Hyperhidrose - wenn die Schweißdrüsen zu viel Flüssigkeit produzieren
Ist es im Sommer warm, steht uns allen das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Von Hyperhidrose betroffene Menschen schwitzen aber nicht nur bei starker Wärmebelastung, sondern auch scheinbar grundlos. Ständig verschwitzte Kleidung, Scham gegenüber anderen Personen und Entzündungen in Hautfalten können die Folge sein. Was viele nicht wissen ist, dass Hyperhidrose kein unabwendbares Schicksal ist. Es gibt Mittel und Wege, dagegen vorzugehen.
Entstehung von Hyperhidrose - Ursachen oft unbekannt
Lange wurde vermutet, dass Patienten mit Hyperhidrose eine größere Menge an Schweißdrüsen aufweisen. Das ist heute widerlegt, weder sind die Drüsen größer als beim Durchschnitt, noch vermehrt vorhanden. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Produktion der Schweißdrüsen übermäßig stimuliert wird, weshalb sie mehr Flüssigkeit absondern. Das vegetative Nervensystem scheint daran einen nicht unerheblichen Anteil zu haben.
Die gute Nachricht ist, dass es mittlerweile zahlreiche Hilfsmöglichkeiten, wie beispielsweise eine Iontophorese gegen starkes schwitzen. Für viele Betroffene ist die Hürde zum Arztgespräch aber immer noch sehr hoch. Scham ist dabei ein wichtiges Thema, denn wer stark schwitzt, fühlt sich in Gegenwart anderer Personen oft gehemmt. Offen über dieses Dilemma zu sprechen, fällt nicht immer einfach.
Sind Sie selbst betroffen, trauen Sie sich und sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens über das Problem. Auch wenn die übermäßige Schweißproduktion von außen gut erkennbar ist, handelt es sich dabei um eine Erkrankung und kein Zeichen mangelnder Körperhygiene. Das wird oft missverstanden, was psychischen Leidensdruck und Scham noch weiter steigert.
Verschiedene Arten von Hyperhidrose - primär und sekundär möglich
Die Medizin unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose. Erstere Variante tritt ohne einen nachvollziehbaren Grund auf und ist fast immer auf einzelne Schweißdrüsen beschränkt. Es wird auch von fokaler Hyperhidrose gesprochen. Betroffen sind vor allem Füße, Hände, Stirn und Achseln, manche Menschen schwitzen auch im Leistenbereich verstärkt.
Eine andere Variante ist die generalisierte (primäre) Hyperhidrose. Hier arbeiten alle Schweißdrüsen stärker als normal, es gibt aber keine nachvollziehbare Ursache für das Phänomen.
Bei der sekundären Schweißdrüsenüberproduktion liegt einer bekannten (oder unbekannten) Ursache zugrunde. Durch die Therapie des Auslösers ist es möglich, die Beschwerden zu lindern. Häufige Ursachen sind beispielsweise Medikamentennebenwirkungen von Kortison, Antidepressiva und Schilddrüsenhormonen. Möglich sind außerdem Hormonstörungen der Frau, in den Wechseljahren kommt es zu verstärktem Schwitzen und Hitzewallungen.
Tritt die Hyperhidrose weit nach der Pubertät auf, muss zunächst eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Mögliche Auslöser sind Erkrankungen wie:
- Akute Infektionen (mit oder ohne Fieber)
- Anämie
- Entzugssymptome (Koffein, Nikotin, Alkohol, Drogen)
- Herzerkrankung (Insuffizienz)
- Diabetes
- Schilddrüsenfehlfunktion
Viele Erkrankungen gehen mit einer verstärkten Schweißbildung einher. Einige bösartige Krebsarten zeigen als erstes und einziges Symptom verstärkten Nachtschweiß. Hier ist wichtig zu beachten, dass solche Gründe eher selten vorliegen, zur Sicherheit für den Patienten aber abgeklärt werden müssen.
Verschiedene Behandlungsoptionen für Hyperhidrose
Obwohl der Belastungsdruck hoch ist, bleibt die Hyperhidrose kein unabwendbares Schicksal. Den Betroffenen kann in den meisten Fällen geholfen werden, entweder durch Therapie der Grunderkrankung oder durch direktes Einwirken auf die Schweißproduktion. Sind Medikamentennebenwirkungen am übermäßigen Schwitzen schuld, hilft oft ein Wechsel des Präparats. Manchmal stellt sich nach einer Zeit aber auch Besserung ein, wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt hat. Nachfolgend stellen wir Ihnen verschiedene Behandlungsansätze vor, von denen sich einer in der Vergangenheit besonders hervorgehoben hat.
Die Verwendung von Antiperspiranzien
Normale Deos werden als "Antitranspirant" bezeichnet, ihre Wirksamkeit reicht bei übermäßigem Schweißfluss aber nicht aus. Das Antiperspiranz ist eine spezielle Weiterentwicklung klassischer Deos und besteht zu großen Teilen aus Aluminiumsalzen. Bei der Anwendung wird die betreffende Schweißdrüse kurzfristig verstopft, sodass sie keinen oder nur noch wenig Schweiß produzieren kann. Meist stehen Antiperspiranzien in Form von Deosprays, Sticks oder Salben zur Verfügung.
Der Vorteil ist die einfache Handhabung, die Anwendung ist ebenso einfach wie die eines klassischen Deos. Der große Nachteil ist der hohe Gehalt an Aluminiumsalzen, da dieser in Verdacht steht giftig zu sein. Die dauerhafte Anwendung verringert die Schweißproduktion immer nur kurzfristig. Sobald die Wirkung des Produkts abgeklungen ist, steigt die Schweißmenge wieder an.
Iontophorese mit Leitungswasser - Hoffnung für Betroffene
Personen mit primärer Hyperhidrose an Füßen, Händen, Achseln oder Stirn profitieren von der nebenwirkungsarmen und effizienten Lösung oft dauerhaft. Während der Iontophorese wird das betroffene Körperteil in stromversetztem Leitungswasser gebadet. Das klingt kurios, ist aber weder schmerzhaft noch gefährlich. Die Menge an Strom ist so gering, dass lediglich ein spürbarer Reiz für die Schweißdrüsen vorhanden ist.
Bislang ist selbst die Wissenschaft erstaunt über die zahlreichen positiven Berichte und versucht zu erforschen, was genau im Körper passiert. Man geht davon aus, dass die elektrischen Reize in der Lage sind, die Stimulation der Schweißdrüsen zu reduzieren. Das wiederum führt dann dazu, dass es zu einer dauerhaften Linderung kommen kann.
Die gute Nachricht ist, dass es Geräte zur Iontophorese für den Heimbedarf gibt. Betroffene können ihre Therapie also in Eigenregie durchführen, ohne dass sie dafür ständig zu ihrem Arzt müssen.
Injektionen mit Botox - die umstrittene Alternative
Botox ist aus der kosmetischen Chirurgie nicht mehr wegzudenken, das Nervengift wird zum Unterspritzen von Falten genutzt und kommt auch bei Hyperhidrose in Frage. Auf ärztlicher Seite wird über die Anwendung diskutiert, da sich Nebenwirkungen nicht ganz ausschließen lassen. Hinzu kommt, dass Botox immer nur für ca. ein halbes Jahr wirkt, anschließend ist eine Wiederholung der Behandlung erforderlich.
Primär kommt die Methode im Achselbereich zum Einsatz, wenn andere Hilfsmittel versagt haben und der Leidensdruck groß ist. Die wenigsten Betroffenen setzen im sichtbaren Bereich von Stirn, Händen und Füßen auf Botox, da das Nervengift Nervensignale in den betroffenen Bereichen blockiert. Im ungünstigen Fall kann das zur Folge haben, dass die Muskulatur geschwächt wird. In den Händen und Füßen sind solche Nebenwirkungen häufig, daher wird Botulinumtoxin in den meisten Fällen vermieden.
Unterstützende Maßnahmen - was Betroffene selbst machen können
Obwohl Hyperhidrose durch einen Lifestyle-Wechsel nur selten komplett behandelbar ist, gibt es leicht umzusetzende Maßnahmen, die einen Effekt haben. Schauen wir uns die Ernährung an, denn hiermit lässt sich schon viel erreichen. Gewürze sind gesund und schmackhaft, können aber die Schweißproduktion anregen. Ingwer, Chili und andere scharfe Produkte lassen den Schweiß stärker fließen. Viel Knoblauch führt hingegen dazu, dass der produzierte Schweiß stärker riecht.
Mit Stressfreiheit gegen Hyperhidrose - die Psyche spielt eine Rolle
Wenn Sie unter permanentem Stress leiden, ist die Gefahr für Schweißausbrüche deutlich erhöht. Viele von Ihnen kennen das Phänomen, dass in unangenehmen Situationen plötzliche die Hände feucht werden. Von Hyperhidrose betroffene Menschen spüren das Phänomen deutlich stärker, sodass ein optimiertes Stressmanagement zur Symptomlinderung beitragen kann. Auch Ängste sind ein Auslöser bzw. Verstärker des vermehrten Schwitzens. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder auch die Behandlung einer Angsterkrankung können Verbesserungen erzielen.
Körperhygiene bei Hyperhidrose - regelmäßig Waschen beugt Geruch vor
Wer ständig schwitzt, würde am liebsten dreimal täglich unter die Dusche springen. Das ist zu viel, kostet übermäßiges Geld und schadet der Haut. Einmal täglich ist eine gründliche Reinigung der betroffenen Stellen aber wichtig. Sind die Achseln vom Schweißfluss betroffen lohnt es sich, die Körperbehaarung nicht zu entfernen. Glatt rasierte Haut transportiert den Schweiß noch besser und sorgt dafür, dass er den Körper hinabrinnt. Dichtes Achselhaar kann Teile des Schweißflusses stoppen und so dazu beitragen, dass die Flecken am T-Shirt geringer ausfallen.
Eine gute Hilfe ist eine antibakterielle Seife, die die im Schweiß vorhandenen Bakterien eliminiert. Sie sollte nicht parfümiert sein, um die Hautoberfläche zu schonen. Für den Notfall tragen viele Betroffene ein Tütchen mit einem feuchten Waschlappen mit sich. Es gibt auch "Waschlappen to go", die für schwitzige Notsituationen sehr hilfreich sind.
Die richtige Kleidung bei Hyperhidrose wählen
Schwitzen Sie stark, ist das an Ihrer Kleidung zu erkennen. Ringe unter den Achseln, am Bauch oder an den Beinen sind ein typischer Anblick von Hyperhidrose-Patienten. Beugen Sie zumindest einen Teil vor, indem Sie auf Kleidung aus natürlichen Fasern setzen. Baumwolle, Bambus und Leinen sind gut geeignet, die Körperwärme zu regulieren und den Schweiß abzutransportieren.
Setzen Sie auf den Zwiebellook, um sich an die Temperaturempfindungen anzupassen. Wird ihnen warm, legen Sie einfach ein Kleidungsstück ab und schwitzen weniger.
Fazit: Hyperhidrose ist behandelbar und kein Grund zur Scham
Es ist unangenehm, wenn der Schweiß in Strömen fließt und das Schamgefühl haben fast alle Betroffenen gemeinsam. Fiese Sprüche in der Schulzeit, irritierte Blicke von Kollegen und ständiges Nachfragen belasten das Gemüt. Machen Sie sich klar, dass Hyperhidrose eine Erkrankung ist, für die Sie nichts können. Es gibt keinen Grund, warum Sie sich dafür schämen müssen, Sie sind auch nicht allein. Weltweit leiden Menschen unter hyperaktiven Schweißdrüsen und die Möglichkeiten zur Behandlung schreiten immer weiter voran.
Sie selbst können außerdem eine Menge dazu beitragen, weniger zu schwitzen und sich in der eigenen Haut wieder wohler zu fühlen. Die gute Nachricht ist, dass die Beschwerden im Alter oft von Natur aus weniger werden, da die Produktion von Hormonen abnimmt. Bis es soweit ist, nehmen Sie die mögliche Hilfe in Anspruch, um ein schweißfreies Leben zu führen.
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Stefanie Bauer, Online Marketing und Content Managerin bei Apomio seit 2018, verbindet ihre Leidenschaft für Gesundheit mit ihrer Expertise im digitalen Bereich. Bereits während ihres Studiums schrieb sie Blogartikel für renommierte Onlinemagazine und entwickelte frühzeitig eine besondere Affinität für medizinische Themen und Zusammenhänge. Als dreifache Mutter verfügt sie über wertvolle Einblicke in die Bereiche Mental Health, Schwangerschaft, Kindererziehung und Ernährung. Ihr fundiertes Wissen und ihre praktische Erfahrung machen sie zu einer wertvollen Ressource im Gesundheitsblog-Team.