Kinder und Musikinstrumente
Wenn Kinder ein Musikinstrument lernen, fördert sie das in vielerlei Hinsicht. Zudem schafft es einen Raum, in den sie sich zurückziehen und kreativ ausleben können. Wenngleich das Erlernen eines Instruments mitunter langwierig scheint und einiges an Motivation benötigt – es wird hier etwas vermittelt, wovon das Kind sein Leben lang profitiert. Dieser Artikel befasst sich ausführlich mit Instrumentalunterricht für Kinder. Ab wann können Kinder ein Musikinstrument lernen? Welches Instrument ist das Richtige? Wie muss geeigneter Unterricht für Kinder aussehen? Auch die Vorteile, die mit dem Erlernen eines Instruments verbunden sind, werden beleuchtet. Abschließend soll der Fokus darauf gelegt werden, wie Eltern ihre Kinder zum Üben motivieren, sodass die Freude am Instrument auch langfristig bestehen bleibt.
Inhaltsverzeichnis:
- Ab wann ist es sinnvoll, ein Musikinstrument zu lernen?
- Warum ist es gut, wenn Kinder ein Musikinstrument lernen?
- Kinder und Musikinstrumente: Vorteile im Überblick
- Welches Musikinstrument ist das richtige für mein Kind?
- Welcher Musikunterricht passt zu meinem Kind?
- Wie motiviere ich mein Kind zum Üben?
- Kinder und Musikinstrumente: Das ist wichtig
- Musikunterricht fürs Kind – eine Frage des Einkommens?
Ab wann ist es sinnvoll, ein Musikinstrument zu lernen?
Kinder lieben Musik. Da ergibt sich der Wunsch, ein Musikinstrument zu erlernen, häufig ganz von selbst. Spätestens wenn der Sprössling mit leuchtenden Augen von Klavier-, Flöten- oder Gitarrenunterricht schwärmt, fragen sich Eltern, wann denn eigentlich der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, um ein Instrument zu lernen.
Grundsätzlich kann hier das Schulalter als Richtwert angenommen werden. Das ist allerdings nicht zwingend in Stein gemeißelt. Schließlich hängt das richtige Alter für Instrumentalunterricht nicht zuletzt von der individuellen Entwicklung des Kindes sowie dem Instrument des Interesses ab. So macht es manchmal Sinn, mit dem Erlernen von bestimmten Instrumenten noch etwas abzuwarten, während andere Instrumente auch schon im Vorschulalter gut geeignet sind.1
Bis der eigentliche Instrumentalunterricht starten kann, profitieren die Kleinen von musikalischer Früherziehung. Sie ist vor allem auf die Bedürfnisse von Kindern von etwa vier bis sechs Jahren ausgerichtet. Spielerisch wird hier Freude an Musik vermittelt. Ob gemeinsames Singen, Tanzen oder Musikhören – da ist für jeden etwas dabei. Auch ein erstes Kennenlernen und Ausprobieren von verschiedenen Instrumenten steht am Programm. In der Regel experimentieren die Kleinsten mit sogenannten Orff-Instrumenten wie etwa Glockenspiel, Triangel, Schellen oder Xylophon.2
Weshalb es wichtig ist, das Erlernen eines Musikinstruments vom Alter des Kindes abhängig zu machen? Das ist rasch erklärt: Interesse für ein bestimmtes Instrument allein reicht für Unterricht nicht aus. Damit Kinder ein Musikinstrument erlernen können, braucht es grundlegende Voraussetzungen wie etwa Geduld, Konzentration, eine entsprechende Auffassungsgabe und nicht zuletzt ausreichende motorische Fertigkeiten. Diese sind in der Regel etwa ab dem Schulalter hinreichend vorhanden.3
Bei manchen Instrumenten ist außerdem die körperliche Konstitution des Kindes nicht ganz unwesentlich. So muss es sein Instrument buchstäblich im Griff haben können (ein gutes Beispiel: Kontrabass). Zum Erlernen vieler Blechblasinstrumente ist zudem ein abgeschlossener Zahnwechsel sinnvoll.4
Warum ist es gut, wenn Kinder ein Musikinstrument lernen?
Das Lernen eines Musikinstruments ist für Kinder mit unzähligen Vorteilen verbunden, da sind sich Fachleute einig. Mehrere Studien untermauern die positive Wirkung auf die kindliche Gehirnentwicklung. So konnten nicht nur deutliche Effekte auf Lese- und Rechtschreibkompetenz nachgewiesen werden, auch in Bezug auf Aufmerksamkeit und Konzentration profitieren Kinder, die ein Instrument lernen. Zudem kann Instrumentalunterricht Verhaltensauffälligkeiten wie etwa Hyperaktivität entgegenwirken.5
Wenn Kinder ein Musikinstrument lernen, fördert sie das vielfältig. Angefangen von Motorik und Konzentration über Kreativität bis hin zur emotionalen Intelligenz kommt hier kaum ein Bereich zu kurz. So schult das Spielen eines Instruments Feinmotorik sowie Koordination ganz besonders. Zudem werden Gehör und Rhythmusgefühl entsprechend trainiert. Das Kind entfaltet sich nicht nur kreativ, auch auf die Persönlichkeitsentwicklung sowie soziale Kompetenzen wirkt sich das Erlernen eines Musikinstruments positiv aus. Offenheit, Eigenverantwortung, Disziplin oder Ehrgeiz werden hier ebenso geschult wie Empathie und Teamfähigkeit – beim Musizieren in der Gruppe etwa.6
Darüber hinaus stärkt das Erlernen eines Instruments die Merk- und Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer sowie Selbstkontrolle bei Klein und Groß. Der positive Einfluss auf das kindliche Selbstvertrauen ist mitunter enorm.7
Kinder und Musikinstrumente: Vorteile im Überblick
- Fördert kindliche Gehirnentwicklung
- Schult Motorik (v.a. Feinmotorik sowie Koordination)
- Nimmt positiven Einfluss auf Lese- und Rechtschreibkompetenz
- Steigert Konzentration und Aufmerksamkeit
- Wirkt positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung (Ausdauer, Disziplin, Offenheit, Eigenverantwortung, Ehrgeiz, Selbstvertrauen,…)
- Fördert soziale Intelligenz (Empathie, Teamfähigkeit,…)
- Wirkt Verhaltensauffälligkeiten entgegen
- Fördert Kreativität und Wohlbefinden
- Schult Gehör und Rhythmusgefühl
- Schafft Rituale und Rückzugsorte
Welches Musikinstrument ist das richtige für mein Kind?
Die Auswahl an Musikinstrumenten für Kinder ist riesig. Welches das Richtige ist, hängt nicht nur vom Wunsch des Sprösslings ab, auch Alter sowie körperliche Voraussetzungen sind ausschlaggebend. So gibt es Instrumente, die schon für jüngere Kinder gut geeignet sind (Klavier, Blockflöte oder Geige etwa), aber auch solche, die eher für Kinder im späteren Grundschulalter passen (zum Beispiel Saxophon, Tuba oder Kontrabass). Manche Instrumente sind in verschiedenen Größen erhältlich, sodass man sie gut an das jeweilige Alter des Kindes anpassen kann. Gute Beispiele hierfür sind etwa Gitarre oder Schlagzeug.9
Um mit Feuereifer bei der Sache zu bleiben, ist es wichtig, dass Kinder ihr Musikinstrument selbst wählen. Dazu braucht es die Möglichkeit, verschiedene Instrumente kennenlernen und ausprobieren zu dürfen. Gelegenheit hierzu ergibt sich etwa beim Tag der offenen Tür einer Musikschule. Häufig werden in Musikschulen auch spezielle Kurse angeboten, in denen Kinder verschiedene Musikinstrumente kennenlernen können (Instrumentenkarussell).10
Was bei der Wahl des richtigen Musikinstruments für Kinder berücksichtigt werden sollte, ist das Naturell des Sprösslings. So ist für ein eher bewegungsfreudiges Kind die Geige eventuell weniger gut geeignet, als das Schlagzeug. Darüber hinaus sollte man sich überlegen, ob gegebenenfalls auch eine langfristige Begleitung des Kindes möglich ist. Etwa wenn das Musikinstrument zu schwer ist, um es selbst zu transportieren, oder der Unterrichtsort nicht leicht erreichbar ist.
Nicht zuletzt sind bei der Wahl des passenden Musikinstruments auch die Anschaffungskosten relevant. Hier ist die Frage, was man sich leisten kann beziehungsweise möchte. So schlagen etwa eine Blockflöte oder Gitarre weit weniger zu Buche als ein Klavier oder Schlagzeug. Größere Investitionen zahlen sich nur dann aus, wenn das Kind entsprechend motiviert ist und langfristig bei der Sache bleibt.11
Welcher Musikunterricht passt zu meinem Kind?
Möchte das Kind ein Instrument erlernen, gibt es hierzu mehrere Möglichkeiten. So kann Gruppen- oder Einzelunterricht gewählt werden. Während das Gruppengeschehen Kreativität und Musikalität auf besondere Art und Weise zu fördern vermag, fokussiert Einzelunterricht besser auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes.
Natürlich ist hier ausschlaggebend, was dem Kind mehr Spaß macht. Manche Kinder benötigen zum Lernen eines Instruments zwar das soziale Gefüge, sind mit zu großen Gruppen aber rasch überfordert. In solchen Fällen kann Unterricht zu zweit oder in der Kleingruppe eine gute Lösung sein.
Um ein Instrument zu erlernen, bieten sich verschiedene Orte an. Hier wählt man am besten nach individuellen Vorlieben. Sinnvoll ist es, den Tag der offenen Tür zu besuchen beziehungsweise Schnupperstunden zu vereinbaren, bevor man sich entscheidet. Während manche Kinder in der Musikschule oder im Musikverein gut aufgehoben sind, sind andere im Volkshochschul-Kurs oder im Orchester glücklicher. Natürlich spielt hier auch die Erreichbarkeit eine Rolle.
Übrigens werden oftmals auch spezielle Kurse angeboten, wie etwa Eltern-Kind-Musikunterricht, Gehörbildung, Musiktheorie oder das schon erwähnte Instrumentenkarussell. Manchmal setzen Eltern lieber auf privaten Instrumentalunterricht. Hierbei ist nicht nur wichtig, dass der gewählte Lehrer etwas von seinem Fach versteht, er muss zudem einen guten Draht zu Kindern haben. Auf diese Weise gelingt es dem Nachwuchs nämlich ungleich leichter, eine positive Beziehung zu Musik im Allgemeinen und ihrem Instrument im Besonderen zu entwickeln.12
Wie motiviere ich mein Kind zum Üben?
Um ein Instrument zu lernen, braucht es vor allem Übung. Das kann mitunter anstrengend sein und frustrieren. Eltern, deren Kinder ein Musikinstrument lernen, kennen Phasen der fehlenden Motivation bestimmt. Wesentlich ist es, das Kind hier gut zu begleiten. Durchhänger ernst zu nehmen, den Nachwuchs aber dennoch zum Üben zu animieren.
Hierzu ist es wichtig, dem Kind einen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem es sich seinem Instrument ungestört widmen kann. Nur so ist eine entsprechende Fokussierung möglich. Das muss nicht zwingend ein eigenes Musikzimmer sein, eine liebevoll gestaltete Ecke im Wohn- oder Kinderzimmer ist hier völlig ausreichend. Zudem sollte stets bedacht werden, dass die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne von Kindern begrenzt ist. Es ist demnach sinnvoll, jeden Tag etwa 15-30 Minuten für das Musikinstrument einzuplanen, statt an ein bis zwei Tagen in der Woche länger zu üben. Tägliches Üben garantiert zudem eine gewisse Routine und wird von Kindern wegen des rituellen Charakters meist besser akzeptiert. Vor allem kleine Kinder üben ungern alleine. Sie lieben es, wenn sich Mama und Papa zu ihnen gesellen oder zumindest in Hörweite zu bleiben. Dabei sollte das Kind aber nicht unterbrochen oder gar kontrolliert werden. Positive, wertschätzende Kommentare sind aber natürlich stets willkommen. Motivierend kann es auch wirken, wenn das Kind zwischendurch dazu angehalten wird, Stücke zu spielen, die es schon gut beherrscht. Wenn auch Mama oder Papa musikalisch sind, wird ein gemeinsames Musizieren durchaus gerne angenommen.
Kinder und Musikinstrumente: Das ist wichtig
Wenn Kinder ein Musikinstrument lernen, ist einiges zu bedenken. Abschließend möchten wir die wichtigsten Tipps noch einmal zusammenfassen:
- Ab dem Grundschulalter bringen Kinder in der Regel die Voraussetzungen mit, um ein Musikinstrument zu erlernen.
- Manche Instrumente sind allerdings erst etwas später geeignet.
- Um das richtige Instrument zu finden, sind Ausprobieren und Schnupperstunden sinnvoll. Der passende Instrumentalunterricht will gut überlegt sein.
- Wenn Kinder ein Instrument erlernen, fördert sie das vielfältig.
- Kinder üben ihr Instrument am besten täglich in überschaubarem Zeitrahmen.
- Ein ruhiger Rückzugsort zum Musizieren sollte vorhanden sein.
- Druck wirkt wenig motivierend. Eltern sollten stattdessen Interesse zeigen, das Können des Kindes positiv bestärken und so die Freude an Musik fördern.
Musikunterricht fürs Kind – eine Frage des Einkommens?
Dass Musikunterricht für das Kind immer auch eine Frage der finanziellen Mitteln ist, lässt sich nicht abstreiten. Je nachdem, welches Musikinstrument erlernt werden soll, können die Kosten für Anschaffung und Unterrichtsstunden variieren. Eventuell sind hier auch Kompromisse notwendig, weil die Wahl des geeigneten Musikinstruments ans Einkommen der Eltern angepasst werden muss. Hier sollte jedoch bedacht werden, dass es gerade bei teuren Musikinstrumenten in der Regel die Möglichkeit gibt, diese zu mieten beziehungsweise in moderaten Raten abzuzahlen.
Auch im Hinblick auf den gewählten Instrumentalunterricht ist die Bandbreite groß. So muss es nicht zwingend der teure Einzelunterricht beim Konzertmusiker sein. Volkshochschulen und Musikschulen beziehungsweise Musikvereine bieten häufig günstige Tarife für Kinder an. Hier sollte man sich auch nicht scheuen, nach Fördermöglichkeiten für einkommensschwache Familien zu fragen.
Soll es Einzelunterricht sein, bieten sich motivierte Musikstudenten als Lehrer an. Gerade jüngere Leute haben oftmals einen besonders guten Draht zu Kindern. Eventuell findet sich auch ein zweites Kind, um die Kosten zu teilen. Zudem muss es nicht zwingend wöchentlicher Unterricht sein. Auch zweiwöchentliche Intervalle sind geeignet, wenn das Kind zwischendurch entsprechend übt.
Quellen anzeigen
Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.