Hilfe! Ich habe Haarausfall
Schon im alten Ägypten galt volles voluminöses Haar als ein Symbol für Vitalität, Gesundheit, Jugend, Kraft und Stärke. Doch was ist, wenn das Haar immer dünner und lichter wird? Haarausfall ist weit verbreitet – sowohl Männer als auch Frauen leiden darunter. Die Ursachen für Haarausfall können vielfältig sein; zur häufigsten gehört die erbliche Veranlagung. Was hilft bei Haarausfall?
Wann spricht man von Haarausfall?
Ein Haar auf dem Kopfkissen, einige im Waschbecken und eine handvoll Haare in der Haarbürste? Kein Grund sich Sorgen zu machen, denn im Durchschnitt verliert der Mensch 70 bis 100 Haare täglich. Im Normallfall verbleiben die Haarwurzeln in der Kopfhaut, sodass ausgefallene Haare immer wieder ersetzt werden können.
Laut Definition liegt Haarausfall, im medizinischen Sprachgebrauch als Effluvium bezeichnet, dann vor, wenn pro Tag mehr als 100 Haare ausfallen. Entstehen durch den übermäßigen Ausfall kahle Stellen oder sichtbar ausgedünnte Haare, spricht man von Alopezie, den Zustand von Haarlosigkeit.
Formen von Haarausfall und die Ursachen
Bei Haarausfall unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen: dem hormonell, erblichen Haarausfall (androgenetische Alopezie), dem kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata), der durch vereinzelte kahle Stellen am Kopf bis hin zum Verlust aller Haare gekennzeichnet ist und dem diffusen Haarausfall, bei dem die Haare gleichmäßig ausdünnen.
Die androgenetische Alopezie ist die häufigste Form des Haarausfalls, die sowohl Männer als auch Frauen zu etwa 95 % aller Fälle betrifft. Der Begriff androgenetische Alopezie bedeutet übersetzt: Haarausfall durch männliche Hormone, das heißt die Haarfollikel haben – veranlagungsbedingt – eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dem männlichen Sexualhormon Androgen. Die Folge: Die Haarfollikel werden verkleinert und können nur eingeschränkt produzieren. Haare fallen schneller aus.
Die Ursache für den kreisrunden Haarausfall bleibt bisher unbekannt. Die Schulmedizin ordnet Alopecia areate zu den Autoimmunerkrankungen zu, doch bislang ist nicht eindeutig geklärt worden, was der Auslöser hierfür ist.
Verantwortlich für den diffusen Haarausfall können zum Beispiel Medikamente, Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen oder Stress sein.
Haarausfall – der Unterschied bei Männern und Frauen
Die ersten Anzeichen des androgenetischen Haarausfalls werden von Männern anders wahrgenommen als von Frauen. Bei vier von fünf Männern bildet sich im Laufe des Lebens eine mehr oder weniger ausgeprägte Form des erblich bedingten Haarausfalls, der zunächst damit beginnt, dass der Haaransatz zurück weicht und immer weiter nach hinten wandert, sodass die Stirn höher wird und sogenannte Geheimratsecken zustande kommen. Später kann auch das Haar am Hinterkopf immer dünner werden und sich lichten, wodurch eine kahle Stelle entsteht, die früher oder später zu einer Glatzenbildung führen kann.
Der wichtigste Unterschied zwischen erblich bedingtem Haarausfall bei Männern und Frauen ist, dass die Frauen vor allem im Bereich des Scheitels Haare verlieren. Bereits im Alter von 20 bis 30 Jahren können sich die Haare bei einer sehr stark genetischen Veranlagung sichtbar lichten. Auch kann der Alltagsstress einen großen Einfluss auf den anlagebedingten Haarausfall haben: Die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft setzt viele Frauen unter Druck; durch Haushalt, Beruf und Kinder sind sie einer enormen Stressbelastung ausgesetzt, wodurch vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden.
In der Regel tritt der weibliche Haarausfall aber häufig während oder nach den Wechseljahren auf. Bei der Frau ist der erbliche Haarausfall darüber hinaus noch mit einem maskulinen Behaarungstyp verbunden, es kommt zu einem Haarwachstum im Gesicht und an den Zehen.
Ursache für diffusen Haarausfall
Frauen können auch vermehrt unter diffusem Haarausfall leiden und gleichmäßig am gesamten Kopf verteilt Haare verlieren. Viele Ursachen können dahinter stecken: Crash-Diäten, die hauptsächlich von Frauen als von Männern durchgeführt werden, können zum Beispiel Auslöser dafür sein. Auch ein Eisenmangel, eine Eiweißmangelernährung oder Schilddrüsenfunktionsstörungen lassen die Haare ausfallen. Sobald die Ursache ausgeschaltet wird, wird auch dem diffusen Haarausfall ein Ende gesetzt und die Haare wachsen wieder nach.
Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall
Aus medizinischer Sicht ist eine Therapie bei Haarausfall nicht notwendig. Denn im Normalfall liegt dem Haarausfall, zumindest der häufigsten Form des Haarausfalls, keine Krankheit zugrunde, sondern lediglich eine erblich bedingte Prädestination. Auch liegen keine wirksamen Maßnahmen zur Vorbeugung der androgenetischen Alopezie vor; ebenfalls beeinflusst die Haarpflege sowie Haarreinigung in keinster Weise den anlagebedingten Haarausfall. Sowohl Frauen als auch Männer leiden unter dem Verlust der Haare und sind in ihrem Selbstwertgefühl geschwächt: Sie fühlen sich weniger attraktiv und suchen nach Behandlungsmöglichkeiten, um den Haarausfall zu stoppen. Aber gibt es wirklich Mittel, die der genetischen Veranlagung entgegenwirken können und das Haar wieder dichter werden lassen? Eine Antwort, gültig auf die Allgemeinheit, existiert darauf nicht, denn die Behandlung richtet sich nach der Ursache und ist individuell vom Einzelfall durchzuführen. Der Bedarf an Produkten, die bei anlagebedingtem Haarausfall helfen können, ist groß, doch nur wenige Wirkstoffe sind wirklich in der Lage den Haarverlust zu stoppen. Kosmetische Haarwuchsmittel und scheinbare „Wundermittel“ wecken große Hoffnungen, aber selten sind diese erfolgsbringend. Aus diesem Grund sollte der Betroffene stets darauf achten, ob die angebotenen Produkte eine wissenschaftlich erwiesene Wirkung haben, die von Nutzern bestätigt worden ist. Je früher allerdings Haarausfall erkannt wird, desto besser kann eine Behandlung anschlagen. Der Erfolg ist dabei nicht binnen weniger Tage erkennbar, sondern erst nach mindestens drei Monaten nach einer Behandlung: Ein Wiederwachstum an kahlen Stellen kann bedingt wieder möglich sein. Da die Verkleinerung der Haarfollikel im Rahmen eines erblich bedingten Haarausfalls nicht rückgängig gemacht werden kann, kann ein Wiederwachstum von Haaren nur zum Teil erreicht werden. Das Ziel durch Cremes, Kuren, Tabletten wieder volles, voluminöses Haar zu erhalten, ist demnach utopisch.
Hormonpräparate für die Frau und verschreibungspflichtige Medikamente für den Mann
Der Haarausfall bei Frauen kann mit Hormonpräparaten, wie zum Beispiel hormonellen Verhütungsmitteln oder örtlich aufgetragenen Östrogenmitteln behandelt werden.
Für Männer ist ein relativ neues Medikament auf dem Markt, welches den Wirkstoff Finasterid enthält und bei regelmäßiger Einnahme bei über 90 Prozent der Männer den Haarverlust stoppen soll. Finasterid hemmt das DHT, die biologisch aktivste Form des Testosterons und blockt den Haarausfall ab. Bislang stehen leider noch Langzeitbeobachtungen aus. Auch steht das Medikament unter Verdacht Potenzprobleme zu verursachen.
Das beste Mittel gegen Haarausfall? Ein weites Feld. Und für jeden selbst zu entscheiden.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.