Grippeimpfung 2024: Antworten auf die 10 meistgestellten Fragen
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen kühler – der Herbst steht vor der Tür und mit ihm die Grippesaison. Ab Mitte Oktober steigt die Gefahr, sich mit dem Grippevirus anzustecken. Besonders für ältere Menschen und Risikogruppen kann eine Infektion schwere Folgen haben. Eine Grippeimpfung bietet zuverlässigen Schutz. Sie hilft nicht nur, sich selbst zu schützen, sondern auch die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Wer sich impfen lässt, sorgt also nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern schützt auch andere.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Unterschied zwischen einer Grippe und einem grippalen Infekt?
Wie werden Grippeviren übertragen?
Wie wird eine Grippe behandelt?
Wie sinnvoll ist eine Grippeimpfung?
Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Wo kann man sich gegen Grippe impfen lassen?
Wie oft muss gegen Grippe geimpft werden?
Welche Grippeimpfstoffe gibt es?
Mit welchen Nebenwirkungen ist nach der Grippeimpfung zu rechnen?
1. Was ist der Unterschied zwischen einer Grippe und einem grippalen Infekt?
„Ich habe eine Grippe“ – diesen Satz hört man besonders oft in den kalten Herbst- und Wintermonaten. Doch was viele als Grippe bezeichnen, ist meist nur ein grippaler Infekt. Die folgende Vergleichstabelle stellt die wesentlichen Unterschiede zwischen einer Grippe (Influenza) und einem grippalen Infekt (Erkältung) dar. Beide Erkrankungen betreffen die Atemwege und haben ähnliche Symptome, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Ursache, dem Krankheitsverlauf und der Intensität der Beschwerden:
|
Influenza (echte Grippe) |
Grippaler Infekt (Erkältung) |
Ursache |
Influenza-Viren (Typ A, B) |
Verschiedene Viren (beispielsweise Rhinoviren) |
Beginn |
Plötzlich, innerhalb weniger Stunden |
Langsam, über mehrere Tage |
Fieber |
Hohes Fieber (über 38,5 Grad), häufig |
Selten oder leichtes Fieber |
Gliederschmerzen |
Stark ausgeprägt |
Leicht bis mäßig |
Husten |
Trockener, quälender Husten |
Trockener oder produktiver Husten |
Halsschmerzen |
Manchmal |
Häufig |
Erschöpfung |
Sehr stark, hält oft länger an |
Mild bis mäßig |
Kopfschmerzen |
Häufig und stark |
Selten oder mild |
Verlauf |
Schwerer Verlauf, oft ein bis zwei Wochen oder länger |
Meist mild, innerhalb einer Woche besser |
Komplikationen |
Häufiger, beispielsweise Lungenentzündung |
Selten |
Behandlung |
Antivirale Medikamente möglich, symptomatische Behandlung |
Symptomatisch (Ruhe, viel trinken) |
2. Wie werden Grippeviren übertragen?
Auf der Nordhalbkugel sind Influenza-Viren zwischen Oktober und Mai besonders aktiv – in der sogenannten Grippesaison. Ihre Inkubationszeit beträgt in der Regel ein bis zwei Tage. Das ist der Zeitraum, der normalerweise vergeht, bis nach einer Ansteckung die ersten typischen Grippesymptome auftreten. Influenza-Viren können durch Husten oder Niesen in die Luft gelangen, wo sie als feine Speicheltröpfchen verbreitet werden. Beim Einatmen setzen sie sich dann an der Schleimhaut anderer Menschen fest. Außerdem ist eine Übertragung über Schmierinfektion möglich – also über kontaminierte Hände und Oberflächen. Erkrankte sind ansteckend, solange sie vermehrungsfähige Viren ausscheiden. Dies kann bereits vor dem Auftreten von Symptomen der Fall sein. In der Regel nimmt die Virusausscheidung etwa 4 bis 5 Tage nach den ersten Krankheitsanzeichen ab; bei Menschen mit Vorerkrankungen kann dieser Zeitraum jedoch länger dauern.
3. Wie wird eine Grippe behandelt?
Die Behandlung der Influenza bei gesunden Menschen ohne Risikofaktoren und einem unkomplizierten Verlauf erfolgt meist symptomatisch. Schmerz- und fiebersenkende Medikamente können die ersten Beschwerden lindern, während Bettruhe und körperliche Schonung den Heilungsprozess unterstützen.
Bei Menschen mit Vorerkrankungen, einem geschwächten Immunsystem oder komplizierten Krankheitsverläufen kann eine gezielte Behandlung erforderlich sein.
Hierzu stehen sogenannte Virustatika in verschiedenen Formen zur Verfügung, darunter die Wirkstoffe Oseltamivir und Zanamivir. Sie blockieren ein wichtiges Molekül auf der Oberfläche des Virus, das für die Freisetzung der Viren aus infizierten Zellen entscheidend ist. Um optimal wirken zu können, sollten Virustatika innerhalb von 48 Stunden nach Krankheitsbeginn eingesetzt werden. Bei rechtzeitiger Anwendung können sie die Krankheitsdauer verkürzen, die Schwere der Symptome mindern und das Risiko bakterieller Folgeinfektionen verringern.
4. Wie sinnvoll ist eine Grippeimpfung?
Die Grippeimpfung ist eine wichtige und effektive Maßnahme, um sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen. Sie senkt das Risiko schwerer Krankheitsverläufe, insbesondere bei älteren Menschen, Schwangeren und Personen mit chronischen Erkrankungen. Zudem trägt sie dazu bei, die Verbreitung des Virus in der Gemeinschaft zu reduzieren. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere – besonders jene, die sich nicht impfen lassen können oder bei denen die Impfung weniger wirksam ist. Auch wenn man trotz Impfung erkrankt, verläuft die Grippe meist milder und die Krankheitsdauer verkürzt sich. Darüber hinaus hat die Impfung auch ökonomische Vorteile, da weniger Krankheitsfälle die Kosten für Ausfalltage und Krankenhausaufenthalte senken. Im Grippereport zur Saison 2023/2024 des Projektes „Grippeschutz“ heißt es, dass Atemwegserkrankungen in diesem Zeitraum laut Schätzungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) der deutschen Volkswirtschaft Kosten von 32 bis 36 Milliarden Euro verursacht haben.
Ein Blick hinter die Kulissen: Der Weg zum Grippeimpfstoff
Die Grippeimpfung ist das Ergebnis eines sorgfältig abgestimmten Prozesses. Jedes Jahr arbeiten Wissenschaftler, Gesundheitsorganisationen und medizinisches Fachpersonal Hand in Hand, damit der Impfstoff rechtzeitig und in höchster Qualität zur Verfügung steht. Während bei uns noch Sommer herrscht, überwachen Forscher das Geschehen auf der Südhalbkugel. Dort zirkulieren bereits die Viren, die voraussichtlich ein halbes Jahr später auch den Norden erreichen. Sie dienen als Grundlage für den Impfstoff der kommenden Saison in den nördlichen Regionen. Weltweit untersuchen 144 nationale Zentren Grippe-Patienten und sammeln aktuelle Virenstämme. Diese Proben werden an 6 spezialisierte Institute geschickt, die die Viren weiter analysieren. Die Ergebnisse werden schließlich an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf übermittelt, die auf Grundlage dieser Daten die Zusammensetzung für den Impfstoff festlegt. Im Anschluss erfolgt die Herstellung sowie die Durchführung von Tests zur Sicherheit und Wirksamkeit. Ab September beginnt die Verteilung des Impfstoffs an Apotheken und Arztpraxen, sodass ab Oktober die Impfung angeboten werden kann. |
5. Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Grippeimpfung vor allem für bestimmte Risikogruppen – die Kosten werden in diesen Fällen von den Krankenkassen übernommen. Hierzu zählen Personen über 60 Jahre, da sie ein höheres Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen aufweisen. Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Immunschwäche sind ebenfalls gefährdet. Da Schwangere anfälliger für Komplikationen sind, wird die Impfung ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel empfohlen. Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, haben ein erhöhtes Ansteckungsrisiko und können leicht andere Menschen infizieren. Auch sie sollten sich durch eine Impfung schützen. Gleiches gilt für Bewohner von Pflege- und Altenheimen sowie Menschen, die in öffentlichen Einrichtungen oder mit vielen anderen Menschen arbeiten (beispielsweise Lehrer[1], Polizisten).
6. Wo kann man sich gegen Grippe impfen lassen?
Eine Grippeimpfung kann grundsätzlich jeder Arzt sowie entsprechend ausgebildete Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte durchführen. In der Regel wird sie in Praxen von Allgemeinmedizinern, Internisten, Kinderärzten oder Frauenärzten durchgeführt. Auch einige Gesundheitsämter bieten kostenlose Grippeimpfungen an. Zudem ermöglichen manche Arbeitgeber eine kostenlose Immunisierung direkt im Betrieb. Darüber hinaus führen speziell qualifizierte Apotheken ebenfalls Grippeimpfungen durch. Benötigt werden in der Regel die Versichertenkarte sowie der Impfpass.
7. Wie oft muss gegen Grippe geimpft werden?
Die Impfung bietet Schutz für eine Grippesaison. Sie kann auch zusammen mit der Impfung gegen Pneumokokken oder der Covid-19-Impfung verabreicht werden.
Erstimpfung:
Für Kinder unter 9 Jahren, die zum ersten Mal geimpft werden, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Dosen im Abstand von mindestens vier Wochen. Dies hilft, eine robuste Immunantwort aufzubauen.
Für alle anderen (Erwachsene und Kinder über 9 Jahren) reicht eine Dosis.
Auffrischung:
Die Grippeimpfung muss jährlich erneuert werden – vorzugsweise ab Oktober bis Mitte Dezember. Dies liegt daran, dass sich die Grippeviren ständig verändern und der Impfstoff jedes Jahr an die zirkulierenden Virusstämme angepasst wird.
Gut zu wissen:
Ein leichter Infekt mit Fieber unter 38,5 Grad stellt kein Ausschlusskriterium für eine Grippeimpfung dar. Unser Immunsystem ist in der Lage, mehrere „Aufgaben“ gleichzeitig zu bewältigen. Nur bei schwereren, akuten Erkrankungen sollte die Impfung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Ekzeme oder andere örtlich begrenzte Hautinfektionen stehen einer Impfung ebenfalls nicht im Weg – genauso wie die Einnahme von Antibiotika, niedrig dosierter Kortisonpräparate oder das Vorliegen chronischer Erkrankungen. Im Gegenteil: In vielen Fällen ist die Impfung sogar wichtig, um die betroffene Person vor schweren Krankheitsverläufen und möglichen Komplikationen zu schützen. |
8. Welche Grippeimpfstoffe gibt es?
Die Wahl des richtigen Grippeimpfstoffs ist ein individueller Prozess, der von verschiedenen Faktoren abhängt. In Deutschland sind Influenza-Impfstoffe verschiedenster Hersteller erhältlich. Es handelt sich dabei überwiegend um Totimpfstoffe, die inaktivierte Viren oder Virusbestandteile enthalten.
Bei älteren Menschen fällt die Reaktion auf eine Impfung oft schwächer aus. Die Wirksamkeit der Grippeimpfung kann daher im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen geringer sein. Ein spezieller Impfstoff ab 65 Jahren enthält sogenannte Adjuvantien, die als Wirkverstärker fungieren.
Ein weiterer Hochdosis-Impfstoff für Personen ab 60 Jahren hat einen höheren Antigenanteil, um eine verbesserte Wirksamkeit zu erzielen.
Für Kinder im Alter von 2 bis 17 Jahren ist ein Lebendimpfstoff zugelassen, der als Nasenspray verabreicht wird. Er erzeugt eine starke Immunantwort; die Anwendung als Spray fördert zudem die Akzeptanz bei Kindern.
Wichtig zu wissen:
Nach der Impfung mit einem Lebendimpfstoff sollten der enge Kontakt zu immungeschwächten Personen in den folgenden ein bis zwei Wochen so weit wie möglich vermieden werden, denn es besteht die Gefahr einer Virusübertragung (aus dem Impfstoff). |
9. Mit welchen Nebenwirkungen ist nach der Grippeimpfung zu rechnen?
Die Grippeimpfung ist in der Regel gut verträglich. Häufig treten leichte Reaktionen auf, die für Impfstoffe typisch sind. Diese klingen meist nach 1 bis 2 Tagen ab – bei starken oder lang anhaltenden Beschwerden sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.
An der Einstichstelle kann es durch die Reaktion des Immunsystems vorübergehend zu Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen kommen. Körperliche Belastungen – insbesondere des betroffenen Arms – sollten in dieser Zeit vermieden werden. Das gilt auch für sportliche Aktivitäten. Zusätzlich kann die schmerzende Stelle gekühlt werden.
Des Weiteren können in den ersten drei Tagen nach der Impfung Erkältungssymptome wie Frösteln, Müdigkeit, Schwitzen, Übelkeit oder Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen auftreten. Der abgeschwächte Lebendimpfstoff, der bei Kindern als Nasenspray verwendet wird, kann eine verstopfte oder laufende Nase verursachen. Schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen sind sehr selten. Bei einer ausgeprägten Hühnereiweißallergie dürfen nicht alle Grippeimpfstoffe verwendet werden. Für Allergiker ab 2 Jahren steht ein hühnereiweißfreier Impfstoff zur Verfügung.
10. Grippeerkrankung durch die Impfung – ist das möglich?
Die jährliche Grippeimpfung ist ein Totimpfstoff, der keine vermehrungsfähigen Erreger enthält. Daher kann er weder eine Grippeerkrankung auslösen noch Viren auf andere übertragen. Der Irrglaube, die Impfung könnte die Krankheit verursachen, hat zwei Gründe: Erstens wird während der Erkältungssaison geimpft, sodass Geimpfte zufällig zeitgleich eine Erkältung bekommen und diese fälschlicherweise der Impfung zuschreiben. Zweitens können nach der Impfung allgemeine Symptome wie Frösteln, Müdigkeit, Übelkeit oder Muskelschmerzen auftreten, die an eine Erkältung erinnern. Diese Reaktionen klingen meist nach ein bis drei Tagen ab.
Bei dem für Kinder und Jugendliche verwendeten Lebendimpfstoff, der in die Nase gesprüht wird, besteht ein sehr geringes Risiko, dass die Impfviren auf stark immungeschwächte Personen übertragen werden. Daher sollten Geimpfte engen Kontakt zu Menschen, die beispielsweise nach einer Knochenmarktransplantation isoliert sind, vermeiden. Unabhängig vom Impfstoff kann es in seltenen Fällen zu einer Infektion trotz Impfung kommen. Man spricht dann von einem sogenannten Impfversagen. Solche Infektionen verlaufen oft mild oder unbemerkt. Dennoch kann die betroffene Person Grippeviren ausscheiden und andere anstecken, auch ohne selbst Symptome zu zeigen.
COVID-19-Impfung – der aktuelle Stand
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im September 2024 die Empfehlungen zur COVID-19-Impfung angepasst. Die Impfung richtet sich jetzt nach den dominierenden Omikron-Subvarianten JN.1 und KP.2. Diese Varianten wurden in den neuen Impfstoffen berücksichtigt, um den Schutz gegen schwere COVID-19-Verläufe zu optimieren. Wichtig ist eine Auffrischungsimpfung im Herbst für bestimmte Risikogruppen: - Menschen ab 60 Jahren - Personen mit Vorerkrankungen - Schwangere mit vorliegender Grunderkrankung - Pflegepersonal und Personen mit engem Kontakt zu Risikogruppen Risikopatienten, die ein gesundes Immunsystem besitzen und sich im Laufe des Jahres mit SARS-CoV-2 infiziert haben, können auf die Auffrischimpfung verzichten. Über weitere Impfungen sollte in Absprache mit dem behandelnden Arzt und unter Berücksichtigung des persönlichen Risikos entschieden werden. Für Menschen zwischen 18 und 59 Jahren ohne Risikofaktoren empfiehlt die STIKO eine Basisimmunität aus 3 „Antigenkontakten“ – also eine Kombination aus Impfungen und Infektionen. Diese bietet langfristig Schutz vor schweren Verläufen. |
[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Quellen anzeigen
Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.