andere Krankheitsbilder verursachen können. 13 Zu den humanpathogenen Keimen zählen unter anderem:

 

  • C. trachomatis
    • Serotypen A-C: befallen vor allem die Augen und lösen das Trachom aus
    • Serotypen D-K: führen zu urogenitalen Chlamydieninfektionen und zum okulären Paratrachom
    • Serotypen L1-L3: führen zu sexuell übertragbaren Lymphgranuloma inguinale
  • C. pneumoniae: befällt die Atmungsorgane
  • C. psittaci: befällt die Atmungsorgane (=Papageienkrankheit) 14

 

Chlamydia trachomatis D-K führt zu einer urogenitalen Chlamydieninfektion und äußert sich beim weiblichen Geschlecht durch eine Entzündung der Harnröhre, der Vagina und den inneren Geschlechtsorganen; beim Mann können die Erreger ebenfalls zu einer Harnröhrenentzündung führen sowie zu einer Nebenhodenentzündung und Entzündung der Prostata. 15

 

Eine weitere bekannte, bakteriell verursachte Geschlechtskrankheit ist die Gonorrhoe, umgangssprachlich auch als „Tripper“ bekannt. 16 Die Gonorrhoe wird verursacht durch die Erreger Neisseria gonorrhoe, auch Gonokokken bezeichnet; der Mensch ist der einzige Wirt dieses Bakteriums. 17 Nach einer Inkubationszeit von ungefähr 2-7 Tagen kommt es beim Mann zu einer Harnröhrenentzündung mit Juckreiz, eitrigem Ausfluss sowie einer erschwerten/schmerzhaften Blasenentleerung – im Hinblick auf den eitrigen Ausfluss, wird auch vom „morgendlichen Bonjour-Tropfen“ gesprochen. 18 Frauen können asymptomatisch infiziert sein oder lokale Entzündungszeichen aufweisen, wie zum Beispiel eine Harnröhrenentzündung, eine Entzündung der Bartholindrüse (Bartholinitis) oder eine Entzündung der Eierstöcke und Eileiter. 19

 

Das Krankheitsbild „Ulcus molle“, auch „weicher Schanker“ genannt, ist eine sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung, die in den Industrieländern wie Deutschland nur noch sehr selten vorkommt und eher in den Tropen und Subtropen beheimatet ist. 20

Das Bakterium heißt Haemophilus ducreyi, und verursacht schmerzhafte, weiche Ulzerationen an den Geschlechtsorganen verursacht. 21

 

Abzugrenzen von dem schmerzhaften „weichen Schanker“ ist der schmerzlose „harte Schanker“ („Ulcus durum“), der durch die Syphilis-Infektion (Lues) mit dem Erreger Treponema pallidum verursacht wird. 22 Bei dem Erreger Treponema pallidum handelt es sich um ein gramnegatives Stäbchen aus der Familie der Spirochäten, welcher sowohl sexuell als auch diaplazentar, also durch die Plazenta, übertragen werden kann. 22 Die Syphilis ist eine in vier Stadien oft chronisch verlaufende durch Geschlechtsverkehr übertragbare Erkrankung:

 

  • Stadium: beim Geschlechtsverkehr kommt es zum Eindringen des Erregers durch Mikroläsionen der (Schleim)haut, wodurch eine lokale Besiedlung um die Eintrittspforte entsteht – der „schmerzlose Ulcus durum“
  • Weiterhin kommt es zu einer regionären Lymphknotenschwellung, ebenfalls schmerzlos. 23
  • Stadium: Im Sekundärstadium kommt es zu Hautveränderungen an den Händen und Füßen (polymorphes Exanthem) sowie zur Ausbildung bestimmter Kondylome in der Genitalregion. 24

 

Im Anschluss daran wird dann vom „latenten Stadium“ oder von der „Ruhephase“ gesprochen, da es zu einem symptomlosen Fortbestehen der Erreger im Körper kommen kann, die über Monate oder Jahre anhalten kann. 25

In diesem Stadium sind sowohl Spontanheilung als auch Reaktivierung möglich. 26

 

Beim Durchbrechen der Latenz kann es im Tertiärstadium zu Erkrankungen der inneren Organe kommen, wie beispielsweise einer Hepatitis, einer syphilitischen Schädigung der Aortenwand (Mesoaortitis) oder einer Hodenentzündung (Orchitis). 27

Auch der Übergriff der Erkrankung auf das zentrale Nervensystem ist durch die Infektionskrankheit möglich, der Neurosyphillis, die im vierten Stadium zu neurologischen Ausfällen führen und Psychosen verursachen kann. 28

 

Bei einer nachgewiesenen Syphilis-Erkrankung ist die Verabreichung von Penicillin G die Therapie der ersten Wahl – je nach Stadium variiert die Applikationsform von intramuskulär oder intravenös, die Dosis pro Tag sowie die Antibiosedauer. 29 

Wichtig zu erwähnen ist, dass der Erreger Treponema pallidum hochinfektiös ist, insbesondere in den Anfangsstadien 1 und 2 – Geschlechtsverkehr mit einem an aktiver Syphilis erkrankten Geschlechtspartner führt in ungefähr 30 Prozent ebenfalls zu einer Infektion. 30

 

Übersicht viraler Erreger

 

Folgende virale Erreger, die zu einer sexuell übertragbaren Erkrankung führen, sind zu nennen:

  •  Humane Papillomaviren (HPV): Lokal kann es zur Ausbildung von sogenannten „Feigwarzen“ kommen, nämlich Condyloma acuminata und/oder Condyloma plana. Es werden ca. 100 Genotypen unterschieden, die wiederum in Low-Risk-Subtypen (u.a. HPV 6 und 11) und High-Risk-Subtypen (u.a. HPV 16 und 18) eingeteilt werden.
  • Herpes-simplex-Viren (HSV) führen zu Herpes genitalis, die durch die Gabe von Aciclovir therapiert werden.
  • HIV: Hier sind in der Regel keine lokalen Veränderungen zu beobachten.
  • Hepatitis B: Hier sind in der Regel keine lokalen Veränderungen zu beobachten.31

 

Wie vermeidet man eine Ansteckung?

 

Insbesondere wenn es um den Schutz vor HIV geht (HI-Virus), wird der Begriff „Safer Sex“ verwendet, folgende Empfehlungen werden ausgesprochen: den Gebrauch von Kondomen beim Vaginal- und Analverkehr sowie keinen Samenerguss im Mund. 32 Diese Regel kann auch für die Vermeidung von anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen beherzigt werden. 33 Zwar gibt es keine hundertprozentige Garantie, dass richtig angewandte Kondome, völlig vor einer Ansteckung schützen, aber das Risiko einer Ansteckung ist deutlich verringert. 34

 

Was, wenn man vermutet, sich angesteckt zu haben?

 

Wenn man vermutet, sich mit einer sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheit infiziert zu haben, ist es wichtig, zeitnah einen Arzt zu konsultieren und keine Scheu zu haben, sich dieser Person anzuvertrauen. 36

Anlaufstellen können die Ärzte der Fachrichtungen Urologie, Frauenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten sein, aber auch in Gesundheitsämtern gibt es Beratungsstellen zu sexuell übertragbaren Erkrankungen, die eine anonyme Beratung anbieten. 37

 

Meldepflicht

 

Für sexuell übertragbare Erkrankungen existiert keine Meldepflicht (Stand 2018). 38 Ausnahmen sind HIV und Syphilis (anonyme Labormeldepflicht). 38

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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