Hyaluronsäure & Kollagen: Was können die Wunderwaffen wirklich?
Auch wenn wir es nicht gerne hören: Die Haut beginnt mit 25 zu altern. Elastizität und Spannkraft nehmen ab. Anti-Aging-Kosmetika füllen entsprechend die Regale und verheißen den ewigen Jungbrunnen für Gesicht und Decolleté. Zauberkraft werden vor allem Produkten mit Hyaluronsäure und Kollagen nachgesagt. Was passiert beim Alterungsprozess der Haut? Welche Funktion und Wirkung haben die beiden Superwirkstoffe? Welchen speziellen Effekt haben Cremes, Kapseln und Spritzen?
Was passiert beim Alterungsprozess der Haut?
Die Haut ist unser größtes Organ. Ein Drittel unseres Wasservorrats ist in ihr gespeichert. Ab 25 verlangsamt sich der Stoffwechsel, auch der unserer Haut. Die Versorgung mit Nährstoffen und der Abtransport von Abfallprodukten aus dem Bindegewebe nehmen stetig ab. Die Zellen teilen sich langsamer. Die Neubildung von elastischen und kollagenen (Stützfunktion) Fasern geht zurück. Die Fettzellen unter der Haut nehmen ab. Die Haut wird dünner. Der Wassergehalt, ein wichtiger Faktor für glattes Aussehen, reduziert sich auch. Der Alterungsprozess ist natürlich, kann aber auch durch schädliche Einflüsse beschleunigt werden. Von außen: Sonne, Umweltgifte, sauerstoffarme Räume, Klimaanlagen. Von innen: Ernährung, Nikotin, Alkohol und chronischer Bewegungsmangel. Was die Haut braucht ist eine gute Durchblutung und optimale Nährstoffversorgung. Doch auch unter diesen idealen Bedingungen wird der Alterungsprozess zwar verzögert, aber nicht aufzuhalten sein.
Was ist Hyaluronsäure?
Hyaluronsäure ist keine Säure im herkömmlichen Sinne, sondern eine lange Kette von Zuckermolekülen. Das macht ihre Fähigkeit aus, sehr viel Wasser zu binden (bis zu 6 Liter pro Gramm!). Die Substanz ist im ganzen Körper verbreitet. Nicht nur in der Haut, in der 50 Prozent des Zuckerstoffs eingelagert ist, sorgt sie für einen hohen Feuchtigkeitsgehalt. Sie fungiert z.B. auch als Schmiermittel in den Gelenken und ermöglicht aufgrund ihrer Druckbeständigkeit, dass die Bandscheiben das Gewicht von Kopf und Rumpf tragen können. Großer Vorteil, dass sie eine körpereigene Substanz ist, ist ihre gute Verträglichkeit. Egal, ob aus Tiergewebe (früher: Hahnenkämme) oder synthetisch hergestellt, der Körper unterscheidet nicht zwischen eigenem und Fremdprodukt und baut sie ein.
Welche Funktion hat sie für die Haut?
Die gelartige Hyaluronsäure bindet und spendet reichlich Wasser und füllt damit die Feuchtigkeitsdepots auf. Sie stützt die kollagenen und elastischen Fasern und polstert die Haut auf. Die Moleküle des Wundermittels, das die Haut klar, prall und strahlend werden lässt, sind jedoch so groß, dass sie nicht in tiefere Schichten gelangen und deshalb ihre Wirkung nur von kurzer Dauer ist. Deshalb hat sich die Kosmetikindustrie bemüht, kleinere Fragmente des Feuchtigkeitsspenders herzustellen, die sich einen Weg in untere Hautschichten bahnen können. Die Wirkungszeit und –intensität konnte dadurch erhöht werden.
Cremes, Kapseln oder Spitzen?
Wird Hyaluronsäure äußerlich aufgetragen, hat es nur einen kurzen Effekt. Deshalb werden inzwischen Kosmetika entwickelt, die die Produktion des Feuchtigkeitsspenders in der Haut z.B. mit Hilfe von natürlichen Pflanzenstoffen anregen. Andere Firmen versuchen, das Enzym in der Haut zu stoppen, das die Hyaluronsäure abbaut. Die Wirksamkeit der äußeren Anwendung hängt von der Konzentration der Substanz in dem Produkt ab. Am intensivsten sind daher Seren und Masken, bei denen der Anteil 2 bis 3 Mal so hoch ist als in Cremes. Es gibt auch Augengele, Handcremes, Bodylotions und Reinigungsprodukte im Handel.
Durch Spritzen von sogenannten Hyaluronsäure-Fillern unter die Haut, das Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten ist, werden Falten am nachhaltigsten geglättet. Die Aufpolsterung hält mindestens 3-6 Monate an. Kosten ca. 250 Euro oder mehr, je nach Faltentiefe. Einzige mögliche Nebenwirkung: Schwellungen und ggf. blaue Flecken. Muss aber nicht sein. Vorteil: Man braucht nicht unter das Messer und es sieht recht natürlich aus. Bei Einnahme des Glattmachers wird der gesamte Körper damit versorgt, was auch den Gelenken zugutekommt. Auch hier gilt, dass die Effektivität von der Konzentration des Zuckerstoffs in den Kapseln abhängt. Es wird eine Tagesdosis von mindestens 100 mg empfohlen. Die Wirkung hat eine gewisse Anlaufzeit, geht dafür tiefer, ist kostengünstiger und erspart einem die Pikser der Spritzen und die blauen Flecken danach.
Kollagen – das Stützgerüst der Haut
Kollagen ist der wichtigste Bestandteil des Bindegewebes. Die hauchdünnen Fasern bestehen aus Eiweiß und sind eng miteinander verdreht. Das macht ihre hohe Zugfestigkeit aus. Kollagen polstert und festigt die Konturen von Gesicht und Körper. Es wird täglich gebildet, fördert die Regeneration der Hautzellen und speichert Feuchtigkeit. Mit zunehmendem Alter lässt seine stabilisierende Wirkung und die Standfestigkeit unserer Konturen nach. Kollagen in Kosmetika wurde früher aus der Plazenta von Rindern gewonnen. Als BSE auftrat, wurden die Produkte vom Markt genommen. Heute werden sie aus dem Gewebe von Fischen, der Haut von Schweinen oder Quallen hergestellt.
Wirkung und Einsatz von Kollagen in Kosmetika
Auch die Kollagen-Moleküle sind so groß, dass sie nach dem Auftragen nicht tiefer in die Haut eindringen können. Daher beschränkt sich ihr Effekt auf die Oberfläche. Hier entwickeln sie einen Feuchtigkeitsfilm und die Haut sieht glatter und straffer aus. Wie schon bei der Hyaluronsäure wird auch hier nach Wegen gesucht, das Molekül zu zerkleinern, damit es tiefer eindringen kann, oder die Produktion des körpereigenen Kollagens anzukurbeln. Allerdings dürfen Kosmetika gar nicht so tief eindringen, wie es oft versprochen wird, da sie sonst als Medikamente gelten und unter das Arzneimittelgesetz fallen.
Außer für Anti-Aging-Cremes wird Kollagen auch in Mascara und Lippenstiften eingesetzt. Die Wimpern erhalten durch die hohe Feuchtigkeit mehr Volumen. Die Lippenfältchen werden geglättet und der Mund sieht voller aus. Kollagen kann auch unterspritzt oder eingenommen werden. Auch diese Kollagen-Produkte sind tierischen Ursprungs.
Fazit
Hyaluronsäure ist ein gelartiger Zucker, der sehr viel Wasser bindet und deshalb als großer Feuchtigkeitsspender zur Glättung der Haut und zur Unterspritzung von Falten eingesetzt wird. Der Körper erkennt die Substanz als seine eigene an und es kommt zu keinen allergischen Reaktionen. Für Kosmetika wird sie heute synthetisch hergestellt. Kollagen ist ein Eiweiß, auch feuchtigkeitsbindend, und formt mit seinen Fasern u.a. die Konturen des Gesichts. Cremes bilden auch einen Feuchtigkeitsfilm und glätten die Haut. Beide Substanzen dürfen nicht ganz tief in die Haut eindringen – auch wenn es so dargestellt wird -, weil sie sonst nicht als Kosmetika, sondern Medikamente gelten. Kollagen wird aus tierischen Produkten hergestellt.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.