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Sport bei einer Herzinsuffizienz

Kommentar schreiben Aktualisiert am 30. August 2018

Richtiges Verhalten bei einer Herzinsuffizienz: Schonen oder doch lieber aktiv bleiben? Studien zeigen, dass körperliche Aktivität bei einer Herzinsuffizienz positive Auswirkungen auf den Herzmuskel haben kann. Erfahren Sie, welche Übungen für Herz-Patienten in Frage kommen und wie Sie ihren Herzmuskel bei einer Insuffizienz am besten trainieren.

Das menschliche Herz ist eine wahre Hochleistungsmaschine: Im Laufe eines Lebens pumpt es durchschnittlich etwa 250 Millionen Liter Blut durch den Körper. Das kann nur funktionieren, wenn der Herzmuskel selbst optimal mit Sauerstoff versorgt ist und genug Nährstoffe bekommt. Treten Versorgungsprobleme aus, kommt es zu einem Absterben von Herzmuskelzellen. Diese können etwa durch einen Engpass der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) oder durch permanenten Bluthochdruck (Hypotonie) entstehen.

Auch eine Herzinsuffizienz schwächt das muskuläre Organ nachhaltig. Bei einer Herzinsuffizienz kommt es nach einer (jahre-) langen Leidenszeit mit Luftnot, Erschöpfung und geminderter Leistungsfähigkeit zu einer deutlichen Vergrößerung des Herzens. Das Organ ist nicht mehr in der Lage den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, dadurch vergrößert sich der Herzmuskel. In Deutschland leiden fast 2 Millionen Menschen an einer Herzinsuffizienz, die Zahl steigt stetig an.

Empfehlung: Schonen bei Herzinsuffizienz?

Jahrelang hieß es von Seite der Mediziner: Bei einer Herzinsuffizienz muss sich der Patient schonen und solle körperliche Anstrengung so gut es geht meiden. Dadurch sollt verhindert werden, dass der Herzmuskel überlastet wird und sich die Insuffizienz und die Vergrößerung des Organs verschlimmert. Doch heute sprechen Studien eine andere Sprache.

Forscher aus Trondheim haben im Jahr 2007 in einer Pilotstudie herausgefunden, dass körperliches Training die Beschwerden einer Herzinsuffizient verbessern kann. Dabei hatten die Forscher um Sportwissenschaftler Ulrik Wisloff den Patienten keine ruhigen Spaziergänge, sondern hochintensives Intervalltraining (HIIT) verordnet. Dabei sollten die Patienten in kurzen Trainingseinheiten immer wieder an ihre absolute Belastungsgrenze gehen. Das Ergebnis: Die Probanden wurden nicht nur nicht krank, die Leistungsfähigkeit und Kondition verbesserte sich deutlich.

Sport bei Herzinsuffizienz: Training verbessert Beschwerden

In Folge dieser ersten Studie folgten weitere Untersuchungen, um die Ergebnisse zu bestätigen. Doch die europäische „Smartex“-Studie erzielte nicht die erwarteten Resultate. 261 Patienten mit mittlerer bis schwerer Herzinsuffizienz wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe sollte sich und das Herz schonen und nicht körperlich aktiv zu werden. Die zweite Gruppe orientierte sich an der bis dato gültigen Empfehlung dreimal in der Woche für 45 Minuten auf dem Fahrradergometer moderat zu trainieren. Die Probanden sollten nicht an die Belastungsgrenze gehen und sich während der Einheit noch unterhalten können.

Die dritte Gruppe musste dreimal jede Woche für 35 Minuten auf das Fahrradergometer und dabei ein Intervalltraining absolvieren. Dabei mussten sie vier Minuten an die absolute Belastungsgrenze gehen und im Anschluss vier Minuten locker weiter radeln und eine aktive Pause einlegen.

Das Ergebnis: Das hochintensive Intervalltraining konnte in dieser Studie die Ergebnisse der norwegischen Wissenschaftler nicht belegen. Die Herzleistung steigerte sich nicht im erwarteten Maß. Eine mögliche Erklärung für den Flop sei die Tatsache, dass viele Studienteilnehmer nach der dreimonatigen Anleitung in Eigenregie die Trainingsziele nicht erreichten, so Øyvind Ellingsen von der Universität Trondheim.

Moderates Training stärkt das Herz

Die zweite Gruppe mit dem moderaten aeroben Training erzielte die besten Ergebnisse in der Studie. Sie schnitten in der Abschlussuntersuchung etwas besser ab als die HIIT-Gruppe. Daher schließen Mediziner, dass moderate Belastung allen Patienten mit systolischer Herzinsuffizient zu empfehlen sei und die Beschwerden auf Dauer verbessert.

Am besten geeignet sind Herzsportgruppen. Hier trainieren Patienten gemeinsam unter professioneller Aufsicht und können an der Fitness ihres Herzmuskels arbeiten. Die deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) bietet auf ihrer Website viele Informationen für Patienten.

Vorsicht: Niemals ohne ärztliche Abklärung beginnen

Wer unter einer Herzinsuffizienz leidet und mit Sport seine Lebensqualität, Kondition und Fitness verbessern möchte, der sollte vorab immer den behandelnden Kardiologen aufsuchen und sich einmal durchchecken lassen. Wer ohne ärztliche Rücksprache auf eigene Faust – egal ob moderates Kardiotraining oder hochintensive Intervalleinheiten – der setzt schnell seine Gesundheit aufs Spiel. Durch zu starke und vor allem falsche Belastung des angeschlagenen Herzmuskels kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen bis hin zum Herzversagen kommen.

Daher sollten alles sportwilligen Patienten vor einer Sporttherapie einen Leistungstest machen und den Rat des Mediziners einholen. Durch die Vorab-Untersuchung können zudem Verbesserungen der Herzleistung durch das Training ermittelt werden.

Diese Sportarten sind bei schwachem Herz geeignet

Vor allem Sportarten mit moderater Anstrengung sind bei einer Herzinsuffizienz gut geeignet. Dazu gehören etwa

  • Wandern
  • Walken
  • Yoga
  • Skilanglauf
  • Fahrradfahren

Einige Mediziner raten vom Schwimmen bei einer Herzschwäche ab, da durch den Wasserdruck der Rückstrom des Blutes zum Herzen zunimmt und so das Organ belastet. Doch das Risiko sollte im Einzelfall und je nach Schweregrad der Insuffizienz mit dem Facharzt besprochen werden.

Das sollten Patienten beim Sport beachten

Jeder Patient sollte sich eine Sportart aussuchen, die ihm Spaß macht und die er wirklich regelmäßig und dauerhaft ausüben möchte. Denn Erfolge sind nur dann zu verzeichnen, wenn mehrmals die Woche über einen längeren Zeitraum hinweg trainiert wird.

Außerdem sollten sich die Betroffenen immer vor Augen halten, dass es sich in ihrem Fall niemals um einen sportlichen Wettkampf handelt und dass Vergleiche mit anderen Sportlern nicht möglich sind. Vor allem für ehrgeizige Sportler kann das zum Problem werden. Dabei ist es wichtig, die eigenen körperlichen Grenzen zu kennen und sich nicht zu übernehmen. Die Teilnahem an Wettkämpfen ist daher für Sportler mit Herzproblemen nicht geeignet.

Auch Sportarten mit kurzen Intensitätsspitzen wie Fußball, Handball oder Kraftsportarten sind für Herz-Pateinten eher ungeeignet. Extremsport wie Marathon, Triathlon oder ähnliches fällt ebenfalls unter den Tisch. Doch mit einer guten Beratung durch den Arzt und gegebenenfalls einen Sportmediziner sollte jeder Patienten das richtige Angebot finden und entweder unter Aufsicht in einer Gruppe oder mit guten Instruktionen für sich alleine mit Bewegung und einem aktiven Leben seine Herzgesundheit durch Sport verbessern.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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