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Iliosakralgelenk Syndrom - Das vergessene Gelenk

Kommentar schreiben Aktualisiert am 15. März 2019

Das Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) ist ein straffes Gelenk zwischen dem unteren Teil der Wirbelsäule, dem Kreuzbein, Os sacrum, und den Beckenschaufeln, dem Darmbein, Os ilium. Es stellt somit eine Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken dar.

Das ISG-Syndrom, Iliosakralgelenk-Syndrom, handelt von einer Erkrankung der unteren Wirbelsäule und des Beckens und kann bedingt durch Verschleißungen, Fehlbelastungen oder Unfällen zu Schmerzen führen. Welche Anzeichen gibt es bei einem ISG-Syndrom? Wie wird es diagnostiziert und welche Therapiemöglichkeiten sind gegeben? Mehr zum Thema ISG-Syndrom im folgenden Beitrag.

 

Das Iliosakralgelenk

 

Das Iliosakralgelenk hat im Vergleich zu anderen „typischen“ Gelenken, wie das Kniegelenk oder Hüftgelenk wenig Bewegungsspielraum und wird von einem starken Bandapparat stabilisierend in Position gehalten, sodass es sich auch nicht aktiv bewegen lässt. Im medizinischen Sprachgebrauch wird diese Art von Gelenk Amphiarthrose bezeichnet.

Die Funktion des Iliosakralgelenks besteht in der Kraftübertragung von der Wirbelsäule auf das Becken und somit auf die untere Extremität. Durch seine Lage ist das Iliosakralgelenk besonderen Belastungen ausgesetzt.

Insbesondere kräftige Erschütterungen in Momenten, in denen das gesamte Körpergewicht auf einem Bein liegt, können zu Beanspruchungen des Bandapparates des Beckens führen und körperliche Beschwerden im Iliosakralgelenk hervorrufen.

Verkanten sich die Gelenkflächen, häufig verursacht durch Fehlbelastungen, kann ein ISG-Syndrom entstehen. Ein ISG-Syndrom kann auch während der Schwangerschaft beobachtet werden und zu Schmerzen im unteren Rückenbereich führen.

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermuteten Mediziner, die Hauptursache für untere Rückenschmerzen, läge im Iliosakralgelenk. Seit den 1930er Jahren schenkte man allerdings zunehmend der Wirbelsäule und den Bandscheiben die volle Konzentration und weniger dem Iliosakralgelenk.

Den Fortschritten der medizinischen Forschung ist zu verdanken, dass das Iliosakralgelenk heute als mögliche Ursache bei Rückenschmerzen häufiger in Betracht gezogen wird.

 

Das ISG-Syndrom

 

Blockaden im Iliosakralgelenk können durch Fehlbelastungen und Fehlstellungen der Beine und der Wirbelsäule entstehen, beispielsweise durch Verheben oder dem klassischen Tritt ins Leere, wenn zum Beispiel eine Treppenstufe übersehen wird. Die erhöhte Belastung der Bänder hat Bewegungseinschränkung (Blockade) sowie Verspannungen der stabilisierenden Muskulatur zur Folge.

Der Betroffene nimmt einseitige Rückenschmerzen im unteren Bereich wahr, ausstrahlend in Leiste oder Gesäß, die durch langes Sitzen in einer bestimmten Position verstärkt werden können.

Weitere Symptome können unter anderem sein:

 

  • anfallsartige ISGSchmerzen
  • ISGSchmerzen beim Beugen oder Drehen des Rumpfes
  • Schmerzen beim Gehen oder nach langer körperlicher Anstrengung

 

Wie sieht die Diagnostik aus?

 

Wer im Iliosakralgelenk Schmerzen hat, sollte einen Arzt konsultieren.

In einem ausführlichen Anamnesegespräch hinsichtlich der Beschwerden und der auslösenden Ereignisse des Betroffenen und der darauffolgenden körperlichen Untersuchung lässt sich die Diagnose einer ISG-Blockade stellen.

Die Inspektion des behandelnden Arztes ist von großer Bedeutung: Veränderungen im Haltungsmuster, beispielsweise eine asymmetrische Beckenstellung, können Hinweise für die Diagnosestellung bieten.

Darüber hinaus gibt es Funktionstests, mit denen die Beweglichkeit des Gelenkes untersucht werden kann.

In der Regel ist eine Blutuntersuchung im Rahmen eines ISG-Syndroms nicht erforderlich.

Bei chronischen Kreuzschmerzen vor dem 45. Lebensjahr kann das Blut im Labor auf Anzeichen eines Morbus Bechterew untersucht werden. Bei rheumatischen Erkrankungen, wie dem Morbus Bechterew, kann es zu einer Entzündung des Iliosakralgelenks führen, die sogenannte Sacroiliitis.

Symptome, wie dumpfe Schmerzen im unteren Rücken, welche sich meist im Laufe des Tages bessern, treten dann in Erscheinung. Therapeutisch kommen meist Physiotherapie und entzündungshemmende Schmerzmittel, wie Ibuprofen, zum Einsatz.

Weitere diagnostische Maßnahmen eines ISG-Syndroms sind neben Röntgenuntersuchung auch bildgebende Verfahren, wie Computertimographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT), um mögliche Wirbelbrüche oder Ausrenkungen nachzuweisen und das Weichteilgewebe zu bewerten.

 

Es ist wichtig, andere Krankheiten, die ebenfalls ISG-Schmerzen verursachen können, auszuschließen. Zu diesen Krankheiten zählen unter anderem:

 

  • Knochenbrüche
  • Geschwülste (Beispiel: Krebserkrankungen der Wirbelsäule)
  • Infektionen
  • Nervenschädigungen
  • Morbus Bechterew
  • Hüfterkrankungen (Beispiel: Hüftgelenksarthrose)
  • Psychisch bedingte Rückenschmerzen

 

Therapie bei Schmerzen im Iliosakralgelenk

 

Das Wichtigste ist: In Bewegung bleiben!

Sich zu schonen und Bewegung zu vermeiden ist nämlich falsch.

Denn ein wichtiger Therapiebaustein zur erfolgreichen Behandlung eines ISG-Syndroms ist die körperliche Bewegung. Es ist entscheidend, dass die Betroffenen sich bewegen, auch wenn Schmerzen verspürt werden. Begleitend wird zusätzlich eine Physiotherapie verordnet.

 

Ein Überblick:

Folgendes kann die Beschwerden lindern

  • in den ersten Tagen: entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamenteneinnahme können die Schmerzen erträglicher machen
  • Wärmeanwendungen durch Bäder, Auflagen, Wärmepflaster oder Infrarotlampen
  • Bewegung
  • Physiotherapie
  • Stärkung der stabilisierenden Rumpf und Rückenmuskulatur
  • manuelle Therapie, wodurch die Gelenkblockade über Mobilisation oder Manipulation gelöst wird: bei der Mobilisation wird das betroffene Gelenk während der physiotherapeutischen Behandlung vorsichtig gedehnt und dessen Beweglichkeit verbessert. Die Manipulation erfordert eine kurze Krafteinwirkung des Arztes auf das betroffene Gelenk und löst die Blockade
  • das Tragen von medizinischen Rückenorthesen zur Stabilisierung des Beckens und Entlastung des Iliosakralgelenks kann Schmerzlinderung schaffen und die Therapie des ISGSyndroms unterstützen und vor erneuten Beschwerden schützen

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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