Hirsutismus: Übermäßige Behaarung bei Frauen
Eine stattliche Körperbehaarung gilt beim starken Geschlecht immer noch als Zeichen der Männlichkeit. Bei Frauen hingegen sind bereits feine Haare am Körper eher ein Schönheitsmakel. Doch in extremen Fällen geht die Behaarung bei Frauen über das normale Maß hinaus: Die Krankheitsbilder Hirsutismus und Hypertrichose bezeichnen krankhaften Haarwuchs. Erfahren Sie hier, woran es liegt, dass Damenbart und Co vermehrt sprießen und was Sie dagegen tun können.
Inhaltsverzeichnis:
- Körperbehaarung ist von vielen Faktoren abhängig
- Hirsutismus und Hypertrichose: extremer Haarwuchs
- Ursachen für übermäßige Körperbehaarung bei Frauen sind Vielfältig
- Starker Haarwuchs: wann zum Arzt?
- Behandlung von Hirsutismus richtet sich nach Ursache
Frauen zupfen sich die Augenbrauen, rasieren sich die Beine und stutzen die Bikinizone. Alles in allem hat das weibliche Geschlecht seine Körperbehaarung gerne im Griff. Doch in einigen seltenen Fällen sprießen mehr als nur Stoppeln an den Beinen: Als Hirsutismus wird das vermehrte Auftreten von Körperbehaarung an typisch männlichen Stellen bezeichnet. Das bedeutet, Haare wachsen an der Oberlippe, den Wangen, dem Kinn, der Brust, dem Rücken, dem Bauch und den Oberschenkeln.
Körperbehaarung ist von vielen Faktoren abhängig
Das Ausmaß der Behaarung ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Prinzipiell wachsen mit Ausnahme an den Hand- und Fußinnenflächen und den Schleimhäuten an jeder Körperstelle Haare. Bei Kindern sprießt zunächst ein feiner Flaum (Vellushaare). Während der hormonellen Umstellung in der Pubertät verändert sich die Haarstruktur: Bei Männern wird die Körperbehaarung dunkler, borstiger und dicker (Terminalhaare). Bei Frauen nach der Pubertät bleiben die Haare eher fein, durch die genetischen Anlagen und Haarentfernung (Rasur) können sie an den betroffenen Körperarealen (Beine, Achseln, Intimbereich) allerdings dunkler und dicker erscheinen. Die Körperbehaarung ist nicht nur vom Geschlecht sondern auch von der ethnischen Herkunft abhängig. So haben Asiaten und Afrikaner eine andere Haarstruktur und somit auch Körperbehaarung als Europäer. Frauen aus dem mediterranen und orientalischen Raum weisen häufig eine stärkere Behaarung auf, dunkelhaarige Typen sind eher betroffen als hellhaarige Personen. Während Phasen der hormonellen Umstellung kommt es natürlicherweise zu Veränderungen des Behaarungsmusters. Während der Pubertät, einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren können Frauen an starkem Haarwuchs am Körper leiden.
Hirsutismus und Hypertrichose: extremer Haarwuchs
Mediziner unterscheiden bei krankhaftem Haarwuchs zwei Formen. Die sogenannte Hypertrichose kann bei Männern und bei Frauen gleichermaßen auftreten. Dabei handelt es sich um eine allgemeine Vermehrung der Körperbehaarung. Die Gesichts- und Sexualbehaarung ist hierbei nicht besonders betroffen. Hirsutismus tritt hingegen nur bei Frauen auf. Der Begriff bezeichnet das vermehrte Auftreten des männlichen Behaarungsmusters bei Frauen und Kindern. Die feinen Vellushärchen im Gesicht, am Oberkörper, den Beinen und am Rücken werden vermehrt durch Terminalhaare ersetzt. Charakteristisch ist ein starker Damenbart an Oberlippe und Kinn. Auf der Brust und um die Warzenhöfe sprießen lange, dunkle Haare, die als störend empfunden werden. Auch Arme und Rücken können stark betroffen sein. Die Bikinizone ist sehr behaart und geht bis auf die Oberschenkel über.
Ursachen für übermäßige Körperbehaarung bei Frauen sind Vielfältig
Die Ursache für Hirsutismus lässt sich nicht pauschal bestimmen. Von Fall zu Fall kann der vermehrten Behaarung ein anderer Auslöser zugrunde liegen. In den meisten Fällen ist der Hirsutismus nicht auf eine Grunderkrankung zurückzuführen. Dann sprechen Mediziner von einem Idiopathischen Hirsutismus. Die genetische Veranlagung und die ethnische Abstammung können dann der Grund für das Haarwachstum sein. In einigen Fällen spielt der Hormonhaushalt eine Rolle bei der Entstehung des Krankheitsbildes: Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron. Das Testosteron gilt als männliches Geschlechtshormon. Es kommt natürlicherweise im weiblichen Körper vor. Wird zu viel davon produziert kann es zu einer Vermännlichung kommen. Dazu gehören neben der vermehrten Körperbehaarung eine tieferwerdende Stimme und der Verlust des Kopfhaars. Auch eine Veränderung an den Eierstöcken kann zu einer Veränderung des Hormonhaushaltes und damit zu Hirsutismus führen. Beim sogenannten Polyzystischen Ovarialsyndrom ist die Testosteronproduktion in den Ovarien erhöht. Tumore und Veränderungen in anderen hormonbildenden Strukturen können ebenfalls zu Hirsutismus führen. Die Schilddrüse und die Nebennieren sind neben den Eierstöcken vorrangig zu nennen.
Medikamente können Haarwuchs ankurbeln
Neben den hormonellen Ursachen können auch einige Medikamente den Haarwuchs bei Frauen unnatürlich ankurbeln. Substanzen wie Anabolika (Steroide), Androgene, Kortison (Glukokortikoide), Mittel bei Autoimmunerkrankungen und gegen Unterzuckerung können zu einem Vermehrten Wachstum der Körper- und Schambehaarung führen. Zudem kann Hirsutismus als Symptom verschiedener anderer Erkrankungen auftreten. Dazu gehören:
- Akromegalie
- Cushing-Syndrom
- Stoffwechselerkrankungen
- Neurologische Erkrankungen
Starker Haarwuchs: wann zum Arzt?
Wenn sich das Wachstum der Körperbehaarung plötzlich verstärkt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten zudem weitere Symptome einer Vermännlichung auf ist der Arztbesuch dringend notwendig. Ein Allgemeinmediziner ist zunächst der richtige Ansprechpartner. Je nach Ursache des Leidens kann ein Endokrinologe oder Gynäkologe hinzugezogen werden. Der Mediziner wird zunächst eine Befragung zu den Symptomen durchführen. Dazu gehört auch die Frage nach gehäuftem Auftreten solcher Fälle in der Familie. Danach folgt eine körperliche Untersuchung: Der Arzt sieht sich die behaarten Stellen an. Es können Blutuntersuchungen folgen, um gegebenenfalls hormonellen Störungen auf den Grund zu gehen. Hier stehen vor allem die Testosteron- und Androgen-Werte im Vordergrund.
Behandlung von Hirsutismus richtet sich nach Ursache
Ist der Grund für die übermäßig starke Behaarung geklärt, kann der Arzt eine geeignete Behandlung einleiten. Liegt ein hormonelles Ungleichgewicht vor, können Medikamente die Testosteronproduktion reduzieren. Liegt ein Tumor vor, der Geschlechtshormone produziert, muss dieser operativ entfernt werden. Ist ein Medikament die Ursache für die starke Körperbehaarung, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt die Gabe eines neuen Präparats die Beschwerden verschwinden lassen. Tritt die Behaarung im Zusammenhang mit der hormonellen Umstellung während der Wechseljahre auf, kann die Ernährung eine Rolle bei der Behandlung spielen. Da die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone deutlich reduziert ist, fehlt Östrogen. Sojaprodukte erhöhen den Östrogenspiegel – die regelmäßige Zufuhr kann dazu beitragen den Mangel auszugleichen. Auch das Trinken von Pfefferminztee soll dabei helfen die Östrogenproduktion während der Wechseljahre anzukurbeln.
Haarentfernung: Rasur, Laser und Co.
In einigen Fällen kann keine Ursache für den starken Haarwuchs ausgemacht werden. Somit ist auch die kausale Behandlung nicht möglich. Doch das heißt nicht, dass frau nichts gegen den vermeintlichen Makel unternehmen kann. Vor allem die Haare im Gesicht werden von Betroffenen als störend empfunden. Dunkle Haare an der Oberlippe können durch Bleichen unauffälliger gemacht werden. Eine Nassrasur entfernt unerwünschte Haare, allerdings nur oberflächlich – nicht an der Wurzel. Dafür ist die Rasur schonend für die Haut. Ein Epiliergerät entfernt die unerwünschte Behaarung mitsamt der Wurzel. Je nach Anzahl und Dicke der Haare kann die Prozedur allerdings zeitaufwendig und schmerzhaft sein. Eine Laserbehandlung kann die störenden Haare dauerhaft entfernen. Einen Überblick über verschiedene Methoden der dauerhaften Haarentfernung finden Sie im apomio.de Gesundheitsblog.
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Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.