Kinderwunschkliniken: Medizinische Hilfe beim größten Wunsch
In Deutschland bleiben etwa 12 bis 15 Prozent der Partnerschaften trotz eines Kinderwunsches kinderlos. Eine richtige Anlaufstelle für Paare, die ihren Kinderwunsch nicht erfüllen können, können Kinderwunschzentren sein. Welche Möglichkeiten hat man in solch einem Zentrum? Wer darf eigentlich eine künstliche Befruchtung in Anspruch nehmen und wie gestaltet sich der Ablauf? Wissenswertes im folgenden Beitrag.
Unerfüllter Kinderwunsch – Wann Hilfe?
Der Schritt medizinische Hilfe einzuholen, wenn eine Schwangerschaft nicht auf Anhieb eintritt, so sehnlichst man sich diese doch wünscht, sollte nicht sofort gemacht werden. Bei einer Wartezeit von bis zu einem Jahr ist nach wie vor von einem Normalfall die Rede; erst nach Ablauf dieser Zeit kann der Verdacht auf eine Fruchtbarkeitsstörung gehegt werden und erst nach Ablauf von zwei Jahren unerfüllter Schwangerschaft sprechen Mediziner von einer sterilen Partnerschaft.
Eine primäre Sterilität liegt vor, wenn die Frau noch nie in ihrem Leben schwanger war. Die Bezeichnung Infertilität bedeutet, dass die Frau zwar schwanger werden kann, aber das Kind nicht bis zur Lebensreife austragen kann. Die Ursachen für eine Sterilität sind vielfältig und sind zu einem Drittel bei der Frau, zu einem Drittel bei dem Mann zu finden oder die Ursache liegt bei Mann und Frau gemeinsam oder bleibt unbekannt.
Erste Ansprechpartner sind in der Regel Gynäkologen und Urologen. Neben verschiedenen diagnostischen Untersuchungen, wie unter anderem der gynäkologischen Spiegelung, kann der behandelnde Arzt eine Empfehlung für ein Kinderwunschzentrum aussprechen. Ursachen bei der Frau können unter anderem sein:
- tubare Sterilität / Tubenverschluss nach einer Salpingitis
- gestörter Transport der Eizelle durch eingeschränkte Beweglichkeit der Tuben
- Endometrioseherde in den Tuben
- primäre und sekundäre Ovarialinsuffizienz
- Uterusmyome
- Uterusfehlbildung
- zervikale Störungen
- Spermienantikörper im Zervixschleim
- anatomische Schwangerschaftshindernisse
Zu den männlichen Sterilitätsursachen zählen unter anderem
- Störungen der Spermienproduktion
- des Spermientransports
- Funktionsstörungen der Spermien selbst
- entzündliche Stenosen der Samenwege
- gestörte Testosteronproduktion in den Hoden
- erektile Dysfunktion
Kinderwunschbehandlung
In sogenannten Kinderwunschpraxen, Kinderwunschzentren – oder Kliniken können sich Paare einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege bisher nicht eingetreten ist.
In einem ausführlichen Anamnesegespräch wird eine ausführliche Beratung zu der individuellen Situation durchgeführt und ebenfalls eine psychologische Betreuung bei unerfülltem Kinderwunsch angeboten.
Sofern die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch noch nicht bekannt ist, wird dieser in dem Kinderwunschzentrum auf den Grund gegangen. Folgende Methoden werden von medizinischen Spezialisten angewendet:
- Hormonuntersuchungen bei Mann und Frau
- Spermiogramm, um die Spermienqualität zu beurteilen
- Zyklusüberwachung
- Bauch- und Gebärmutterspiegelung
Die Therapie in dem Kinderwunschzentrum richtet sich nach der jeweiligen Ursache, sprich der Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch – die oben genannten Methoden dienen lediglich als ein Überblick. Empfohlen wird kontinuierlich und bereits vor einem Behandlungsbeginn Folsäure-Tabletten einzunehmen.
Reproduktionsmedizin bei unerfülltem Kinderwunsch
Mit Hilfe der Reproduktionsmedizin, die dann ansetzt, wenn Störungen bei der natürlichen Fortpflanzung auftreten, können viele Paare schwanger werden: In Deutschland sind in den Kinderwunschzentren im Jahr 2013 84.000 Behandlungszyklen von Frauen erfasst worden.
Die Reproduktionsmedizin unterstützt die natürliche und assistierte Fortpflanzung des Menschen. Der Oberbegriff „Reproduktionsmedizin“ wird unterteilt in verschiedenen Methoden, um zu einer Schwangerschaft zu verhelfen. Diese sind:
Intrauterine Insemination
Bei der intrauterinen Insemination erfolgt das transvaginale Einbringen des aufbereiteten Spermatozoenkonzentrat des Partners oder eines Samenspenders in das Cavum uteri (der Innere, mit Schleimhaut ausgekleidete, Uterus).
Die Insemination ist die häufigste Methode der künstlichen Befruchtung und findet im Körper der Frau statt; lediglich das Sperma wird instrumentell eingebracht. Die Indikationen für eine intrauterine Insemination sind:
- zervikale Sterilitätsursachen, beispielsweise schlechte Durchdringbarkeit des Zervikalsekrets durch die Spermien oder Vorhandensein von Spermien-Antikörpern im Zervikalsekret
- mangelhafte Spermienqualität des Mannes
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei der In-vitro-Fertilisation kommen gewonnene Eizelle und die Zugabe aufbereiteter Spermien in einem Glasschälchen außerhalb des Körpers zusammen, damit eine Spermazelle eigenständig in die Eizelle eindringen kann. Im Anschluss daran folgt die intrauterine Transfer von maximal drei Embryonen im Achtzellstadium.
Die Indikationen für eine In-vitro-Fertilisation sind unter anderem tubare Sterilität sowie mangelhafte Spermienqualität. In etwa 30 Prozent der Fälle tritt eine Schwangerschaft ein, die tatsächliche Geburtenrate liegt bei 20 Prozent (sogenannte „baby-take-home-Rate“). Die Rate an Mehrlingsschwangerschaften liegt bei etwa 20 bis 30 Prozent.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die Durchführung der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion erfolgt analog der Durchführung bei der in-vitro-Schwangerschaft mit einem folgendem entscheidenden Unterschied: Ein Spermium wird mittels spezieller Punktionskanüle unter mikroskopischer Sicht direkt in die Eizelle eingebracht. Die Indikation für dieses Verfahren ist beispielsweise bei unbeweglichen Spermien des Mannes gegeben.
Kostenübernahme durch Krankenkasse?
Die Kosten einer künstlichen Befruchtung hängen von dem Alter des Paares mit Kinderwunsch ab und dessen Familienstand. Einige Krankenkassen bieten über die normale Kostenübernahme hinaus Leistungen an und zahlen Anteile an maximal drei Versuchen einer künstlichen Befruchtung außerhalb des Körpers. Die Höhe des Zuschusses ist von der jeweiligen Krankenkasse abhängig.
Auch unverheiratete Paare können einen staatlichen Zuschuss für die Kinderwunschbehandlung erhalten. Kassen übernehmen die Kosten nur bei verheirateten Paaren. Laut einem Urteil des Bundessozialgerichts vom November 2014 dürfen Kassen keine Kosten bei unverheirateten Paaren übernehmen.
Die Kosten einer Kinderwunschbehandlung liegen in Deutschland – je nach Methode und Anbieter – bei mindestens 2000 Euro pro Versuch. Da leider nicht jeder Versuch automatisch zu einer Schwangerschaft verhilft, ist allerdings prinzipiell mit höheren Kosten zu rechnen. Jede Kinderwunschbehandlung verläuft individuell.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.