Warum mögen Kinder keinen Brokkoli?
Oft bleibt beim familiären Abendessen das gesunde, aber ungeliebte Gemüse auf dem Teller der Kinder liegen. Eine Ernährungsberaterin erklärt im Interview mit apomio.de, warum das so ist und mit welchen Tricks Eltern den Nachwuchs ‚überlisten‘ können.
apomio.de: Frau Schäfer, Sie sind zertifizierte Ernährungsberaterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, geben Einkaufs- und Küchentrainings. Sie können mir doch bestimmt verraten, warum bei Kindern immer der ungeliebte Brokkoli auf dem Teller liegen bleibt.
Daniela Schäfer: Ich würde nicht sagen, dass es immer der Brokkoli ist, aber sehr oft. Es ist ein relativ geschmacksarmes Lebensmittel. Viele Kinder mögen Süßes und alles, was auffällig in Form und Farbe ist. Es ist nicht immer leicht Brokkoli so zuzubereiten, dass er geschmacklich sein Optimum erreicht. Es spielt auch eine große Rolle, dass man dem Kind nicht nur vermittelt, dass er gesund ist, sondern auch, dass er schmeckt.
apomio.de: Welche Lebensmittel sind für eine gesunde Kindesentwicklung besonders wichtig?
Schäfer: Diese Frage kann man umdrehen und sagen, alles, was für den Erwachsenen gesund ist, ist auch für das Kind gesund. Natürlich gibt es Lebensmittel, die man vermeiden sollte. Alkohol ist natürlich ein Tabuthema für Kinder. Auch rohen Fisch dürfen Kinder bis zu einem bestimmten Lebensalter nicht essen. Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte sind ganz wichtig, das heißt minerlastoff- und vitaminreiche Dinge, wie Obst und Gemüse, aber auch kalorienreiche Lebensmittel. Man sollte Kinder keinesfalls auf Diät setzten, sie brauchen Fette, Kohlehydrate und Eiweiß. Eine abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig. Im ersten Lebensjahr sind sogar Vitamine in Form von Supplementen (Erg. D. Red.: Ergänzungsmittel) für den Säugling wichtig.
apomio.de: Wo sind diese Vitamine enthalten?
Schäfer: Das sind fettreiche Vitamine, die in fetthaltigem Fisch oder Pflanzenölen enthalten sind.
apomio.de: Hat es einen bestimmten Grund, wieso Kinder manche Lebensmittel verweigern? Wissen sie vielleicht selber am besten, welche Stoffe ihr Körper gerade braucht und welche nicht?
Schäfer: Evolutionsbedingt kann man das natürlich so sehen. Deshalb mögen wir auch eher süße Lebensmittel. Denn süße Beeren sind ungiftig wohingegen bittere Pflanzen auch mal giftig sein können. Kinder sind daher noch viel sensibler, was süß und bitter angeht. Aber in der heutigen Zeit ist es eher so, dass gegessen wird, was auf den Tisch kommt, beziehungsweise das, was die Einkaufsmärkte hergeben. Beim Einkauf werden Kinder auch von Werbung und anderen Faktoren beeinflusst.
apomio.de: Wie bekommt man als Mutter sein Kind dazu ungeliebte Dinge wie eben besagten Brokkoli, Karotten oder Obst zu essen? Haben Sie einen besonderen Trick?
Schäfer: Eine Sache ist die sogenannte Vermeidungsstrategie. Man sollte nicht sagen‚ du musst das jetzt essen, weil es gesund ist‘. Ein anderer Trick ist, die Kinder sehr früh bei der Zubereitung mithelfen zu lassen. So können Sie spielerisch erfahren, dass mit Gemüse gut gekocht werden kann. Man kann auch Fingerfood bereitstellen, wie Paprikastreifen mit einem süßen Dip, so gewöhnt sich das Kind an diese Lebensmittel. Eltern sollen auch nicht gleich aufgeben, wenn das Kind etwas nicht mag. Man sagt bis zu 17 Versuche sollte man dem Kind gewähren, bis es ein Lebensmittel isst, das es vorher nicht gemocht hat. Die Art und Weise der Essenszubereitung und Vermittlung dem Kind gegenüber ist natürlich ein ganz wesentlicher Faktor.
apomio.de: Gibt es andere Faktoren, die die Kinder beeinflussen?
Schäfer: Zum Beispiel kann die Mutter während der Schwangerschaft das spätere Geschmacksempfinden des Kindes beeinflussen. Wenn die Mutter prinzipiell meint etwas vermeiden zu müssen, dann ist es oft so, dass das Kind es im Nachhinein auch nicht isst. Oder auch leichter Lebensmittelallergien entwickeln kann.
apomio.de: Was ist denn ihr Lieblingsessen?
Schäfer: Mein Lieblingsessen? Ich esse wirklich alles, außer Oliven und Kartoffelpuffer.
apomio.de: Haben Sie es 17 Mal probiert?
Schäfer (lacht): Ich glaube nicht, vielleicht liegt’s ja daran.
Daniela Schäfer arbeitet selbstständig als Ernährungsberaterin in der Region um Nürnberg. Sie gibt neben Ernährungsberatungen und -therapien auch Küchen- und Einkaufstrainings. Sie arbeitet vor allem mit Menschen, die an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, Adipositas, Untergewicht, Diabetes mellitus oder einer Stoffwechselstörung leiden. Weitere Informationen zu Person und Programm finden Sie unter www.jederzellessenzielles.de.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.