Herzschrittmacher - Wenn die Pumpe versagt!
Bei schweren Herzrhythmusstörungen mit langsamer Schlagfolge, bei denen ein Herzstillstand zu befürchten ist, ist die Implantation eines Herzschrittmachers indiziert. Welche Funktion übernimmt ein Herzschrittmacher? Wie werden Herzrhythmusstörungen erfasst und bewertet? Welche Prognose gibt es nach einer Herzschrittmacher-Operation? Mehr zum Thema Herzschrittmacher im folgenden Beitrag.
Was sind Herzrhythmusstörungen?
Der für die Herzaktion jeweils hervorgerufene Reiz wird im Herzen selbst gebildet, nämlich im sogenannten Sinusknoten. Er bewirkt das Zusammenziehen der Herzvorhöfe. Der Reiz wandert dann auf die Kammern über, wobei er auch diese zum Zusammenziehen anregt.
Herzrhythmusstörungen können je nach Schwere und Art sehr unterschiedlich sein, sodass auch die Krankheitserscheinungen verschieden sind. Oft wird die Herzrhythmusstörung vom Betroffenen selbst gar nicht bemerkt, manchmal wird lediglich ein harmloses Stolpern des Herzens empfunden, manchmal ein sehr lästiges und beunruhigendes Herzjagen.
Ursächlich für Herzrhythmusstörungen können unter anderem Durchblutungsstörungen des Herzens bis hin zum Herzinfarkt und seinen Folgen sowie die Einnahme von Medikamenten, Störungen der Lungenfunktion (z.B. Asthma), Anämie, Schock, Veränderungen im Blutserum oder Funktionsstörungen der Schilddrüse verantwortlich sein.
Auch kann die Herztätigkeit durch seelische Einwirkungen im Sinne einer Beschleunigung oder auch Verlangsamung beeinflusst werden.
Die regelmäßige, in stetigem Rhythmus erfolgende Reizbildung kann auch bei jedem gesunden Menschen einmal durch einen außer der Reihe einfallenden Extraherzschlag unterbrochen werden (Extrasystole). Bei sehr sensiblen, nervösen Menschen kann dies sogar häufiger eintreten und als „Herzstolpern“ wahrgenommen werden.
Bei schweren Herzerkrankungen, wie beispielsweise einem Herzklappenfehler oder stärkeren Herzmuskelstörungen, kann allerdings ein völlig unregelmäßiger Herzschlag, auch als absolute Arrhythmie bezeichnet, in Erscheinung treten und bedrohlich werden.
In diesem Zustand kommt es nämlich meist gar nicht mehr zum normalen Zusammenziehen der Herzvorhöfe, lediglich die Herzkammern kontrahieren noch kräftig, aber erfolgen in sehr unregelmäßiger Folge.
Erstaunlicherweise kann dieser Zustand über Jahrzehnte mit dem Leben vereinbar sein und nicht selten ist sich der Betroffene selbst überhaupt nicht von dieser Störung bewusst.
Eine andere Art von Herzrhythmusstörung, welche sich in anfallsartigem Herzjagen äußert und einem sogenannten Mitralklappenprolaps zugrunde liegt, kann beobachtet werden bei an sich harmlosen Herzanomalien, bei allgemein nervösen Störungen, aber auch bei schweren und weit fortgeschrittenen Herzleiden.
Diagnostik von Herzrhythmusstörungen
Diagnostische Maßnahmen sind unter anderem die ärztliche Untersuchung, Ruhe-, Belastungs- und Speicher-EKG, Echokardiographie und eventuell auch die programmierte Ventrikelstimulation (Stimulation der Herzkammern).
Eine wesentliche Rolle bei der Erfassung und Bewertung von Herzrhythmusstörungen spielt das Langzeit-EKG.
Wie sieht die Behandlung von Herzrhythmusstörungen aus?
Da Herzrhythmusstörungen Begleiterscheinungen oder Folgeerscheinungen von Herzerkrankungen darstellen, gelten die dort jeweils angegeben Therapierichtlinien.
Prinzipiell sollten Herzrhythmusstörungen erst dann medikamentös behandelt werden, wenn sie die Leistungsfähigkeit des Herzens deutlich beeinträchtigen, da jedes Medikament, das gegen Herzrhythmusstörungen verabreicht wird, im Einzelfall auch zu einer Verstärkung der Rhythmusstörung führen kann.
Bei den Herzrhythmusstörungen mit langsamer Schlagfolge (Bradykardie: Herzfrequenz unter 50-60/Minute beim Erwachsenen), bei denen ein Herzstillstand zu befürchten ist, ist die Implantation eines Herzschrittmachers erforderlich. Der Herzschrittmacher dient aber auch der Behandlung tachykarder Herzrhythmusstörungen, das heißt bei einem Anstieg der Herzfrequenz über 100/Minute beim Erwachsenen. Bei einem Herzschrittmacher handelt es sich um ein batteriebetriebenes Gerät, das dem Herzen elektrische Impulse gibt und es somit zur regelmäßigen Herztätigkeit anregt. Ein Herzschrittmacher ist der Taktgeber des Herzens.
Der Herzschrittmacher
Ein Herzschrittmacher besteht aus einem Aggregat und Elektroden bzw. Sonden.
Das Aggregat ist ein Titangehäuse, welches eine Batterie sowie einen Impulsgenerator beinhaltet und in etwa die Größe einer Streichholzschachtel einnimmt.
Die Haltbarkeit der Batterie ist vom Funktionsmodus bzw. der grundlegenden Erkrankung abhängig: ein Herzschrittmacher, der zum Beispiel bei jeder Herzaktion aktiv sein muss, hält meist nicht so lange wie ein Herzschrittmacher, der nur selten aktiv werden muss.
Neuere Modelle von Herzschrittmachern weisen eine Haltbarkeit zwischen fünf und fünfzehn Jahren auf.
Es gibt verschiedene Typen oder Modi von Herzschrittmachern:
- Einkammerschrittmacher/modi: Ein Einkammerschrittmacher stimuliert den rechten Vorhof und im Anschluss daran findet eine physiologische antegrade Erregung der Herzkammern statt
- Zweikammerschrittmacher/modi: Ein Zweikammerschrittmacher stimuliert die Herzkammer, nachdem im Vorhof eine Aktivität registriert wird
- Dreikammerschrittmacher/modi: Eine Sonde liegt im rechten Vorhof, eine in der rechten Herzkammer und eine in der linken Herzkammer, um eine synchrone Kontraktion beider Herzkammern zu gewährleisten
Die Implantation des Herzschrittmachers erfolgt in der Regel in Lokalanästhesie entweder links oder rechts – empfohlen wird für die Implantation die nicht-dominante Seite zu wählen, das heißt bei einem Rechtshänder links zu implantieren.
Das Aggregat wird zwischen dem Pektoralismuskel (M.pectoralis), der Teil der Brustmuskulatur ist, und seiner Muskelfaszie platziert.
Die Elektroden bzw. Sonden sind isolierte Drähte, die eine Verbindung darstellen zwischen Schrittmacheraggregat mit dem Myokard: das proximale Ende der Elektrode ist mit dem Aggregat verbunden und das distale Ende der Elektrode wird entweder im rechten Vorhof und/oder in der rechten Herzkammer platziert und mit einer kleinen Schraube oder einem Anker im Myokard befestigt, damit keine Dislokation der Elektrode entsteht.
Die Implantation der Elektroden im rechten Herzen erfolgt folgendermaßen: Zunächst wird die Vena subclavia, eine hinter dem Schlüsselbein verlaufende Vene, oder die Vena brachiocephalica, eine im oberen Thoraxbereich gelegene Vene („Kopf-Armvene“), chirurgisch dargestellt und die Elektroden transvenös bis zum rechten Herzen vorgeschoben.
Die Funktion des Herzschrittmachers besteht darin, dass die Elektroden das EKG des Patienten registrieren und dieses dann an das Schrittmacheraggregat weiterleiten.
Das Schrittmacheraggregat erkennt die Ausschläge der EKG-Kurve und nutzt die EKG-Kurve als „Trigger“, um entweder einen elektrischen Impuls auszulösen, wenn eine Bradykardie vorliegt, oder zu unterdrücken, wenn eine Tachykardie vorliegt.
Der elektrische Impuls wird dann über die Elektroden auf das Myokard übertragen, was dann eine Erregung und Kontraktion des jeweiligen Herzvorhofs und/oder Herzkammer zufolge hat.
Komplikationen bzw. Folgen der Implantation eines Herzschrittmachers können sein:
- Blutungen/Blutergüsse
- falsche Lage des Aggregats
- Dislokation der Elektroden bzw. Sonden
- Entzündungen durch Krankheitserreger
- Verletzungen der Lunge
- Vorzeitige BatterieErschöpfung (als Langzeitfolge)
- technische Störungen oder Lageveränderungen (als Langzeitfolge)
- seelische Belastung mit einem Gerät im Körper zu leben und Gewissheit darüber zu haben, jederzeit ein Stromstoß zu erhalten
Wie ist die Prognose?
Ein Herzschrittmacher kann das Risiko reduzieren, an einem plötzlichen Herztod zu versterben. Ein Herzschrittmacher kann allerdings nicht die Beschwerden einer Herzschwäche und dessen Begleiterscheinungen/Folgeerscheinungen verbessern. Das bedeutet ein Herzschrittmacher trägt nicht zur Verbesserung der Atemnot oder zur Steigerung der körperlichen Belastbarkeit bei. Auch kann ein Herzschrittmacher nicht verhindern, dass sich eine Herzschwäche verschlimmert.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.