Globuli für Kinder – Ja oder nein?
Vor etwa mehr als 200 Jahren prägte der deutsche Arzt Samuel Hahnemann den Begriff der Homöopathie – und seitdem könnte die Kluft zwischen Befürwortern und Anhängern der sanften Alternativmedizin und derer, die als Verfechter lieber die Schulmedizin bevorzugen, nicht größer sein!
Viele Menschen vertrauen auf die sogenannten Globuli; Kügelchen, die als verbreitetes Mittel bei unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt und den regulären Medikationen vorgezogen werden. Dabei ist die Homöopathie genauso umstritten wie begehrt. Würden Sie etwa Ihrem Kind Globuli verabreichen, obwohl es keinerlei Studien gibt, die deren Wirksamkeit belegt? Ist Homöopathie reine Täuschung?
Was sind Globuli?
Der Name „Globuli“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Kügelchen“; es sind kleine, weiße Kugeln, bestehend aus Rohrzucker, welche wenig bis gar keine Wirkstoffe enthalten, da diese Wirkstoffe bewusst so stark verdünnt wurden, dass sie sogar im molekularen Bereich nicht mehr nachweisbar sind. Anhänger der Alternativmedizin nennen es „potenzieren“ und gehen davon aus, dass die Wirksamkeit der Globuli zunimmt, je geringer die Dosierung ist.
Homöopathie in der Kinderheilkunde
Für jedes Wehwehchen ein Kügelchen, so die viel verheißende Redensart, wenn Globuli bei Kindern Verwendung finden sollen. Belladonna D12 bei fiebrigen Infekten und Erkältungsbeschwerden, Chamomilla D12 bei Zahn-, Ohren- und Bauchschmerzen, Arnica C3 bei Prellungen und Verletzungen – für jede Krankheit sei wohl ein Kraut gewachsen und die häufigen Beschwerden im Kindesalter werden bevorzugt mit Globuli behandelt. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, kam zu der Erkenntnis, dass Symptome wie Fieber oder Husten, natürliche Abwehrreaktionen darstellen, die dazu verhelfen, mit einer Erkrankung umzugehen. In Anbetracht von harmlosen Erkrankungen im Kindesalter, ist es durchaus von Vorteil, nicht sofort zur Chemie zu greifen, sondern die Selbstheilungskräfte eines kindlichen Organismus entwickeln zu lassen, anstatt diese von Klein auf zu unterdrücken und das Abwehrsystem des Kindes zu schwächen. Globuli mit ihren wenigen bis kaum vorhandenen Wirkstoffen unterstützen Kinder dabei, sich selbst zu heilen, ohne sie dabei gefährlichen Inhaltsstoffen, welche mit Nebenwirkungen verbunden sind, zu belasten. Darüber hinaus werden Globuli anders als beispielsweise ungenießbar schmeckende Hustensäfte wegen ihres süßlichen Geschmacks von Kindern gerne gelutscht, sodass der regelmäßige Ablauf der „Medikamentengabe“ keine Probleme bereitet.
Globuli – reiner Placebo-Effekt oder sanfte Heilungsmethode?
Auch wenn Globuli frei von Wirkstoffen sind, können sie helfen. Für viele Gegner der Homöopathie setzt an dieser Stelle der Kritikpunkt an, womit sie den Kügelchen höchstens einen Placebo-Effekt gut schreiben. Denn wie kann eine Wirkung erzielt werden, nämlich die der Besserung, wenn keine Wirkstoffe vorhanden sind? Das Globuli so populär und besonders in der Kinderheilkunde geeignet sind, hat zweierlei Gründe: Zum Einen ist die Rede von Spontanheilung – Krankheiten bzw. Beschwerden verschwinden nach einer Zeit und nehmen nach dem Zufallsprinzip ab. Nimmt man zu diesem Zeitpunkt Gebrauch von Globuli, wird den Kügelchen der Erfolg zugeschrieben, obwohl der Organismus wahrscheinlich auch von alleine gesund geworden wäre. Zum Anderen ist tatsächlich der Placebo-Effekt für die Genesung verantwortlich: Der Körper besitzt sehr große Selbstheilungskräfte. Sofern man fest an etwas glaubt und der Überzeugung ist, dass es hilft, wird man auch gesund. Globuli sei Dank. In diesem Sinne ist festzuhalten: Glaubt man an die Kraft der Homöopathie, wird die Homöopathie auch etwas bewirken. Und wenn es auch nur in unseren Köpfen ist. Denn letztendlich gilt immer noch: „Wer heilt, hat Recht!“
Die Schulmedizin ist unverzichtbar
So sehr die Homöopathie auch auf Erfolgskurs ist, sollte die Wirksamkeit der Schulmedizin jedoch trotz allem nicht außer Acht gelassen werden. Bei schweren Erkrankungen und Infektionen gilt sie als unverzichtbar. Daher ist davon abzuraten, Globuli einzunehmen anstatt sich beispielsweise einer Chemotherapie bei einer Krebserkrankung zu unterziehen. Im Hinblick auf die Anwendung von Globuli bei Kindern ist es ratsam, sich ebenfalls an einen Arzt zu wenden, welcher abklären kann, ob die Homöopathie in Frage kommt. Denn auch hinter zuvor angenommenen harmlosen Kinderbeschwerden können sich ernstzunehmende Krankheiten verbergen, die eine schulmedizinische Therapie erfordert, da alternativmedizinische Behandlungsmethoden hier an ihre Grenzen gelangen.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.