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Hungern in der Schwangerschaft: die Angst zuzunehmen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 05. Mai 2019

Fit und schlank nach der Schwangerschaft – und das in möglichst kurzer Zeit. Heidi Klum, Victoria Beckham und Co sind nur wenige Wochen nach der Geburt wieder gertenschlank. Die Sorge, während der Schwangerschaft zuzunehmen, wächst auch in den Köpfen normaler Frauen heran. Immer mehr haben das Gefühl, während der Schwangerschaft ihr Gewicht möglichst gering halten zu müsse und hungern. Lesen Sie hier, welche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft absolut normal und gesund ist und was das Hungern in der Schwangerschaft für Konsequenzen haben kann.  Fünf Wochen nach der Geburt in Unterwäsche über den Laufsteg, drei Wochen nach der Geburt wieder in Größe 34 – die Klatschpresse zeigt uns, wie schnell Promi-Damen es schaffen, nach einer Geburt wieder in top Form zu sein. Scheinbar haben die neun Monate der Schwangerschaft keinerlei Spuren hinterlassen. In logischer Konsequenz stürzten sich die Magazine auf Herzogin Kates Bäuchlein, das sich wenige Tage nach der Geburt ihres ersten Sohnes unter dem Kleid abzeichnet. Dabei ist eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ein ganz natürlicher Vorgang. Und auch der Gewichtsverlust im Anschluss benötigt Zeit. Als Faustregel unter Hebammen gilt: Was neun Monate herangewachsen ist, braucht auch neun Monate um abgebaut zu werden. Um gar nicht erst „zu viel“ auf die Waage zu bringen, zeigen inzwischen viele Frauen während der Schwangerschaft Anzeichen von Essstörungen – sie hungern.

Hungern in der Schwangerschaft: Das sind die Folgen

Das hat Auswirkungen – mehr auf die Mutter als auf das ungeborene Kind. Ärzte sagen, wer in der Schwangerschaft nicht ausreichend Nährstoffe zu sich nimmt und keine Energiereserven anlegt, gefährdet seine eigene Gesundheit. Ist der Bedarf nicht gedeckt, beginnt der weibliche Körper Substanzen wie Mineralien aus den Knochen zu lösen und Muskelmasse abzubauen, um das Kind zu versorgen. Die Folge: Die werdende Mutter wird schwächer. Osteoporose kann sich ausbilden, was bei der natürlichen Geburt zu einem Bruch des Beckens führen kann. Die neugeborenen Kinder von untergewichtigen Frauen sind in der Regel etwas kleiner als Kinder Normalgewichtiger oder Übergewichtiger und haben einen geringeren Kopfumfang. Dennoch sind sie meist gesund und wohlauf. Magersucht oder eine andere Essstörung in der Schwangerschaft bilden eine Ausnahme – hier kann das Kind unter der Erkrankung der Mutter leiden. Es kann zu Frühgeburten, Untergewicht beim Neugeborenen oder einer verlangsamten Entwicklung kommen.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: Das wiegt die Babykugel

Ein Anstieg des Gewichts ist in der Schwangerschaft ein ganz normaler Vorgang, ohne den kein neues Leben entstehen kann. Dabei handelt es sich nur zu einem kleinen Anteil um Fett. Andere Körperstrukturen erklären ebenso das zusätzliche Gewicht auf der Waage:

  • Das Fruchtwasser umgibt das Baby und kann bis zu 1 kg wiegen
  • Der Hormonhaushalt verändert sich und Wassereinlagerungen entstehen – bis zu 3 kg
  • Die Gebärmutter wächst stark an – sie kann 1 kg wiegen
  • Die Plazenta versorgt den Nachwuchs und wiegt circa 500 g
  • Eine Schwangere hat mehr Blut im Kreislauf: Das entspricht bis zu 2 kg
  • Der Körper legt Fettreserven für die anstrengende Geburt an: zwischen 2 und 3kg

Alles in allem kommt eine Schwangere innerhalb der neun Monate damit auf eine Gewichtszunahme von 15 bis 20 Kilogramm – ohne dass es sich um Fett handelt. Der Körper verändert sich während der Schwangerschaft und leider ist es genetisch bedingt nicht allen vergönnt lediglich einen halbrunden perfekten Babybauch zu tragen: Viele Frauen werde auch an Beinen, Po und Busen „etwas mehr“. Das ist kein Grund zur Beunruhigung oder Schande – es ist ein normaler Vorgang, der das neue Leben ankündigt.

Essstörung überwunden – Schwangerschaft birgt Rückfallrisiko

Vor allem Frauen, die in ihrer Vergangenheit bereits mit einer Essstörung wie Magersucht, Anorexie, oder Bulimie, Ess-Brech-Sucht, zu kämpfen hatten, sind durch eine Schwangerschaft gefährdet in alte Muster zurückzufallen. In der Gesellschaft wurde das Thema Magersucht in der Schwangerschaft erst in den vergangenen Jahren angesprochen, nachdem eine betroffene Bloggerin über ihre Krankheit berichtete. „Pregorexie“ – eine Zusammensetzung der Wörter „prengant“, also schwanger, und „Anorexie“ für Magersucht – hat sich seitdem als Begriff für das Leiden durchgesetzt. Magersucht betrifft etwa zwei Prozent der Bevölkerung, die meisten Betroffenen sind Frauen unter 30 Jahren. Häufig ist die Veränderung des Körpers und des Hormonhaushalts in der Pubertät der Beginn der Erkrankung. Auch wenn durch eine Therapie oder den Aufenthalt in einer Klinik die Essstörung überwunden scheint, kann eine Schwangerschaft zu einem Rückfall führen. Wieder verändert sich der Hormonhaushalt drastisch – ebenso der Körper. Die Angst davor, die Kontrolle über das Gewicht und das Aussehen zu verlieren, kann dazu führen, dass die Magersucht zurückkehrt.

Psychotherapeutische Hilfe während der Schwangerschaft

Für betroffene werdende Mütter kann es hilfreich sein, die gesamte Schwangerschaft über psychotherapeutische Begleitung in Anspruch zu nehmen. Wenn sie mit ihrem Therapeuten offen über die Ängste vor der Schwangerschaft und den damit verbundenen Kilos auf den Hüften sprechen können, schaffen es einige Frauen nicht wieder dem Teufelskreis zu verfallen. Auch die Teilnahme an Gruppensitzungen von Menschen mit Essstörungen kann helfen nicht wieder in die Falle zu tappen. Kliniken für psychosomatische Erkrankungen sind eine erste Anlaufstelle. Kehrt die Magersucht während der Schwangerschaft zurück, ist es von großer Bedeutung, die neun Monate ärztlich überwachen zu lassen. Der behandelnde Gynäkologe sollte von Beginn der Schwangerschaft an wissen, dass die Betroffene an Anorexie leidet. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit Ultraschallbildern zeige die Entwicklung des Kindes. Besteht durch die mangelnde Versorgung Gefahr für den Nachwuchs, kann eine Zwangsernährung über eine Sonde notwendig sein. Viele magersüchtige Schwangere empfinden das leichter als die Kalorien selbst zu essen.

Nach der Geburt: Das Gewicht pendelt sich langsam ein

Ist das Kind erste einmal da ist die Freude riesig. Und mit dem Familienzuwachs verändert sich das gesamte Leben: es wird turbulent. Steht für Sie trotz allen Mutterglücks die Rückkehr zur alten Figur weit oben auf der Agenda sei gesagt, das Gewicht reguliert sich innerhalb eines Jahres meist komplett von alleine. Stillende Mütter haben einen deutlich erhöhten Energieverbrauch. Der Körper muss täglich Milch produzieren, sodass bis zu 500 Kilokalorien mehr verbrannt werden. Auch das alltägliche Leben mit dem Kind bringt viel Bewegung und leider meist wenig Erholung und Schlaf mit sich. Sie werden sehen, sie sind ständig auf Achse. Die ersten Kilos purzeln nach der Geburt sehr schnell.

Leichte Bewegung fördert Abnehmen – Spazieren mit dem Kinderwagen und Rückbildungskurse

Bis der gesamte Körper wieder die frühere Form annimmt kann es dauern: Sport – insbesondere intensiver Ausdauer- und Kraftsport – ist erst einige Wochen nach der Entbindung empfehlenswert. Die Muskulatur der Bauchdecke muss sich zurückbilden und schließen. Spezielle Rückbildungskurse sorgen dafür, dass auch der Beckenboden wieder in Form kommt. Die Hebamme oder der behandelnde Frauenarzt können die beste Empfehlung aussprechen, wann Sport wieder in Frage kommt. Bis es so weit ist werden frisch gebackene Mütter viel Zeit damit verbringen den Kinderwagen auf langen Spaziergängen durch die Gegend zu schieben oder können beim Schwimmen oder Yoga an der Kondition und Flexibilität arbeiten. Es braucht seine Zeit, doch früher oder später passen die Hosen von der Schwangerschaft wieder – auf eine gesunde Art und Weise.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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