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Gute Vorplanung, gute Reise: mit Medikamenten in ferne Länder

Kommentar schreiben Aktualisiert am 25. Juli 2018

Der Urlaub steht vor der Tür, und diesmal geht es richtig weit weg? Bestimmt ist die Vorfreude schon riesig, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Da gilt es einiges zu bedenken und gut zu planen, denn gerade in weit entfernten Ländern gehen die Uhren in fast jeder Hinsicht anders als zuhause – und vieles, das es bei uns ganz selbstverständlich an jeder Ecke gibt, ist in anderen Teilen der Welt nicht oder nicht so einfach zu bekommen. Das gilt natürlich auch für Medikamente. Zum einen braucht es also eine umfassende, auf das Reiseziel abgestimmte Reiseapotheke. Zum anderen müssen Fernreisende aber auch bei den Medikamenten, die sie regelmäßig einnehmen, einiges von vornherein beachten. Ganz klar: Wer täglich bestimmte Arzneimittel braucht – etwa Blutdrucksenker, Schilddrüsenhormone, Insulin oder auch die Antibabypille, muss diese natürlich auch auf Reisen dabei haben. Bei längeren Flügen sollten diese auch ins Handgepäck: Gepäck, das aufgegeben wurde, geht gerade auf Fernreisen gerne mal verloren, und dauert die Reise lange genug, braucht man die Medikamente sowieso währenddessen. Diejenigen Präparate, die man sicher nur am Zielort benötigt, sollten dagegen gut verpackt und stoßsicher im aufgegebenen Gepäck verstaut werden.

Was darf, was muss ins Handgepäck?

Jede Fluggesellschaft hat zwingende Bestimmungen, die für das Handgepäck gelten. Diese sind in der Regel in den Reiseunterlagen detailliert aufgeführt. Für flüssige Medikamente etwa gilt immer noch eine Mengenbeschränkung. Diese darf nur überschritten werden, wenn Tropfen, Tinkturen, Ampullen u.Ä. nachweislich dringend benötigt werden. Das gilt besonders für Spritzen, die normalerweise im Handgepäck streng verboten sind, da sie potenzielle Waffen darstellen und daher zu den gefährlichen Gegenständen gemäß den EU-Bestimmungen gehören. Um die Notwendigkeit der Mitnahme zu belegen, muss man schon vor dem Einsteigen in den Flieger an der Sicherheitskontrolle eine schriftliche Bestätigung des Hausarztes vorlegen. Teilweise muss die Bestätigung auch bei der Einreise ins Urlaubsland in englischer Sprache oder sogar in der Landessprache vorgelegt werden. Hier gelten besonders die Länder Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur als besonders unerbittlich. Genaue Informationen zu diesen Vorschriften gibt es beim Reiseveranstalter; dieser stellt auch meist entsprechende Vorlagen zur Verfügung. Auch Betäubungsmittel müssen, wenn sie außerhalb des Schengen-Raumes im Handgepäck mitgenommen werden, nachweislich medizinisch notwendig sein. Zu den Betäubungsmittel-Vorschriften des Urlaubslandes sollte man sich vor der Reise am besten genau informieren! Eine entsprechende Vorlage für die medizinische Bestätigung findet man zum Ausdrucken auf der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte; dort hält das Institut auch weitere hilfreiche Hinweise zur Mitführung von Betäubungsmitteln auf Flügen bereit. Wer auf Gehhilfen wie Stöcke oder Krücken angewiesen ist, darf diese normalerweise problemlos als Handgepäck mit sich führen, sogar ohne sie extra anzumelden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich bei der Fluggesellschaft erkundigen, ob es eventuell doch anderweitige Bestimmungen gibt. Ins Handgepäck gehören darüber hinaus auch noch andere Medikamente, z.B. Kopfschmerztabletten oder Mittel gegen Reisekrankheit und Ohrendruck. Wer auf Schlafmittel nicht verzichten will, um im Flieger selig schlummern zu können, sollte diese Medikamente vorher ausprobieren, um zu wissen, ob er sie auch gut verträgt.

Der Thrombose keine Chance geben

Lange Flüge bringen ein großes Risiko mit sich: unter Umständen kann sich eine Thrombose bilden. Wenn man über viele Stunden hinweg sitzt, womöglich immer mit angewinkelten Beinen, gerät die Zirkulation des Blutes in den Venen ins Stocken. Als Folge kann sich Flüssigkeit in den Beinen einlagern, diese schwer machen und anschwellen lassen. Im schlimmsten Fall kann daraus eine Thrombose entstehen, das bedeutet: In einer Beinvene bildet sich ein Thrombus, also ein Blutpfropfen. Dieser kann sich lösen, in die Lunge „wandern“ und dort eine Lungenembolie verursachen. Besonders gefährdet sind Personen, die sowieso Venen- bzw. Durchblutungsprobleme haben, die „Pille“ nehmen oder rauchen. Mit ein paar Tricks gelingt es jedoch meist recht gut, das Thromboserisiko erheblich zu reduzieren. So sind z.B. Thrombose- oder Kompressionsstrümpfe ein probates Mittel; sie können das Thromboserisiko um bis zu 90 Prozent senken. Ob mit oder ohne Strümpfe: Wichtig ist es in jedem Fall, sich im Flieger so viel wie möglich zu bewegen, also immer mal aufzustehen, den Gang auf und ab zu laufen, auf den Zehen zu wippen und die Beine immer wieder zu strecken und zu schütteln. Beim Sitzen sollte man möglichst die Beine nicht übereinanderschlagen, um den Blutfluss nicht zusätzlich zu behindern. Zwischendurch sind auch kurze Wadenmassagen sinnvoll, gerade wenn man nicht aufstehen darf, etwa weil der Flug unruhig ist und man angeschnallt bleiben muss. Neben Übungen und Bewegung sollte man möglichst viel alkoholfreie Flüssigkeit trinken, um einen guten Blutfluss zu unterstützen, und auch, um bei der geringen Luftfeuchtigkeit der Flugkabine eine Austrocknung des Körpers zu verhindern. Auf Alkohol sollte man am besten ganz verzichten, da er das Thromboserisiko erhöht. Ein gutes Gegenmittel ist auch die Zufuhr von Vitamin E, das das Blut flüssig hält. Man kann ein Nahrungsergänzungsmittel nehmen oder Vitamin-E-reiche Nahrungsmitteln verzehren, z.B. Nüsse. Vitamin E hat sich in mehreren Studien noch wirksamer gezeigt als Aspirin, das viele Fernreise-Profis zur Blutverdünnung und damit zur Thromboseprophylaxe einnehmen. Für Reisende mit erhöhtem Thromboserisiko kommt als Blutverdünner auch Heparin in Frage. Allerdings muss dieses Medikament unter die Haut ins Fettgewebe, z.B. in den Oberschenkel oder in den Bauch, gespritzt werden. Inzwischen gibt es Fertigspritzen mit Heparin, die sich gut handhaben lassen – allerdings sollte man die Spritzen nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden und sich gut über Dosierung und Anwendung informieren!

Zeitverschiebung - auch bei Medikamenten ein Thema!

Die regelmäßige Medikamenteneinnahme ist natürlich auch von der Zeitverschiebung beeinflusst. Nicht nur bringt sie mit dem sogenannten Jetlag lästige Symptome wie Schlafstörungen und Verdauungsprobleme mit sich, sie zwingt Fernreisende darüber hinaus auch, genau zu überlegen, wann sie ihre Medikamente nun einnehmen müssen. Dabei spielt auch eine Rolle, ob die Reise nach Osten oder nach Westen geht, ob die Zeitverschiebung also „vorwärts“ oder „rückwärts“ verläuft. So müssen z.B. Frauen, die die Pille nehmen, die Dosierung dringend anpassen, ansonsten ist die Sicherheit der Verhütung nicht mehr gewährleistet. Als Grundregel gilt: Bei Zeitverschiebungen um mehr als neun Stunden sollte die Frau nach zwölf Stunden eine Pille zwischendurch und dann zur gewohnten Zeit vor Ort weiter einnehmen. Achtung: Wer eine Minipille nimmt, muss schon bei einer Differenz von drei Stunden so verfahren! Wer andere Medikamente zu regelmäßigen Uhrzeiten einnehmen muss – dazu zählen z.B. Herzmittel, Schilddrüsenhormone, Insulin und Antibiotika – sollte sich vorab genau beim behandelnden Arzt erkundigen, wie er richtig verfahren sollte. Auch Apotheker können entsprechende Fragen im Vorfeld der Reise beantworten. Bei jeder Unklarheit gilt: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig nachfragen! Denn während bei manchen Arzneien die ganze Sache recht unkompliziert ist, erfordern andere Mittel wiederum für die Dauer der Fernreise einen ganz genauen Einnahmeplan.

Was brauche ich wo?

Wer gesund ist und nicht dauerhaft Medikamente einnehmen muss, der fragt sich natürlich trotzdem, welche medizinischen Präparate er auf seine Reise mitnehmen muss. Dabei kommt es natürlich ganz aufs Reiseziel an – gründliche Informationen über das Zielland beantworten von vornherein viele Fragen. Klar sein sollte z.B., wie es mit den hygienischen und medizinischen Zuständen vor Ort aussieht, ob das Land bekannt ist für das Auftreten bestimmter Krankheiten und eine Malaria-Prophylaxe oder Ähnliches anzuraten ist. Auch sollte in die Überlegungen mit einfließen, wie lange man in welchen Gegenden unterwegs sein wird, wie anstrengend die Touren sind, ob man mit Rucksack unterwegs ist oder das Gepäck transportiert wird, und natürlich auch, ob man für die Reise eine angemessene Krankenversicherung, evtl. auch inklusive Rücktransport nach Hause, abschließen sollte. Faustregel: Je exotischer die Reise ist und je individueller man sie plant, desto wichtiger ist eine gute Vorbereitung. Fernreisen-Neulinge, die angesichts dieser Vielzahl von Fragen unruhig werden, seien an dieser Stelle jedoch beruhigt: Informationen gibt es jede Menge, gerade auch von erfahrenen Weltreisenden, z.B. auf Reise- oder Länderportalen im Internet und natürlich auch bei den Reiseveranstaltern.

... und so wird der Langstreckenflug nicht zum Langstrecken-Stress

Mal abgesehen von allen medizinischen Fragen zu Medikamenten, Zeitverschiebung, Thrombose und Co.: Ein Langstreckenflug nervt, das stundenlange Sitzen ist unbequem, oft langweilig, genauso oft aber auch echt anstrengend. Im Allgemeinen ist langes Fliegen nicht unbedingt gut für die Gesundheit – auch wenn man den Flug in aller Regel gut überstehen kann. Deshalb hier noch ein paar gute Tipps für "Weltreisende", die so erholt wie möglich an Ihrem fernen Ziel ankommen wollen: Stress schon vor Reiseantritt minimieren! Wer sich abhetzt und Angst haben muss, seinen Flug zu verpassen, hat schon vor Beginn des Fluges ein paar Nerven verloren. Am besten, man trifft bereits ca. eine halbe Stunde vor der Öffnung des Check-In-Schalters ein. Dann ist auch die Gefahr, sich direkt ans Ende einer langen Schlange anstellen zu müssen, noch recht gering. Versuchen, einen günstigen Platz zu ergattern! Wer z.B. am Gang sitzt, kann zwischendurch leichter die Beine ausstrecken und aufstehen, ohne andere belästigen zu müssen. Wer Angst vor Turbulenzen hat, sollte möglichst Plätze nahe der Notausgänge wählen, da man dort (zwischen den Tragflächen) Wackeln und „Luftlöcher“ am wenigsten mitbekommt. Ohrendruck vermeiden! Zum Druckausgleich bei Start und Landung ist Kaugummikauen am besten geeignet. Auch Nasentropfen und -sprays helfen, sie halten nicht nur die Nase, sondern auch die Ohren frei. Wer schon einen unangenehmen Druck auf den Ohren spürt, sollte sich einige Minuten die Nase zuhalten und gleichzeitig Luft hineinpressen. Dann gehen die Ohren meist mit einem „Plopp“ wieder auf. Leicht essen sorgt für guten Schlaf! Die Nahrung an Bord sollte möglichst eiweißarm und kohlenhydratreich, dann fällt das Schlafen über den Wolken leichter. Am besten, man bestellt schon vorab bei der Fluglinie ein leichtes, vegetarisches Gericht. Für die eigene Wellness sorgen: Mit angenehmen Reisebegleitern wie dicken Socken und einer dicken Jacke (im Flugzeug kann es wegen der Klimatisierung ganz schön kalt werden!), einem bequemen Nackenkissen, Ohrstöpseln und ggf. einer Schlafmaske wird es deutlich einfacher, zumindest einen Teil des Fluges selig schlummernd zu verbringen. Dem Jetlag ein Schnippchen schlagen! Gar nicht so einfach, nach einem langen Flug wieder in den normalen Wach-Schlaf-Rhythmus zu finden – manche müssen da wirklich schlimm leiden. Mediziner empfehlen, sich möglichst gleich nach der Ankunft von der Sonne bescheinen zu lassen, mindestens aber das Tageslicht zu suchen. Melatonin als Vorbeugung gegen Jetlag, das viele Fernreise-Profis gerne einnehmen, sollte mit Vorsicht „genossen“ werden. Das Mittel kann zwar den Jetlag tatsächlich verringern, ist aber weniger  harmlos als viele denken und sollte deshalb nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Und nun bleibt  uns nur noch eines zu wünschen: Gute Reise – und kommen Sie gesund wieder heim!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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